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Rotlichtviertel, Pubhotels und bayerisches Bier

Feucht-fröhliche Abende lassen sich in Sydney am besten im berühmten Rotlicht- und Vergnügungsviertel Kings Cross oder im historischen Quartier The Rocks verbringen. Egal, ob ein hipper Club oder ein gemütliches Pubhotel – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Doch die Stadt hat auch ausgefallenere Lokalitäten zu bieten.

Unterwegs im Rotlicht- und Vergnügungsviertel Kings Cross.

Unterwegs im Rotlicht- und Vergnügungsviertel Kings Cross.

Dass Australier durchaus etwas mit frisch Gezapftem anzufangen wissen, beweist das Münchner Oktoberfest jedes Jahr recht eindrucksvoll. Horden von „Aussies“ fallen dann auf der Theresienwiese ein und verkosten hektoliterweise bayerisches Bier. Einige unserer bisherigen flüchtigen Bekanntschaften hier kannten sogar nur das Oktoberfest, von München selbst hatten sie noch nie etwas gehört. Doch auch zu Hause amüsieren sie sich gerne feucht-fröhlich. Und dazu ist Sydney nicht gerade der schlechteste Ort.

Das Rotlicht- und Vergnügungsviertel Kings Cross – eine Art Hamburger Reeperbahn auf australisch – und der historische Stadtteil The Rocks unter der Harbour Bridge zählen zu den beliebtesten Amüsiermeilen der Stadt. Die zahlreichen, bestimmt sehr angesagten, garantiert aber teuren Clubs der Stadt habe ich – auch zu Hause kein Discogänger – noch nicht von innen gesehen.

Lieber Pubs als Discos

Fortune of War - ältester Pub Sydneys.

Fortune of War - ältester Pub Sydneys.

Bemerkenswert sind aber die oft zig Meter langen Schlangen vor deren Eingangstüren. Mich der Willkür der Türsteher auszusetzen, habe ich bisher aber noch keinen Drang verspürt.

Viel gemütlicher sind da schon Sydneys Pubs. Ob das traditionelle „Three Wise Monkeys“ in der City, Sydneys ältestes Pub „The Fortune of War“ in The Rocks oder das O’Malley’s in Kings Cross – urige Einrichtung und Live-Musik verführen dazu, mindestens einen Bus später nach Hause zu nehmen.

Doch australischer war jedoch ein Pub, das wir auf einem unserer Ausflüge in die Umgebung besucht haben. Allein der Ortsname Jambaroo – zwischen Sydney und der Hafenstadt Wollongong gelegen – versprach schon vieles.

In der Kneipe selbst war scheinbar die komplette männliche Bevölkerung des Ortes versammelt und ließ sich von uns nicht großartig beim Feierabend-Bier stören.

Pub in Jambaraoo auf dem Land.

Pub in Jambaraoo auf dem Land.

Die Wände konnte man hinter unzähligen Erinnerungsstücken – vom Porträt von Nelson Mandela über einen Wimpel von Fortuna Düsseldorf bis hin zum Teamfoto der Wollongong Wolves – kaum mehr erkennen. Im Kühlschrank lagerten Fünf-Liter-Tetra-Packs mit Rotwein. In einem Nebenraum mit unzähligen ausgehängten Quoten starrte ein paar Wetter auf mehrere Bildschirme mit Hunde- und Pferderennen und hielten nervös die gerade ausgefüllten Wettscheine in der Hand.

Pub + Hotel = Pubhotel

Häufig handelt es sich bei den traditionellen australischen Kneipen – egal ob in der Stadt oder in der Provinz – um so genannte Pubhotels, die gleichzeitig auch Mahlzeiten und sogar Zimmer zum Übernachten anbieten. Sicher sehr praktisch, wenn man mal einen über den Durst getrunken hat.

Pubhotel O'Malley's in Kings Cross.

Pubhotel O'Malley's in Kings Cross.

Apropos über den Durst trinken: Auch wenn ich das Bier vom australischen Festland etwas fad und wässrig finde und den Gerstensaft aus Tasmanien bevorzuge, hält das sonst niemanden davon ab, auch die heimischen Sorten ausgiebig zu konsumieren. Einige verspüren in dem dadurch verursachten Zustand offenbar den Zwang, sich ihrer Kleidung zu entledigen.

In Sydney konnten wir bereits beobachten, wie die Polizei einen dieser Flitzer zwingen musste, sich wieder anzuziehen. In Canberra, wo ich eine Nacht in der Jugendherberge verbrachte, musste ich gar um 5 Uhr morgens einem Zimmergenossen die Türe öffnen. Dieser stand nur noch mit Unterhosen bekleidet vor mir, fror erbärmlich und hatte keine Ahnung, wo er seine Kleidung inklusive seiner gesamten Habseligkeiten gelassen hatte. Ich fand Canberra ja auch langweilig, aber meine Verzweiflung derart zu ertränken, habe ich dann doch nicht für nötig befunden.

Blick von der Orbit Bar auf die Harbour Bridge.

Blick von der Orbit Bar auf die Harbour Bridge.

Discos und Kneipen hat jede Stadt, in Sydney aber gibt es auch noch einige andere, etwas außergewöhnlichere Lokalitäten. Die Orbit-Bar befindet sich im 47. Stock eines Hochhauses und dreht sich. Etwa eineinhalb Stunden braucht die Bar für eine Runde, Blick auf Oper und Harbour Bridge inklusive. Gehobene Preise auch.

Ein noch spezielleres Erlebnis wäre sicher ein Besuch in der Bar gewesen, die sehr aussagekräftig „minus5experience“ heißt. Dieser Name bezieht sich allerdings nicht auf die Temperatur in der Kühltruhe, nein, im Innenraum herrschen tatsächlich fünf Grad unter dem Gefrierpunkt.

Die Gläser, die Theke und auch alles sonst sind aus purem, aus Neuseeland importiertem Eis. Die Besucher werden mit Anorak und Handschuhen ausgestattet, nach 30 Minuten wird man wieder hinauskomplimentiert, ausgeschenkt werden nur Cocktails mit Wodka – alles andere würde gefrieren.

Bayern für Australier

Doch leider vermiesten uns nirgendwo angekündigte Renovierungsarbeiten diese, für das vergangene Wochenende fest eingeplante Erfahrung. Und verhinderten werbewirksame Fotos in meiner Kolumne. Selbst schuld. Werbung hat Sydneys Ice Bar wohl keine mehr nötig.

Lust auf Pork Knuckle?

Lust auf Pork Knuckle?

Trotz der vielen verschiedenen Ausgehmöglichkeiten, ist eine Kneipe, zumindest immer wenn ich bisher davor stand, zum Bersten voll. Und das hängt wiederum mit der Vorliebe der Australier für das Oktoberfest zusammen: Im „Löwenbräu“ gibt es Bier aus München, Bedienungen im Dirndl und Schweinshaxen. Die Einheimischen lassen sich dennoch nicht daran hindern, im knappen Disco-Outfit hinein zu strömen. Mein Heimweh war bisher aber nicht groß genug, mir das anzutun.

Da fällt mir aber ein: Bald beginnt mein geliebter Barthelmarkt, das größte Volksfest in unserer Region. Ohne mich.

Fotos: Kathrin Schierl

Raushier-Reisemagazin

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