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Hitze, Highlights, Heavy Metal – Wacken Open Air 2013

Beobachtungen aus der Sicht zweier Metalheads: Endlich Mittwoch! Das  Auto ist beladen. Auf geht`s für uns zum 14. Mal nach Wacken! Offiziell beginnt das 24. Wacken Open Air erst am Donnerstag, aber bereits am Mittwoch geht es mit einigen unbekannteren Bands los. Vier Tage Heavy Metal live!

Die Tore öffnen sich, WOA 2013 beginnt.. Foto: Matthias Kirchner

Die Tore öffnen sich, WOA 2013 beginnt.. Foto: Matthias Kirchner

Insgesamt werden 120 Bands auf dem WOA spielen. Unmöglich, sich alle anzuhören, bei  sieben Bühnen gibt es natürlich auch Zeitüberschneidungen. Zudem ist der Stil der Bands sehr unterschiedlich.  Alles ist zwar Metal, aber Schlager, Volksmusik und mittelalterliche Klänge fließen mit ein. Dazu später mehr.

Außerdem kann man im Metalmarket shoppen gehen, sich ein Airbrush-Tattoo machen lassen oder einen der Informationsstände besuchen. Dieses Jahr ist  auch ein Stand der Nordsee*Schleswig-Holstein dort. Sie zeigen den auswärtigen Besuchern die schönsten Nordsee-Urlaubsziele.  Abends wird auf dem Moviefield auch ein Film gezeigt, der „irgendwas mit Metalmusik“ zu tun hat.

Mambo Kurt. Foto: Matthias Kirchner

Mambo Kurt. Foto: Matthias Kirchner

Nach einer staufreien Fahrt auf der Autobahn geht es die letzten fünf Kilometer mit mehr stop als go Richtung Wacken.  Nach drei Stunden sind wir endlich am Check-in, Bändchen holen, auf zum Campground und das Zelt aufbauen. Dort werden erste Kontakte geknüpft, man muss mit seinen Nachbarn auf Zeit ja gut auskommen.

Danach geht’s erst einmal auf’s Festivalgelände. Pflichttermine sind die WOAFirefighters und Mambo Kurt. Die Wackener Feuerwehrkapelle gehört zum WOA wie das Amen in der Kirche.  Jedes Jahr haben sie mehrere Auftritte auf der Biergarten Bühne. Auch andere Festivals wollten die Kapelle schon engagieren.

Ein ganz normales Wacken-Wochenende. Foto: Matthias Kirchner

Ein ganz normales Wacken-Wochenende. Foto: Matthias Kirchner

Genauso eine Institution ist Mambo Kurt. Mit seiner Heimorgel verpasst er jedem Song einen Metaltouch. Mit seinem 80iger-Jahre-Outfit könnte er auch jedes Altenheim rocken.

Ein weiterer Biergarteneinheizer ist die bayrische Kombo  Blechblosn. Mit einer Mischung aus Blasmusik und Metal bebt der Biergarten.

Der Hauptact des Abends ist Santiano. Was die mit Metal zu tun haben, weiß keiner, aber sie spielen auf der kleinen Wackinger Bühne. Da am Mittwoch das Infield mit den Hauptbühnen noch nicht geöffnet hat, drängt sich alles vor dieser Bühne, mit dem Effekt, dass man weder irgendetwas sehen kann noch einen annehmbaren Sound hat. Schade!

Die Wasteland Warriors. Foto: Matthias Kirchner

Die Wasteland Warriors. Foto: Matthias Kirchner

Zur weiteren Belustigung der geneigten Gäste gibt es im Wackinger Village jeden Abend eine Feuershow mit verschiedenen Künstlern. Besonders erwähnt seien die Wasteland Warriors. Diese martialisch aussehenden Kerle lassen denken, man sei  in einem Mad-Max-Film gelandet.

Der krönende Abschluss des Abends sind die Masters of Comedy. Durch das Programm führt Fat King Konrad, der  gerne eine Glühbirne isst oder sich einen Böller im Hintern anzündet. Kay Ray zog sich sogar während der Show aus und formte lustige Figuren aus seinem Penis. Comedy für Erwachsene!

Dezperadoz. Foto: Matthias Kirchner

Dezperadoz. Foto: Matthias Kirchner

Am Donnerstag stehen Feuerschwanz, Deep Purple, Rammstein und Dezperadoz auf meinem Tagesplan. Es spielen zwar noch einige andere interessante Bands, aber weniger ist in diesem Fall mehr. Zwischendurch mal am Zelt relaxen, im Dorf ein Bier trinken und die vorbei ziehenden Metalheadz beobachten. Auch das ist alles Wacken.

Feuerschwanz  mit ihrer Geigerin Johanna von der Vögelweide macht Mittelalter-Folk-Comedy. Sie treten an vier Tagen auf. Lustig-frivole Texte zu eingängigen Melodien lassen die Fans mitsingen und tanzen („Bück dich Fee“-Wunsch ist Wunsch). Einfach Gute-Laune-Macher!

Die Apokalyptischen Reiter. Foto: Matthias Kirchner

Die Apokalyptischen Reiter. Foto: Matthias Kirchner

Danach kommt der Headliner Deep Purple. Die Urgesteine der Rockmusik haben nichts verlernt und verleihen mit Liedern wie `Smoke on the Water´ Wacken einen nostalgischen Touch.

Doro auf der Pressekonferenz. Foto: Matthias Kirchner

Doro auf der Pressekonferenz. Foto: Matthias Kirchner

Als absolutes Highlight wird Rammstein gehandelt. Ich bin nun nicht unbedingt ein Fan der Gruppe,  einige Lieder sind ganz nett, aber kein Metal. Die Bühnenshow aber ist einmalig, wenn man das Glück hat, alles live oder auf einer Videoleinwand zu verfolgen. 75.000 verkaufte Karten und 9500 `Mitarbeiter ´sind die offiziellen Zahlen, gefühlt waren es so circa 130.000 Leute, die sich im überfüllten Infield drängeln. Das macht dann einfach keinen Spaß mehr! Der Auftritt von Heino (ein Highlight für Schlagerfans!) wurde im Vorfeld als billige PR-Aktion abgetan und überzeugt dann auch nicht wirklich. Heino steht ziemlich hilflos auf der Bühne, und Rammstein kann mit ihm nichts anfangen, fand ich.

Aber für mich ist der Abend noch nicht zuende. Auf der Wet-Stage treten gerade noch die Dezperadoz auf. Die Jungs aus Heidelberg spielen Westernmetal. Dabei covern sie nicht nur gute, alte Westernsongs und geben ihnen eine Metalnote, sondern sie schreiben auch eigene, neue Lieder. Ein Highlight des Gigs ist die Coverversion von ´Pokerface´.

Dezperadoz. Foto: Matthias Kirchner

Dezperadoz. Foto: Matthias Kirchner

Am Freitag geht alles etwas langsamer. Die Sonne brennt vom Himmel, und man möchte nur noch im Schatten bleiben. Bands wie Wirrwahr, Ugly Kid Joe und Comes Vagantes stehen zwar auf meiner ´Playlist´, aber es ist einfach zu heiß, um auf den Platz zu gehen. Man muss sich ja noch Energie für Motörhead und Doro aufheben.

So lernt man die Leute im Camp auch besser kennen. Altmetaler schlagen ihr Zelt neben Teenies auf. Man hilft sich gegenseitig mit Dosenöffner, Pflaster und Kaffee und trinkt dann gemeinsam ein Bier. Rene (19), Maxi (18) und Jeroen (19) aus Kiel sind zum zweiten Mal da und machen eine ´riesen Pardie´. Daneben wohnen Martin (52) und Britta (44) aus Radevormwald. Sie waren schon mehrere Male beim WOA. Stressfrei genießt man zusammen die große Wackenfamilie.

Feuerschwanz. Foto: Matthias Kirchner

Feuerschwanz. Foto: Matthias Kirchner

Motörhead muss seine Fans leider enttäuschen, nach nur 30 Minuten bricht Lemmy das Konzert sichtlich erschöpft ab. Da Motörhead nur unter Vorbehalt zugesagt hat, kann man es ihnen auch nicht übel nehmen. Trotzdem danke, dass Ihr es versucht habt, und gute Besserung Lemmy!

Doro hat ihr 30jähriges Bühnenjubiläum. Das feiert sie natürlich nicht allein und hat ihre Freunde und Kollegen mit auf die Bühne gebracht.

Grave Digger, Subway to Sally, CorvusCorax und andere sind schon in Wacken und unterstützen sie bei einigen Liedern.

Eigens angereist ist Biff von Saxon und singt mit ihr seinen Song ´Demin and Leather´. Eine klasse Show. Vielen Dank, Doro!

Der Metal-Nachwuchs. Foto: Matthias Kirchner

Der Metal-Nachwuchs. Foto: Matthias Kirchner

Samstag ist immer ein wenig deprimierend in Wacken. Einige reisen schon im Laufe des Tages ab, und so kommt man fast in eine leichte Abschiedsdepression.

Morgen dauert es schon wieder 360 Tage bis zum 25. WOA. Aber heute stehen noch die Auftritte von den Apokalyptischen Reitern, Alice Cooper und Subway to Sally auf unserer Liste.

Fans. Foto: Matthias Kirchner

Fans. Foto: Matthias Kirchner

Die Apokalyptischen Reiter mischen harte Metal-Klänge mit klangvollen Melodien und orchestralem Sound. Unbedingt mal hören!

Am Abend spielt Alice Cooper. Der große Alice! Und er enttäuschte nicht! 90 Minuten rockt er Wacken vom Feinsten. Alte Lieder, ein paar Coversongs und zum Schluss seine großen Hits `Poison ´ und `School’s out´, wobei er beim letzteren noch `Brick in the Wall ´von Pink Floyd eingefügt hat.Zu den Songs gab es eine amüsante Gruselshow. Einfach klasse, der alte Mann!

Fotograf Matthias Kirchner (l.) mit frisch geschorenem Metalhead.

Fotograf Matthias Kirchner (l.) mit_frisch geschorenem Metalhead.

Subway to Sally spielt mal wieder als letztes um 1.45 Uhr. Jedes Mal versuche ich, wach zu bleiben und mich wieder ins Infield zu bewegen.

Schade Jungs, aber auch diesmal schlummere ich bei eurer Musik sanft in meinem Schlafsack ein. Am Sonntag ist Abreisetag. Man trinkt noch einen Kaffee zum Wachwerden, packt die Zelte ein und tauscht Adressen aus.

See you in Wacken next year! Rain or Shine!

 

Raushier-Reisemagazin