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East Cape in Neuseeland: Anfang vom Ende der Welt

Tief im Osten der neuseeländischen Nordinsel liegt das East-Cape, in der Sprache der Maori „Te Tairawhiti“ genannt. Nicht nur wegen der markanten Totholz-Strände muss aus Sicht eines Mitteleuropäers hier wohl das sprichwörtliche Ende der Welt liegen. Oder doch eher der Anfang?

37° 41,5´ Süd und 178 ° 32,9 ´ Ost, das sind die Koordinaten des östlichsten Zipfels Neuseelands, dem East Cape. Das Kap, welches der ganzen Region seinen Namen gibt, ist im Gegensatz zu vielen anderen Gegenden in Neuseeland vom Tourismus-Boom der letzten Jahre relativ  verschont worden. Ob dies Fluch oder Segen in der strukturschwachen Region ist, sei dahingestellt. Fest steht, das East Cape ist traditionelles Maori Land und nicht zuletzt deshalb eines der ursprünglichsten Gebiete Neuseelands.

Von Nord nach Süd

Das Pacific Coast Macadamia Nuthouse.

Das Pacific Coast Macadamia Nuthouse.

Von Opotiki aus geht es auf den Pacific Coast Highway 35, der sich rund 320 Kilometer weitestgehend direkt entlang der Küste in Richtung Süden schlängelt und in Gisborne endet. Für die Strecke sollte man sich mindestens zwei Tage Zeit lassen, denn eine Tagestour wird auf der sehr kurvigen und unübersichtlichen Straße schnell zur Tortur.

Davon abgesehen gibt es unterwegs einfach zu viel schönes zu erblicken. Die Whanarua Bay lädt zu einem ersten Verweilen ein, hier liegt das „Pacific Coast Macadamia Nuthouse“. Dessen Gartencafé mit natürlichem „Nuss-Schalen-Parkett“ bietet einen fantastischen Blick über die Bucht. Die Macadamia-Bäume spenden im Sommer Schatten und es wird vom Macadamia-Eis bis zum Macadamia-Fish-Pie alles kredenzt, was diese Nuss kulinarisch hergibt.

Am Anfang oder Ende der Welt?

Tierische Straßenblockade.

Tierische Straßenblockade.

Etwa auf der Hälfte der Strecke nach Gisborne liegt Te Araroa. Diese kleine, verschlafene Gemeinde bietet die Möglichkeit, Proviant zu fassen, bevor es vom Highway abgeht und sich die Fahrt auf einer geschotterten Piste zum eigentlichen Kap fortsetzt. Je nach Laune der „tierischen Blockaden“ taucht nach rund 40 Minuten irgendwo im Nirgendwo der östlichste Campingplatz der Welt auf. Der Betreiber des Platzes heißt Liam, ist hauptberuflich Schäfer und hat sein ganzes Leben am East Cape verbracht. Auf die Frage, wie es sich denn so lebt, hier am Ende der Welt, schaut er zunächst erstaunt, um schließlich zu sagen: „Wieso am Ende? Ich lebe am Anfang der Welt!“

Der Campingplatz am East Cape.

Der Campingplatz am East Cape.

Dann erzählt er noch sichtlich stolz, wie sich die Bewohner des Kaps erfolgreich gegen einen Konzern durchgesetzt haben, der Ölbohrungen vor der Küste geplant hatte. Er nennt das Meer seinen „Food-Basket“ und schwärmt davon, dass er die Landschaft am Kap jeden Tag anders wahrnimmt und mit jedem Satz wird klar, warum dieser Mann hier niemals wegwollte.

Dennoch verschließt er den Blick nicht vor den Problemen der Region, der hohen Arbeitslosigkeit und den wenig rosigen Aussichten für die junge Generation, um gleich darauf aber wieder zu schmunzeln und zu sagen, dass sich alles zum Guten fügen wird.

Der ersten Sonne entgegen

Blick vom Leuchtturm am East Cape: Das Ende der Welt?

Blick vom Leuchtturm am East Cape: Das Ende der Welt?

Vom Campingplatz aus sind es nur noch wenige Kilometer bis zum East Cape-Lighthouse, dem nun wirklich östlichsten Fleck in Neuseeland. Für viele treffen hier die ersten Sonnenstrahlen eines neuen Tages auf die Erde. Allerdings ist das nicht ganz richtig, da einige Pazifische Inseln noch näher an der Datumsgrenze liegen.

Beim Blick vom Leuchtturm auf den ruhigen, blauen Pazifik und die sattgrüne Landschaft des Kaps fühlt man sich an diesem Punkt dennoch angekommen – ob nun am Anfang oder am Ende der Welt, soll jeder selbst entscheiden.

Raushier-Reisemagazin