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Planetarium in Gummer: Kleines Dorf bietet Reise ins Weltall

Das „Planetarium Südtirol“ in Gummer unweit von Bozen ermöglicht es, sich wie ein Raumfahrer zu fühlen: Wer in Südtirol seinen Urlaub verbringt, kennt mit Sicherheit die Landeshauptstadt Bozen mit ihren Laubengängen, die Kurstadt Meran mit den Gärten von Trauttmansdorff, das Kloster Säben, das hoch über Klausen herübergrüßt, den Reschensee mit seinem im Wasser stehenden Kirchturm, die alte Bischofsstadt Brixen mit ihrem gewaltigen Dom und das Pustertal mit den weltbekannten Drei Zinnen. Doch wer kennt Gummer? Wohl niemand.

In dem kleinen Südtiroler Dorf Gummer unweit von Bozen steht das jüngste der fünf Planetarien in Italien. - Foto: Othmar Seehauser

In dem kleinen Südtiroler Dorf Gummer unweit von Bozen steht das jüngste der fünf Planetarien in Italien. – Foto: Othmar Seehauser

Aber das könnte sich bald ändern. Denn die kleine Ortschaft, die zur Gemeinde Karneid gehört und etwa 25 Autominuten von Bozen entfernt liegt, nennt seit Juli 2013 ein Planetarium sein Eigen, und zwar das Einzige seiner Art in Südtirol. Überhaupt gibt es in Italien nur wenige Planetarien, und das jüngste steht eben im Eggental.

Simulation statt echtem Sternenhimmel

„In einem Planetarium“, so erklärt David Gruber vereinfachend, „sieht man im Gegensatz zu einer Sternwarte nicht den echten Sternenhimmel, sondern eine Simulation desselben, der an eine Kuppel projiziert wird, die unser Himmelsgewölbe darstellt.“ Mit Hilfe optischer Präzisionsgeräte dürfen wir aber nicht nur den Sternenhimmel beobachten, sondern auch durch das Universum streifen. Der Lauf der Gestirne wird dank dieses großzügigen „Kosmos-Simulators“ naturgetreu und physikalisch korrekt dargestellt.

David Gruber (links) und Luca Ciprari leiten das Planetarium in Gummer. - Foto: Warnick

David Gruber (links) und Luca Ciprari leiten das Planetarium in Gummer. – Foto: Dieter Warnick

Gruber, in Bozen geboren, ist Astrophysiker, hat in Wien und München studiert und am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik der bayerischen Landeshauptstadt promoviert. Zusammen mit dem Astronomen Luca Ciprari aus Rom ist er der hauptverantwortliche wissenschaftliche Mitarbeiter des Planetariums und zuständig für das didaktische Angebot vor Ort.

Wie ein Flug ins All

Der Besuch im Planetarium Südtirol ist wie ein Flug ins Weltall, zum Mars oder zur Venus. Die Besucher, maximal 55, werden mitgenommen auf eine Reise durch Zeit und Raum, fühlen sich, mit einer 3D-Brille versehen, wie in einem Raumschiff. Das hebt, nach einem kurzen Countdown, rasend schnell ab, in unserem Fall eben in Südtirol, in Gummer.

In einem "Kosmos-Simulator" wird der Sternenhimmel und der Lauf der Gestirne naturgetreu dargestellt. - Foto: Frank Michael Arndt

In einem „Kosmos-Simulator“ wird der Sternenhimmel und der Lauf der Gestirne naturgetreu dargestellt. – Foto: Frank Michael Arndt

Die Raumkapsel steigt immer höher, die Dolomiten und der Gardasee erscheinen unter uns, dann linkerhand Korsika und Sardinien, wenig später der gesamte Stiefel, Nordafrika, bald die gesamte Erdkugel. Das Publikum staunt nicht schlecht – einen solchen Blick genießen Astronauten, die die Erde umrunden. Und wir sind, dank der Technik, aber auf dem Boden geblieben und doch mittendrin im All.

Satelliten rasen auf uns zu

Mit acht Meter Kuppelspannweite gehört das Planetarium in Gummer zu den sogenannten Kleinplanetarien mit fünf bis zwölf Meter Durchmesser. - Foto: Othmar Seehauser

Mit acht Meter Kuppelspannweite gehört das Planetarium in Gummer zu den sogenannten Kleinplanetarien mit fünf bis zwölf Meter Durchmesser. – Foto: Othmar Seehauser

Es wird aber noch besser: Die ersten, von Menschenhand ins Orbit beförderten Satelliten, rasen auf uns zu. Mars und Venus tauchen plötzlich auf. Eine Stimme aus dem Off ertönt, erklärt anschaulich und leicht verständlich, welche Objekte sich im All tummeln, welche Satelliten was tun, wie weit Mensch und Technik beispielsweise den Mars erforschen oder wie viele Sterne es gibt. Angeblich weit mehr als Sandkörner an allen Stränden der Erde zusammengezählt. Ein ausgefeiltes Soundsystem begleitet uns auf dieser Zeitreise, die im Flug vergeht. Ein grandioses Erlebnis – und das unabhängig von Wetter und Tageszeit.

Die Satelliten, die im Weltall "stationiert" sind, rasen auf den Zuseher zu. - Foto: Othmar Seehauser

Die Satelliten, die im Weltall „stationiert“ sind, rasen auf den Zuseher zu. – Foto: Othmar Seehauser

Zusammen mit der Sternwarte, dem Sonnenobservatorium und dem Planetenweg  sowie dem Planetarium bietet das Eggental ein kosmisches Rundumerlebnis, das seinesgleichen sucht. Die Gemeinde Karneid, die das Planetarium betreibt, bezeichnet sich und ihre Dörfer Steinegg, Gummer, Kardaun, Karneid und Blumau als „Erstes Europäisches Sternendorf“, was auch vom europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert wird. Sogar Gastbetriebe sind mit Teleskopen und Informationen für Astronomie-Interessierte ausgerüstet. Bürgermeister Albin Kofler verbirgt seinen Stolz nicht: „Mit der Errichtung des Planetariums Südtirol hat die Gemeindeverwaltung Karneid eine für Südtirol einzigartige Struktur geschaffen.“

Sternwarte und Sonnenobservatorium  in Gummer: Dem Himmel ganz nahe

Die kleine Ortschaft Gummer erfährt seit kurzem durch den Bau des Planetariums eine enorme Aufwertung. - Foto: Dieter Warnick

Die kleine Ortschaft Gummer erfährt seit kurzem durch den Bau des Planetariums eine enorme Aufwertung. – Foto: Dieter Warnick

Den Saturn mit eigenen Augen sehen, einen gezielten Blick auf die Venus werfen, andere, noch viel weiter weg gelegene Planeten beäugen oder einen visuellen Spaziergang durch die Milchstraße unternehmen – ein nicht alltägliches, besser gesagt allnächtliches Schauspiel wartet auf die Besucher der Sternwarte “Max Valier” mit dem Sonnenobservatorium “Peter Anich” in Gummer. Ein Blick mittels eines Teleskops in den Sternenhimmel und die unendlichen Weiten des Weltalls faszinieren mit Sicherheit kleine und große (Hobby)-Astronomen.

Die erste und einzige Volkssternwarte, quasi das Fenster zum Universum auf einer Meereshöhe von 1350 Metern gelegen, steht seit zwölf Jahren allen Astronomiebegeisterten zur Verfügung. Das Sonnenobservatorium befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Sternwarte. Ein hochwertiges Teleskop (80 Zentimeter Hauptspiegel mit acht Metern Brennweite) erlaubt ferner einen spektakulären Blick auf die brodelnde Sonnenoberfläche unseres Lebensspenders.

Einen Blick in das Weltall bietet die Sternwarte "Max Valier" in Gummer. - Foto: Tourismusverein Steinegg

Einen Blick in das Weltall bietet die Sternwarte „Max Valier“ in Gummer. – Foto: Tourismusverein Steinegg

Um die Zeit bis zur Dämmerung zu verkürzen – eher ist ein Blick in den Sternenhimmel nicht möglich – besteht die Chance, den sogenannten Planetenweg – selbstständig oder geführt – zu erwandern. Dort werden sowohl die Abstände als auch die Größenverhältnisse im Sonnensystem unmittelbar erfahrbar. Diese Planetenwanderung beginnt beim Sonnenobservatorium, das die Sonne darstellt. Nach einem halben Kilometer erreicht man den ersten Planeten, den Merkur. Nach weiteren 500 Metern taucht die Venus auf, danach die Erde, Mars, Jupiter, Saturn und Uranus. Einem Waldpfad folgend ist Neptun erreicht. Als Letztes trifft der Wanderer, der auf diesem Weg etwa zehn Kilometer zurücklegen muss, auf Pluto, den Zwergplaneten unseres Sonnensystems.

Wer ganz besonders wanderwütig ist, der kann den Planetenweg auch auf einer 20-Kilometer-Schleife erkunden. Ein Besuch und die dazu gehörige Wanderung ist ein ganz besonderes Erlebnis – für jung und alt gleichermaßen.

Die Zuschauer im Planetarium Südtirol werden mitgenommen auf eine Reise durch Zeit und Raum. - Foto: Frank Michael Arndt

Die Zuschauer im Planetarium Südtirol werden mitgenommen auf eine Reise durch Zeit und Raum. – Foto: Frank Michael Arndt

Informationen: Planetarium Südtirol/Alto Adige, Gummer 5, I-39053 Karneid/BZ, Tel.: (0039 0471) 61 00 20; www.planetarium.bz.it; info@planetarium.bz.it
Die Sternwarte ist zu erreichen unter Tel.: (0039 0471) 36 13 14; www.sternwarte.it; info@sternwarte.it.

Anfahrt mit dem Auto: Von Bozen aus auf der Brenner-Staatsstraße (SS12) Richtung Norden. Nach Kardaun rechts abfahren, im Kreisverkehr Richtung Eggental. In Birchabruck links abzweigen nach Gummer. Ab hier ist der Weg zum Planetarium beschildert.

Raushier-Reisemagazin