25 Jahre Headbangen in Wacken

Der Juli geht zu Ende, und es ist wieder so weit! Wacken steht vor der Tür und zwar zum 25. Mal! Eigentlich erwartet man zu so einem Jubiläum ein ganz besonders Line-up. Das Aufgebot des letzten Jahres zu toppen, scheint aber fast unmöglich und wurde auch gar nicht erst versucht. Veranstalter Thomas Jensen und Co. luden einige Dauerbrenner Wackens ein, und dazu gab es eine Menge unbekannter und neuer Bands. Nachwuchsförderung für die kommenden 25 Jahre. Fast 130 Bands und Künstler zählt das Line-up.

Exzentrische Wackinger.

Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, nur ein kleiner Schauer verwässerte kurz den Frühstückskaffee am Donnerstag. Die Hitze hatte aber auch ihre Nachteile, statt einer Schlammschlacht gab es eine große Staubwolke. Staub und Schweiß bildeten auf der Haut einen hervorragenden Sonnenschutz.

Am Mittwoch spielten zur Einstimmung schon mehrere Bands auf den kleinen Bühnen, mit dabei natürlich auch Mambo Kurt und die W:O:A Firefighters. Same procedure as every year.

Am Donnerstag um 15.45 Uhr dann die offizielle Eröffnung mit Skyline und natürlich Doro. Bei Hammerfall und Saxon hörte man altvertraute Klänge, und später spiele noch Accept. Nicht verpassen durfte man Bülent Ceylan. Wenn er in Wacken auf der Bühne steht, weiß niemand, wer mehr Spaß hat – er oder sein Publikum. Seine Show in Wacken ist ein wenig obszöner als im Fernsehen. Seinen Auftritt beendete er mit ´Stagesurfen´, dem Bad in der Menge.

J.B.O.

Ein Geheimtipp ist Beyond the Black. Die Band stammt aus Mannheim und Saarbrücken. Die außergewöhnliche Stimme der Frontfrau Jennifer Haben ist für den melodischen Part der Songs verantwortlich, während Christopher Hummels nicht nur mit Stimme, sondern auch mit knallharten Riffs den Metalsound beisteuert. Diese einzigartige Mischung aus hart und melodisch macht die Band so besonders.

Lemmy von Motörhead.

Als Hommage an Wacken und Lemmy sang Jenny ´Love me forever´und begleitete sich am Keyboard. Bei einem anderen Song holten sie den Frontmann von Kissin‘ Dynamite dazu. Die Einladung dieser Band nach Wacken , die sich erst kürzlich gefunden hat, kam überraschend. Die Homepage ist in Arbeit, die erste CD soll im nächsten Frühjahr erscheinen. Also Geduld, bis man sie als „Konserve“ hören kann. Ganz Ungeduldige können auf YouTube schon mal Handyvideos sehen, die von der Tonqualität aber sehr schlecht sind.

Am Freitag spielten Bands wie Heaven Shall Burn, Five Finger Death Punch, Slayer, Onkel Tom, Santiano, Children of Bodom, Saltatio Mortis und Motörhead. Lemmy hielt durch und musste den Gig nicht wie im letzten Jahr nach einer halben Stunde abbrechen. Doro sang ein Lied mit Lemmy. Mr. Kilmister ist nach 38 Jahren immer noch eine Rampensau und denkt noch lange nicht daran, in Rente zugehen.

Beyond the Black.

Am Samstag traten noch Sodom, Avantasia, J.B.O und zur später Stunde Schandmaul auf. Auch den zweiten Auftritt von Beyond the Black habe ich mir nicht entgehen lassen.

Viele kleine Bands spielten auf der Beergarden-, W.E.T.-, Wasteland-, Headbanger- und Wackinger-Stage, so dass man doch schon in Termindruck geraten konnte. Es kann auch zu viel werden! Die Überschneidungen verschiedener Gigs führten neben einer fast unerträglichen Kakophonie auch zu unkoordinierten Völkerwanderungen der 75.000 Zuschauer.

Autorin Sabine Herziger beim Interview mit Beyond the Black.

Zudem belastete die Hitze doch stark, Schattenplätze waren Mangelware. Die von Bühne zu Bühne ziehenden Menschenmassen hüllten das Gelände in eine große Staubwolke, die das Atmen deutlich erschwerte, was wiederum den Verkauf von Halstüchern, die man sich vors Gesicht binden konnte, drastisch erhöhte.

Für mich fehlte nach 14 Jahren das erste Mal das Wackenfeeling einer großen Familie. Ich war vom 25. Wacken enttäuscht. Also heißt es für mich: „See you in Wacken next time – maybe!“ Mein Appell an die Veranstalter: Weniger ist mehr!

Rain or Shine!

Fotos: Matthias Kirchner