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Belfort: Löwenjagd in pittoresker Altstadt

Das Panorama ist atemberaubend. Am Gipfel der Zitadelle, gelegen auf einem Felsvorsprung, ragt das imposante Wahrzeichen der ostfranzösischen Stadt, der Löwe von Belfort, weithin sichtbar aus der Felswand heraus. Im Jahr 1881 hatte der Colmarer Bildhauer Auguste Bartholdi die elf Meter hohe und 22 Meter lange Sandsteinskulptur errichtet, um an den Widerstand gegen die Belagerung preußischer Truppen im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 zu erinnern.

Die Zitadelle von Belfort aus der Luft. Foto: Jean Becker

Die Zitadelle von Belfort aus der Luft. Foto: Jean Becker

Heute wird die Zitadelle wieder belagert: von den Touristen, denen sich neben einem beeindruckenden Panoramablick die Gelegenheit bietet, Bekanntschaft mit der Militärarchitektur des 17. Jahrhunderts zu machen: Schilderhäuser, Bastionstürme, Wälle und ein unterirdischer Wehrgang prägen das elf Hektar große Gelände.

Fast riecht man das Kanonenpulver noch

Im Inneren der Zitadelle kann man fast die Angst der Krieger spüren und das Kanonenpulver riechen. Die historischen Rekonstruktionen bringen einem den Krieg von 1870/71 so nahe wie nie zuvor. Im Untergrundbereich spürt man die dramatischen Erinnerungen der Befestigungsanlage, gebaut, um den Bombenattacken Widerstand zu leisten. So wollte es Vauban, der bekannte Architekt der Befestigungsanlage. Ein militärisches Meisterwerk.

Unterhalb  des Festungsfelsen findet man eine pittoreske Altstadt mit bunten Fassaden und schmalen Gässchen – und kann dabei auf Löwenjagd gehen: Zirka zweihundert kleine Brüder des großen Wahrzeichens verstecken sich überall in der Stadt, als Verzierungen an Gebäuden, Pfeilern oder Brunnen.

Der Löwe von Belfort. Foto: Belfort Tourisme

Der Löwe von Belfort. Foto: Belfort Tourisme

Alles ist einfach zu Fuß im Herzen der Altstadt zu erkunden. Zwischen Zitadelle und dem Fluss Savoureuse und umschlossen von der Befestigungsmauer sind die Überraschungen gut aufgehoben.

Kunst und viele Geschichten

Hinter jeder Tür verbirgt sich eine eigene Geschichte. So etwa in der Schule Jules Heidet, einem ehemaligen Kornlager, das aus dem XIV. Jahrhundert stammt. Oder im Musée d’Art Moderne, das in einem ehemaligen Herrenhaus des ausgehenden 19. Jahrhunderts untergebracht ist. Es beherbergt eine unglaubliche Sammlung von Kunstwerken, die Maurice Jardot zusammengetragen und später der Stadt Belfort geschenkt hat: Picasso, Léger, Braque, Le Corbusier, Manolo und noch viele andere…

Die Türme 41 und 46, vage Erinnerungen an die Befestigungsanlage aus dem 17. Jahrhundert, sind heute der modernen Kunst und Sonderausstellungen gewidmet. Das Musée des Beaux-arts im Turm 41 zeigt eine umfangreiche Sammlung von Skulpturen, Gemälden, Flachreliefs und Stichen. Im Turm 46, der als « geschichtliches Denkmal » eingestuft ist, finden wechselnde Ausstellungen der Belforter Museen statt.

Und im Turm 27 inmitten der Befestigungsanlage der Altstadt, gibt es ein Real-Life Room Escape Game, ein neues Gruppenspielkonzept, das Spannung und Abenteuer garantiert. Sobald man den unter Denkmalschutz stehenden Bastionsturm betreten hat, taucht man in eine geheimnisvolle Atmosphäre ein. Es gilt alle Geheimnisse im Raum zu lüften, um wieder herauszukommen… und das in weniger als 60 Minuten. Die Waffen dabei: Teamgeist, Logik und Fantasie.

Geruch der Belle Epoque

Schlendert man die Straßen Belforts entlang, lässt man gerne einfach die Einflüsse auf sich einwirken. Die Antiquitätenhändler verbreiten noch den Geruch der Belle Epoque, die zahlreichen Restaurants erfreuen den Gaumen. An der Kreuzung zwischen den Plätzen des kleinen und des großen Brunnens kann man den Blick kaum von den Feinkostläden, Kurzwarenläden, Kunstgalerien, Teestuben und Chocolaterien wenden. Und inmitten von historischen Denkmälern steht einer der ältesten Lebensmittelläden Frankreichs.

Place d'Armes. Foto: Philippe Martin

Place d’Armes. Foto: Philippe Martin

Beim Flanieren wird man an einem Platz nicht vorbeikommen: dem Place d’Armes, die Agora von Belfort. Eine beeindruckende Umgebung mit der Kathedrale Saint Christophe, der Statue „Quand-même“ oder dem fast schon 300 Jahre alten Rathaus. Ein idealer Ort für ein Päuschen mit schönen Terrassen.

Auf der rechten Uferseite von Belfort befindet, sich das nationale Theater Granit. In den Einkaufsstraßen Faubourg de Montbéliard, des Ancêtres und de France locken jede Menge Läden und Geschäfte. Die Shoppingmeile Belforts – ein weiteres Gesicht der Stadt, das es zu entdecken gilt.

Trödelmarkt

Viel geschaut wird auf dem Trödelmarkt von Belfort. Foto: Philippe Martin

Viel geschaut wird auf dem Trödelmarkt von Belfort. Foto: Philippe Martin

Jeden ersten Sonntag im Monat von März bis Dezember herrscht morgens eine besondere Stimmung in der Altstadt Belforts. Der Tag ist noch nicht ganz angebrochen, da breiten die erfahrenen Trödelmarkthändler bereits im Laternenlicht ihre vom Zeitwert geprägten Raritäten aus. Und schon suchen die ersten Ästhetiker die Straßen nach Besonderheiten ab: alte Drahtesel, Kinderspielzeug aus Holz, Taschenuhren, religiöse Fundstücke, Zeitungen aus dem 19. Jahrhundert.

Allein das Schlendern vorbei an den zahlreichen Ständen und Antiquitätenläden, die ihre Türen ebenfalls zu diesem monatlichen Rendezvous öffnen, erweckt die Neugier. Eisenwaren, Teppiche, Kunstwerke, Lederwaren – für jeden ist etwas dabei.

Trödelmarkt von Belfort. Foto: Philippe Martin

Trödelmarkt von Belfort. Foto: Philippe Martin

„Als echter Liebhaber sollten Sie gleich um 6 Uhr morgens kommen, wenn alles aufgebaut wird“, berichtet Jean-Pierre Calame, Antiquitätenhändler aus Colombier-Fontaine im Departement Doubs. Genauso wie er kommen gut 100 Händler aus der Region Franche-Comté, dem angrenzenden Elsass oder der Bourgogne, um die Leute mit ihren erstaunlichen, zeitlosen und unvergänglichen Artikeln zu verzaubern. „Der Trödelmarkt in Belfort setzt sich von anderen ab, da die Kundschaft stärker variiert als anderswo“, bezeugt Lucien Pardonnet, Trödelmarkthändler aus Baume-les-Dames (Departement Doubs). Die Besucher sind international. Um Sammelstücke zu erwerben kommen viele über die Grenze. Tatsächlich kann man bereits am frühen Morgen überall deutschen Unterhaltungen folgen.

Vielfältiges Territoire de Belfort

Die Vielfältigkeit des Territoire de Belfort macht sich überall bemerkbar. Die Gipfel der Vogesen treffen auf das Jura-Massiv, die Elsässische Ebene geht in die Franche-Comté über. Hier verschmelzen landestypische Küchen, Architekturen, Bevölkerungen und Traditionen. Die Schweiz, Deutschland und der Schwarzwald sind nur einen Katzensprung entfernt. Dieses Zusammentreffen von germanischen und romanischen Kulturen bildet eine Quelle von Reichtum und Vielfalt.

Mehr Infos unter www.belfort-tourisme.com/de/

Raushier-Reisemagazin

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