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Weißhorn: “Ohne Kampf kein Sieg”

Diese Pause haben wir uns redlich verdient. Wir sitzen auf der Gurndinalm, löschen unseren Durst mit einem großen Glas Holundersaft und stillen unseren Hunger mit Strauben. Eigentlich ist uns ja nach etwas Deftigem zu Mute, aber, so hat man uns gesagt, wenn wir in der Nähe der Gurndinalm wären, müssten wir unbedingt die Strauben probieren, es wären die besten weit und breit.
Und da wir in der Nähe waren, nämlich auf dem Weißhorn, war es eine Selbstverständlichkeit, unsere Rast auf der Gurndinalm zu verbringen. Und so halten wir uns an die Ratschläge der Einheimischen, verzichten auf Speck und Käse und bestellen Strauben. Die sehen nicht nur verführerisch aus, sie munden auch deliziös. Kein Wunder, dass wir noch eine zweite Portion ordern.

Nichts für die schlanke Linie

Strauben – eine süße Delikatesse, die Spezialität der Gurndinalm, die unterhalb des Weißhorns die Gäste vorzüglich verwirtet. - Foto: Tourismusverein Alta Badia

Strauben – eine süße Delikatesse, die Spezialität der Gurndinalm, die unterhalb des Weißhorns die Gäste vorzüglich verwirtet. – Foto: Tourismusverein Alta Badia

Strauben sind eine Süßspeise, die vor allem in Bayern, Österreich und Südtirol bekannt und verbreitet sind. Dabei wird ein sämiger Teig, bestehend aus 200 g Mehl, 250 ml Milch, 20 g flüssiger Butter, 3 Eiern, 20 ml Schnaps, 1 Prise Salz zubereitet. Durch einen Trichter wird dieser spiralförmig in eine große Pfanne mit siedendem Öl eingelassen und ausgebacken, mit Puderzucker bestreut und mit Preiselbeermarmelade serviert; sie werden noch warm gegessen. Für kalorienbewusste Menschen ist das Backwerk natürlich nichts, aber wer die Wanderung auf das Weißhorn hinter sich hat, der darf ruhig mal zulangen.

Viele herrliche Wanderwege

Wohin des Wegs? Sowohl der Gipfel des Weißhorns als auch der Wallfahrtsort Maria Weißenstein sind lohnende Ziele. - Foto: Dieter Warnick

Wohin des Wegs? Sowohl der Gipfel des Weißhorns als auch der Wallfahrtsort Maria Weißenstein sind lohnende Ziele. – Foto: Dieter Warnick

Die Gurndinalm auf einer Höhe von 1952 Metern ist ein beliebter Ort für Naturliebhaber, ob jung oder alt. Das Wirtschaftsgebäude wurde 1954 in Betrieb genommen; der Außenbereich der Alm ist großzügig angelegt und in den Sommermonaten stark frequentiert; vor allem auch, weil sie von Jochgrimm aus in nicht einmal einer halben Stunde auf einem gut ausgebauten, breiten Weg ganz einfach zu erreichen ist. Und von denjenigen, die auf dem Weißhorn waren, lassen die wenigsten die Gurndinalm links liegen. Und wer dann immer noch weiter laufen will, für den stehen noch viele weitere Wege zur Verfügung.

Parkplätze ausreichend vorhanden

Jochgrimm – das ist ein 1989 Meter hoch gelegener Pass an der Grenze von Südtirol zum Trentino – erreicht man, wenn man von Bozen aus ins Eggental fährt, und sich dann Richtung Deutschnofen/Cavalese begibt. Beim Lavazepass (1807 Meter) führt eine gut ausgebaute Straße etwa vier Kilometer weit nach Jochgrimm. Dort stehen genügend Pkw-Parkplätze zur Verfügung.

Alle helfen mit

Das Panorama ist gewaltig; links das Weißhorn. - Foto: TVB Eggental

Das Panorama ist gewaltig; links das Weißhorn. – Foto: Eggental Tourismus

In der Mittagszeit herrscht auf der Gurndinalm Hochbetrieb. In der nicht allzu großen Küche wird gewerkelt, dass einem der Atem stockt, an der Schänke sind vier bis sechs fleißige Hände damit beschäftigt, den Zapfhahn für ein frisches “Blondes” zu bedienen, Mineralwasser einzuschenken oder eine Frucht-Schorle zu mixen – abgesehen von dem einen oder anderen Schoppen Wein, der in die bereitgestellten Gläser gefüllt werden muss. Einfach gesagt: die durstigen Wanderer müssen schnell bedient werden, weil Durst kann schlimmer sein als Hunger. Im Service helfen alle mit, Kinder, Jugendliche, der Hüttenwirt, und natürlich die Chefin.

“Ohne Kampf kein Sieg”, sagt Margit beim Reinigen unseres Tisches, und schmunzelt in sich hinein – der Ansturm an Gästen, die schnell und zügig bewirtet sein wollen, ist heute wohl doch größer als sonst. Diesen Kampf muss sie und ihre Mitarbeiter bestehen, der Sieg zahlt sich im Geldbeutel aus. Ihre Mimik soll bedeuten: das Geschäft läuft hervorragend.

Auf geht’s

Eine ganz andere Bedeutung haben für uns die Worte Kampf und Sieg. Für uns steht der Kampf dafür, den Gipfel heil erreicht zu haben, und das Wort Sieg steht dafür, auch wieder heil hinuntergekommen zu sein. Und den feiern wir mit Strauben und Holundersaft.

Denn den Gipfel des Weißhorns auf 2317 Metern zu erreichen, kann nämlich ganz schön beschwerlich sein. Anspruchsvoll auf jeden Fall. Nicht unbedingt, wenn man den breiten “Touristenweg”, der offiziell “Neuer Steig” heißt, nimmt, der in einer dreiviertel Stunde – so stehts auf dem Wander-Wegweiser  – relativ einfach zu erreichen sein soll.

Allmählich wird es steiler

Wir nähern uns dem Ziel, das Weißhorn ist ganz nah. - Foto: Dieter Warnick

Wir nähern uns dem Ziel, das Weißhorn ist ganz nah. – Foto: Dieter Warnick

Wir haben uns dafür entscheiden, auch einen Teil des Weges “Neuer Steig” zu gehen, biegen unterhalb des Felsmassivs dann aber nach rechts ab (Markierung “H“), gehen erst bequem durch Büsche und Nadelsträucher auf einem befestigten Pfad, ehe der Weg steil und eng wird. Über Felsstufen geht es weiter. Trittsicherheit ist gefragt. Wer nicht komplett schwindelfrei ist, sollte spätestens jetzt umkehren. Denn rechterhand geht es steil bergab, die Bletterbachschlucht reißt quasi ihr Maul in voller Größe auf. Der felsige Steig ist nicht gesichert, es geht immer steiler nach oben. Das Gipfelkreuz ist weiter entfernt, als wir es vermutet haben, auch, weil wir es eine ganze Zeit lang nicht gesehen haben. Tief durchschnaufen heißt es nun, einen Schritt nach dem anderen setzen, am besten nicht nach unten blicken, sich konzentrieren – das sind die wichtigsten Dinge, die jetzt beachtet werden sollten. Denn der letzte Anstieg führt auf einem exponiertem Steig nach oben, die Zuhilfenahme der Hände ist unerlässlich.

Einmalig schöne Rundsicht

Es ist geschafft, das Gipfelkreuz des Weißhorns ist erreicht. - Foto: Tourismusverein Deutschnofen

Es ist geschafft, das Gipfelkreuz des Weißhorns ist erreicht. – Foto: Tourismusverein Deutschnofen

Auf dem Gipfel tummeln sich mehr Menschen, als wir angenommen haben, aber das ist uns egal, wir haben es geschafft. Uns bietet sich eine einmalig schöne Rundsicht auf die Bergwelt der Dolomiten, Fleimstaler Alpen, Gardaseeberge, Brenta, Adamello, Ortlergruppe, Ötztaler und Stubaier Alpen sowie ein unvergleichlicher Tiefblick in die Schlucht des Bletterbachs. Was kann uns da der Rückweg schon anhaben. Der Abstieg erfolgt über die Schulter am Südwestrücken. Bald ist die Gurndinalm  zu sehen, wir müssen nur noch die grasige Südflanke des Weißhorns bewältigen. Eile haben wir keine, obwohl wir hungrig und durstig sind. Die Vorfreude auf die Strauben lässt uns aber immer beschwingter werden. Und dann ist`s geschafft!

Informationen: Eggental Tourismus, Dolomitenstr. 4, I-39056 Welschnofen, Tel.: (0039 0471) 61 95 00; info@eggental.com.

Raushier-Reisemagazin

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