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Blick auf 320 Gipfel: Panorama in Karersee und Obereggen

„Schöne, einzigartige und schroffe Formen sowie eine ungewöhnliche Farbe“, beschrieb schon Goethe die Dolomiten. Wer im Südtiroler Eggental rund um die felsigen Schönheiten des Rosengartens und des Latemars unweit der Landeshauptstadt Bozen urlaubt, erkennt bald, dass der Dichterfürst damit recht hatte.

Rasantes Skifahren zwischen Rosengarten und Latemar: Dabei kommt jeder auf seine Kosten. - Foto: Eggental Tourismus/Laurin Moser

Rasantes Skifahren zwischen Rosengarten und Latemar: Dabei kommt jeder auf seine Kosten. – Foto: Eggental Tourismus/Laurin Moser

Zudem können Skifreunde hier bis in den April hinein gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen – ganz abgesehen vom einmaligen Panorama. Denn der Urlauber kann sowohl in Obereggen (1550 bis 2500 Meter) als auch am familienfreundlichen Karersee (Skiarea Carezza, 1182 bis 2337 Meter) auf bestens präparierten Pisten genussvoll fahren oder sich für die Sella-Ronda entscheiden, für die der nächstgelegene Einstieg in der Ortschaft Canazei im Trentino ist. Handicap: Mit dem Pkw muss man eine knappe Stunde Fahrzeit einkalkulieren, um dann die große weite Welt der Südtiroler und Trentiner Berge genießen zu können. Zur Erklärung: Die Sella-Ronda ist die Umrundung des gewaltigen Sella-Stocks auf Skiern, wobei man die Pässe Sellajoch, Pordoijoch, den Campolongopass und das Grödner Joch überquert.

Einen kleinen Nachteil – bei ansonsten jeder Menge an vorzüglichen Bedingungen – haben auch die beiden Skigebiete Obereggen und Carezza-Karersee, weil sie nicht miteinander verbunden sind, es also keine Skischaukel gibt, und es an einem gemeinsamen Skipass mangelt. Ersteres wird so bleiben, weil es unmöglich ist, die beiden Gebiete miteinander zu verbinden, und beim zweiten Problemfall ist auch keine Lösung in Sicht.

„Das ist Utopie“

Auf König Laurins Spuren – Kinder sind im Skigebiet Carezza bestens aufgehoben. – Foto: Eggental Tourismus

Auf König Laurins Spuren – Kinder sind im Skigebiet Carezza bestens aufgehoben. – Foto: Eggental Tourismus

Siegfried Pichler, der Direktor des Ski-Centers Obereggen, verdeutlicht: „Wenn wir das Obereggener Skigebiet mit dem vom Karerpass verbinden wollten, müssten wir den Gebirgsstock des Latemars durchbohren. Das ist Utopie, weil enorme Kosten entstehen würden und die Natur dadurch natürlich auch verschandelt werden würde.“ Und was den gemeinsamen Skipass anbetrifft, so ergänzt Georg Eisath, der Präsident des Skigebiets Carezza: „Die Sache ist komplizierter als man denkt. Die Herren von Dolomiti Superski haben andere Interessen, die haben das Sagen.“ Dolomiti Superski ist der Zusammenschluss von zwölf Regionen/Talschaften in Südtirol, dem Trentino und dem Veneto. 450 Aufstiegsanlangen und über 1200 Pistenkilometer auf 3000 Quadratkilometern können mit einem einzigen Skipass genutzt werden.

Kein gemeinsamer Skipass

Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren, wie hier in der Laurin Lounge auf der Kölner Hütte. – Foto: Eggental Tourismus

Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren, wie hier in der Laurin Lounge auf der Kölner Hütte. – Foto: Eggental Tourismus

Zur Verdeutlichung: Wer in Obereggen oder am Karersee Ski fahren möchte, der kann sich entweder für jedes der beiden Gebiete einen Einzel-Skipass kaufen, oder einen Skipass von Dolomiti Superski, mit dem er in beiden Skigebieten fahren kann, und in weiteren zehn (Cortina d’Ampezzo, Kronplatz, Alta Badia, Gröden/Seiser Alm, Arabba/Marmolada, Sextner Dolomiten/Hochpustertal, San Martino di Castrozza/Rollepass, Eisacktal, Trevalli und Civetta).

Im Klartext heißt das aber auch, dass die Macher von Dolomiti Superski nicht gewillt sind, einen Skipass für zwei Skigebiete zu akzeptieren, der zudem mit Sicherheit preiswerter angeboten werden müsste als der Dolomiti-Superski-Pass. Eine ganz einfache wirtschaftliche Rechnung. „Einen gemeinsamen Skipass für Obereggen-Carezza zu bewerkstelligen, wäre kein Problem. Aber die von Dolomiti Superski wollen nichts ändern“, so Eisath angesäuert.

Das Ski Center Latemar in Obereggen ist bekannt für hundertprozentige Schneesicherheit, grandiose Bergpanoramen und hervorragende Hotels. – Foto: Tappeiner

Das Ski Center Latemar in Obereggen ist bekannt für hundertprozentige Schneesicherheit, grandiose Bergpanoramen und hervorragende Hotels. – Foto: Tappeiner

Der Tagesskipass in Carezza kostet in der Zeit zwischen 2. Februar und 30. März zwischen 36 und 38 Euro, der Tagesskipass in Obereggen 40 Euro und der von Dolomiti Superski zwischen dem 2. Februar und dem 6. April zwischen 46 und 52 Euro.

Welschnofen hat jetzt eine Kabinenbahn

Mit einer tollen Neuerung kann die kleine Ortschaft Welschnofen aufwarten. Denn seit kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres ist das Dorf mit seinen 1900 Einwohnern durch eine nagelneue 10-Personen-Umlaufbahn direkt mit dem Skigebiet am Karersee verbunden. Wenige Meter vom Ortskern aus geht es in exakt zehn Minuten hinauf zur Frommeralm. Die neue Kabinenseilbahn mit dem Namen „Laurin 1“ ist 3,6 Kilometer lang. 13 Millionen Euro wurden investiert, und das war auch bitter nötig, denn viele Wintergäste, die in Welschnofen Quartier bezogen hatten, waren auf das Auto oder den Skibus angewiesen, um die Skier anschnallen zu können.

Die neue Kabinenbahn in Welschnofen bringt die Skifahrer in zehn Minuten ins Skigebiet Carezza-Karersee. - Foto: Eggental Tourismus

Die neue Kabinenbahn in Welschnofen bringt die Skifahrer in zehn Minuten ins Skigebiet Carezza-Karersee. – Foto: Eggental Tourismus

In den Jahren zuvor war die Ortschaft also nicht gerade der ideale Ausgangspunkt für Skibegeisterte, denn der Skilift – ein alter Zweiersessel – so er denn in Betrieb war, lag etwa zwei Kilometer oberhalb des Dorfes. Parkplätze gab es dort viel zu wenig, so dass sich viele Touristen gleich ins Auto setzten und nach Obereggen fuhren.

Ein Jahr und drei Tage

Nicht ohne Stolz verrät Siegfried Pichler, wie schnell so eine Entscheidung umgesetzt werden kann: „Am 17. Dezember 2012 wurden die Pläne der Gemeinde Welschnofen präsentiert, und am 20. Dezember 2013, also nur ein Jahr und drei Tage später, wurde die Bahn eröffnet.“ Egon Seehauser, der Präsident des Tourismusvereins Welschnofen-Karersee, ergänzt: „Welschnofen rückt somit näher an das Skigebiet und wir hoffen, dass dadurch wieder mehr Wintergäste kommen.“

Auch die ganz Wagemutigen kommen auf ihre Kosten. - Foto: Eggental Tourismus/Ph. Paolo Codeluppi

Auch die ganz Wagemutigen kommen auf ihre Kosten. – Foto: Eggental Tourismus/Ph. Paolo Codeluppi

Die Gondeln sind so konzipiert, dass auch beispielsweise Mountainbikes ohne Probleme auf den Berg transportiert werden können. Seehauser: „Wir wollen auch mehr Sommergäste anlocken und erhoffen uns in den warmen Monaten eine bessere Auslastung in unseren Beherbergungsbetrieben mit ihren insgesamt 2000 Betten.“ Im Sommer nächtigen 140 000 Personen im Ort, im Winter gute 90 000. „120 000 bis 130 000 Nächtigungen im Winter sind aber möglich“, so Seehauser.

Ein Meilenstein“

Auch Georg Eisath fiel wegen der neuen Kabinenbahn ein Stein vom Herzen, und er spricht über diese notwendige Verbesserung der Infrastruktur im Eggental von „einem Meilenstein.“ Die neue Umlaufbahn bringt 1200 Personen in der Stunde nach oben. „Bei Bedarf hängen wir zusätzliche Kabinen ein und können auf 2000 aufstocken“, so Eisath.

Neu ist auch die Abfahrt hinunter ins Ortszentrum. Die Streckenlänge von der Kölner Hütte (2337 Meter) in den Ort, der auf 1200 Metern liegt, beträgt 7,5 Kilometer. Skivergnügen pur. Und ein optischer Leckerbissen. Denn bei perfekten Sichtbedingungen tut sich vor der Kölner Hütte aus ein Panorama auf, das ihresgleichen sucht – zu sehen sind nicht weniger als 320 Alpengipfel!

Freie Fahrt in alle Richtungen – Obereggen ist ein Skigebiet mit allen Schwierigkeitsgraden. – Foto: Roberto Brazzoduro

Freie Fahrt in alle Richtungen – Obereggen ist ein Skigebiet mit allen Schwierigkeitsgraden. – Foto: Roberto Brazzoduro

Familien finden hier ihr Glück

Das Skigebiet am Karersee hat sich ganz dem Familienskifahren verschrieben, und dem Umweltschutz. Dabei setzen die Verantwortlichen auf Energie sparende, energetische Maßnahmen wie Solarlifte oder Energieteppiche und feilen an der Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei der Pistenpräparierung und der Beschneiung. Die Schlagworte heißen Solarenergie und Photovoltaik, „geschuldet“ der hohen Zahl an Sonnenstunden. Dank der Optimierung der Kunstschneeanlagen gelingt es, den Stromverbrauch um bis zu 30 Prozent zu senken.

Eisath kann die Skikanonen sogar per Handy steuern – er ist ein Meister seines Fachs, und hat ein Gespür für Schnee wie kein Anderer. Kein Wunder, ist er doch einer der Mitbegründer der Firma TechnoAlpin, dem Weltmarktführer in der Beschneiungsanlagenproduktion. Weltweit arbeiten für TechnoAlpin 250 Mitarbeiter auf der ganzen Welt; 2009 übertraf das Unternehmen zum ersten Mal die 100-Millionen-Euro-Grenze.

160 000 m³ Schnee

Hier noch einige interessante Zahlen: Carezza-Karersee verfügt über 100 Hektar an Pisten; das komplette Skigebiet kann in drei Tagen und drei Nächten komplett eingeschneit werden. Fast 200 Beschneiungsanlagen sorgen für die nötige Unterlage, fünf Pistengeräte für die „gerechte“ Verteilung. 900 000 Euro kostet der Spaß pro Saison. 160 000 m³ Schnee sind dann künstlich auf die Pisten verteilt worden.

Ein Skipionier der Neuzeit: Georg Eisath. - Foto: Hans-Hermann Holzamer

Ein Skipionier der Neuzeit: Georg Eisath. – Foto: Hans-Hermann Holzamer

Familien mit Kindern sind am Karersee deshalb so gut aufgehoben, weil über die Hälfte der 40 Pistenkilometer als leicht einzustufen sind. Es gibt noch alte, charmante Schlepplifte, und einiges Neues. Ein Renner ist dabei der erste Kinder-Lern-Snowpark in ganz Italien. Und wenn Eltern ihre Kinder gut versorgt wissen, dann können sich ja Mutti und Vati auf die „Pra di Tori“ begeben und sich der steilen Herausforderung mit 65 Prozent Neigung stellen.

Vom Hotel direkt auf die Piste

Ein Hochgenuss ist das Skifahren, wenn man in Obereggen Quartier bezogen hat. Denn von den meisten Unterkünften aus sind der Panorama-Vierersessel Obereggen-Oberholz (1550 bis 2150 Meter) und die Kabinen-Umlaufbahn Ochsenweide, die ins Skigebiet führen, ganz einfach zu erreichen, in den meisten Fällen sogar per Skier von den Hotels aus. Oben angekommen, steht das Panorama dem am Karersee in nichts nach. „Schöne, einzigartige und schroffe Formen sowie eine ungewöhnliche Farbe.“ Das wusste schon Johann Wolfgang von Goethe, der auf seiner Italienreise 1786 von den Dolomiten hingerissen war.

Neueste pädagogische Erkenntnisse

Das Ski Center Latemar-Obereggen, das vom Deutschen Skiverband zu den zehn besten Familienskigebieten des gesamten Alpenraums gekürt wurde, ist ein Eldorado für Kinder fast jeden Alters. „Kids“ ab drei Jahren setzen ganz ohne Zwang die neuesten pädagogischen Erkenntnisse um. Der Spaß steht im Vordergrund. Das betont auch Marketing-Manager Thomas Ondertoller: „Wir sind die optimale Adresse für sportlich ambitionierte Familien und schon immer besonders um den Nachwuchs bemüht. Wir leben die Familienfreundlichkeit auf allen Ebenen“. Noch bis zum Saisonende ist der Pistenspaß für die unter Achtjährigen kostenlos; von 15. März bis 21. April sind neben dem Skipass sogar Unterkunft und Verpflegung gratis – für ein Kind pro Elternteil.

Brunoland“

Hervorragend kommt bei den Kleinen das „Brunoland“ an, ein öffentlicher Winterspielplatz. Ob Schatzsuche, Schnee-Rallye oder Discothek, Bär Bruno und seine Mitstreiter haben sich jede Menge einfallen lassen.

Eine willkommene Abwechslung zum alpinen Skilauf kann eine lustige Schneeschuhwanderung sein. – Foto: Eggental Tourismus

Eine willkommene Abwechslung zum alpinen Skilauf kann eine lustige Schneeschuhwanderung sein. – Foto: Eggental Tourismus

Insgesamt stehen dem Winterurlauber in Obereggen 48 Kilometer an Pisten zur Verfügung, wobei mittelschwere Abfahrten zwei Drittel des Gebietes ausmachen. Die längste Piste ist die „Tresca“ mit einer Länge von 3,1 Kilometern, die steilste die „Pala di Santa/Zanggen“ mit einer Neigung von 58 Prozent.

Obereggen ist ein sehr kleines Dorf mit nicht einmal 100 Einwohnern, dafür aber vielen (Stamm)-Gästen aus dem deutschsprachigen Raum. „99 Prozent sind alpine Skifahrer“, verrät Erich Thaler, selbst Hotelier und Präsident von Eggental Tourismus. „Sie kommen, weil sie bei uns hervorragende Verhältnisse vorfinden, sei es in den gastronomischen Betrieben, auf den vielen tollen Hütten und nicht zuletzt wegen der hervorragenden Pistenpräparierung und den modernen Liftanlagen.“

Ski und Rodel unter Flutlicht

Ein besonderes Schmankerl ist der Nachtskilauf; dienstags, donnerstags und freitags heißt es jeweils von 19 bis 22 Uhr: Flutlicht an! Ferner findet jeden Montag ab 21.30 Uhr eine Night-Show mit Feuerwerk und Open-Air-Disco statt. Dafür wird nicht nur die Jugend zu begeistern sein!

Für Nicht-Alpine stehen im Eggental 100 Kilometer gespurte Langlaufloipen sowie 80 Kilometer Winterwander- und Schneeschuhwanderwege zur Verfügung. Einen Heidenspaß versprechen ferner die Abfahrten auf den Rodelbahnen, die teilweise auch nachts – bei Flutlicht – befahren werden können. Thaler: „Rodeln wird immer beliebter.“

Kulturhistorische Panoramawanderung

Eine deftige Brotzeit auf der Maierl Alm im Skigebiet Obereggen hat`s in sich. - Foto: Eggental Tourismus/Ph. Paolo Codeluppi

Eine deftige Brotzeit auf der Maierl Alm im Skigebiet Obereggen hat`s in sich. – Foto: Eggental Tourismus/Ph. Paolo Codeluppi

Weiterer Höhepunkt eines Aufenthaltes im Eggental könnte die kulturhistorische Panoramawanderung sein, die jeden Mittwoch von 10 bis 16 Uhr stattfindet, und gratis ist. Treffpunkt ist in Deutschnofen. Herbert Pichler, ehemaliger Lehrer, eloquenter Gäste-Führer und humorvoller Plauderer, zeigt den Interessierten die Schätze seines Heimatdorfes wie das Winkelhaus, das Schloss Thurn, in dem das Rathaus untergebracht ist, die Pfarrkirche oder das malerisch gelegene Kirchlein St. Helena, dessen reicher Fassadenschmuck als ein Hauptwerk der Bozner Malerschule um 1400 gilt. Herbert Pichler betont: „Unser Ziel ist es, den Gästen beizubringen, das Wandern als Kulturgut zu begreifen.“

Informationen: Eggental Tourismus, Dolomitenstr. 4, I-39056 Welschnofen, Tel.: (0039 0471) 61 95 00; info@eggental.com

Raushier-Reisemagazin