zurück



Cortina: Je höher die Berge, desto tiefer die Abgründe

In Cortina d’Ampezzo tun sich Abgründe auf. In jeder Hinsicht. Kein Wunder, bei diesen hohen Bergen. Und den Preisen! Cortina ist Italiens mondänster Skiort. Wer die nötigen Scheinchen hat, kann in den Bars, Clubs und Discos ein kleines Vermögen loswerden – absolut kein Problem.

In Cortina ist immer was los, das Nachleben legendär. Hier der Corso.- Foto: Stefano Zardini

In Cortina ist immer was los, das Nachleben legendär. Hier der Corso.- Foto: Stefano Zardini

Das viel größere Problem ist es nämlich, die zahlreich vorhandenen, nämlich, zum Teil schwierigen Pisten (insgesamt 115 Kilometer) einigermaßen unfallfrei hinunter zu kommen. Wer nur zum Skifahren nach Cortina (1224 Meter) kommt, und es lieber vorzieht, frühzeitig ins Bett zu gehen, um am anderen Morgen ausgeruht ans Werk zu gehen, als sich ins nächtliche Getümmel zu stürzen, der kann in Cortina nicht so ganz arg viel falsch machen. Wer beides will, Ski und Rummel, der sollte großzügig zu sich sein. Und wer Cortina meidet, weil es ihm schlicht zu teuer ist, der ist auch gut beraten. Kostspielig ist’s halt im exklusiven, und – obschon mit den Jahren in die Tage gekommen – immer noch elegantesten, mondänsten, berühmtesten und beliebtesten Skiort Italiens. „Wer ko der ko“, sagt der Bayer.

Zu bereuen gibt es nichts

Die Tofana, einer der markantesten Dolomitengipfel. - Foto: Cortina Turismo

Die Tofana, einer der markantesten Dolomitengipfel. – Foto: Cortina Turismo

Wer finanziell Abstriche machen muss, aber sich dennoch mal Cortina leisten will, sollte sich nicht abschrecken lassen, den Olympiaort von 1956 zu besuchen. Er wird es nämlich nicht bereuen. Er muss ja nicht gleich in den traditionsgeschwängerten Nobelhotels einchecken, wie es beispielsweise das Cristallo Palace ist, das das erste Fünf-Sterne-Luxushotel in den Dolomiten war, oder im Miramonti Majestic Grandhotel, das ebenfalls fünf Sterne trägt. Ein Haus mit ein, zwei Sternen weniger tut`s ja auch. Insgesamt stehen annähernd 13 000 Gästebetten zur Verfügung. Oder man bucht eine Unterkunft in den Ortschaften der benachbarten Täler und kommt tatsächlich nur zum Skilaufen nach Cortina.

Feudale Geschäfte und noble Boutiquen

Wie ein Spielzeughaus wirkt diese Skihütte im Angesicht der riesigen Dolomiten-Bergestöcke. - Foto: Bandion

Wie ein Spielzeughaus wirkt diese Skihütte im Angesicht der riesigen Dolomiten-Bergestöcke. – Foto: Bandion

Zu sehen gibt es in dem Nobelort auf jeden Fall eine ganze Menge. Schicki-Mickis vor allem, betuchte Italiener, Pelz behangene Diven oder solche, die es sein wollen, Promis und weniger Prominente, Stars, Blaublütige, Snobs, Neureiche, Abgehalfterte – Cortina übt immer noch seinen Reiz aus, bei alt und jung. Ein Bummel auf dem Corso d’Italia, der Hauptstraße der 6200-Einwohner-Stadt, mit seinen feudalen Geschäften und noblen Boutiquen lohnt immer – Luxus pur. Cortina ist bevorzugter Schauplatz des Dolce Vita, ein Symbol für Exklusivität und Mode, und ein internationales Schaufenster für den “Italian way of life.” Und das seit über 100 Jahren.

140 Pistenkilometer

Die “Königin der Dolomiten”, am Fuße der steilen und abweisenden Wände von Tofana (3243 Meter) und Monte Cristallo (3218 Meter) gelegen, liegt 1224 Meter über dem Meeresspiegel und ist eine Gemeinde in der Provinz Belluno in der Region Venezien. Mit seinen Nachbargemeinden Livinallongo del Col di Lana und Colle Santa Lucia bildet Cortina die Landschaft Ampezzo. Rund um Cortina kann sich der Skifahrer so richtig austoben. 140 Pistenkilometer lassen alle alpinen Sehnsüchte stillen, dass einem das Herz aufgeht. Das klingt verdammt pathetisch, aber es ist halt so.

An der Abendsonne wirken die Dolomitengipfel rund um Cortina am schroffesten. - Foto: Bandion

An der Abendsonne wirken die Dolomitengipfel rund um Cortina am schroffesten. – Foto: Bandion

Unter den Gipfeln von Monte Cristallo, Creste Bianche, Faloria, Sorapis (3205 Meter) oder Antelao, warten herrliche Abfahrten, wie etwa die sogenannte Olympiatour, die die olympischen Strecken von 1956 mit einbezieht. Sie kann an einem oder auch an zwei Tagen absolviert werden. Die Damenabfahrt, die jährlich im Januar auf dem Weltcup-Programm steht, ist eine Herausforderung der besonderen Art. Der weltberühmte Tofanaschuss hat immerhin einen Neigungswinkel von über 70 Grad. Doch hurtig ans Werk – mit etwas Geschick und viel Mut ist auch dieses Wagnis zu bestehen.

Gebirgsjägertour

Der Tag neigt sich allmählich seinem Ende. - Foto: Giacomo Pompanin

Der Tag neigt sich allmählich seinem Ende. – Foto: Giacomo Pompanin

Neben dieser sportlichen Tour werden auch romantische, historische und kulturelle Entdeckungsreisen angeboten. Der Erste Weltkrieg ist das Thema der Gebirgsjägertour. Wo heute skibegeisterte Menschen herrliche Tage und Wochen verbringen und genießen, wurde vor 96 Jahren hart und unbarmherzig gekämpft. Österreichische Kaiserjäger und deutsche Alpenkorps lieferten italienischen Alpini in den Jahren zwischen 1915 und 1917 erbitterte Gefechte. Die Front reichte vom Ortler im Westen über die Dolomiten bis zu den Julischen Alpen am Isonzo. Der Schauplatz des Krieges ist heute ein Symbol für Frieden und Völkerverständigung. Rund um das Zentrum der Kämpfe, den Col di Lana, verläuft die Tour unter den Wänden der Civetta, Cinque Torri (“Fünf Türme“), Monte Pelmo, Tofana, Lagazuoi, Conturines, Settsass, Sassongher, Sella und Marmolada.

Sonnenuntergang am Lagazuoi

Diese Tourengeher genießen den Tag in vollen Zügen. - Foto: Giuseppe Ghedina

Diese Tourengeher genießen den Tag in vollen Zügen. – Foto: Giuseppe Ghedina

Am beeindruckendsten ist ein Sonnenuntergang auf der Aussichtsterrasse des Lagazuois. Der Blick ist bei gutem Wetter einfach gigantisch. Es kommt einem vor, als ob man all die Schönheiten der Dolomiten auf einmal sehen kann. Vom Falzaregopass bringt eine Seilbahn die Wintersportler in kurzer Zeit hinauf auf über 2700 Meter. Das ist schon ein tolles Erlebnis. Doch der anschließende Rundblick auf die umliegenden Dolomitengipfel ist gigantisch – jeder andere Begriff entspräche nicht der Wahrheit. Hinunter geht es wieder mit der Gondel, oder aber über eine von zwei möglichen Pisten. Beide sind nicht sonderlich schwer und gut zu bewältigen.

Informationen: Tourismusverein Cortina d’ Ampezzo, Marconi Str. 15 b, 32043 Cortina d’ Ampezzo, Tel.: (0039 0436) 86 62 52; E-Mail: cortina@dolomiti.org

Raushier-Reisemagazin