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Genua: Ins Mittelalter eintauchen

Paris, London, Rom, Wien, Prag, Budapest – wer eine Städtereise plant und in europäischen Gefilden bleiben will, denkt zuerst wohl an diese Metropolen. Wer indes eine Alternative sucht, dem sei Genua, die Hauptstadt Liguriens, an der italienischen Riviera gelegen, wärmstens empfohlen.

Der Hafen von Genua bei Dämmerung.

Der Hafen von Genua bei Dämmerung.

Die ersten Eindrücke, die auf uns wirken, sind großartig. Andrea, ein gebürtiger Genuese, hat uns auf die Esplanade Castelletto gebracht, in ein hoch gelegenes Stadtviertel, und lässt uns erst einmal in aller Ruhe die ersten Eindrücke genießen. Unterhalb von uns liegt die malerische Altstadt, ein mittelalterliches Labyrinth, das sofort Lust darauf macht, erforscht zu werden, dort in das Leben einzutauchen, wie es vor Jahrhunderten gewesen sein muss. Rechts der neue Hafen, in dem die Kreuzfahrtschiffe ankern, um in wenigen Stunden in See zu stechen. Dahinter das azurblaue Meer. Genua, “La Superba”, die “Stolze”, liegt uns zu Füßen und fasziniert vom ersten Augenblick an.

Weg vom Image der Industriestadt

Von allen italienischen Städten wird Genua noch immer am meisten verkannt. “Genua will weg vom Image einer Industriestadt, weil es keine Industriestadt im eigentlichen Sinne mehr ist,” klärt Andrea, unser Stadtführer, auf, “Genua hat sich in den zurück liegenden Jahren ein modernes Outfit gegeben.”

Der neue Yachthafen ist ein glänzendes Beispiel dafür. Auch das supermoderne Aquarium mit über 5000 Tieren und einer Fläche von 13 000 Quadratmetern. Und so wurde in jüngster Vergangenheit gebaut, restauriert, verschönert. Dem Kolumbus-Haus beispielsweise wurde zu neuem Glanz verholfen, das Theater Carlo Felice wieder aufgebaut, verschiedene Palazzi in herrlich anzusehende Kulturzentren verwandelt. Genua ist Europas größtes historisches Zentrum, ein Meisterwerk der Kunst, und wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. 2004 war die 800 000 Einwohner zählende Metropole Europas Kulturhauptstadt. Sie ist zu neuem Leben erwacht und gehört neuerdings zum exklusiven Klub der italienischen Kunststädte.

Der Palazzo San Giorgio.

Der Palazzo San Giorgio.

Hochherrschaftliche Paläste

Die weitläufige Altstadt Genuas, deren befestigte Stadtmauer 13 Kilometer lang ist, zu erkunden, das ist nichts für einen kurzen Spaziergang. Um alles – wenn es überhaupt möglich ist – zu sehen, darf man ruhig das Wort Arbeit in den Mund nehmen. Es ist ein Eintauchen ins Mittelalter, in eine Kulisse hochherrschaftlicher Paläste, in dunkle Gassen, noch dunklere Gässchen, man erklimmt steile Anstiege auf ausgetretenen Treppenstufen, trifft auf Prachtbauten der Extraklasse, bestaunt Kirchen und Kathedralen – die Vielfalt an barocken Meisterwerken ist scheinbar unerschöpflich. Sage und schreibe 150 Palazzi gäbe es anzusehen. Gar schwindelig könnte es einem werden – in jeder Hinsicht.

Genuas Anmut wirkt wie ein natürliches Theater, die Kulisse wie ein Drehbuch voller Geschichten und Geschichtchen. Die Hauptstadt Liguriens wirbt damit, Europas größte zusammenhängende Altstadt zu haben. Auch eine Altstadt der Gegensätze. Hier armselige Häuser mit Stützbalken aus Holz, dort – wie erwähnt – prächtige Paläste, Fresken verzierte Gewölbe und barocke Kirchen mit vom Zahn der Zeit angenagten Portalen aus Schiefer.

Eine weltoffene Stadt

Genua lebt Geschichte und ist trotzdem, oder erst recht, eine weltoffene Stadt. Kolumbus, der 1492 Amerika entdeckte, ist hier geboren, hier lebte Andrea Doria, die “wichtigste Person der Stadt, ihr wichtigster Admiral”, wie unser Fremdenführer berichtet. Er war der einzig wahre “Politiker”, den die Republik Genua im Laufe der Jahrhunderte hatte. Mitte des 16. Jahrhunderts befand sich Andrea Doria in der politischen Einflusssphäre von Karl V., dem König Spaniens, und brachte Glanz und Ansehen in die Stadt. Kolumbus wie Doria huldigen die Genueser heute wie früher. Im Palazzo Doria Tursi, dem heutigen Rathaus, befinden sich Originalbriefe von Kolumbus. Und im Palazzo des Principe, den sich Doria errichten ließ, finden wir im Garten eine Neptunfigur als Symbol für den Admiral.

Neoklassizistische Eleganz

Im Zentrum der Altstadt ragt die gewaltige Kathedrale San Lorenzo – fertig gestellt im Jahr 1118 – in den Himmel. Sie ist seit dem 19. Jahrhundert Stadtdom und wurde vom 12. bis zum 14. Jahrhundert romanisch-gotisch umgebaut. Mit ihrer Errichtung waren Architekten und Handwerker aus halb Europa beschäftigt. Unverwechselbar macht sie vor allem ihr schwarz-weißes Streifenmuster. Ebenfalls sehr sehenswert: die romanischen Kirchen San Donato und Santa Maria di Castello, bezaubernde Kleinode.

Die Kathedrale San Lorenzo.

Die Kathedrale San Lorenzo.

Modern ist Genua natürlich auch. Die City mit Büros und großen Hotels ist geprägt von neoklassizistischer Eleganz und Stilvielfalt aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Hier finden sich Ladengeschäfte, Boutiquen, junge Handwerkerateliers, zahlreiche Unterhaltungsmöglichkeiten, vom Gourmetlokal bis hin zur Bar mit Lifemusik. Und Genua ist durchaus erschwinglich. 15 Euro für ein delikates Fleischgericht ist beileibe nicht zu viel.

Ein Besuch in dieser Metropole lohnt sich also allemal. Die Ruhe, die vielleicht nötig ist, um sich von den mannigfaltigen Eindrücken zu erholen, kann man sich ja anschließend an den herrlichen Riviera-Küsten Liguriens holen.

Informationen: Fremdenverkehrsamt Genova, Via Roma 11, 16 121 Genova, Tel.: 0039 (0)10 57 67 91); E-Mail:  aptgenova@apt.genova.it

Fotos: imaTur

Raushier-Reisemagazin

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