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Toskana: Perlen am Arno

Urlaub auf einer „Acienda Agricultura“ wie der „Casa Sesta“ ist ein guter Ausgangspunkt für eine Entdeckungsreise zu den Schönheiten des Arnotals zwischen Florenz und Arezzo. Die Städte Arezzo, Florenz und Siena liegen im Umkreis von 50 Kilometern, ins Weinanbaugebiet Chianti gegenüber sind es gerade 20 Kilometer.

Kleinod im Arnotal: Loro Ciuffena; Foto: Heiner Sieger

Kleinod im Arnotal: Loro Ciuffena; Foto: Heiner Sieger

Gut, dass es heute Autos gibt. Die Pilger, die vor 250 Jahren Rast beim Landgut Casa Sesta und der Kapelle Santa Chiara machen wollten, mussten einen beschwerlichen Weg auf sich nehmen. Von der „Setteponti“ – der Siebenbrücken-Straße im Arno-Tal zwischen Florenz und Arezzo führt der Weg zur Pilgerstätte relativ steil den dicht mit Oliven und Wein bewachsenen Hang einige hundert Höhenmeter hinauf. Heute geht das Dank moderner Pferdestärken relativ zügig und ohne Schweiß – wenn man ein guter Autofahrer ist. Der Lohn des Wegs ist zum Teil noch der gleiche: Hier oben auf rund 600 Höhenmetern, bietet sich dem Reisenden ein wundervoller Blick über das Arnotal hinüber auf die sanften Hänge des berühmten Weinanbaugebiet des Chianti. Besonders beeindruckend ist das, wenn unten im Tal noch der Nebel wabert.

Entlang des Wegs verführen Landgasthöfen und Enotecas zur Einkehr

Ende des vergangenen Jahrhunderts lag das Landgut lange Jahre brach und verfiel zusehends. Doch dann kam der einheimische Baumaschinen-Unternehmer Enzo  Resti und kaufte 2001 das Anwesen und die dazugehörigen 40 Hektar mit Obstwiesen, Wein und Oliven. Nach vierjährigen Umbauarbeiten ist Casa Sesta heute eins der Schmuckstücke in der einfachen, ländlichen Gegend südöstlich von Florenz. Die Gegend ist eine typische Postkartenlandschaft mit allen toskanischen Beigaben: Silbrig schimmernde Olivenhaine, schlanke Zypressen, die sich zu Alleen formieren, leuchtende Rapsfelder und unendlich scheinende Reihen von Rebstöcken, die schnurgerade Linien in die Landschaft zeichnen.

Immer einben Ausflug wert: Die Michelangelo-Stadt Florenz; Foto: Heiner Sieger

Immer einben Ausflug wert: Die Michelangelo-Stadt Florenz; Foto: Heiner Sieger

Für den Urlauber, der möglichst viel von Land und Leuten kennenlernen will, ist die „Acienda Agricola“ ein günstig gelegener Ausgangspunkt, um das Arnotal und seine Schönheiten ausgiebig zu erkunden. Die großen Städte Arezzo, Florenz und Siena liegen in einem Umkreis von 50 Kilometer, ins Weinanbaugebiet Chianti gegenüber sind es gerade mal 20 Kilometer. Entlang des Wegs locken zahlreiche Landgasthöfen und Enotecas immer wieder zur kulinarischen Einkehr und zu deftigen regionalen Spezialitäten wie gebratenem Kaninchenfilet mit Estragonkartoffeln und Salat aus weißen Bohnen.

Alle drei bis fünf Kilometer liegen versteckte architektonische Perlen, die es zu entdecken gilt. Wer hat zuvor schon mal von Cennina, Capannole oder San Pancrázio gehört? Oder von  Loro Ciuffena und Civitella? In diesen kleinen Dörfern im Schatten der berühmten Städte aus Gotik und Renaissance fallen Touristen noch auf, wenn sie in der Bar am stets malerischen Marktplatz einen Cappuccino oder Vino di Tavola genießen.

Überaschende Entdeckungen: Der kleine Weiler Il Borro; Foto: Heiner Sieger

Überaschende Entdeckungen: Der kleine Weiler Il Borro; Foto: Heiner Sieger

Zum Beispiel im Ort Loro Chiuffena, zu dem auch Casa Sesta gehört. Die 759 Häuser des Ortes drängen sich fast alle in der Altstadt eng aneinander. Der Ort gilt als eines der interessantesten historischen Zentren im oberen Arnotal, in dem es zahlreiche alte Dörfer zu  bewundern gibt.

Von außerhalb nicht zu sehen, offenbart Loro dem Toskana-Pilger bei einem Spaziergang eine überraschende Entdeckung: Der Ort ist quasi über eine tiefe felsige Schlucht gebaut, durch den imposant der Fluss Ciuffena rauscht. Ein davon abzweigender Mühlbach führt Wasser zu der noch heute bestehenden Mühle aus dem 12. Jahrhundert. Hier wurden von alters her der Weizen und das Getreide für die gesamte umliegende Gegend gemahlen. Die alten, vom Wasser angetriebenen Mühlsteine funktionieren heute noch.

In einigen Häusern lassen sich wundersame Miniatur-Figuren und Guckkastenbilder in der Art beweglicher Krippen entdecken; Foto: Heiner Sieger

In einigen Häusern lassen sich wundersame Miniatur-Figuren und Guckkastenbilder in der Art beweglicher Krippen entdecken; Foto: Heiner Sieger

Modeschöpfer Ferragamo hat hier ein Kleinod restauriert

Nicht weniger überraschend fällt ein Besuch im kleinen Bergweiler Il Borro aus, der von Casa Sesta etwa sieben Kilometer entfernt, Richtung Arezzo auf einem Felsen klebt. Zu erreichen ist er entweder über endlos scheinende Treppen oder bequem über die ehrwürdige, im typisch toskanischen Stil geschwungene Steinbrücke.

Das Kastell, an dem einst eine Römerstraße vorbeiführte, zählt mit seinen 25 Häusern nur noch rund 20 Einwohner. In einigen der Häuser lassen sich wundersame Miniatur-Figuren und Guckkastenbilder in der Art beweglicher Krippen entdecken. Von kleinen verborgenen  Dynamos angetrieben,  gewähren sie thematisch einen aufschlussreichen Einblick in die Lebens- und Arbeitsweise der toskanischen Handwerker in früheren Zeiten.

Höhepunkt der vor allem für Kinder anschaulichen Darstellung ist eines der bekanntesten italienischen Märchen, der Geschichte des Buben Pinocchio. Gebaut wurden die Guckkästen von Don Pasquale Mencattini, dem Pfarrer von Borro. Das einzigartige Mini-Freilichtmuseum verdankt seine heutige Existenz dem italienischen Modeschöpfer Ferragamo, der den Ort gekauft und die Häuser und ihre kleinen Wunderwerke restauriert und erhalten hat. Wer sonntags hier vorbeikommt, kann es erleben, dass Einheimische und Besucher vor der kleinen Bar auf Stühlen und Mauern sitzen und zu den Gitarrenklängen von Vanessa voller Inbrunst italienische Volkslieder singen.

Auch die Factory Outlets ziehen Toursten an

Einen krassen Kontrast zu den  ursprünglichen Weilern und Städten stellen einige Factory Outlets dar, die vor allem den Urlauberinnen das Gefühl vermittelt, exquisite italienische Mode zum Schnäppchenpreis kaufen zu können. Schließlich ist das Valdarno berühmt für seine Luxusleder. Doch im Outletcenter Space in Montevarchi etwa sind edle Marken wie Prada und Dolce&Gabbana trotz Preisnachlässen von 30 bis 40 Prozent noch elend teuer.

Dennoch wundert sich der Besucher, dass es neben einem schicken Wachdienst sogar von den italienischen Carabinieri bewacht wird. Aus den zahlreichen Autos auf dem Parkplatz zu schließen, ist der Konsumtempel aber für zahlreiche Toskana-Pilger mindestens so attraktiv wie der grün-weiße Marmordom von Siena.

Spaß am Pool gehört auch zu einem Urlaub auf Casa Sesta; Foto: Heiner Sieger

Spaß am Pool gehört auch zu einem Urlaub auf Casa Sesta; Foto: Heiner Sieger

Wer neben den Ausflügen einfach nur relaxen und das toskanische Licht genießen will, kann den Tag auch gut am Pool der beschaulichen Casa Sesta verbringen. Der Landsitz liegt mitten zwischen mächtigen Eichen, kräftigen Kastanien sowie Weinreben und Oliventerassen. Die Wälder hinter dem Haus sind Naturschutzgebiet und wer sich morgens in den ersten wärmenden Sonnenstrahlen auf den Weg macht, atmet nicht nur herrlich duftende Luft, sondern begegnet auch Rehen, Fasanen, Hasen und Eichhörnchen, die hier ihr Revier haben.

Mama Ivana versorgt ihre Hausgäste auch kulinarisch

Am „Piazetta delle Rose“ des Agriturismo-Hofes tragen alle Ferienwohnungen Namen  – die der Rosensorten Stella, Guinea und Gioia. Die Eingänge hat die Hausherrin Signora Ivana Resti liebevoll mit den jeweiligen Rosensorten umranken lassen. Gemeinsam mit ihren beiden Töchtern Giulia und Sara führt sie die Azienda Agricola genauso liebevoll, wie sie den zweijährigen Enkel Samuele bei ihrer Arbeit in Haus und Garten mit einbezieht.Während Ivana und ihre Töchter für Haus, Blumen und  Verwaltung verantwortlich sind, kümmert sich ihr Mann Enzo vor allem um die Landwirtschaft.  Wer mag, kann mit ihm am Wochenende durch die Oliven oder Reben streifen oder einen Abstecher im Weinkeller machen. Dort baut er heimischen Vino Bianco, Rosso Chianti sowie einen leckeren, ebenfalls selbst gekelterten  „Vin Santo“ an. Zu dem schmecken besonders gut die von Signora Ivana  mit viel Eigelb und Mandeln selbst gebackenen Mandorle.

Einmal pro Woche versorgt Mama Ivana ihre Gäste auch kulinarisch. Dann backt sie dass, was die toskanische Küche trotz häufiger Einkehr offensichtlich nicht im Programm hat. Was aber für die Gäste und vor allem die Kinder nicht nur typisch italienisch ist – sondern nach Tagen mit üppigen Fleischgerichten vor allem auch furchtbar lecker: knusprige Pizza aus dem Holzofen der Casa Sesta.

Schmeckt köstlich: Frische Pizza von Mama Ivana aus dem Holzkohlenofen; Foto: Heiner Sieger

Schmeckt köstlich: Frische Pizza von Mama Ivana aus dem Holzkohlenofen; Foto: Heiner Sieger

Lage: Im klimatisch bevorzugten fruchtbaren Hügelland des Valdarno Aretino, dem Tal des Flusses Arno zwischen Florenz und Arezzo liegt die Azienda Agricola Casa Siesta auf rund 600 Meter Höhe. Sie verfügt über sieben komfortable und liebevoll ausgestattete Gästewohnungen. Das Anwesen besteht aus dem Landhaus mit Piazetta und sonnigen, geschützten Terrassen. Dazu zählen noch der ehemalige Getreidespeicher, der heute die Rezeption sowie die Pizza-Backstube beherbergt. Hinter dem Landhaus liegt noch das Jagdhaus mit weiteren Terrassen. Rundum trotzen die schon recht schräg stehenden Kiefern und Zypressen den bisweilen heftig vom Hügel herab blasenden Winden. Für Kinder gibt es ein Volleyballfeld, einen Bolzplatz mitten im Zypressenhain sowie einen Swimmingpool mit einem endlos weiten Blick über das Arnotal, einen Kräuter- und Gemüsegarten und ein kleines Gehege mit Hühnern. Agriturismo Casa Sesta, Via Setteponti Levante, 12/n,52024 Loro Ciuffena, Arezzo

Anfahrt: Über den Brenner Richtung Bologna, dann weiter über die sehr kurvige Autobahn nach Florenz, dort weiter Richtung Rom, Ausfahrt Valdarno, Autobahn A1 Firenze – Roma, Ausfahrt Valdarno. Nach der Ausfahrt rechts abbiegen Sie Richtung Terranuova. Beim ersten Kreisel in Terranuova dem Schild Sie dem Schild S. Giustino folgen (5km). Bei der Kreuzung Strada Setteponti nach links Richtung Loro Ciuffenna einbiegen, nach 2 Kurven auf der rechten Seite die Einfahrt zur Agriturismo Casa Sesta (1,5 km).

Raushier-Reisemagazin reiste auf Einladung von „Toskana á la carte“.

Kulinarisches Stilleben in der geschichtsträchtigen Stadt Arezzo: Foto: Heiner Sieger

Kulinarisches Stilleben in der geschichtsträchtigen Stadt Arezzo: Foto: Heiner Sieger

Raushier-Reisemagazin

3 Gedanken zu „Toskana: Perlen am Arno

  1. Erwähnenswert finde ich auch die Marmor Steinbrüche um Carrara im Norden der Toscana. -Dort waren wir 2 Wochen, alles wurde organisiert von einer meiner Meinung nach sehr guten und bezahlbaren Agentur namens http://www.cometosee.it Die haben vor Ort unsere Tagestrips zusammengestellt. So waren wir auch in Colonata, einem kleinen Ort mitten in den Steinbrüchen. Von dort kommt das berühmte “Lardo di Colonata” -das ist Speck, eingelegt in Kräuter und groben Meersalz. Dieser Speck reift dann in einem großen Marmorbottich über mehrere Monate … -Aber genug von der Italienischen Küche, die wirklich fantastisch ist. Wir finden, dass die Marmor Steinbrüche absolut sehenswert sind, weiße schroffe Felsen direkt am Mittelmeer – unglaublich. Wenn man das Wort Toscana hört, denkt man zuerst immer an die selben Orte (Florenz, Lucca, Siena) dabei gibt es noch so viele Orte, die weit weniger bekannt und beworben sind und dabei genau so sehenswert. Herzlich, Albrecht

  2. Hallo Albrecht,
    haben Sie nicht Lust ein wenig mehr über Ihre Erlebnisse bei uns zu veröffentlichen, vielleicht auch mit ein paar Fotos, die Sie bestimmt genacht haben?
    Schöne Grüße,
    Heiner Sieger

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