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Fraueninsel: Ein Idyll auf zwölf Hektar

Preisfrage: Kennen Sie die kleinste Gemeinde Bayerns? Wir lösen auf: Es ist die Gemeinde Chiemsee. Zu ihr gehören die Herreninsel (230 Hektar groß), die Fraueninsel (zwölf Hektar klein) und die unbewohnte Krautinsel. Vermutlich sind die Inseln, die im größten bayerischen See liegen, schon seit der Steinzeit besiedelt.

Das wohl bekannteste Ausflugsziel im Chiemgau ist Herrenchiemsee mit seinem gleichnamigen Schloss. So viel Prunk wie die größte der drei Inseln hat die Fraueninsel nicht zu bieten, dafür aber eine Künstlerkolonie und eine lang eingesessene Fischerfamilie.

Kein Auto und kein Fahrrad

Abendstimmung am Chiemsee. Ein Ausflugsboot macht sich auf zu seiner letzten Fahrt an diesem herrlichen Tag. - Foto: Chiemsee-Alpenland Tourismus

Abendstimmung am Chiemsee. Ein Ausflugsboot macht sich auf zu seiner letzten Fahrt an diesem herrlichen Tag. – Foto: Chiemsee-Alpenland Tourismus

Die Fraueninsel ist auto- und fahrradfrei, und, obwohl zahlreiche Gäste vom Festland herüberkommen, ein Hort der Ruhe. Zwar wohnen viel mehr Menschen hier – zirka 300 – als auf der benachbarten Insel Herrenchiemsee, aber es geht deshalb beschaulicher zu, weil viele Gäste aus nah und fern – etwa 350 000 bis 400 000 im Jahr – vorwiegend wegen des Märchenschlosses von Ludwig II. dorthin anreisen. Der 1,5 Kilometer lange Fußweg um die Fraueninsel herum wird zu einem träumerischen Vergnügen.

Die Insel Herrenchiemsee mit dem gleichnamigen Märchenschloss. - Foto: Chiemsee-Alpenland Tourismus

Die Insel Herrenchiemsee mit dem gleichnamigen Märchenschloss. – Foto: Chiemsee-Alpenland Tourismus

Und das Amüsement ist äußerst lehrreich, wenn man Gästeführer Konrad Hollerieth an seiner Seite hat. So erfährt man von ihm, dass der See vor 15 000 Jahren, also noch in der Eiszeit (im Alpenraum auch als Würm-Kaltzeit bekannt), viermal so groß war wie jetzt (80 Quadratkilometer), in 6000 bis 8000 Jahren allerdings ganz von der Bildfläche verschwunden sein wird.

Auf der Fraueninsel liegt ein Fischerdorf und das Kloster Frauenwörth mit Campanile. - Foto: Chiemsee-Alpenland Tourismus

Auf der Fraueninsel liegt ein Fischerdorf und das Kloster Frauenwörth mit Campanile. – Foto: Chiemsee-Alpenland Tourismus

Er wird dann aufgefüllt sein mit jeder Menge Geröll, das aus den Alpen hierher gelangt. Und weil es häufiger als früher zu Starkregen kommt, transportieren die Flüsse auch mehr Ablagerungen mit sich. Dass der Klimawandel dabei eine große Rolle spielt, versteht sich von selbst – die Verlandung wird dadurch beschleunigt.

Schuld daran ist hauptsächlich die Tiroler Ache, die den Süden des Chiemgaus durchfließt und bei Grabenstätt in den See mündet. Bis zu 260 000 Kubikmeter Sedimentmaterial bringt die Ache mit und schiebt ihr „Treibgut“ 20 bis 30 Meter in den See – im Jahr versteht sich. Logisch, dass irgendwann in einigen Tausend Jahren nichts mehr vom See übrig ist.

Eine bekannte Künstlerkolonie

Gästeführer Konrad Hollerieth verrät vor jeder Insel-Führung an der Schautafel, worauf er später im Detail eingeht. - Foto: Dieter Warnick

Gästeführer Konrad Hollerieth verrät vor jeder Insel-Führung an der Schautafel, worauf er später im Detail eingeht. – Foto: Dieter Warnick

Die Schönheit der Insel blieb auch zahlreichen Künstlern nicht verborgen. 1828 ließen sich vier Münchner hier nieder und gründeten die Künstlerkolonie Frauenchiemsee. In ihrem Schlepptau kamen vor allem Landschafts- und Genremaler hierher, auch Bildhauer und Schriftsteller. Noch heute zählt die „Vereinigung“ zu den bekanntesten Künstlerkolonien in Europa. In erster Linie die Maler hinterließen mit ihren idyllischen Motiven im Wechselspiel von Licht und Schatten ihre Spuren. Sie bildeten romantische Fischerhäuschen ab, blumenreiche Gärten oder geschmückte Häuser und prägten so mit ihrer Kunst den Mythos Bayern in der ganzen Welt.

Ein zeitgenössischer Künstler ist hier beheimatet, der die Töpferei als traditionelle Handarbeit mit viel Liebe zum Detail betreibt – Georg Klampfleuthner. Die Inseltöpferei liegt seit 1723 in der Hand seiner Familie; gegründet wurde der Handwerksbetrieb 1609 als reine Klostertöpferei.

Eine uralte Tradition

Georg Klampfleuthner betreibt auf der Fraueninsel eine Töpferei, die im Jahr 1609 gegründet wurde. - Foto: Dieter Warnick

Georg Klampfleuthner betreibt auf der Fraueninsel eine Töpferei, die im Jahr 1609 gegründet wurde. – Foto: Dieter Warnick

In der beschaulichen Werkstatt, die direkt am See liegt, werden also seit über 400 Jahren Kacheln für Öfen, Fliesen, Bäder, aber auch Geschirre, Krüge, Teller und weitere Keramiken gefertigt. Jedes einzelne Stück wird in traditioneller Handarbeit hergestellt, also auch bemalt.

In der gemütlichen Inseltöpferei von Georg Klampfleuthner werden seit mehr als 400 Jahren Kacheln für Öfen, Fliesen, Bäder sowie viele andere Gegenstände gefertigt. - Foto: Bayern.by – Gert Krautbauer

In der gemütlichen Inseltöpferei von Georg Klampfleuthner werden seit mehr als 400 Jahren Kacheln für Öfen, Fliesen, Bäder sowie viele andere Gegenstände gefertigt. – Foto: Bayern.by – Gert Krautbauer

Tradition ist für Georg Klampfleuthner von existenzieller Bedeutung: „Natürlich müssen der Grundcharakter und die althergebrachte Handschrift erhalten bleiben, damit in den Dingen die Seele der Vorfahren lebt. Doch wer seine eigene Persönlichkeit mit einfließen lässt, der entwickelt die Tradition weiter und kann glaubhaft etwas schaffen,“ so der 54-Jährige. Dass sich dabei in jedem seiner Werke ein kleines Stück Chiemsee widerspiegelt, muss nicht sonderlich erwähnt werden.

In siebter Generation tätig ist die Familie Lux, die sich ganz der Fischerei verschrieben hat. Rund um den See leben 16 Familien, die vom Fischfang leben können. Bei den Lux‘ arbeiten drei Generationen Hand in Hand zusammen, was ziemlich einmalig sein dürfte. Großvater Holmer, sein Sohn Thomas sowie dessen beide Zwillingssöhne Florian und Tassilo.

Ein mystischer Fisch

Auf dem Inselfriedhof nördlich der Klosterkirche liegen viele Künstler und Gelehrte begraben, neben dem Chiemseemaler Max Haushofer etwa die Schriftsteller Wilhelm Jensen und Felix Schlagintweit. - Foto: Dieter Warnick

Auf dem Inselfriedhof nördlich der Klosterkirche liegen viele Künstler und Gelehrte begraben, neben dem Chiemseemaler Max Haushofer etwa die Schriftsteller Wilhelm Jensen und Felix Schlagintweit. – Foto: Dieter Warnick

Rund 30 Fischarten tummeln sich im See, darunter Renken, Brachsen, Forellen und Saiblinge. Ein seltener „Genosse“ ist der Perlfisch. Bei diesem handelt es sich, so versichert Florian Lex, um einen mystischen Fisch, der, vom Aussterben bedroht, eines besonderen Schutzes bedarf. „Deshalb, aber nicht nur deshalb, fischen wir nachhaltig,“ so Florian Lex. Neben dem Chiemsee ist der Perlfisch nur noch in den Seen des Salzburger Landes (Atter-, Mond-, Wolfgang- und Traunsee) zu finden, sowie in einigen Beständen in der Slowakei. Zum Laichen kommen die Chiemseer Perlfische in die Tiroler Ache und legen dort ihre Eier ab.

Weitere Informationen unter tourismus@bayern.info
Chiemsee-Alpenland Tourismus, Felden 10, 83233 Bernau, Tel.: (08051) 96 55 50; Internet: www.chiemsee-alpenland.de

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