zurück



Kelchsau: Ein Tag im kleinsten Wintersport-Gebiet der Kitzbüheler Alpen

Was ist denn das hier? Wer moderne High-Tech-Skigebiete gewöhnt ist, begibt sich in der Kelchsau auf Zeitreise. An der Talstation ein Parkplatz ohne Einweiser und mit ganz viel Platz zum Parken. Ein Zweier-Sessellift, der an eine schwebende Holzbank mit Sicherheitsbügel erinnert und so gemächlich nach oben zuckelt, dass man sich fragt, ob der soeben gestartete Tourengeher vielleicht schneller ankommt. Die Entdeckung der Gemächlichkeit und der Beginn eines Skitags in der Ferienregion Hohe Salve inmitten der Kitzbüheler Alpen.

Mit dem Nostalgie-Sessellift geht`s nach oben

Begehrter Platz für den Einkehrschwung ist die Höhenbrandalm. – Foto: Kunz-PR

Begehrter Platz für den Einkehrschwung ist die Höhenbrandalm. – Foto: Kunz-PR

Die Kennzahlen sind schnell erzählt: zwei Schlepplifte und der erwähnte Sessel, Baujahr 1972, insgesamt 16 Pistenkilometer, die im unteren Bereich gar nicht mal so einfach sind, höchster Punkt in 1605 Meter Höhe, zwei Hütten. Und überwiegend Einheimische. Denn die Kelchsau ist zwar nur acht Kilometer von Hopfgarten und dem Einstieg in die SkiWelt Wilder Kaiser–Brixental entfernt, aber dennoch ein ruhiges Seitental der Kitzbüheler Alpen, das man erst einmal entdecken muss. Und in dem sich Menschen finden, die nicht auf maximale Pistenkilometer-Leistung aus sind, sondern die den Winter einfach genießen möchten.

„Wir haben viele, die kurz mal zwei, drei Stunden auf die Piste wollen“, sagt Martin Steinbacher (38), der Wirt der Höhenbrandalm. Dort, mit ihrer schönen Sonnenterrasse und den insgesamt 150 Sitzplätzen, treffen sich mittags alle Hungrigen und Durstigen. Die älteren Herren, die immer drinnen ihre Karten auspacken und nach ihrer Pressknödelsuppe stundenlang spielen; die Tourengeher-Mädels, die freitags draußen an ihrem Teint arbeiten und sich bei Aperol Spritz die wichtigsten Updates geben; und die Familien von auswärts, die sich offenbar auch alle kennen.

Keine Hektik, kein Stress

Die Rodelstrecke bei der Haagalm ist nicht nur bei Touristen gefragt. – Foto: Silvia Seebacher

Die Rodelstrecke bei der Haagalm ist nicht nur bei Touristen gefragt. – Foto: Silvia Seebacher

„Die einen sind schon fertig mit Skifahren und gönnen sich den ersten Kaffee danach, die anderen mit Kleinkindern und Schlitten stoßen dazu“, erzählt Martin Steinbacher. Es sind viele Stammgäste, die bleiben. Denn die Pisten hat man schnell gesehen. Keine Hektik, kein Stress, die Zeit steht still. Der Blick reicht über die Täler „Langer Grund“ und „Kurzer Grund“, in die sich die Kelchsau noch einmal aufspalten, zum markanten Lodron (1925 m) und bis zum Schwaigberghorn (1990 m), hinter dem nachmittags die Sonne untergeht.

Auf der Haagalm treffen sich die Rodler

Mittlerweile eine Rarität – in Kelchsau allerdings nicht: ein Schlepplift. – Foto: Magdalena Laiminger

Mittlerweile eine Rarität – in Kelchsau allerdings nicht: ein Schlepplift. – Foto: Magdalena Laiminger

Wenn Martin schließt, öffnet Sebastian Astner (41) auf der anderen Seite des Skigebiets die Haagalm. Nur am Wochenende und an Feiertagen hat er auch tagsüber auf. Denn seine Zielgruppe sind hauptsächlich Rodler. Die sich abends noch gern bewegen, eine gute Stunde mit Schlitten im Schlepptau nach oben wandern, bei ihm einkehren und dann zurück ins Tal sausen. Start und Ziel für die Rodler ist Innerpenningberg, das zu Hopfgarten gehört.

Besonders stolz ist Sebastian Astner auch auf Sachertorte und Kaminwurzen. Beides natürlich selbstgemacht. Das Fleisch stammt aus der Landwirtschaft seiner Ehefrau Andrea (37), der Speck von Bruder Michael (43), der seine 70 Stück Vieh im Sommer rund um die Haagalm weiden lässt. Auch Obstler und Vogelbeer-Schnaps kommen aus der Familienproduktion.

Kultstatus bei den Einheimischen

Diese drei Stühle vor der Höhenbrandalm warten noch auf Gäste… - Foto: Kunz-PR

Diese drei Stühle vor der Höhenbrandalm warten noch auf Gäste… – Foto: Kunz-PR

„Zur Haagalm gehen“ ist in der Ferienregion Hohe Salve längst ein Synonym für Rodeln mit Genuss. Dabei hat sich alles zufällig entwickelt: Als Sebastians Eltern 1977 das Alpengasthaus eröffneten, musste die Versorgung gesichert und die Forststraße geräumt werden. Sie entpuppte sich nebenbei als perfekte Rodelstrecke. Das neue Freizeitangebot entwickelte sich zum Kult bei den Einheimischen, noch im selben Jahr wurde der Club der Rodler Hopfgarten gegründet. Der engagierte Verein pflegt inzwischen nebenan seine eigene vereiste Naturrodelbahn – und hatte bei der Sportrodel-WM im Februar 2020 die internationale Elite am Start.

„Unglaublich, was wir da angestoßen haben“, freut sich Astner. Wenn Gäste „zur Haagalm gehen“, wie es so schön heißt, sehen sie jetzt oft Athleten, die sich im Training auf neue Herausforderungen vorbereiten. Und das in der abgeschiedenen Kelchsau.

Ferienregion Hohe Salve

Die Ferienregion Hohe Salve verbindet Stadt und Land. Wörgl mit 14 000 Einwohnern, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Cafés gilt als Tor der Kitzbüheler Alpen. Die Orte Hopfgarten, Itter, Kelchsau, Angath, Angerberg, Mariastein und Kichbichl haben ihren eigenen Charme – mit dörflichen Strukturen und viel Romantik in intakter Natur, schönen Wirtshäusern und Kirchen. Skifahrer sind in Hopfgarten, Itter und Kelchsau direkt am Pistenparadies.

Weitere Infos: Tourismusverband Ferienregion Hohe Salve, Innsbrucker Straße 1, 6300 Wörgl, Tel.: +43 57507 7010, info@hohe-salve.comwww.hohe-salve.com

Raushier-Reisemagazin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert