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Im Westallgäu geht es hoch hinaus und tief hinunter

Wer hoch hinaus will und/oder eine große Affinität zum Wasser hat, der ist im Westallgäu/Region Bodensee (Landkreis Lindau) genau richtig. Der See (egal ob Ziele in Deutschland, Österreich oder der Schweiz angesteuert werden) ist immer eine Reise wert, ebenso der kleine Marktflecken Scheidegg mit seinen Wasserfällen und dem hochmodernen, weil barrierefreien Baumwipfelpfad „skywalk allgäu“ mit seiner gigantischen, freischwebenden Hängebrückenkonstruktion.

Lehrpfade der besonderen Art

Die Abendstimmung auf dem Baumwipfelpfad könnte nicht spektakulärer sein. – Foto:  skywalk allgäu gemeinnützige GmbH

Die Abendstimmung auf dem Baumwipfelpfad könnte nicht spektakulärer sein. – Foto: skywalk allgäu gemeinnützige GmbH

In der offiziellen Lesart ist ein Baumwipfel- oder Baumkronenpfad ein auf Plattformen und Stegen angelegter Lehrpfad, der durch die Verknüpfung von klassischen Lehrpfadelementen wie Schautafeln oder Tast-Elementen und erlebnisorientierten Abschnitten das Verständnis für die ökologischen Zusammenhänge im Kronenbereich eines Waldes vermittelt. Daher sind Familien mit Kindern die Hauptzielgruppe.

Ein wenig Mut braucht es schon, um sich im sogenannten Netztunnel zurecht zu finden. – Foto:  skywalk allgäu gemeinnützige GmbH

Ein wenig Mut braucht es schon, um sich im sogenannten Netztunnel zurecht zu finden. – Foto: skywalk allgäu gemeinnützige GmbH

Seit einigen Jahren floriert das Geschäft mit diesen Sinneserlebnissen. Die Besucherzahlen waren vor Corona schon hoch, jetzt, nachdem COVID-19 abgeklungen ist, setzt sich dieser Trend fort. Marketingleiterin Alisa Häußler bestätigt dies: „Im vergangenen Jahr haben wir mit 186 000 Besuchern einen Rekord aufgestellt.“

Rundumpanorama vom Allerfeinsten

50 Meter hoch ist der Aussichtsturm; die Plattform befindet sich zehn Meter darunter. – Foto: Dieter Warnick

50 Meter hoch ist der Aussichtsturm; die Plattform befindet sich zehn Meter darunter. – Foto: Dieter Warnick

Höhenangst sollte man besser nicht haben, geht es doch hoch hinauf und tief hinunter. Spektakuläre Blicke auf die Allgäuer Berge und das schwäbische Meer bieten luftige Aussichtsplattformen und Skywalks. Ein Rundumpanorama vom Allerfeinsten ist also garantiert.

Eine technische Meisterleistung stellt der „skywalk allgäu“ in jedem Fall dar. – Foto: skywalk allgäu gemeinnützige GmbH

Eine technische Meisterleistung stellt der „skywalk allgäu“ in jedem Fall dar. – Foto: skywalk allgäu gemeinnützige GmbH

Mit einer Länge von 540 Metern und einer Turmhöhe von 50 Metern (die oberste Aussichtsplattform befindet sich 40 Meter über Grund) hat der „skywalk allgäu“ gewaltige Ausmaße. Weitere Zahlen verdeutlichen dies: So wurden 14 Stahlmasten bis zu 45 Metern Höhe in den Boden gerammt, wurden 500 Tonnen Stahl, 80 Kubikmeter Holz, 70 000 Schrauben und 3000 Meter Seile verbaut, gibt es 93 Mastabspannungen und 222 Zug- und Druckpfähle in einer Länge von neun bis 15 Metern. 110 Treppenstufen sind es am Saumpfad; wer direkt von unten auf die höchste Aussichtsplattform will, der muss 208 Stufen nehmen oder mit dem Aufzug fahren. Das Gelände (mit Walderlebnispfad, Geschicklichkeitsparcour, Abenteuerspielplatz und Barfußpfad ist 60 000 Quadratmeter groß. Gesamtkosten: 13 Millionen Euro. Wer den Stufen überdrüssig ist, der kann mit der Röhrenrutsche nach unten gleiten.

Die Idee hatte der Bürgermeister

110 Treppenstufen geht es am Saumpfad empor. – Foto: Dieter Warnick

110 Treppenstufen geht es am Saumpfad empor. – Foto: Dieter Warnick

Die Idee für dieses monströse, dennoch harmonisch in die Landschaft integrierte Bauwerk, hatte Scheideggs Bürgermeister Ulrich Pfanner im Frühjahr 2008. Dann ging es ganz schnell. Nach der Vorstellung des Projektes im Gemeinderat am 10. Juni des selben Jahres wurde im Frühsommer 2009 der geänderte Flächennutzungsplan genehmigt, im Oktober die Baugenehmigung erteilt und noch im selben Monat mit dem Bau begonnen. Schließlich wurde der „skywalk allgäu“ am 30. Oktober 2010 eröffnet.

Seit bald 13 Jahren heißt es: Auf Höhe der Baumkronen flanieren, phänomenale Ausblicke auf die Allgäuer Alpen und den Bodensee genießen und den Kosmos Wald mit allen Sinnen erleben.

Weitere Baumwipfelpfade in Bayern

Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, der kann ja auch andere Baumwipfelpfade in Bayern besuchen. Hier fünf Vorschläge: Baumkronenweg Ziegelwies bei Füssen, Baumwipfelpfad im Steigerwald Ebrach sowie die Höhenpfade im Bayerischen Wald bei Arnbruck, Lusen/Neuschönau und St. Englmar.

Informationen: Skywalk allgäu gemeinnützige GmbH, Oberschwenden 25, 88175 Scheidegg, Tel.: (08381) 8 96 18 00; Internet: www.skywalk-allgaeu.de; E-Mail: info@skywalk-allgaeu.de.

Ein tosendes Naturschauspiel

Von dieser Aussichtsplattform aus bietet sich ein großartiger Blick auf einen der drei Scheidegger Wasserfälle. – Foto: Scheidegg-Tourismus / David Knipping

Von dieser Aussichtsplattform aus bietet sich ein großartiger Blick auf einen der drei Scheidegger Wasserfälle. – Foto: Scheidegg-Tourismus / David Knipping

Wasserfälle gibt es reichlich im Allgäu. Drei der schönsten sind die Scheidegger Wasserfälle; sie sind zu einem Ausflugsziel der Extraklasse geworden – vor allem für Familien. Tosend krachen sie, das Wasser des Rickenbachs führend, bis zu 22 Meter in die Tiefe.

Trockenen Fußes geht es hier unter einem der  Wasserfälle hindurch. – Foto: Scheidegg-Tourismus / David Knipping

Trockenen Fußes geht es hier unter einem der Wasserfälle hindurch. – Foto: Scheidegg-Tourismus / David Knipping

Dieses imposante Naturschauspiel kann von mehreren Aussichtspunkten aus beobachtet werden. Die Wasserfälle bilden das Eingangstor zur Rohrachschlucht, die, bis zu 200 Meter tief, zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns gehört. Die Schlucht ist durch den Wechsel von harten Gesteinsschichten aus Nagelfluh und weichen Gesteinsschichten aus Mergel entstanden.

Imposante Eindrücke

Hinweis- und Schautafeln bringen dem Besucher nicht nur die Wasserfälle näher. – Dieter Warnick

Hinweis- und Schautafeln bringen dem Besucher nicht nur die Wasserfälle näher. – Dieter Warnick

Das Naturschutzgebiet Rohrachschlucht ist ein wahrer Naturschatz und vermittelt imposante Eindrücke. Wer die Wasserfälle nicht nur von einem der Aussichtsplattformen bestaunen will, sondern ganz aus der Nähe, der muss mehr als 200 Stufen absteigen.

 

Mit Wasserrädern wie diesem wurden früher Teile der Energie erzeugt. – Foto: Dieter Warnick

Mit Wasserrädern wie diesem wurden früher Teile der Energie erzeugt. – Foto: Dieter Warnick

Am stärksten verändert sich der Lauf des Rickenbachs bei Hochwasser. Dann reißt das flussabwärts rauschende Wasser auch kleine Kiesel und größere Gesteinsbrocken mit. Der Rickenbach formt so nicht nur sein Bachbett, sondern auch die Ufer immer wieder um, und das seit Jahrmillionen. So entstand schließlich die Schlucht.

Auf dem Geo-Erlebnispfad wird den Besuchern die Erdgeschichte lebendig gemacht. Mit Smartphone oder Tablet kann man sich viele Millionen Jahre zurückversetzen lassen. Und im Märchenwald werden Kinder mit einem Hörspiel für mancherlei Geheimnisse sensibilisiert.

„Nagelfluh“

Die drei Wasserfälle auf einen Blick. – Foto: Dieter Warnick

Die drei Wasserfälle auf einen Blick. – Foto: Dieter Warnick

Das an den Felswänden sichtbare Gestein ist für die Entstehung der Scheidegger Wasserfälle von entscheidender Bedeutung. Es handelt sich um die „Nagelfluh“, die im Allgäu weit verbreitet ist. „Nagelfluh“ bedeutet „genagelter Fels“, weil das Gestein durch Verwitterung den Köpfen von Nageln ähnelt, die in den Felsen geschlagen wurden. Die Zwischenräume zwischen diesen Geröllen sind mit verfestigtem Sand gefüllt.
Ein Teil der Landesgartenschau

Fast alles aus Holz - das Funktionsgebäude am Eingang zu den Wasserfällen. – Foto: Dieter Warnick

Fast alles aus Holz – das Funktionsgebäude am Eingang zu den Wasserfällen. – Foto: Dieter Warnick

Gewaltig Nutzen gezogen haben die Scheidegger Wasserfälle von der Landesgartenschau 2021, die im nahegelegenen Lindau stattfand. Seither sind sie zu einem wahren Ausflugsmagneten geworden – das Areal war nämlich einer von drei Satelliten-Standorten der LGS. Thomas Gretler, Diplom-Biologe: „Früher waren hier nur die Wasserfälle, jetzt sind wir ein richtiges Ausflugsziel mit Infogebäude, Spielplätzen, befestigten Wegen und speziellen Führungen.“ Und Marina Boll, Tourismus-Leiterin von Scheidegg, ergänzt: „In den Monaten zwischen April und November ist hier jetzt sehr viel los, und wir profitieren auch von den Tagesgästen. 2021 hatten wir über 90 000 Besucher, vergangenes Jahr knapp weniger. Und das ohne Landesgartenschau. Mit den Besucherzahlen sind wir sehr zufrieden.“

Informationen: Scheidegger Wasserfälle, Fürstenmühle 1, 88175 Scheidegg, Tel.: (08381) 89 555; Scheidegg-Tourismus, Rathausplatz 8, D-88175 Scheidegg, Tel.: (08381) 8 94 22 33; Internet: www.scheidegg.de; E-Mail: info@scheidegg.de

Raushier-Reisemagazin

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