Warum wurde Mozart (1756-1791) nicht als Österreicher geboren? Warum hat Salzburg so viele Kirchen? Und warum gibt es in Salzburg Bergputzer? Wer auf diese und noch viel mehr Fragen eine Antwort möchte, bucht am besten eine Free-Walking-Tour durch Salzburg. Dabei erfährt man auf launige Art historisch und kulinarisch Wissenswertes sowie allerlei Kuriositäten rund um die Domstadt.
Mozart allüberall
Allgemeingut ist, dass Salzburg Mozart und Mozart Salzburg ist. Als wir mit unserer Free-Walking-Führerin Steffi durch die Stadt schlendern, begegnet uns das Musikgenie fast an jeder Ecke: Mozarts Geburtshaus, das Wohnhaus der Familie Mozart, das Mozartdenkmal und noch dazu die Original Salzburger Mozartkugeln.
Steffi beantwortet uns auch die Frage, warum Mozart kein Österreicher war. In seinem Geburtsjahr gehörte das Salzburger Land als selbstständiger Staat nicht zu Österreich, sondern wurde von einem Erzbischof regiert. Erst sein Umzug nach Wien im Jahr 1781 machte Mozart zum Österreicher. Salzburg hat den Komponisten erst lange nach dessen Tod als Sohn der Stadt wiederentdeckt, als die Mozart-Statue 1842 errichtet wurde. Damals ging den Salzburgern auch das Licht auf, dass man mit dem Musikgenie wunderbar Geld verdienen kann – eine Erkenntnis, die bis heute gilt.
Aus der Perspektive von Einheimischen
So weit, so klar der Exkurs unserer Stadtführerin zum Mozartkult. Bei den Free- Walking-Tours ist Steffi Teil eines kleinen, unabhängigen Teams, das Salzburg nicht nur aus historischer und kultureller Sicht erklärt, sondern vor allem aus der Perspektive von Einheimischen. Free-Tours, die es weltweit gibt, heißen die Rundgänge, weil sie kostenlos sind. Die Gästeführerinnen und -führer freuen sich aber über ein großzügigeres Trinkgeld. „Wir glauben, dass du geben solltest, was du kannst, je nachdem, was dir unsere Tour wert war“, lautet das Credo.
Erklärtes Ziel ist es, „sich in Salzburg zu verlieben“, schreibt Free-Tour-Gründer Gerhard auf der Website: „Wir lieben es, Geschichten zu erzählen, Fragen zu beantworten, Restaurants zu empfehlen und Ideen für Unternehmungen zu geben.“ Und genau das ist der charmante Unterschied zu Stadtführungen, wie man sie normalerweise kennt. Wir haben das Gefühl, dass wir Empfehlungen bekommen, weil Steffi ihre Heimatstadt liebt, und sie mit uns Erfahrungen teilen möchte, die wir sonst nicht machen würden.
Sauerteigbrot, Mozartkugeln und Bergputzer
Dazu gehört beispielsweise ein kurzer Stopp bei der Stiftsbäckerei Sankt Peter, wo wir Sauerteigbrot aus Salzburgs ältester und urigster Backstube kosten. Selbstverständlich gibt es auch einen Exkurs zur Historie der originalen Mozartkugeln, die die Konditorei Fürst 1890 – rund 100 Jahre nach dem Tod des Komponisten – kreierte. Verpackt ist das auch heute handgefertigte Original in silber-blaues Stanniolpapier – im Gegensatz zu den rot-gold umhüllten „Industriekugeln“. Spannend finden wir auch die Geschichte, dass Bergputzer seit 1669 immer wieder die rund 300 000 Quadratmeter Fels überprüfen, putzen und befestigen, die hinter der Altstadt aufragen. Und so das Leben in der Stadt sicher machen.
Wichtigste Sehenswürdigkeiten
Treffpunkt für die Free-Walking-Tours mit maximal 25 Teilnehmern ist ein Kunstwerk der serbischen Künstlerin Marina Abramović (*1946) namens „Spirit of Mozart”. Es befindet sich direkt neben der Staatsbrücke, einem zentralen Ort der Altstadt. Von dort erwandern wir in eineinhalb Stunden die wichtigsten Sehenswürdigkeiten – unter anderem den Mirabellgarten mit Schloss Mirabell, einem Liebesgeschenk, das Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau (1559-1617) für seine Lebensgefährtin und Geliebte Salome Alt im Jahr 1606 errichten ließ. Das kirchlich-weltliche Liebespaar zeugte – von wegen Zölibat – 15 Kinder.
„Rom des Nordens“
Salzburg wird auch wegen seiner vielen Kirchen – insgesamt sind es 22 in der historischen Altstadt – „Rom des Nordens“ genannt. Der Vergleich mit der italienischen Hauptstadt liegt auch deshalb nahe, weil Salzburg architektonisch als Barockstadt gilt – und dank der Lebensfreude der Salzburger und der allgegenwärtigen Musik eine solche Leichtigkeit verströmt, dass es tatsächlich italienisch anmutet. Von Steffi erfahren wir, dass die vielen Kirchen in der langen Kirchengeschichte der Stadt ihre Wurzel haben. Im Jahr 696 kam der fränkische Missionar Rupert nach Salzburg. Er gründete Kirche und Kloster St. Peter. Da die Stadt im Besitz von Fürsterzbischöfen war, kamen über die Jahrhunderte viele weitere Kirchenbauten hinzu.
Informationen
* Termine für die Free-Tours sind auf der Website eingestellt, dort können die Führungen auch gebucht werden. Außerdem bietet der Veranstalter auch Privattouren ab neun und mehr Personen zu einem Fixpreis von 230 Euro an. – www.freewalkingtoursalzburg.com
* Lesetipp: Alja Rachmanowa, „Auch im Schnee und Nebel ist Salzburg schön“. In ihren Tagebüchern berichtet Rachmanowa vom Alltag in Salzburg während der letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs, als das Leben durch Fliegeralarme, Vernebelungen und die schlechte Versorgungslage immer schwieriger wurde.
* Filmtipp: The Sound of Music – Musicalverfilmung mit Julie Andrews und Christopher Plummer von 1965 zum Leben der aus Salzburg stammenden Trapp-Familie, die nach ihrer Flucht vor den Nazis in den 1940-Jahren in Amerika eine große musikalische Karriere machte. Gedreht wurde auch in Salzburg an Originalschauplätzen.