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Lords of Backpacking: Malasyia, Kuala Lumpur und die Busfahrt in Penang

Kuala Lumpur, Malaysia. Die Dreimillionenstadt hat mich auf Anhieb weit mehr verzaubert als Bangkok. Es wirkt sauberer und auch wenn es provokant klingen mag, einfach ein Stück weit zivilisierter. Die Malaien sind ebenso wie die Thailänder sehr hilfsbereit und sprechen glücklicherweise ein ungemein gutes Englisch. Was es sehr angenehm macht, wenn sich durch die Straßen bewegt und beispielsweise nach dem Weg fragen muss, was durchaus öfter vorkommt. Zudem ist es eine Wohltat sich mit den Locals unterhalten zu können. Wenn man mit einem Malaien ins Gespräch kommt, ist ebenso das Eigeninteresse der Einheimischen spürbar. Die Menschen hier sind einfach weltoffen. Dieses Gefühl hatte ich, sowie die meisten Backpacker mit denen ich mich bislang darüber unterhalten habe, in Thailand leider nicht. Sicherlich trägt auch das Verständigungsproblem dort dazu bei. Grundsätzlich aber beschleicht einen das Gefühl lediglich mit einer lächelnden Fassade zu sprechen. Nicht das dies für jeden Thailänder als gesetzt gilt. Wir wollen hier schließlich keine pauschalen Vorurteile säen.

Petronas TowersWas zuvor 40 Baht waren, sind nun 4 Ringgit, entspricht etwa einem Euro. Malaysia ist etwas teurer als Thailand, ist aber noch durchaus im Rahmen. Es ist eine sehr interessante Kultur. Durch den englischen, indischen und chinesischen Einfluss ist dieses Land ein großer kultureller Meltingpot und hat dementsprechend viele Facetten zu bieten. Es herrscht Religionsfreiheit mit einer überdeutlichen Mehrheit der Muslime. Ganz nach dem Motto leben und leben lassen, gedeiht hier die Vielfalt des Lebens und begeistert mit Ihrer geteilten Ganzheit. Die Infrastruktur hier ist hervorragend und lässt, wenn man mich fragt, sogar eine deutsche Weltstadt wie München hinter sich. Wo möglich, ist es behindertengerecht arrangiert und rund um unser Hostel in Little India sind beispielsweise sämtliche Gehsteige in der Mitte mit einem Spezialbelag für Blinde versehen.

Logo Lords of BackpackingIch fragte einen Malaien auf was man hier besonders achten muss. Die Antwort war interessant, denn er meinte eigentlich auf nichts, denn sie seien kein besonders großer Rechtsstaat und sind im Grunde sehr relaxed. Er rauchte gerade in einer Nichtraucherzone vor dem Verbotsschild, das auf eine Strafe von 10.000 Ringgit (2.500,- Euro) verwies. Na gut, er muss es ja wissen. Tatsächlich hat dies keinen großartig interessiert und so rauchte ich risikofreudig eine mit, in der Hoffnung, dass dies nicht meine teuerste Zigarette aller Zeiten wird. Nur Drogen werden sehr hart bestraft, fuhr er fort. Dabei wird hier nicht wie in Deutschland zwischen Weichen und Harten unterschieden. Es kommt auch mal vor, dass bereits ein halbes Gramm Marijuana zum „Death Penalty“ führt. Nicht das dies für mich ein großes Thema ist, aber ich fand es schon ziemlich hart, wenn man bedenkt, dass Marijuana in den Niederlanden und auch in anderen Ländern dieser Welt legal ist und sogar für medizinische Zwecke eingesetzt wird.

Ansonsten zeigt man hier nicht mit dem Zeigerfinger herum, sondern mit dem Daumen und die restlichen Finger werden angelegt. Wird man besonders herzlich begrüßt, wandert die Hand nach dem Handshake zum Herzen, was man dann erwidert. Oftmals drückt man sich auch nicht die Hände sondern berührt sich nur leicht. Insbesondere bei der Begrüßung von Frauen, sollte man darauf achten welche Art der Begrüßung die Dame wählt. Wie in Thailand werden vor dem Betreten von Behausungen stets die Schuhe ausgezogen und wird ein Getränk vom Gastgeber angeboten, gilt es als unhöflich dieses abzulehnen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist es viele Männer Hand in Hand zu sehen. Unter Muslimen wird so die Verbundenheit ausgedrückt. Im Allgemeinen, auch das ist nichts Neues, ist man hier noch eher auf den Mann fixiert und die Frau rangiert doch noch etwas in zweiter Reihe. Wenn man das so sagen darf, möchte hier niemanden auf den Schlips treten. So wurde einer Backpackerin lange keine Karte im Restaurant gebracht, da ja schließlich noch der Mann fehlte, dem man dann die Karte hinlegen kann. Als Sie den Ober nach langer Wartezeit zu sich winkte und Ihre Bestellung aufgeben wollte, fragte dieser wo denn Ihr Begleiter sei. Als er es dann endlich glauben konnte, dass sie alleine hier ist und auch alleine reist, war es für ihn sonnenklar. Sie müsse dann sicherlich Ihren Bruder hier besuchen.

Straßenbild

Nach einem schönen Abend inklusive einem kühlen Bierchen vor den Petronas Towers, ging es dann auch bald wieder weiter. Fand es nebenbei auch noch sehr erstaunlich, dass in ganz Kuala Lumpur, mit Ausnahme dieses einen Viertels, pünktlich um 22:00 Uhr die Bordsteine hoch geklappt werden. Wie dem auch sei KL war eine sehr interessante Erfahrung und für mich. Ein Musterbeispiel wie gut verschiedenste Kulturen miteinander leben können. Allerdings habe ich mich diesbezüglich weitergehend erkundigt und so ist es in der Tat mehr ein Leben und Leben lassen. Zudem ist es vergleichbar mit einigen politisch differenzierten Rahmenbedingungen zwischen West- und Ostdeutschland hier gleichermaßen mit den indischen und chinesischen Malaien.

Mittlerweile in Georgetown auf der Insel Penang gestrandet, wird weiter den Dingen geharrt. Die Busfahrt hierher ist allerdings auch noch eine kleine Geschichte wert. In einem großen komfortablen Reisebus mit sage und schreibe drei weiteren Fahrgästen habe ich die fünf Stunden Fahrt verbracht. Ein Einheimischer aus dem Bus nahm mich dann glücklicherweise von der Busstation noch ein Stück in seinem Auto mit in Richtung Georgetown. Abgesetzt an einer von den regionalen Bussen gut besuchten Haltestelle, kam auch schon gleich der erste Bus, der an mir vorbei fuhr. Der Zweite tat es dem Ersten gleich. Der Dritte nicht. Dieser Busfahrer entschied sich dazu etwas langsamer zu werden, mich anzulächeln, nett zu winken, um dann erst weiter zu fahren. Kurz davor ein teures Taxi zu nehmen, gesinnte sich eine Einheimische zu meinem Dilemma. Et Viola, der nächste Bus hielt dann auch sofort. Mit eingestiegen und zahlungsbereit übergab ich dem Busfahrer meinen fünf Ringgit-Schein. Dieser sah mich entgeistert an und forderte zwei Ringgit von mir. Gut, ich verwies ihn darauf, dass er bereits fünf Lappen von mir in der Hand hielt. Widerwillig bekam ich mein Wechselgeld und ein Ticket. Der Bus war schon ziemlich gut gefüllt und ich stellte mich mit meinem Rucksack in die Mitte. Während ich noch so überlegte, was und ob hier etwas komisch läuft bzw. ob all die anderen Busse mich schlichtweg einfach nicht mitnehmen wollten, sah ich mich um und stellte fest, dass ich zum einen der einzige Weiße im Bus war und zum anderen von zahlreichen Fahrgästen angegafft wurde. Gut, ist okay. Es war mir relativ egal, da mein nächstes Problem war, dass ich zwar wusste wie die Haltestelle hieß an der ich aussteigen musste, allerdings war nirgendwo zu sehen, auch nicht an den Haltestellen selbst, wie diese hießen. So fragte ich den Malaien neben mir, ob ich mich überhaupt im richtigen Bus befinde und wann ich aussteigen muss. Die Antwort war ein schräger Blick, eine halbe Drehung in Kombination mit zwei kleinen Schritten weg von mir und die wunderbare Aussicht auf seinen Rücken. Gut, es war ja noch nicht aller Tage Abend. So fragte ich die Malaiin neben mir, die mir dann netterweise auch eine Antwort gab. Ja, ich war im richtigen Bus, zum Glück. Plötzlich hörte ich mit lauter und strenger Stimme einen Ur-Malaien hinter mir ertönen und es hörte nicht auf. Je länger er vor sich hin kauderwelschte, desto mehr Blicke und süffisantes Lächeln wurde mir entgegen gebracht. Gut, ich entschied mich für die restliche Fahrt für Sightseeing durch das Fenster. Die nette Malaiin neben mir hatte dann nochmal ein Herz für mich und verwies mich an einer namenlosen Haltestelle, dass ich hier aussteigen müsste.

Men at Work

Aber es bleibt dabei, der Malaie ist in aller Regel sehr freundlich, ehrlich interessiert und offen. Mir wurde gesagt, dass es zudem ein Problem für die „ländlichere“ Bevölkerung darstellt mit den Touristen umzugehen, da Sie etwas beschämt sind, nicht so gut Englisch sprechen zu können. Wenn man in seiner Heimatstadt bereits ein Touri-Viertel hat und diese dann aber auch noch in den einheimischen Ruhevierteln und Verkehrsmitteln findet, kann ich sogar etwas Verständnis für die Bewohner aufbringen. Mich nerven ja schon die Touristen in Regensburg, ganz zu schweigen von dem für mich absurden Gedanken ein Touriviertel dort zu haben.

Raushier-Reisemagazin