zurück



Urlaub auf der eigenen Insel in Schweden

Abenteuer à la Robinson Crusoe – eine Berliner Familie erzählt von ihrem Anti-Pauschalurlaub auf einer einsamen Insel: 16 Tage verbrachten die Berliner Susan Mattke (35), Heiko Staass (45) und ihr Sohn Felix (1) auf einer einsamen Insel in Schweden.

Der Traum von der eigenen Insel - in Schweden kann er wahr werden. Foto: scantrack touristik GmbH

Der Traum von der eigenen Insel – in Schweden kann er wahr werden. Foto: scantrack touristik GmbH

Von „totaler Kopfleere“ und „Steinzeitleben in der Mode rne“ fernab von Ballermann und Bettenburgen. 28 Jahre lebte Robinson Crusoe in Daniel Defoes gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1719 auf einer einsamen Insel in der Karibik. Heute, knapp 300 Jahre später, ist dies keine Schreckensvision mehr. Sondern ein Urlaubstraum. Aus purem Vergnügen reisen Menschen heute in die entlegensten Fleckchen dieser Erde. Manche, weil sie sich aus der Immer-Erreichbarkeit der modernen Gesellschaft befreien wollen. Andere, weil sie einfach keine Lust haben, auf Pauschalurlaub und den ewigen Kampf um die letzte freie Liege am Hotel-Pool.

Wer Ruhe sucht, wir hier fündig. Foto: scantrack touristik GmbH

Wer Ruhe sucht, wir hier fündig. Foto: scantrack touristik GmbH

So wie das Ehepaar Susan Mattke und Heiko Staass, zwei Großstädter aus Berlin und Verwaltungsangestellte im Öffentlichen Dienst. Seit Jahren meiden die beiden Abenteuer-Urlauber die bekannten Touristen-Hochburgen, paddeln zum Beispiel lieber auf eigene Faust quer durch Schweden. Oder mieten sich eine eigene Insel. Rund 8.000 Kilometer entfernt von Defoes Robinson-Insel, inmitten des Wildnissees Stora Bör in der schwedischen Nordmark im nordöstlichen Teil der Seenlandschaft Dalsland-Nordmarken, liegen viele kleine naturbelassene Inseln, keine größer als ein Fußballfeld. Ab 349 Euro pro Person kann man diese beim Reiseveranstalter scandtrack mieten und der idyllischen Einsamkeit Schwedens frönen. „Wir wollten dieses urige Camping-Gefühl, einen wilden Urlaub mit Lagerfeuer und Co. Das ist für uns einfach der optimale Urlaub, weil wir da an nichts denken, nicht an Arbeit oder andere Verpflichtungen – einfach die totale Kopfleere“, sagt Susan Mattke.

Back to basics – „Ein bisschen wie Steinzeitleben in der Moderne.“

Abendstimmung auf der Insel. Foto: scantrack touristik GmbH

Abendstimmung auf der Insel. Foto: scantrack touristik GmbH

Mit einem Kanu und zwei Paddeln beginnt die Abenteuerreise auf das unbefleckte Eiland. Mit im Gepäck: Kleidung, eine Karte, Verpflegung, Schwimmwesten, eine Ausrüstungsbox, ein Outdoor-Handbuch und ein Zelt. Auf der Insel angekommen, fühlt man sich dann tatsächlich ein wenig wie Robinson Crusoe. Eine Feuerstelle, ein Trockenklo. Mehr Zivilisation gibt es nicht. Und soll es auch nicht geben. „Es ist ein bisschen wie Steinzeitleben in der Moderne. Man denkt aber schon darüber nach, wie man sich sein Leben angenehmer gestalten kann, schnitzt und baut sich etwas zusammen, zum Beispiel um das Feuerholz sammeln bequemer zu machen, nicht auf dem Boden sitzen zu müssen oder einen Ofen für die Schrippen zu haben“, sagt Heiko Staass.

Geweckt von den ersten Sonnenstrahlen. Foto: scantrack touristik GmbH

Geweckt von den ersten Sonnenstrahlen. Foto: scantrack touristik GmbH

Urlaub auf der einsamen Insel bedeutet Loslassen vom modernen Leben, ist eine Rückkehr zum Wesentlichen. „Das Reisen führt uns zu uns zurück“, hat Albert Camus einmal gesagt. Ob Touren mit dem Kanu, grillen am Lagerfeuer, angeln oder baden im glasklaren Wasser. Man lernt, sich wieder an den einfachen Dingen des Lebens zu erfreuen. „Man denkt darüber nach, was es zu essen gibt, wo man Holz herbekommt, muss sich darum kümmern, dass das Feuer brennt. Man unterhält sich manchmal wirklich viel oder auch mal stundenlang gar nicht, liest etwas, geht spazieren und genießt einfach die pure Natur ohne Zivilisation“, erzählt Susan Mattke. „Auch wenn man sich einfach nur ein Stück Holz nimmt und anfängt zu schnitzen. Man hat immer etwas zu tun, muss sich aber auch mit sich selbst beschäftigen können“, weiß Heiko Staass.

Einsam, aber nicht alleine. Foto: scantrack touristik GmbH

Einsam, aber nicht alleine. Foto: scantrack touristik GmbH

Der Mensch ohne Elektronik, ohne Technik und Komfort kehrt zurück zu seinen Wurzeln, wird wieder zum Jäger und Sammler. Denn was im zivilisierten Alltag der Großstadt selbstverständlich ist, wird auf der einsamen Insel zur überlebensnotwendigen Tagesmission: Holz sammeln und Nahrung beschaffen.

Natürlich werden vom Reiseveranstalter ausreichend Brot, Gemüse, Obst, Bohnen oder Nudeln zur Verfügung gestellt. Aber was schmeckt besser als der selbst geangelte Fisch, den man der Natur kämpferisch abgerungen und mit der eigenen Hand aus dem Wasser gezogen hat, garniert mit mühsam gesammelten Pilzen oder Beeren? „Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben geangelt und gleich einen fast einen Meter langen Hecht an Land gezogen“, berichtet Heiko Staass stolz.

„Das gefährlichste Tier auf der Insel war der Mensch“

Back to basics. Foto: scantrack touristik GmbH

Back to basics. Foto: scantrack touristik GmbH

Der einjährige Felix erlebt auf der schwedischen Insel mit Mama und Papa seinen ersten Urlaub. Hier macht er seine ersten Schritte, anfangs etwas holprig, stolpernd über Wurzeln und Steine, die er aus dem Kinderzimmer und der Großstadt nicht kennt. „Felix hat viel gelacht und erlebt auf der Insel, für ein Großstadtkind ist so viel Natur natürlich total auf regend. Für mich als Mutter war der Urlaub perfekt, weil ich mir nie Gedanken mache n musste, dass ihm irgendetwas passieren könnte“, sagt Susan Mattke. „Gefährliche Tiere gab es ja nicht. Einmal ist in der Dämmerung ein Elch an uns vorbei geschwommen. Aber das gefährlichste Tier auf der Insel war der Mensch.“

Ein einziges Mal wird das Paar aber dann doch herausgerissen aus der vorzeitlichen Idylle der süßen Ruhe und Unbeschwertheit. Als der Sprössling beim gemeinsamen Baden auf einem Felsvorsprung spielt und dabei ins tiefere Wasser rutscht, taucht er komplett unter. Instinktiv greifen die Eltern sofort zu, so dass der Junior zum Glück mit nur einem Schrecken und einer Schramme davonkam. „Das kann passieren, c’est la vie“, sagt Heiko Staass ganz ungerührt. Die Inselluft macht eben entspannt.

„Ich will weg. Ich will zurück!“

Ein kleines, rotes Zelt - fast verloren in der Wildnis. Foto: scantrack touristik GmbH

Ein kleines, rotes Zelt – fast verloren in der Wildnis. Foto: scantrack touristik GmbH

Nach 16 Tagen Wildnis fällt die Umstellung auf Zivilisation und Großstadtleben zunächst schwer. „Spätestens wenn man am Berliner Ostbahnhof aus dem Bus steigt, denkt man: Ich will weg. Ich will zurück“, gibt Susan Mattke zu. Wenn die beiden Berliner an ihren Urlaub auf dem Eiland zurückdenken, sehen sie immer noch die atemberaubend schönen Sonnenuntergänge Schwedens vor sich. „Das war jeden Abend das Schönste und jedes Mal ein wirkliches Erlebnis. Vor dem Sonnenuntergang zu sitzen und vor dem Lagerfeuer zu warten, dass das Wasser für den Kaffee kocht“, schwärmt Heiko Staass ein wenig abwesend, melancholisch den Blick ins Leere schweifend. Wissend, dass er schon wieder reif ist für die Insel.

Raushier-Reisemagazin