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Seiser Alm: Winterspaß auf 8000 Fußballfeldern

Mit  Superlativen sollte man gemeinhin aufpassen. Die Seiser Alm in Südtirol, ein fast baumloses, welliges und weitläufiges Hochland, nimmt jedoch die eine oder andere “Höchstleistung” für sich in Anspruch, die nicht zu widerlegen ist, und die sie sich auch verdient hat. Ein einzigartiges Landschaftswunder!

Auch Schneeschuhwanderer sind auf der Seiser Alm immer willkommen. Der Blick auf den Schlern ist ein Erlebnis für sich – Foto: Seiser Alm Marketing/Laurin Moser

Auch Schneeschuhwanderer sind auf der Seiser Alm immer willkommen. Der Blick auf den Schlern ist ein Erlebnis für sich – Foto: Seiser Alm Marketing/Laurin Moser

So ist die Seiser Alm mit 56 Quadratkilometern – das entspricht unvorstellbaren 8000 Fußballfeldern – die größte Hochalm Europas. Die befreiende Weite und die atemberaubende Kulisse machen die Seiser Alm einzigartig. Das Naturparadies nordöstlich von Bozen liegt in einer Höhenlage von 1680 bis 2350 Metern, und man kann hier wochenlang gemütlich wandern, ohne auch nur einmal einen einzigen Weg zwei Mal zu gehen; Mountainbiker können sich auf 250 Kilometern austoben. Im Winter kommen auch die “Alpinen” halbwegs auf ihre Kosten (zur Verfügung stehen 60 Pistenkilometer), und die “Nordischen” finden ebenfalls 60 Kilometer vor, an Langlaufloipen. Und eine weitere Zahl mutet gigantisch an: Es gibt nämlich genauso viele Hütten, bewirtschaftete Almen oder Schwaigen wie das Jahr Tage hat, also 365. 2000 Gästebetten finden sich hier oben, vom einfachen Bauernhof bis hin zum erstklassigen Wellnesshotel.

Eine große Bergstation

Die Seiser Alm liegt oberhalb der Ortschaften Seis und Kastelruth, und wird begrenzt vom Grödnertal im Norden, dem Platt- und Langkofel im Westen und dem legendären, weil sagenumwobenen Schlern (mit der markanten Santnerspitze und der bizarren Euringerspitze) im Süden.

Sonne tanken und ausgezeichnet essen: Die Gostner Schwaige ist bekannt für ihre lukullischen Genüsse. – Foto: Seiser Alm Marketing

Sonne tanken und ausgezeichnet essen: Die Gostner Schwaige ist bekannt für ihre lukullischen Genüsse. – Foto: Seiser Alm Marketing

So beeindruckend und reizvoll die Seiser Alm auch ist, bei der Ankunft oben in Compatsch verschlägt es uns fast die Sprache. Wer den Hauptort der Seiser Alm von früher her kennt, der staunt und schüttelt den Kopf. Man wurde früher von einem großen Parkplatz und nur von ein paar wenigen, kleinen Beherbergungsbetrieben empfangen. Heute steht dort eine voluminöse Bergstation (1857 Meter) mit allerlei Läden und Geschäften. Und mächtige Hotelanlagen wurden errichtet – Erinnerungen an Skistationen, wie sie vor 30 Jahren und mehr in Frankreich entstanden sind, werden wach.

Seit Neuestem schmückt sich die Seiser Alm – der Auszeichnug des ADAC sei dank – damit, eines der kinder- und familienfreundlichsten Skigebiete in den Alpen zu sein. Attraktive und preisgünstige Pauschalen tun ihr Übriges. In der Tat wird alles getan, um ein Wohlfühlprogamm zu erstellen, das alle zufrieden stellt.

Ein Familienskigebiet par excellence

Eine Schneeballschlacht lässt Kinderherzen höher schlagen. – Seiser Alm Marketing/Laurin Moser

Eine Schneeballschlacht lässt Kinderherzen höher schlagen. – Seiser Alm Marketing/Laurin Moser

Wofür die “Seiser-Alm-Strategen” nichts können, sind die Pisten, die mit dem Wörtchen “leicht” am besten umschrieben sind, und daher für Kinder- und Anfänger bestens geeignet sind. Von den 22 Aufstiegsanlagen sind alle Lifte mit einer Kindersicherung ausgestattet. Qualifizierte Skischulen, samt Skibegleitern und Geschichten-Erzählern, bieten Kurse für jede Altersklasse an und sorgen für ein sicheres Herantasten ans Skifahren. Sogar ein Skikindergarten und eine spezielle Kinderbetreuung machen es möglich, dass sich die Eltern eine kurze Auszeit von ihren Sprösslingen nehmen können, ohne gleich ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Besonders beliebt sind die Seiser-Alm-Hexen-Tour und der Mini-Express-Zug. Auch Clowns sorgen für Spaß ohne Ende.

Ein Horn bläst den Skifahrern den Marsch. – Foto: Seiser Alm Marketing

Ein Horn bläst den Skifahrern den Marsch. – Foto: Seiser Alm Marketing

Snowboarder jeden Alters dürfen sich auf einen der schönsten Snowparks Europas freuen; er wurde mit dem Snowsummit-Award ausgezeichnet. Zur Verfügung stehen außerdem vier Selftimer- und zwei Speedtrap-Strecken, also Geschwindigkeits- und Zeitmessanlagen, und für die jungen Wilden vier Funparks; für Kids und Draufgänger gerade das Richtige.

Es ist für jeden also etwas geboten auf der Alm des sanften Wintertourismus‘. Die Erwachsenen können ferner dem Wintergolf frönen oder einen Ausritt wagen, Schneeschuhwandern oder auf eine Skitour gehen; Groß und Klein zusammen eine Kutschfahrt unternehmen. Auch mit dem Schlitten talabwärts zu fahren, ist eine gute Alternative.

Gostner Schwaige: Ein Einkehrschwung, der lohnt

Skifahren macht hungrig; was gibt es das Besseres als Südtiroler Speck und ein Glas “Roten”. – Seiser Alm Marketing/Laurin Moser

Skifahren macht hungrig; was gibt es das Besseres als Südtiroler Speck und ein Glas “Roten”. – Seiser Alm Marketing/Laurin Moser

Ziemlich in der Mitte der Seiser Alm liegt die Gostner Schwaige (1930 Meter). Die, so haben uns Einheimische gesagt, sei eine der urigsten und zünftigsten Hütten der gesamten Alm. Und dass man dort sagenhaft gut speisen könne. In der Tat. Wir sind baff, denn solch einen Gaumenschmaus auf einer schlichten Berghütte kredenzt zu bekommen, überrascht uns dann doch. Das Festmahl ist nicht ganz preiswert, ebenso ein Viertel Blauburgunder oder Lagrein, aber wir sagen uns, dass wir es uns einfach verdient haben.

In seiner winzigen Küche stehend, zaubert Franz Mulser (Jahrgang 1979), der Hüttenwirt und Spitzenkoch, allerlei Schmackhaftes aus dem Hut. Wie er so da steht, hinter seinem Herd mit den vier Gasflammen, in Lederhosen, kariertem Hemd, blauer Schürze und Bergschuhen, würde man niemals vermuten, dass hier einer kocht, für den sein Beruf Berufung ist. Er schafft wahre Kunstwerke. Im Gästebuch ist dann auch ein Eintrag zu finden, der Bände spricht: “Franz, der Magier der Küche, hat uns verzaubert mit seinen Götterspeisen.”

Sogar musikalisch ist auf der Seiser Alm jede Menge geboten. – Foto: Seiser Alm Marketing

Sogar musikalisch ist auf der Seiser Alm jede Menge geboten. – Foto: Seiser Alm Marketing

Dass derartiges Talent (gelernt hat Mulser unter anderem auch im Tantris in München) nicht verborgen bleibt, ist logisch. Im Jahr 2006 erhielt Mulser im Rahmen des Wein- und Gourmet-Festivals im Kurhaus von Meran den begehrten Koch-Award “Premio Godio”. Mulser gelingt es, so die Kommission damals, in hervorragender Weise, die Südtiroler Küche neu zu interpretieren und sie geschmacklich auf ein neues sinnliches Niveau zu bringen. Die Speisen überzeugen in ihrer Lebendigkeit, Klarheit und Einfachheit. Franz Mulser holt aus ihnen das Archaische, Urige, Lebendige und assoziiert es mit dem unbeschwerten Duft der Kräuter und Blumen. Die Speisen erhalten dadurch eine kulinarische, geschmackliche Überzeugungskraft, die überraschende sinnliche Gaumenerlebnisse hervorrufen.

Transfer ins Hochalpine

Die sonnenverwöhnte Seiser Alm lohnt immer, die Langlaufskier anzuschallen. – Foto: Seiser Alm Marketing/Laurin Moser

Die sonnenverwöhnte Seiser Alm lohnt immer, die Langlaufskier anzuschallen. – Foto: Seiser Alm Marketing/Laurin Moser

Wer auf der Seiser Alm Quartier bezieht, und dennoch den einen oder anderen Tag hochalpin fahren will, für den steht ein Transfer zur Verfügung. Los geht’s beim Hotel Saltria; der Bus fährt zirka 20 Minuten auf einem schmalen Sträßchen nach Monte Pana im Grödnertal und kostet – hin und zurück – fünf Euro. Von dort aus besteht der Einstieg in die Sellaronda, der einmalig schönen Umrundung des mächtigen Sella-Massivs. Abfahrten vom Ciampinoi (2254 Meter) oder Piz Sella (2284 Meter) warten. Vor allem bei tiefblauem Himmel ein gigantisches Vergnügen.

Für Familien mit Kindern ist die Seiser Alm nur zu empfehlen. – Foto: Seiser Alm Marketing/Laurin Moser

Für Familien mit Kindern ist die Seiser Alm nur zu empfehlen. – Foto: Seiser Alm Marketing/Laurin Moser

Für Langläufer ist das Gebiet ein wahres Eldorado. Die schier endlos erscheinende Weite der leicht hügeligen, sonnenverwöhnten Landschaft, durchwachsen mit kleinen Waldinseln und umrahmt vom bizarren Dolomitfels, lohnt allemal, die schmalen Bretter anzuschnallen. Acht Loipen der unterschiedlichsten Schwierigkeitsgrade (drei leichte, drei mittelschwere und zwei anspruchsvolle) auf insgesamt 60 Kilometern lassen keine Wünsche offen. Die “Jochloipe” ist mit 15 Kilometern die längste Höhenloipe der Seiser Alm. Alle Loipen sind doppelt oder gar vierfach gespurt und für Skating präpariert. Auch die Beschilderung ist bestens, so dass sich die Langläufer keinen Kompass zulegen müssen.

Langweilig wird es auf der Seiser Alm also nie.

Informationen: Informationsbüro Seiser Alm, Compatsch 50, I-39040 Seiser Alm, Tel.: (0039 0471) 72 79 04; E-Mail: www.seiseralm.it; info@seiseralm.it

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