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Ausstellung: Jubel und Elend – eine Zeitreise nach 1914

2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Auch Niederösterreich nimmt seine historische Verantwortung wahr. So werden etwa das Renaissanceschloss Schallaburg und das Schloss Artstetten in Erinnerung an dieses einschneidende historische Ereignis Ausstellungen unter dem Titel „Jubel & Elend. Leben mit dem großen Krieg 1914–1918“ zeigen.

Licht ins geschichtliche Dunkel

Im Ersten Weltkrieg die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ zu sehen, ist in Expertenkreisen unstrittig. Hat dieser erste internationale Konflikt doch die Landkarte des europäischen Kontinents bleibend verändert, fast neun Millionen Soldaten und Bürgern aus nicht weniger als 50 Ländern das Leben gekostet und der Machtergreifung Hitlers den Weg bereitet. Im August jährt sich sein Ausbruch zum 100. Mal, und die Politik rüstet sich in historischer Verantwortung zu internationalem Gedenken.

Ziel der Ausstellungen in Niederösterreich ist, nachzuvollziehen, wie fast über Nacht ein Krieg in Gang kommen konnte, der das junge 20. Jahrhundert voller Wucht aus seiner Bahn werfen sollte.

Das idyllisch gelegene Renaissanceschloss Schallaburg ist nicht nur Ausstellungsort von "Jubel und Elend" sondern auch Drehscheibe internationaler Forschungs- und Publikationsprojekte zum Thema Erster Weltkrieg.- Foto: Manfred Horvath

Das idyllisch gelegene Renaissanceschloss Schallaburg ist nicht nur Ausstellungsort von „Jubel und Elend“ sondern auch Drehscheibe internationaler Forschungs- und Publikationsprojekte zum Thema Erster Weltkrieg.- Foto: Manfred Horvath

Allen voran ist das – nicht nur in Österreich einzigartige – Gemeinschaftsprojekt zu nennen, das die Schallaburg und Schloss Artstetten unter dem Titel „Jubel & Elend. Leben mit dem großen Krieg 1914–1918“ zeigen. Es entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Heeresgeschichtlichen Museum Wien, dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung und dem Deutschen Historischen Museum Berlin. Schon im Vorfeld ist klar: Das Besucherinteresse aus dem In- und Ausland wird groß sein. Denn das Renaissanceschloss Schallaburg im Mostviertel fungiert nicht nur als Ausstellungsort, sondern auch als Drehscheibe nationaler und internationaler Forschungs- und Publikationsprojekte. Und auch Schloss Artstetten ist ein Schauplatz im doppelten Wortsinn: Diente es einst der kaiserlichen Familie als Familiensitz und Sommerresidenz ist es heute unter anderem letzte Ruhestätte für Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin, Sophie Herzogin von Hohenberg, die beide 1914 in Sarajevo einem fanatisierten Jugendlichen zum Opfer fielen und deren Ermordung für viele den Ausgangspunkt des Ersten Weltkrieges markiert.

Einmalige Exponate

Auf nie dagewesene Weise werden ab 29. März auf der Schallaburg in der Nähe von Melk Lebenswelten und individuelle Schicksale in der Zeit zwischen 1914 und 1918 in all ihren Widersprüchlichkeiten beleuchtet. In Kooperation mit nationalen und internationalen Sammlungen und Forschungseinrichtungen entwickelte ein junges wissenschaftliches Team eine Ausstellung, die den „Großen Krieg“ für Menschen aller Altersstufen begreifbar machen soll. Im Auftrag der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich organisierte das Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung 2013 zudem eine Sammelaktion: Die Bevölkerung Österreichs sowie der angrenzenden Regionen in Tschechien und der Slowakei (den ehemals böhmisch-mährischen Ländern) bzw. Italien wurde aufgerufen, Dachböden, Schränke, Kisten und Schuhkartons zu durchforsten und sämtliche Dokumente und Gegenstände aus dem Alltagsleben der Soldaten und der Zivilbevölkerung aus der Zeit zwischen 1914 und 1918 als Leihgabe für die Dauer der Schallaburg-Ausstellung zur Verfügung zu stellen.

Insgesamt 4500 private Objekte – von Erinnerungs- und Sammelstücke über Alltagsgegenstände und schriftliche Aufzeichnungen bis hin zu Fotos und Filmdokumenten – kamen auf diesem Wege zusammen, eine sehenswerte Auswahl der Exponate wird nunmehr erstmals auch den Besuchern der Ausstellungen zugänglich sein.

Aktivitäten rund um die Ausstellung

Rund um die Ausstellungen zu „Jubel & Elend. Leben mit dem Großen Krieg 1914–1918“ finden in Niederösterreich zahlreiche weitere Aktiväten statt. Im Juni etwa greifen die Sommerspiele Melk das Thema direkt im Spielplan auf und zeigen den Stummfilm „Metropolis“. Noch im Eindruck des Großen Krieges und der Russischen Revolution schuf Fritz Lang 1925/26 das monumentale Science-Fiction-Epos. In der futuristischen Großstadt Metropolis schlittert eine ausgeprägte Zwei-Klassen-Gesellschaft voll stählerner Maschinenmenschen an den Rand des Abgrunds, bis sich die Erkenntnis durchsetzt, dass zwischen „Hirn“ und „Händen“ das „Herz“ vermitteln muss. Schwebte Fritz Lang ein utopischer Film vor, der Tendenzen der Wirklichkeit enthalten sollte, so wurde dieser gleichsam zu einem prophetischen Epos: Jubel und Elend des verlebten Krieges prägten eine erschütternde Vorahnung.

Raushier-Reisemagazin