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Ein Tête à Tête mit Lissabon

Nachdem drei Wochen Klausurstress noch in meinen Knochen steckten, kam ein langes Wochenende in Lissabon gerade recht. Eigentlich sollte die Entspannung schon auf dem Weg zum Flughafen mit einem Piccolo beginnen, leider machte uns ein Bombenfund aus dem Zweiten Weltkrieg einen Strich durch die Rechnung, sodass wir gehetzt und gerade rechtzeitig am Flughafen ankamen, um dann die Durchsage zu hören, dass leider nicht nur der gesamte Verkehr Hamburgs nur noch tröpfchenweise funktionierte, sondern der Flughafen ab 19.00 Uhr für einige Zeit keine Lande- oder Starterlaubnis mehr erteilen würde, da in Hamburg eine Bombe entschärft werden muss.

Der Ausblick beim Aufstieg zur Burg

Der Ausblick beim Aufstieg zur Burg

Nun gut – mit drei Stunden Verspätung kamen wir dann in unserem gebuchten Hostel, dem Tête à Tête Guesthouse, an. Als wir unsere kleinen Koffer durch das noch kleinere Treffenhaus hinauf trugen, rief uns schon ein freundlicher Deutscher mittleren Alters zu, ob wir denn Hilfe benötigten. Oben angekommen, erklärte er, dass er nur ein Langzeit-Gast sei, der ab und zu aushilft. Nach einem netten Plausch um halb 3 Uhr nachts und einer Einladung zu einer Party im Hostel am nächsten Abend fielen wir dann ziemlich tot ins Bett.

Champs-Élysées von Lissabon

Blick auf Lissabon von der Burg aus.

Blick auf Lissabon von der Burg aus.

Freitag war unser erster Tag in Lissabon und wie wahrscheinlich 99,99 % aller Touristen machten wir uns zunächst bei strahlendem Sonnenschein auf, die Burg von Lissabon zu entdecken. Dies hat zwei Gründe: zum einen ist diese Besichtigung ein absolutes Muss und zum anderen schafft man sich so den ersten Überblick über die Stadt, da sie auf einem Berg thront. Schon auf dem Weg dorthin entdeckten wir einige der im Reiseführer beschriebenen Plätze und Straßen. Von unserem Hostel aus mussten wir die Avenida – quasi die Champs-Élysées von Lissabon – hinuntergehen und liefen direkt auf den Rossio Platz zu, welcher durch den schönen schwarz weiß gewellten Boden, den zwei Brunnen und der Statue in der Mitte einen ganz besonderen Charme hat, zu welchem jedoch diverse Männer, die uns mit den Worten „Hash, Cocain, Marihuana“ ansprachen, nicht sonderlich beitrugen.

Der Bahnhof am Rossio bei Dämmerung.

Der Bahnhof am Rossio bei Dämmerung.

Wir gingen eine der zahlreichen Einkaufsstraßen der Altstadt hinunter, direkt auf den Arco Triunfal zu, welchen man auch hätte besichtigen können. Auf der anderen Seite des Arcos befindet sich der Parca do Comercio, an dessen Ende eine Mamortreppe hinunter zum Fluss Tejo führte. Früher war dies der Anlegeplatz der Könige. Nach einer kurzen Verschnaufpause am Wasser war nun das direkte Ziel die Burg. Um ja nichts zu verpassen, stiegen wir nicht in die legendäre Tram 28 ein, dies hoben wir uns für Sonntag auf, sondern kraxelten den Berg zu Fuß hoch. Die Burg ist auch für stolze 8,50€ (bei Beachtung der Lissabonner Preisverhältnisse) einen Besuch wert.

Blick auf die Ponte de 25 Abril und Cristo Rei von Belem aus.

Blick auf die Ponte de 25 Abril und Cristo Rei von Belem aus.

Die Aussicht ist unbeschreiblich schön, man wird von einigen Pfauen empfangen und kann auf den Burgmauern spazierend einen 360-Grad-Blick genießen. Wieder in der Altstadt angekommen, machten wir uns auf den Rückweg zu unserem Guesthouse, wo um halb 10 die kleine Feier unserer Bekanntschaft des Vorabends stattfand. Angesetzt war die Feier zwar um 20.00 Uhr, aber das störte die Einheimischen, welche größtenteils eingeladen waren eher wenig, sodass die Deutschen natürlich mal wieder die ersten waren.

Aussichtspunkt Parque Eduardo VII

Eine der Einkaufsstraßen in der Altstadt von Lissabon.

Eine der Einkaufsstraßen in der Altstadt von Lissabon.

Am Samstagvormittag nahmen wir uns vor, den Botanischen Garten zu erkunden. Dieser fiel nicht ganz so beeindruckend aus, wie wir es uns gewünscht hatten, dafür war das Viertel um den Garten herum, jedoch definitiv einen Besuch wert. Beim Anblick der süßen Cafés und individuellen Shops hatte man das Gefühl im wahren Lissabon angekommen zu sein. Wir folgten der Straße Rua dom Petro V, woraufhin wir an einem weiteren wunderschönen Aussichtspunkt gelangten mit Straßenmusikern, einem Brunnen und einem kleinen Markt. Von dieser Seite der Stadt hatte man einen Blick auf die Burg und erkannte schon viele Plätze und Straßen wieder.

Am Nachmittag machen wir uns auf an einer der Stadtführungen teilzunehmen. Wir hatten die Free Guided Walking Tour, welche mir schon aus anderen Städten bekannt war, im Internet gefunden und waren eine Gruppe von 20 bis 30 Personen, die sich auf eine Reise durch die Geschichte, die Altstadt und das Leben von Lissabon einließen, gepaart mit lustigen Anekdoten und Scherzen des Reiseführers. Wie der Name schon sagt sind diese Touren kostenfrei und auf Trinkgeldbasis, trotzdem handelt es sich bei Ihnen nach meinen persönlichen Erfahrungen um die besten Stadttouren, die nie langweilig werden, obwohl man drei bis vier Stunden zu Fuß durch die Stadt unterwegs ist.

Belem

Das Entdeckerdenkmal in Belem.

Das Entdeckerdenkmal in Belem.

Am Sonntag hatten wir einen Ausflug nach Belem geplant, ein Stadtteil eine ca. 20-minütige Tramfahrt entfernt. In Belem angekommen begrüßte uns ein Blick auf das Hieronymuskloster Mosteiro dos Jeronimos, welches wir jedoch nur von außen betrachteten. Stattdessen wechselten wir die Straßenseite, um das Entdeckerdenkmal Padrao dos Descobrimentos näher anzuschauen. Das günstige Eintrittsgeld ermutigte uns auch den Ausblick auf der Spitze des Denkmals in unseren Besuch einzubauen. Eine sehr gute Entscheidung, da ein toller Blick auf die bekannte Brücke Ponte 25 de Abril und das Monument Cristo Rei die Belohnung war. Das Monument sieht der Statue in Brasilien sehr ähnlich und ist ebenfalls ein Zeichen der Dankbarkeit und Gottesfurcht – der einzige Unterschied ist, dass es zwei Meter kleiner ist.

Torre de Belem.

Torre de Belem.

Nur ein paar Hundert Meter weiter sah man schon den Torre de Belem, einen Festungsturm des König Manuels I. Wir hörten auf den Tipp unseres Reiseführers und bestaunten den Turm nur von außen, bevor wir uns dann auf den Weg zu einer der berühmtesten Cafés Lissabons machten, um uns ein wenig zu stärken – Antiga Confeitaria de Belem.

Die berühmte Tram 28.

Die berühmte Tram 28.

Die Frage was wir bestellen wollten erübrigte sich recht schnell, da auf jedem Tisch kleine Puddingtörtchen standen und nicht nur eins pro Person, sondern eher drei oder vier. Wie uns der Reiseführer einen Tage zuvor verdeutlicht hatte, ist jeder der nicht mindestens sechs der sogenannten Pasteis de Belem oder anderorts genannten Pasteis de Nata isst, definitiv ein Tourist, die Besucher schienen diese Aussage wörtlich zu nehmen.

Pasteis de Belem.

Pasteis de Belem.

Mit vollem Bauch und drei Tagen Hardcore Sightseeing beschlossen wir zurück in der Altstadt angekommen nun endlich eine Tour mit der Tram 28 zu machen und genau das war unser Plan für den Rest des Tages.

Lissabon ist eine Stadt, welche man sehr gut in zwei bis drei Tagen erkunden kann, die netten Menschen, spannende Ausflugsziele in der Umgebung und die Nähe zum Wasser würden jedoch auch einen sehr viel längeren Aufenthalt begründen. Ich bin sicher, dass uns Lissabon nicht das letzte Mal zu Gesicht bekommen hat.

Fotos: Laura Krüger

Raushier-Reisemagazin

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