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Umarme Piran: Ein wahres Kleinod im venezianischen Stil

Wer Venedig kennt, aber Piran nicht, der sollte dies schnellstmöglich nachholen. Und wer Venedig liebt, der wird auch Piran sofort in sein Herz schließen.  Den Besucher erwartet ein wahres Kleinod, die Architektur des Hafenstädtchens ist stark von den Venezianern beeinflusst. Nicht nur zahlreiche Plätze und Paläste, die verwinkelte Altstadt, die dominante Stadtmauer, acht Kirchen oder sieben Stadttore machen den Ort so sehenswert, sondern auch im Besonderen viele Kleinigkeiten wie säulenartige Balustraden, hallenähnliche Loggien und fein ziselierte Spitzbögen.

Piran ist entzückend. Durch die bezaubernde Lage, die verschachtelte Altstadt und die venezianische Architektur ist der Ort an der Riviera eines der bekanntesten Touristenzentren Sloweniens. – Foto: Dieter Warnick

Piran ist entzückend. Durch die bezaubernde Lage, die verschachtelte Altstadt und die venezianische Architektur ist der Ort an der Riviera eines der bekanntesten Touristenzentren Sloweniens. – Foto: Dieter Warnick

Kunstgalerien, Museen und ein Aquarium runden das Bild ab. Mehrere Restaurants, kleine Pubs und Cafés laden zum Verweilen ein. Nur Kanäle – wie in Venedig – gibt es nicht. Dafür sind die Preise fast schon märchenhaft niedrig und nicht mit denen in der Lagunenstadt zu vergleichen. Piran ist einer der malerischsten und charmantesten Flecken der slowenischen Adriaküste. Ein Prachtstück. Ein Kulturdenkmal. Umarme Piran!

Der erste Weg führt uns zum Hafen

Der erste Weg nach unserer Ankunft führt uns an den kleinen Hafen, weil wir hungrig sind und uns auf Fisch freuen. Wir haben durch Zufall erfahren, dass dort, zwischen kleineren und größeren Fischerbooten, eine Barkasse ankert, auf der es äußerst schmackhafte Meeresfrüchte zu essen gibt. Und wir sollen den Hauswein probieren, da dieser besonders süffig ist.

In Piran dreht sich (fast) alles um Giuseppe Tartini, der am 8. April 1692 in Piran geboren wurde. Der berühmteste Sohn der Stadt war ein italienischer Violonist und Komponist. – Foto: Dieter Warnick

In Piran dreht sich (fast) alles um Giuseppe Tartini, der am 8. April 1692 in Piran geboren wurde. Der berühmteste Sohn der Stadt war ein italienischer Violonist und Komponist. – Foto: Dieter Warnick

Was uns dort erwartet, lässt die eh schon vorhandene Freude auf den Urlaub noch größer werden. Fünf fest installierte Biergarnituren stehen da und warten, dass es sich die Gäste dort bequem machen. Über eine kleine Brücke gelangen wir auf das Schiff, und Katarina serviert ihren Hauswein, weiß, der halbe Liter für lächerliche vier Euro. Eine Speisekarte gibt es nicht.

Die Muscheln sind eine Delikatesse

Zahlreiche Boote zieren den Hafen von Piran. Die Lokale im Ort bieten den fangfrischen Fisch zu überaus zivilen Preisen an. – Foto: Dieter

Zahlreiche Boote zieren den Hafen von Piran. Die Lokale im Ort bieten den fangfrischen Fisch zu überaus zivilen Preisen an. – Foto: Dieter Warnick

Die Chefin verdeutlicht uns mündlich und auf Englisch, was sie heute an Meeresspezialitäten im Angebot hat. Wolfsbarsch, auch roten Knurrhahn und Dorade, oder panierte Sardinen. Alles fangfrisch, das versteht sich von selbst. Wir entscheiden uns aber anders, nämlich als Vorspeisen für Bakala, eine Art Paste aus getrocknetem Stockfisch, mit Oliven (4 Euro), und dann reichlich Muscheln in einer köstlichen Weißwein-Zwiebel-Knoblauchsoße (5 Euro) und als Hauptgericht Spagetti vongole (9 Euro). Dass wir dazu noch eine weitere Karaffe Weißwein trinken, ist logisch, auch wenn danach das Schiff ein bisschen mehr schaukelt als zuvor.

Wo heute der Tartini-Platz liegt, war früher ein Fischerhafen. Der Platz ist der zentrale Ort von Piran; zahlreiche schmucke Häuser und Palazzi bilden das passende Ambiente; er wird dominiert vom Gemeindepalast (links) und der auf einem Hügel stehenden Kirche St. Georg. – Foto: Dieter War

Wo heute der Tartini-Platz liegt, war früher ein Fischerhafen. Der Platz ist der zentrale Ort von Piran; zahlreiche schmucke Häuser und Palazzi bilden das passende Ambiente; er wird dominiert vom Gemeindepalast (links) und der auf einem Hügel stehenden Kirche St. Georg. – Foto: Dieter Warnick

Der Blick hinaus aufs Meer versüßt den Abend zusätzlich. Und eines wissen wir auch schon: Wolfsbarsch, Knurrhahn, Dorade und Sardinen „verputzen“ wir übermorgen. Denn Rok, der Koch und Lebenspartner von Katarina, versteht sein Handwerk aufs Vorzüglichste. Fischer können auch hervorragende Köche sein. Rok beweist es Tag für Tag. Die direkte Nähe zu Italien und dem Alpenraum haben auch bei Rok abwechslungsreiche, aromatische Spuren hinterlassen.

Fast alles dreht sich um Giuseppe Tartini

Wo heute der Tartini-Platz liegt, war früher ein Fischerhafen. Der Platz ist der zentrale Ort von Piran; zahlreiche schmucke Häuser und Palazzi bilden das passende Ambiente; er wird dominiert vom Gemeindepalast (links) und der auf einem Hügel stehenden Kirche St. Georg. – Foto: Dieter War

Wo heute der Tartini-Platz liegt, war früher ein Fischerhafen. Der Platz ist der zentrale Ort von Piran; zahlreiche schmucke Häuser und Palazzi bilden das passende Ambiente; er wird dominiert vom Gemeindepalast (links) und der auf einem Hügel stehenden Kirche St. Georg. – Foto: Dieter Warnick

Im Ort selbst spielt sich (fast) alles um den Tartini-Platz, Pirans Wohnzimmer, ab. Ein Labyrinth autofreier, schmaler, mittelalterlicher Gässchen führt vom Platz weg, und, wie Blutgefäße zum Herzen, alle Hauptstraßen hier zusammen. Giuseppe Tartini (1692 – 1770) war ein berühmter Geiger und Komponist, auf den seine Geburtsstadt sehr stolz ist. Seine Statue auf dem gleichnamigen Platz wacht wie ein Glücksbringer über die Stadt, sein Blick geht direkt auf sein Geburtshaus, das zu den ältesten Gebäuden der Stadt gehört. Und das Tartini-Theater bietet zahlreiche Veranstaltungen verschiedener Kunstformen. Hoch über der Stadt thront die gewaltige Kirche des Heiligen Georgs mit ihrem frei stehenden Campanile, dem Schutzpatron von Piran. Von dort aus hat man einen herrlichen Blick über die Stadt und das Umland bis zur Bucht von Triest und die Alpen.

Ein weiterer „Hingucker“ rund um den Tartini-Platz, zwischen alten Fischer- und Bürgerhäusern, Palazzi und Brunnen, ist das wunderschöne, rote, so genannte Venezianische Haus aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Es ist mit seinen üppigen Verzierungen das beste Beispiel venezianischer Gotik. Prächtige Bauwerke sind ferner der Apollonio-Palast, der Gerichts- und der Gemeindepalast im Neorenaissancestil. Die Stadtviertel wurden nach den heute noch immer bestens erhaltenen sieben Stadttore benannt. Durch diese kamen in der Vergangenheit die Menschen in die Stadt hinein.

Im Rathaus regiert ein Ghanaer

Wo heute der Tartini-Platz liegt, war früher ein Fischerhafen. Der Platz ist der zentrale Ort von Piran; zahlreiche schmucke Häuser und Palazzi bilden das passende Ambiente; er wird dominiert vom Gemeindepalast (links) und der auf einem Hügel stehenden Kirche St. Georg. – Foto: Dieter War

Wo heute der Tartini-Platz liegt, war früher ein Fischerhafen. Der Platz ist der zentrale Ort von Piran; zahlreiche schmucke Häuser und Palazzi bilden das passende Ambiente; er wird dominiert vom Gemeindepalast (links) und der auf einem Hügel stehenden Kirche St. Georg. – Foto: Dieter Warnick

Dort im Rathaus „regiert“ Peter Bossman. „Er ist der einzige schwarze Einwohner Pirans“, erklärt Borut Valenčič, ein Einheimischer „er ist nämlich unser Bürgermeister.“ Der schwarze Mann aus Ghana, dessen politische Gesinnung aber nicht schwarz ist, eher rot, lernte während seines Medizin-Studiums in Ljubljana seine jetzige Frau kennen. Er heiratete sie, hat mit ihr drei Kinder, und wurde in Piran sesshaft. Der promovierte Arzt ließ sich im Jahr 2010 überreden, sich als Bürgermeisterkandidat aufstellen zu lassen, und setzte sich in einer Stichwahl gegen den amtierenden Bürgermeister durch. Bossman wurde dadurch zum ersten Bürgermeister afrikanischer Abstammung in Slowenien und den MOEL (Abkürzung für mittel- und osteuropäische Länder). Ganz wollte der beliebte Allgemeinmediziner aber seinen Beruf nicht aufgeben, und so praktiziert er einmal pro Woche noch in seiner Praxis im 20 Kilometer entfernten Koper.

Abendstimmung über Piran; die Alpen scheinen zu glühen. – Foto: Tourismusverband Portorož

Abendstimmung über Piran; die Alpen scheinen zu glühen. – Foto: Tourismusverband Portorož

Die Altstadt von Piran war wahrscheinlich schon im 7. Jahrhundert mit einem Verteidigungsgemäuer umgeben und verfügte über acht Verteidigungstürme. Im Verlauf der Jahrhunderte gehörte Piran vorübergehend zum Herzogtum Bayern, zum Herzogtum Kärnten sowie für lange Zeitabschnitte zur Republik Venedig. Deshalt ist italienisch in dieser Region die zweite Amtssprache. Im 19. Jahrhundert erlebte Piran als Teil des kaiserlichen Österreichs eine wirtschaftliche Blüte, die vor allem auf die Wiederbelebung der Salzproduktion in den Salinen von  Sečovlje mit einer Produktion von 40 000 Tonnen jährlich zurückzuführen ist.

Portorož ist das totale Gegenteil

Portorož kommt äußerst mondän daher und ist das krasse Gegenstück zu Piran. – Foto: Tourismunsverband Portorož

Portorož kommt äußerst mondän daher und ist das krasse Gegenstück zu Piran. – Foto: Tourismusverband Portorož

Zu Piran gehört auch das mondäne, nur drei Kilometer entfernte Portorož (italienisch Portorose, also Rosenhafen), das einen Abstecher durchaus verdient hat (ein gut ausgebauter Fußweg führt direkt am Meer entlang), denn den Besucher erwartet das krasse Gegenstück. Der Ort ist bereits seit dem 13. Jahrhundert als Kurort bekannt. Heute bieten verschiedene Luxusherbergen, Hotels und SPAs ein umfangreiches Gesundheits- und Wellnessangebot. Mit dem Kempinski Palace Portorož  bietet die Region das einzige Fünf-Sterne-Superior-Hotel des Landes.

Am Platz des 1. Mai befindet sich das kleine Lokal “Fritolina pri Cantini”. Dort bereitet Nina vorzügliche Fischgerichte zu. Die Bestellung erfolgt direkt am Küchenfenster, die Getränke werden vom Nachbarlokal geliefert. – Foto: Dieter Warnick

Am Platz des 1. Mai befindet sich das kleine Lokal “Fritolina pri Cantini”. Dort bereitet Nina vorzügliche Fischgerichte zu. Die Bestellung erfolgt direkt am Küchenfenster, die Getränke werden vom Nachbarlokal geliefert. – Foto: Dieter Warnick

Dank guter Verkehrsverbindungen entwickelte sich um das Jahr 1900 auch der Tourismus in Portorož, wo schon 1885 ein Kurbad eröffnet wurde. Fortan setzte man auf Kurgäste. Durch das angenehm milde Klima, die saubere Luft und die erfolgreiche Heilung mit Salzwasser und Salinenschlamm wurde Portorož, das sich in den vergangenen Jahren verjüngt zeigt, zum beliebtesten Badeort Sloweniens. Sehenswert ist auch der Jachthafen, der über Platz für 1000 Boote verfügt. Entlang der Uferstraße Obala herrscht in den Sommermonaten in Restaurants, Cafés und Souvenierläden Highlife. Discos, Bars, Nachtclubs und ein Casino sorgen für beste Abendunterhaltung.

Die perfekte Alternative

Nina vom Fischlokal “Fritolina pri Cantini”, bezaubert durch ihr Lächeln und ihre schmackhaften Fischgerichte. – Foto: Dieter Warnick

Nina vom Fischlokal “Fritolina pri Cantini”, bezaubert durch ihr Lächeln und ihre schmackhaften Fischgerichte. – Foto: Dieter Warnick

Ob Piran oder Portorož oder jeder andere Ort an der slowenischen Adriaküste ist eine perfekte Alternative zur italienischen Adriaküste.

Zurück in Piran, hat uns das Mittelalter wieder fest im Griff. Es scheint, als ob jede Gasse, jede Stufe oder jeder Stein des Pflasters über die Vergangenheit spricht. Jeder Blick versetzt den Betrachter ins Staunen. Umarme Piran!

Gastro-Tipps:

  • Auf der Barkasse “Podlanica” von Rok und Katarina gibt es Fisch und Muscheln, dass der Genießer nur so mit der Zunge schnalzt. – Foto: Dieter Warnick

    Auf der Barkasse “Podlanica” von Rok und Katarina gibt es Fisch und Muscheln, dass der Genießer nur so mit der Zunge schnalzt. – Foto: Dieter Warnick

    Miracolo di Mare, Bed&Breakfast, Tomšičeva 23, 6330 Piran, Inhaber: Borut Valenčič, E-Mail: bbstudio@elcatel.si; www.miracolodimare.si/de/; Tel.: 00386 5921 7660; +386 (0) 51 44 55 11; +386 (0)51 44 55 22.

  • Essen auf dem Schiff: Katerina Domnik, Ulica IX. korpusa 9, 6330 Piran, Tel.: +386 41 338 612
  • Fritolina pri Cantini, Platz des 1. Mai 10, Piran
Rok, Fischer und Koch in einer Person, säubert morgens seinen Fang, den er abends selbst zubereitet. – Foto: Dieter Warnick

Rok, Fischer und Koch in einer Person, säubert morgens seinen Fang, den er abends selbst zubereitet. – Foto: Dieter Warnick

Infos: Piran und Portorož liegen rund 30 Kilometer südlich von Triest; die slowenische Hauptstadt Ljubljana ist nur eine Autostunde entfernt. Die Küstenlänge beträgt 18 Kilometer, es stehen 12 000 Betten zur Verfügung. – Kontakt: Tourismusverband Portorož, Obala 16, 6320 Portorož/Slowenien, Tel.: (00386 5674) 8260; E-Mail: info@portoroz.si; Internet: www.portoroz.si/de

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