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Kigali – Eine Hauptstadt voller Gegensätze

Kigali ist mit 1,2 Millionen Einwohnern die größte Stadt und gleichzeitig die Hauptstadt Ruandas. Auf gefühlt hunderten Hügeln verteilt, liegt die Millionen-Stadt im Herzen des kleinen ostafrikanischen Landes. Besonders auffällig ist das Grün in Mitten der Stadt. An beinahe jedem Wegrand finden sich Avocado-Bäume und verschiedenste andere Gewächse, die das Stadtbild prägen. Ebenso prägend sind die drastischen Unterschiede der Stadtviertel. Während in reichen Gegenden eine Villa nach der anderen mit einer großen Mauer geschützt ist, gibt es in den ärmeren Gegenden nur Lehmstraßen und kleine Lehmhütten, in denen die Einheimischen leben. Doch was auf dem ersten Blick nach einer Kluft zwischen Arm und Reich aussieht, ist in Wirklichkeit ein Zusammenleben.

So kann es vorkommen, dass man sich plötzlich auf einer Lehmstraße mit kleinen Häusern befindet, wenn man einmal falsch abgebogen ist. Doch keine Sorge. Ruanda ist sicher. Besonders in den reicheren Gegenden stehen rund um die Uhr alle 100 Meter bewaffnete Soldaten und Polizisten, die Sicherheit ausstrahlen sollen. Und es funktioniert. Die Kriminalität in Kigali ist weitaus geringer, als in den meisten Großstädten Afrikas.

What to see

Das Richard-Kandt-Haus.

Das Richard-Kandt-Haus.

Ruanda ist noch kein Touristenland, gibt sich aber Mühe eines zu werden. So gibt es auch in der Hauptstadt einige Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch wert sind.

Die Innenstadt Kigalis.

Die Innenstadt Kigalis.

Eines davon ist das Richard-Kandt-Haus. Die ehemalige Residenz des ersten deutschen Generalresidenten wurde im Jahr 2000 zu einem naturhistorischen Museum umfunktioniert. Die Führung durch das Museum gleicht einer Führung durch Ruanda. So beginnt die kleine Tour in einem Raum mit einem präparierten Leoparden und einem Zebra, die im Akagera Nationalpark, im Osten des Landes, zu finden sind. Ein weiterer Raum zeigt verschiedene Mineralien aus Vulkangestein, die sich im Westen finden lassen. Im Museum lassen sich außerdem Bilder und Knochen der Berggorillas, die im Norden des Landes leben, bewundern. Für alle, die nach den ausgestopften Tieren auch noch Lebende sehen wollen, ist im Garten ein Haus mit Terrarien eingerichtet. Hier finden sich verschiedenste giftige Schlangen aus Ruanda, darunter auch eine schwarze Mamba.

Der Eintritt in das Museum kostet für Touristen 6.000 Ruanda Franc, etwa 7 Euro. In diesem Preis ist allerdings eine private Führung inbegriffen.

Der Ausblick über Kigali vom Richard-Kandt-Museum.

Der Ausblick über Kigali vom Richard-Kandt-Museum.

Wer sich mit der grausamen Vergangenheit Ruandas auseinandersetzen möchte, der sollte das Kigali Genocide Memorial besuchen. Das große Museum widmet sich ganz der Geschichte des Völkermordes, der 1994 in Ruanda wütete. Auf großen Tafeln und Aufstellern wird der Verlauf des Genozids mittels Text und Fotos deutlich gemacht. Besonders eindrucksvoll sind zwei Räume am Ende des Rundgangs. In dem ersten Zimmer befinden sich hunderte Fotos der Opfer, die von Familienangehörigen an das Museum übergeben wurden. Der zweite Raum ist die letzte Ruhestätte für dutzende menschliche Knochen. Durch die Schädel und Beinknochen, die die Besucher durch Glaskästen begutachten können, wird das Grauen noch greifbarer und unfassbarer.

Die Massengräber beim Kigali Genocide Memorial.

Die Massengräber beim Kigali Genocide Memorial.

Neben dem Museum befinden sich mehrere Massengräber auf dem Grundstück, in denen über 250.000 Opfer des Genozids ihre letzte Ruhe gefunden haben. Nach diesem bedruckenden Besuch, lädt ein kleines Café mit Snacks und Getränken zum Diskutieren über das Gesehen ein. Das Museum hat täglich von acht Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Der Eingang des Kigali Genocide Memorials.

Der Eingang des Kigali Genocide Memorials.

Ein etwas anders Museum ist das Inema Art Center in Kigali. Diese junge und moderne Kunstgalerie bietet lokalen Künstlern die Möglichkeit ihre Gemälde und Plastiken auszustellen. Ebenso ist es möglich vor Ort Kunstwerke in verschiedenen Preisklassen zu kaufen und somit ein einzigartiges Andenken an Kigali zu erwerben.

Wer das richtige Afrika sehen möchte, sollte den Markt in Kimironko besuchen. Auf dem bunten, traditionellen Markt lässt sich von Essen, über Kleidung und Andenken alles finden was das Herz begehrt. Doch Achtung: Handeln lohnt sich. Wer gutes Verhandlungsgeschick zeigt, zahlt schnell nur die Hälfte der ursprünglichen Preises.

How to move

Aufgrund der hügeligen Landschaft in ganz Ruanda können Tagesausflüge zu Fuß sehr anstrengend werden. Doch dafür haben sich die Ruander Abhilfe geschaffen. Dank Motor-Taxi, Bus und Auto-Taxi kommt man in Kigali schnell ohne große Anstrengung an sein Ziel.

Die Auto-Taxis

Die Auto-Taxis sind das komfortabelste, aber auch teuerste Verkehrsmittel für alle, die kein eigenes Auto besitzen. Wie man das aus Deutschland gewohnt ist, muss lediglich die Taxizentrale angerufen werden und kurze Zeit später steht der Fahrer vor der Tür. Der Fahrpreis sollte allerdings im Voraus verhandelt werden, so dass es am Zielort zu keinem bösen Erwachen kommen kann. Auch hier gilt, wie bei fast allem, wofür man in Ruanda bezahlt, immer verhandeln. Besonders bei weißen Fahrgästen wird gern beinahe das Doppelte verlangt, das Einheimische zahlen würden. In der Regel kostet eine Taxifahrt innerhalb der Stadt zwischen 2.000 und 10.000 RWF (etwa 2,20 bis 11,10 Euro).

Die Minibusse

Wem das Taxi auf Dauer zu teuer wird, der kann die vielen Minibusse der Hauptstadt nutzen. Alle paar hundert Meter findet sich eine Bushaltestelle, an der sich jedoch weder die Buslinien und deren Zielorte, noch Abfahrtszeiten befinden. Da hilft es nur andere Wartende oder den Busfahrer selbst nach dem richtigen Bus zu fragen. Falls man nicht mitten in der stressigen Rush-Hour fahren will, geben diese auch gerne Auskunft.

In Kigali gibt es zwei verschiedene Arten von Minibussen. Die einen sind selbstständige Fahrer, meist weiß-grüne Busse und die anderen sind private Minibusunternehmen wie „Kigali Bus Services“ oder „Stella“. Bei den selbstständigen Minibussen kostet eine Einzelfahrkarte 230 RWF (etwa 25 Cent), während die privaten Busunternehmen mit 250 RWF (etwa 28 Cent) etwas teurer sind. Beide Busarten sind also deutlich billiger als herkömmliche Taxis. Die Tickets für die privaten Busunternehmen können an Ticketschaltern gekauft werden, bei selbstständigen Unternehmen wird die Fahrt ohne Ticket in bar bezahlt.

Die Motor-Taxis

Motor-Taxis, die nach Kunden Ausschau halten.

Motor-Taxis, die nach Kunden Ausschau halten.

Motor-Taxis sind eine schnelle und preiswerte Alternative zu Bussen und Auto-Taxis. Besonders in der Hauptstadt stehen die Fahrer mit ihren Mopeds an jeder Ecke und warten auf Passagiere. Auch wenn es zu Beginn Überwindung kostet, lohnt es sich diese einheimische Variante der Fortbewegung zu nutzen. Besonders in den Hauptverkehrszeiten ist man mit einem „Moto“ schneller am gewünschten Ziel. Die Motor-Taxis fahren den ganzen Tag auf der Suche nach Kunden durch die Stadt und haben immer einen zweiten Helm mit dabei, denn in Ruanda herrscht Helmpflicht. Dass dieser Helm viel zu groß ist und absolut nicht sitzt, stört dabei nicht. Helm ist schließlich Helm. Wer einen Halt bei der wilden Fahrt braucht, findet auf den meisten Modellen eine Halterung hinter dem Sitz, an der man sich gut festklammern kann. Am Fahrer festhalten macht hier hingegen keiner, das ist dann auch den Afrikanern etwas zu viel Körperkontakt.

Ein Motor-Taxifahrer in Kimihurura.

Ein Motor-Taxifahrer in Kimihurura.

Wie bei den Auto-Taxis sollte auch bei den „Motos“ zuvor ein Preis verhandelt werden. Dieser liegt normalerweise zwischen 500 und 1.000 RWF (0,55 bis 1,1 Euro). Wer 1.500 Rwanda Franc oder mehr innerhalb der Stadt entrichtet, kann sich sicher sein den extra teuren „Muzungu-Preis“ bezahlt zu haben. Am günstigsten kommt man davon, wenn man einen bekannten Einheimischen im Voraus den Preis verhandeln lässt. Falls die Fahrt zu deiner Zufriedenheit war und auch der Preis stimmt, freuen sich die Fahrer über 100 bis 300 RWF an Trinkgeld.

Die Fahrt mit den Motor-Taxis kann besonders bei schlechten Straßenverhältnissen holprig sein, doch seid beruhigt, selbst die Einheimischen haben etwas Angst die „Motos“ zu nehmen. Wenn man dann aber ein paar Mal mit den Mopeds unterwegs war und sich damit abgefunden hat, dass jeder früher oder später sterben muss, macht eine Fahrt besonders an warmen Tagen viel Spaß.

Where to eat

Kulinarisch hat Kigali alles zu bieten, was man sich vorstellen kann. Die Preise variieren dabei stark. So bezahlt man für ein Essen zu zweit mit Getränken in einheimischen Restaurants, in ärmeren Vierteln, lediglich 3.000 RWF (etwa 3,3 Euro), während man in reicheren Gegenden auch auf 30.000 RWF (etwa 33 Euro) kommen kann. Die Küche in Kigali reicht von typischen ostafrikanischen Speisen über Burger und Pizza. Besonders beliebt ist das Brochette (ähnlich wie Schaschlikspieße) mit Ziege, Fisch, Hühnchen oder Rindfleisch, das beinahe überall verkauft wird.

Wer die einheimische Küche testen möchte, sollte das Africa Bite in Kimihurura besuchen. Dort gibt es täglich ein Buffet mit ruandischen Gerichten für 3.000 RWF (etwa 3,3 Euro) pro Person.

Ein empfehlenswertes Grillrestaurant ist das Sundowner ebenfalls in Kimihurura. Mit einem schönen Biergarten bietet das Lokal allerhand Leckeres vom Grill, sowie Pizza und Steak. Am Wochenende lohnt es sich auch abends länger zu bleiben, dann verwandelt sich das Restaurant in eine Diskothek mit einigen Besuchern. Ein Gericht mit Getränk ist für etwa 8.000 RWF (etwa 8,8 Euro) zu erwerben.

Eine Bushaltestelle in der Stadt.

Eine Bushaltestelle in der Stadt.

Wer auch außerhalb von Europa nicht auf Pizza verzichten möchte, wird im New Cactus in Kiyovu fündig. Das Restaurant bietet auf seiner Terrasse mit Ausblick über Kigali verschiedenste Pizzen, Nudeln, sowie einheimische Gerichte an. Zu zweit kann man allerdings schnell auf einen Betrag von 30.000 RWF (etwa 33 Euro) kommen.

Für einen schicken Abend mit anschließendem Tanzen ist das Papyrus eine gute Option. Mit einem Cocktail und leckeren Fischgerichten lässt sich auf dem Balkon die Stadt bei Nacht bewundern. Im gleichen Gebäude befindet sich außerdem eine Diskothek, die von Donnerstag bis Samstag ihr Tore öffnet. Das Papyrus gehört zu den beliebtesten Restaurants Kigalis, daher kann es durchaus voll werden. Ein Gericht mit Getränk kostet in etwa 10.000 RWF (etwa 11 Euro).

Kigali sollte in jedem Fall auf der „To-See-Liste“ eines jeden stehen, der Ostafrika besucht. Mit seinem afrikanischen Charme, der noch nicht von McDonalds oder KFC verdrängt wurde, zeigt Kigali ein authentisches Afrika, ohne dass man sich Sorgen um die Sicherheit machen muss.

Foto: Jana Ruminger und Nathanael Meyer

Raushier-Reisemagazin

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