Der Kastanienbaum gilt als Baum der Weisheit; viele Mythen und Heilsversprechungen ranken sich um ihn. Seine Früchte ernährten einst die Landbevölkerung. Heute erfährt die Verwendung der Kastanie eine Renaissance.
Die Legende vom „Keschtnmandl“
Das „Keschtnmandl“ ist ein teuflicher Wicht: Er versteckt sich in den hohlen Stämmen der Kastanienbäume oder macht sich so klein, dass er sogar in einem leeren Kastanienigel unterschlüpfen kann. Von dort aus beobachtet er die Menschen und verschleppt unfolgsame Kinder in den Wald. Die Legende vom „Keschdnmandl“ ist nur eine von vielen, die den Kastanienbaum in den Mittelpunkt rückt.
Allerhand gute Eigenschaften
Seit jeher inspirierte dieser besondere Baum die Menschen, allerhand Eigenschaften wurden ihm zugeschrieben. Mit seiner ausladenden Krone, dem borkigen Stamm und dem dichten Blätterwerk strahlt er nämlich eine ganz besondere Atmosphäre von Gelassenheit und Autorität aus. Drei Kastanien unterm Kopfkissen, so auch der heutige Volksglauben, soll vor Erkältungen schützen. Wissenschaftlich belegt ist dagegen die Heilwirkung der Kastanien bei Venenerkrankungen und ihre gute Verträglichkeit als Nahrungsmittel.
Bereits vor Jahrhunderten war der Inhalt der stacheligen Igel das Hauptnahrungsmittel für die Landbevölkerung. Das Mehl, das durch Zerreiben der Kastanien gewonnen wurde, ersetzte das teure Getreide – weshalb der Kastanienbaum auch die Bezeichnung „Brotbaum der Armen“ trägt.
Eine Attraktion für die Urlauber
Die Ess- und Edelkastanie (Castanea sativa) kam, wie auch der Wein, mit den Römern vor über 1000 Jahren in die Pfalz. Im milden Klima vor Ort konnten die mediterranen Bäume gut gedeihen und reihen sich mittlerweile so dicht aneinander, wie sonst kaum nördlich der Alpen. Sozusagen vor der Haustür, im milden Klima der Pfalz wächst die Esskastanie. Heute ist die Kastanie zu einer Attraktion für Urlauber geworden.
Eine Tour zwischen Wald und Reben
Folgen wir der Spur der Kastanie zwischen Wald und Reben. Der etwa 56 Kilometer lange Wanderweg führt uns durch das Biosphärenreservat Naturpark Pfälzerwald hinaus ins sonnige Weinland. Dabei verläuft der Weg immer wieder durch Kastanienwald, der sich am Rande des Pfälzerwaldes in einem breiten Streifen parallel zur Weinstraße erstreckt.
Ausgangspunkt ist Hauenstein
Ausgangspunkt der Tour ist der Bahnhof Hauenstein, von hier durch den Ort bis zum Schuhmuseum. Wir wandern vorbei an bizarren Felsformationen und der „Lourdes-Grotte“ über Lug und Wernersberg nach Annweiler am Trifels. Mit dem Blick auf die Reichsburg Trifels geht der erste Tag nach etwa 15 Kilometer zu Ende.
Am nächsten Morgen ist der Besuch auf dem Trifels angesagt. 1081 wurde die Burg erstmals erwähnt, allerdings gibt es dort Funde bereits aus der Kelten- und Römerzeit .Die Blütezeit erlebte die Burg unter den Stauferkaisern. Zwischen 1938 und 1966 wurde die Burg teilweise aufgebaut, allerdings nicht originalgetreu. Heute sind dort die Nachbildungen der Reichskleinodien zu besichtigen.
Auf ins „pfälzische Nizza“
Wir wandern dann weiter über den Hohenberg nach Birkweiler, Siebeldingen, Frankweiler bis Gleisweiler; eine traumhaft schöne Wanderung zwischen Wald und Reben. In Gleisweiler, dem „pfälzischen Nizza“, vorbei am subtropischen Park des Sanatoriums geht es hinunter in den Ort zur zweiten Übernachtung. Auch hier sind wir etwa 15 Kilometer durch eine herrliche Spätherbst-Natur gewandert.
Wir folgen dem Wanderweg „Deutsche Weinstraße“ bis zur Gutsschänke Annagut. Weiter folgt die Hauptstrecke wieder auf dem „Keschdeweg“ bis zu St. Anna Kapelle und der St. Anna Hütte (hoch über Burrweiler gelegen), danach kurzer Abstieg ins Modenbachtal und an der Buschmühle vorbei wieder aufwärts bis zum Schweizer Haus. Von dort aus führt der Weg vorbei an der Rietania-Hütte (Weyher) unter mächtigen Kastanienbäumen zum Schloss Villa Ludwigshöhe, der Sommerresidenz König Ludwig I. von Bayern. Hier lohnt sich ein Abstecher nach Rhodt zum Naturdenkmal Rosskastanienallee „Theresienstraße“.
St. Martin: Romantisch schön gelegen
Vom Schloss Villa Ludwigshöhe führt der „Keschdeweg“ weiter zum Friedensdenkmal bei Edenkoben und von dort weiter vorbei an der Kropsburg bis hinunter in das romantisch schöne St. Martin. Wir wandern durch den Ort vorbei an der Pfarrkirche mit dem Denkmal des Heiligen St. Martin bis zum Ortsausgang, von hier weiter durch Weinberg-Wege nach Maikammer. Hier ist die dritte Übernachtung geplant. Auch auf dieser Etappe sind etwa 15 Kilometer zu absolvieren.
Der letzte Wandertag steht an
Der nächste Tag, der letzte Wandertag steht an: Über die Klausentalhütte, dem Zeter Berghaus geht es bis zum Parkplatz unterhalb des Hambacher Schlosses, im Volksmund auch die „Keschdeburg“ genannt. Um zum Neustadter Hauptbahnhof zu gelangen, wandern wir hoch über Hambach bis zum „Krematorium“ weiter und rechts direkt zum Hauptbahnhof.
Wir haben den „Pfälzer Keschdeweg“ geschafft und dabei ein gutes Stück Pfälzer Kultur, Natur und Lebensart kennen gelernt. Intensiver kann man die Pfalz kaum erleben.