Dass Triest auf eine äußerst wechselhafte Geschichte zurückblicken kann, ist interessierten (Hobby)Historikern und bewanderten Norditalien-Besuchern durchaus bewusst. Was die 200 000-Einwohner-Stadt an der Oberen Adria und ganz in der Nähe zu Slowenien gelegen aber noch alles zu bieten hat, darüber informiert der etwas andere Reiseführer „Oh! Triest“ von Maria Kampp äußerst aufschlussreich.
Die Autorin bringt dem Leser nicht nur zahlreiche Sehenswürdigkeiten näher, sondern gibt einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Vielvölkerstadt. Und erklärt, warum um das Jahr 1900 herum Geborene im Laufe ihres Lebens sage und schreibe sechsmal die Staatsbürgerschaft wechseln mussten.

Der Canal Grande im Stadtzentrum ist der einzige schiffbare Kanal in Triest und war einst ein wichtiger Knotenpunkt des Handelsimperiums der Stadt. – Archivfoto Dieter Warnick
Triest war im Habsburgerreich (also bis 1918) eine der vielfältigsten Städte in Europa. Und ist es heute immer noch. In der „brillant schönen Stadt“ vermischen sich verschiedene Kulturen; oft wird Triest wegen seiner Prachtbauten auch als „Wien am Meer“ bezeichnet. Seine Blütezeit erlebte Triest, weil sich dort der wichtigste Hafen Österreich-Ungarns befand. Die Stadt war der bedeutendste Umschlagplatz an der Adria – an Triest fuhr kein Schiff vorbei.

Das Caffé degli Specchi ist der Hotspot auf der Piazza dell´ Unita in Triest. Die Piazza ist der größte zum Meer offene Platz Europas. – Foto: Maria Kampp
Um alle Sehenswürdigen in Augenschein zu nehmen, reicht ein Kurzurlaub wohl nicht. Einige Publikumsmagneten seien an dieser Stelle erwähnt: Als Wahrzeichen der Stadt gilt das Castello di San Giusto. Eine Augenweide sind die Palazzi (unbedingt dem Palazzo delle Posto einen Besuch abstatten) und Piazze (die Piazza dell´ Unita ist der größte zum Meer offene Platz Europas), die das Stadtbild prägen. Nicht zu vergessen die Villen aus der Jugendstilzeit, die sich im Stadtviertel San Vito geradezu aneinanderreihen. Eine große Auswahl an Museen (u.a. das Literaturmuseum LETS), diversen Trödelläden und außergewöhnlichen Kaffeehäusern gibt`s natürlich auch. Dort inspirierende Pausen einzulegen ist ebenso reizvoll wie etwa ein Tagesausflug in eine der Parkanlagen oder ein Abstecher in eines der Strandbäder. Wer es ganz ruhig haben will, der besucht den städtischen Friedhof oder begibt sich auf eine geführte Besichtigung des Jüdischen Friedhofs.

Ziemlich genau vier Kilometer von der Piazza della Libertá entfernt befindet sich Barcola, ein Triester Stadtteil mit Stadt-Strand auf einer Promenade. – Foto: Maria Kampp
Maria Kampp ist auch der Tatsache nachgegangen, warum der Mord an dem deutschen Archäologen, Bibliothekar, Antiquar und Kunstschriftsteller Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) nach über 250 Jahren ungeklärt ist. Und begibt sich auf die Spuren von Sir Francis Burton (1821-1890), der sich als Abenteurer und Afrikaforscher einen Namen machte – und 29 Sprachen erlernte.
Eines legt die Autorin dem Triest-Gast schließlich auch sehr nahe: dem Schloss Miramare seine Aufwartung zu machen. Ein Besuch dort sei bittersüß und beinahe zu schön, um wahr zu sein (Kapitel 6, Traumgewordene Wirklichkeit).
Zur Autorin: Maria Kampp, geboren 1977 in Heidelberg, studierte in ihrem Geburtsort und in Cambridge, promovierte in London und lebt seit 2011 in Südtirol.
Maria Kampp, oh! Triest, erschienen im Folio Verlag mit Sitz in Wien und Bozen; 160 Seiten, Klappenbroschur, durchgehend Farbabbildungen, ISBN 978-3-85256-923-9; Preis: 20 Euro. – https://www.folioverlag.com/Oh-Triest/9783852569239
