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Region Achensee: Jeder findet seinen Weg

Wenn Surfer und Segler vom „Tiroler Meer“ reden, dann meinen sie nur eines: den kristallklaren Achensee. Denn das größte Gewässer Tirols gilt bei Wassersportlern wegen seiner Größe und der häufig optimalen Windverhältnisse als ideales Revier.

Der Achensee ist der größte See Tirols und im Sommer ein Eldorado für Segler und Surfer.

Der Achensee ist der größte See Tirols und im Sommer ein Eldorado für Segler und Surfer.

Nicht unbedingt aber für Schwimmbegeisterte, denn die Temperaturen des zehn Kilometer langen und bis zu 133 Meter tiefen Bergsees sind auch im Sommer nicht wirklich hoch und erreichen selten mehr als 20 Grad (im Winter hat der See gerade einmal vier Grad). Das Gewässer liegt schließlich 930 Meter über dem Meeresspiegel. Naturliebhaber schätzen in jedem Fall das fast schon karibisch anmutende Farbenspiel von türkisblau bis aquamarin. Der Achensee wirkt oft auch wie ein Stausee, der in den Monaten Februar, März und April eher weniger Wasser hat und lange nicht so prickelnd wirkt wie nach der Schneeschmelze oder im Sommer und im Herbst.

Wie ein Fjord

Der Achensee erinnert an einen Fjord und wird im Osten vom Rofangebirge und im Westen vom Karwendelgebirge umschlossen. Die fünf einladenden Urlaubsdörfer der Achenseeregion – Achenkirch, Maurach, Pertisau, Steinberg und Wiesing – überzeugen in jeder Hinsicht: Urlaubsgäste und andere können hier zu jeder Jahreszeit 50 verschiedene Sportarten ausüben, von anspruchsvollen Abenteuern am Berg bis hin zu genussvollen Spaziergängen oder rasanten Mountainbiketouren.

Sommerfreuden: Wanderparadies und Kletterdorado

Auch Mountainbikefahrer kommen voll auf ihre Kosten.

Auch Mountainbikefahrer kommen voll auf ihre Kosten.

Den Wanderer erwarten 500 Kilometer markierte Wege und Bergtouren, von sanft bis anspruchsvoll, von leicht (genannt sei hier die idyllische Route entlang des autofreien Westufers) bis steil hinauf auf 2500 Meter, und belohnen ihn mit traumhaften Naturkulissen und herrlichen Ausblicken. An jenem Westufer beginnt der Alpenpark Karwendel, das größte zusammenhängende Schutzgebiet der Nördlichen Kalkalpen, das sich mit über 920 Quadratkilometern bis nach Bayern erstreckt.

Die Zöhreralm ist einen Ausflug wert

Wer wandern will, findet im nahegelegenen Karwendel- und Rofangebirge jede Menge an markierten Wegen.

Wer wandern will, findet im nahegelegenen Karwendel- und Rofangebirge jede Menge an markierten Wegen.

Wer es zu Beginn seiner Ferien langsam angehen will, dem sei die gemütliche Familien-Wanderung zur Zöhreralm empfohlen. Los geht’s in Achenkirch; ein breiter Forstweg führt uns bequem nach oben. In gut eineinviertel Stunden ist die Zöhreralm auf 1334 Meter erreicht, und eine deftige Brotzeit und ein kühles Getränk warten. Zurück kann man auf einem Steig Richtung „Adlerhorst“ gehen.

Wer allerdings noch weiter will, der kann ja noch hinauf auf den Unnütz (2075 Meter). Und warum heißt dieser schöne Berg Unnütz? Ganz einfach: er nimmt den Achenkirchenern morgens früh die Sonne.

Ein See wie gemalt, und für Wanderer wie geschafften - der Achensee.

Ein See wie gemalt, und für Wanderer wie geschafften – der Achensee.

Insgesamt gibt es sage und schreibe 142 Sportkletterrouten und acht Klettersteige. Ob im Rofan oder im Karwendel, jeder wird seinen Weg finden. Die 250 Kilometer ausgeschilderten Rad- und Mountainbikestrecken machen die Region zu einer der beliebtesten Raddestinationen Tirols. Höhepunkt ist die 237 Kilometer lange Karwendel-Radtour. Und 183 Kilometer an Laufstrecken im Achental lassen bei Joggern und den ambitionierten Hobbyläufern keine Wünsche offen.

Gepflegte Greens seit 1934

Auch Golfer können sich freuen, denn der Achensee bietet gleich zwei Plätze. Zum einen den 18-Loch-Platz in Pertisau (Golf- und Landclub Achensee) am Fuße des Karwendels; er wurde 1934 gegründet und ist der älteste Golfclub Tirols. Zum anderen gibt es noch die Posthotel-Golfanlage in Achenkirch. Auf der 9-Loch-Anlage finden Anfänger und Geübte die passenden Grüns.

Tradition verpflichtet

Die ersten Sonnenstrahlen - ein Hochgenuss.

Die ersten Sonnenstrahlen – ein Hochgenuss.

Vor rund 500 Jahren wurden der See und seine umliegenden Wälder von der damals herrschenden Oberschicht entdeckt. Landesfürsten, Kaiser und Könige vertrieben sich die Zeit mit Fischen und Jagen. Ende des 19. Jahrhunderts kam dann auch die Mittelschicht an den See. Bereits im Jahr 1887 können Urlauber mit dem Dampfer über das Wasser schippern, zwei Jahre später wurde die Achensee-Bahn in Betrieb genommen, die als älteste Dampf-Zahnradbahn Europas gilt. Heute garantiert sie den Gästen ein nostalgisches Erlebnis. Der Tourismus war nicht mehr zu stoppen. Mitte der 1950er-Jahre wurde die Gegend mit dem Bau der Rofanseilbahn und der Karwendel-Bergbahn auch für den entspannten Wanderfreund zugänglich gemacht.

Bekannt wurde die Region auch durch die Gewinnung des legendären Tiroler Steinöls, das seit über 100 Jahren aus Ölschiefer gewonnen und zu Pflegeprodukten verarbeitet wird. Durch den hohen Gehalt an natürlich gebundenem Schwefel wirkt es wohltuend auf den Bewegungsapparat oder lindert Hautprobleme (siehe „Die Geschichte des Steinöls“ am Ende dieses Artikels).

Winterfreuden: Drei Skigebiete, 59 Pistenkilometer

Christlum: Auch im Winter kommen die Urlaubsgäste gern. Das Skigebiet Christlum ist zwar klein, dafür aber fein.

Christlum: Auch im Winter kommen die Urlaubsgäste gern. Das Skigebiet Christlum ist zwar klein, dafür aber fein.

Drei Skigebiete locken im Winter an die frische Luft: Christlum in Achenkirch (27 Kilometer Pisten), Rofan in Maurach (14) und Karwendel in Pertisau (14) – sowie die Rofanlifte in Steinberg (2) und die Übungslifte Astenberg- und Bühellift in Wiesing (2) – führen bis auf eine Höhe von 1900 knapp Metern. Es stehen also 59 Pistenkilometer zur Verfügung.

Auch Tourengeher und Schneeschuhwanderer sind hier richtig aufgehoben, erst recht Langläufer. Mehr als 200 Kilometer wettkampftaugliche Loipen ziehen sich durch das Hochtal rund um den See. Weitere Sport- und Freizeitmöglichkeiten: Skigliding, Nordic Cruising, Snowkiten, Winterreiten, Pferdeschlittenfahrten, Eisstockschießen, Schlittschuhlaufen, Snowtubing, Paragliding mit Skiern.

Die Geschichte des Steinöls

Martin Albrecht (1876-1945) aus Pertisau, ein passionierter Mineraliensammler, fand 1902 am Seeberg, nahe der Gaisalm am Achensee, durch Zufall dunkelbraune Felsbrocken, die er sofort als Ölschiefer identifizierte. Mit einfachsten Werkzeugen wurde im angeschlagenen Mariastollen der Ölstein unter Tage händisch abgebaut, zerkleinert und in einfachen Graphit-Tiegeln ausgebrannt. So wurde erstmalig Tiroler Steinöl am Achensee gewonnen.

Wenn sich die Sommersaison ihrem Ende zuneigt, dann werden die Kühe prunkvoll geschmückt und von den Almen heruntergebracht.

Wenn sich die Sommersaison ihrem Ende zuneigt, dann werden die Kühe prunkvoll geschmückt und von den Almen heruntergebracht.

Da das Ölschiefervorkommen an dieser Stelle jedoch sehr gering war, suchte der Steinölpionier nach weiteren Vorkommen. 1908 entdeckte er im Bächental, einem abgelegenen Tal des Karwendelgebirges, auf 1400 Meter Seehöhe eine mächtige Ölschieferlagerstätte. Nachdem 1917 eine gewaltige Staublawine die noch bestehende Anlage am Seeberg zerstört hatte, beschloss Albrecht, ein neues Werk im Bächental zu errichten. Die einzige Verbindung von der Steinölbrennerei zur Verarbeitungsanlage in Jenbach führte aber über das 300 Meter höher gelegene Gröbner Joch. So musste das Steinöl in 25-Liter-Kraxen (Kraxe = Rückentragegestell) zum Joch hinaufgeschleppt und von dort ins Achental befördert werden. Eine schier unvorstellbare Schinderei.

Martin Albrecht erblindet

1925 erblindete Martin Albrecht durch einen Betriebsunfall. Danach führten seine heranwachsenden Söhne zusammen mit dem Vater und mit Unterstützung seiner Schwägerin die Brennerei weiter. 1927 wurde das Werk im Bächental ein Raub der Flammen, und ein weiteres Mal 1957, als ein Destillierkessel überkochte. Doch selbst nachdem 1984 eine Lawine den Betrieb erneut stark in Mitleidenschaft gezogen hatte, ließen sich Albrechts Söhne Ernst, Martin und Sepp nicht davon abhalten, das Lebenswerk ihres Vaters fortzuführen.

Idylle pur - der Achensee bietet jede Menge davon.

Idylle pur – der Achensee bietet jede Menge davon.

Durch die ständig steigende Nachfrage an Tiroler Steinöl wurde die Schwelmethode auf produktivere Retortenöfen umgestellt und die überforderten „Kraxenträger“ durch Maultiere – bis zum Bau einer eigenen Materialseilbahn im Jahr 1946 – ersetzt. Heute führen die Nachkommen die Tiroler Steinölwerke mit modernster Technologie im Sinne ihrer Vorfahren weiter.

Enorme Heil- und Pflegekraft

Für Genussmenschen gehört zu einer Rast auch ein Schlückchen Rotwein; mehr sollte es allerdings aber nicht sein, denn der Abstieg steht ja noch bevor.

Für Genussmenschen gehört zu einer Rast auch ein Schlückchen Rotwein; mehr sollte es allerdings aber nicht sein, denn der Abstieg steht ja noch bevor.

Durch seine harmonische Zusammensetzung wird dem Tiroler Steinöl eine außerordentliche und vielfältige Heilkraft zugeschrieben. Der im Ölschiefer vorkommende Fettstoff stammt von Pflanzen, urzeitlichen Fischen, Muscheln und anderen Meerestieren. Ob als Pflegemittel für Haut und Haar oder als Hausmittel (z.B. Badezusatz) für den schmerzenden Bewegungsapparat bis hin zu rheumatischen Beschwerden kann das Steinöl zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.

Wer sich ausführlicher über das Tiroler Steinöl informieren will, dem sei ein Besuch im Erlebniszentrum Vitalberg in Pertisau empfohlen. In dem Museum wird diese einmalige wie aufregende Geschichte des Steinöls erzählt. Und im Verkaufsraum wird die ganze Palette an Steinölprodukten angeboten.

Informationen: Tourismusverband Achensee, Im Rathaus 387, A-6215 Achenkirch/Tirol, Tel.: (0043 5246) 5 30 00.

Fotos: Achensee Tourismus

Raushier-Reisemagazin