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Lungau: Ein Kübel Schnee für 49 Euro – der Schampus ist gratis

Wenn sich der Mensch, der im Lungau zu Hause ist, selbst charakterisieren müsste, dann würde er sagen, er sei freundlich, ehrlich und gemütlich. Er macht das aber nicht gerne, sich selbst zu beschreiben, “dafür sind wir Lungauer viel zu zurückhaltend”, sagt Sepp Aigner aus Mauterndorf, der seit seiner Geburt im Jahr 1956 dort lebt.

Mit 70 Pistenkilometern ist das Skigebiet Katschberg-Aineck das größte der Region. - Foto: Dieter Warnick

Mit 70 Pistenkilometern ist das Skigebiet Katschberg-Aineck das größte der Region. – Foto: Dieter Warnick

Er kennt natürlich die Wesenszüge seiner Landsleute. “Ist aber die harte Schale erst einmal geknackt, verbirgt sich ein offener und zugänglicher Kern in uns.”

Wir sind zu Gast im Lungau, eine Autostunde südlich von Salzburg an der Grenze zu Kärnten gelegen, und sind dort ganz vorzüglich aufgehoben. Nicht nur der herzlichen Menschen wegen, sondern in erster Linie wegen der drei Ski-Destinationen, die die Gegend zwischen den Radstädter Tauern im Norden und den Nockbergen im Süden zu bieten hat.

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Die Skigebiete Katschberg-Aineck, Großeck-Speiereck und Fanningberg bieten alles, was das Herz begehrt. Das höchstgelegenste Skigebiet im Salzburger Land – es geht bis 2400 Meter hinauf – bietet Einsteigern, Fortgeschrittenen, Snowboardern und vor allem Familien beste Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Zusammen bringen es die drei Skigebiete auf 147 Pistenkilometer, die mit einem einzigen Skipass befahren werden können.

Parkplatzgarantie

Der familienfreundliche Erlebnisberg Großeck-Speiereck bietet durch die ausgezeichnete Höhenlage bis 2400 Meter Schneesicherheit von Ende November bis Ostern. - Foto: Bergbahnen Lungau

Der familienfreundliche Erlebnisberg Großeck-Speiereck bietet durch die ausgezeichnete Höhenlage bis 2400 Meter Schneesicherheit von Ende November bis Ostern. – Foto: Bergbahnen Lungau

Herrliche Abfahrten gibt es im Gebiet zwischen Katschberg und Aineck (1066 bis 2200 Meter). Wer zum Beispiel in St. Margarethen Quartier bezieht, oder auch im Almdorf Katschberg, ist goldrichtig. Die Benutzung des Skibusses ist überall gratis, nicht nur für den, der etwas außerhalb wohnt. Und wer mit dem Auto vorfährt, dem ist ein Parkplatz garantiert, selbst an Spitzentagen. Das versprechen jedenfalls die Tourismus-Verantwortlichen.

Wir begeben uns von St. Margarethen aus mit dem Zweiersessellift ins Skigebiet Katschberg-Aineck. Bei großem Andrang allerdings kann es durchaus einmal zu ein paar Minuten Wartezeit kommen. Ein Vierersessel wäre die Lösung des Problems.

Auf der “A1” Richtung Tal

Oben warten zwei 8er-Kabinenbahnen, die als Anbindung ins Katschberger Skigebiet dienen. Wir entscheiden uns aber zuerst einmal für die Talabfahrt zurück zu unserem Ausgangsort. Denn die “A1”, die von der Bergstation Aineck nach St. Margarethen führt, gleicht einer Autobahn. Die Piste ist breit und nicht gerade als schwer zu bezeichnen, aber mit sechs Kilometern ungewöhnlich lang. Nicht umsonst sprechen die Einheimischen von der “wahrscheinlich schönsten Talabfahrt Österreichs.” Ein Vergleich mit der Westautobahn in Österreich ist dabei durchaus gewollt, denn sie führt schnurgerade vom Gipfel ins Tal, und das mit konstantem Gefälle.

100 Prozent Neigung

Im sonnigen Familienskigebiet Fanningberg - hier eine Abendstimmung – mit 30 Pistenkilometern kommen vom kleinsten Pistenfloh bis hin zum Steilhang-Fan alle auf ihre Kosten. - Foto: Bergbahnen Fanningberg

Im sonnigen Familienskigebiet Fanningberg – hier eine Abendstimmung – mit 30 Pistenkilometern kommen vom kleinsten Pistenfloh bis hin zum Steilhang-Fan alle auf ihre Kosten. – Foto: Bergbahnen Fanningberg

Ein weiteres Highlight, allerdings wesentlich anspruchsvoller, ist die “Direttissima” am Katschberg. Sie weist eine Neigung bis zu 100 Prozent (45 Prozent Gefälle) auf und wird – in Anlehnung an die weltbekannte Abfahrtsstrecke in Kitzbühel – liebevoll als “Kärntner Streif” bezeichnet. Mit 2,5 Kilometern gehört diese Piste zu den längsten schwarzen Abfahrten Österreichs. Wem das zu steil ist, der nimmt eben einen kleinen Umweg in Kauf und erreicht auf leichterem Terrain einen der zahlreichen Sessel- und Schlepplifte, die uns in wenigen Minuten wieder nach oben bringen. Mehrere vorwiegend leichte Pisten müssen dann “erobert” werden, ehe eine Rast auf einer der zahlreichen urigen Hütten unerlässlich ist.

Der Lungau - ein wahrhaftes Wintermärchen. - Foto: Andrea Moser-Dengg

Der Lungau – ein wahrhaftes Wintermärchen. – Foto: Andrea Moser-Dengg

Skiguide Martin, der uns begleitet, allerdings mahnt zum Aufbruch, denn er will uns heute auch noch die beiden anderen Skigebiete zeigen, auf die die Lungauer mächtig stolz sind – Großeck-Speiereck und Fanningberg. In den folgenden Tagen haben wir uns vorgenommen, ohne Zeitdruck diese beiden anderen Gebiete zu erkunden, die wir jetzt gleich gezeigt bekommen, denn sie sind es wert, so viel sei jetzt schon verraten.

Platzangst darf hier niemand haben

Wieder in St. Margarethen angekommen, fahren wir mit dem Auto (der Bus, der einmal pro Stunde fährt, ist gerade weg) etwa 15 Minuten nach Mauterndorf, besteigen die Großeckbahn und wundern uns. Denn obwohl wir nur zu fünft in der Gondel sitzen, ist es ganz schön eng, auch deshalb, weil jeder seine Skier mit hinein nehmen muss. Halterungen an der Außenseite gibt es nicht. Und wenn man bedenkt, dass diese Gondel für acht Personen ausgelegt ist, dann kann der Gedanke daran ein bisschen Platzangst auslösen. Alle Bedenken sind beim Ausstieg allerdings zerstreut.

Die Marktgemeinde Tamsweg ist der Bezirkshauptort des Lungaus; dort wohnen fast 5700 Menschen. - Foto: TVB Tamsweg

Die Marktgemeinde Tamsweg ist der Bezirkshauptort des Lungaus; dort wohnen fast 5700 Menschen. – Foto: TVB Tamsweg

Bei tiefblauem Himmel und strahlendem Sonnenschein geht dem Urlauber spätestens jetzt das Herz auf. Gut, dass wir Martin dabei haben, der uns die weißen Gipfel näher bringt. Die Niederen Tauern liegen direkt vor uns, etwas weiter weg sind die Turracher Höhe, der Kreischberg und die Sölktaler Tauern zu sehen. “Heute ist die Sicht phänomenal”, schwärmt Martin, “man sieht sogar die Karawanken. Und wenn die Berge nicht im Weg wären, könnten wir am Horizont sogar Graz und Udine sehen.” Na, wenn er da nicht mal übertreibt… Unten im Taurachtal, wie kleine Bauklötze aneinandergeschmiegt, sehen wir die Ortschaften Mauterndorf, St. Michael, Mariapfarr und Tamsweg. Das ist sicher. Wir können uns nicht satt sehen.

Eine 8,5 Kilometer lange Abfahrt

Der Erlebnisberg Großeck-Speiereck bietet 50 vorwiegend leichte und mittelschwere Pisten. Höhepunkt ist die über 8,5 Kilometer lange Südabfahrt vom Speiereck nach St. Michael mit einem Höhenunterschied von 1350 Metern. Gewaltig! Wer von St. Michael das Skigebiet erreichen will, dem steht seit der Saison 2011/12 die moderne Sonnenbahn Speiereck zur Verfügung, die einen Doppelsessellift ersetzt und die Skifahrer statt in bisher 20 nur in sieben Minuten ans Ziel bringt.

Ein Tourengeher auf dem Gipfel und über den Wolken. - Foto: Ottos Skischule

Ein Tourengeher auf dem Gipfel und über den Wolken. – Foto: Ottos Skischule

Die kleinste der drei Lungauer Ski-Destinationen ist der Familienberg Fanningberg (1500 bis 2100 Meter) mit nur 30 Pistenkilometern. Wir müssen allerdings wieder ins Auto (oder in den Bus), denn eine Skischaukel gibt es nicht, obwohl das gar nicht so schwer zu bewerkstelligen wäre, wie man uns versichert. Dafür gibt es den Zirbenjet, eine kuppelbare 6er-Sesselbahn mit beheizten Sitzflächen und Wetterschutzhauben. Idyllisch und launig ist es hier, friedlich und ländlich. Beim finalen Einkehrschwung auf der Edelweißalm springt uns Ursprüngliches und Ungekünsteltes ins Auge. Und der Wirt hat eine Menge Humor, wie alle Lungauer. Eine Tafel in der Gaststube verrät uns nämlich, dass ein Kübel Schnee 49 Euro kostet, dafür der Champagner umsonst ist. Na denn – Prost!

Im Übrigen ist im Lungau auch Nachtskifahren möglich, und zwar im Skizentrum Großeck-Speiereck und auf der Königswiese am Katschberg.

Pärchen auf dem Weg nach oben - Schneeschuhwanderer finden im Lungau beste Voraussetzungen. - Foto: Ferienregion Lungau

Pärchen auf dem Weg nach oben – Schneeschuhwanderer finden im Lungau beste Voraussetzungen. – Foto: Ferienregion Lungau

“Alle drei Skigebiete”, so verdeutlicht Skiguide Martin, “sind ein Paradies für Variantenfahrer. Das heißt, abseits der Piste fahren ist erlaubt, aber nur bei geringer Lawinengefahr, und bei entsprechender Ausrüstung.” Dazu gehört ein Lawinenverschüttetensuchgerät (ein sogenanter Lawinenpiepser) sowie ein Rucksack mit Schaufel, Biwaksack, Lawinenairbag und Lawinensonde. Das Equipement sollten auch Skitourengeher dabei haben. Jeder Teilnehmer sollte wissen, wie diese Ausrüstung angewendet wird.

Ein Qualitätssiegel für die Loipen

Auch für Langläufer, Tourengeher und Schneeschuhwanderer ist der Lungau wie gemacht. So stehen den Langläufern 170 Kilometer Langlaufloipen und 100 Kilometer Skatingloipen zwischen 1025 und 2050 Höhenmetern zur Verfügung. Neben den Höhenloipen Katschberg, Prebersee und Schönfeld kann man sich auf der Loipe Lignitz austoben. Die Ferienregion garantiert an 80 Tagen Schnee, die Strecken werden permanent präpariert, die Beschilderung mit Kilometerangabe, Laufrichtung und Schwierigkeitsstufe ist vorbildlich und bei den Einstiegsstellen, an denen es ausreichend Parkplätze gibt, weisen Panoramatafeln den Weg. Dafür wurde der Lungau mit dem Österreichischen Loipengütesiegel ausgezeichnet.

Skitourengänger sind hier richtig

Für Kinder wird im Lungau jede Menge geboten. - Foto: www.katschi.at

Für Kinder wird im Lungau jede Menge geboten. – Foto: www.katschi.at

Mit seinen sieben Seitentälern und einer großen Vielfalt an Berg- und Gipfeltouren gilt der Lungau als das Eldorado für Skitourengeher. Durch die alpine Höhenlage meteorologisch begünstigt, ist der Lungau der ideale Ausgangspunkt für viele reizvolle Skitouren aller Schwierigkeitsgrade. Über 30 Gipfelerlebnisse und 22 detailliert beschriebene Routen inklusive neuem Freeridekapitel weist der Lungau Skitourenführer aus, allesamt mit Tipps für den Aufstieg versehen und natürlich auch mit Empfehlungen für die Tiefschnee-Abfahrt.

Alternative: Schneeschuhwandern

Eine Alternative dazu bildet das Schneeschuhwandern. Schneeschuhe, die einem Tennisschläger ähneln, verteilen das Gewicht der Person, der sie trägt, über eine größere Fläche als der normale Laufschuh, so dass die Füße weniger im tiefen Schnee versinken. Aus den Riesen-Stapfen, die schon die Kaukasier und Armenier kannten, und auch die Inuit benutzen, wurden heutzutage kleinere “Unterlagen”. Der Wanderer kann sich somit überall dort, also auch auf metertiefem Pulverschneee, so fortbewegen, wie einer, der ohne die alpine Gehhilfe bis zur Hüfte in der weißen Pracht versinken würde. Angenehm dabei ist: Schneeschuhwandern ist ein Sport, den jeder ohne Schwellenangst ausüben kann.

Beinahe kitschig, wie ein Gemälde, schaut der Gipfel des Speierecks aus; darunter tummeln sich viele Skifahrer. - Foto: Goldeck-Speiereck

Beinahe kitschig, wie ein Gemälde, schaut der Gipfel des Speierecks aus; darunter tummeln sich viele Skifahrer. – Foto: Goldeck-Speiereck

Für Anfänger bietet sich eine nicht allzu schwere Tour durch das Leisnitztal an. Beginn ist die Talstation in St. Margarethen, Ziel der Alpengasthof Schlögelberger (1300 Meter). Die zirka 250 Höhenmeter sind auch für Untrainierte in gut einer Stunde zu bewältigen, der Rückweg dauert etwa 45 Minuten.

Lungau-Info: Zu den Orten der Ferienregion Lungau zählen Göriach (400 Einwohner), Lessach (560), Mariapfarr (2400), Mauterndorf (1720), Muhr (570), Ramingstein (1170), St. Andrä (760), St. Margarethen (770), St. Michael (3550), Tamsweg (5670), Tweng (360), Thomatal (360), Unternberg (1020), Weißpirach (330) und Zederhaus (1220). – Es stehen 10 000 Gästebetten aller Kategorien und Preisklassen, vom Vier-Sterne-Hotel bis zur Almhütte, zur Verfügung. – Am 11. Juni 2012 entschied die UNESCO die Anerkennung des Lungaus als Biosphärenpark Salzburger Lungau und Kärntner Nockberge. Somit darf sich der Ferienregion zu einer illustren Runde zählen: Zu den aktuell fast 600 Biosphärenreservaten in knapp 120 Ländern gehören so berühmte Gebiete wie der Yellowstone Nationalpark in den USA oder die Galapagos Inseln im Pazifik. Zugleich ist der Lungau zusammen mit den angrenzenden Nockbergen der siebte und größte UNESCO-Biosphärenpark in Österreich.

Hoteltipp: Gasthof Löckerwirt in St. Margarethen.

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Kontakt: Ferienregion Lungau, Rotkreuzgasse 100, A-5582 St. Michael im Lungau, Tel.: (0043 6477) 89 88 13; info@lungau.at.

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