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Restaurant „Zum Löwen“: Südtirols einzige Sterneköchin

Innereien zählen zu ihren Leibgerichten. Das verhehlt sie nicht. Und so finden sich diese Schmankerl auch auf der Menükarte. Es ist ein Hochgenuss, die Variation vom Kalbsbries etwa oder Leber und Beuschel vom heimischen Lamm. Für diese Leckerbissen verantwortlich ist Anna Matscher, die einzige Sterneköchin Südtirols.

Das Restaurant liegt in einem alten Innenhof zwischen Gasthof und Stall.

Das Restaurant liegt in einem alten Innenhof zwischen Gasthof und Stall.

Zusammen mit ihrem Mann Alois führt sie seit 1987 das Restaurant „Zum Löwen“ in Tisens, einem kleinen Dorf unweit von Meran. Beide Wirtsleute sind Quereinsteiger. Anna Matscher verdingte sich zuerst als Masseurin, Alois schulte um vom Bankkaufmann zum Sommelier. Sie hat jetzt einen Michelin-Stern, und er ist als Chef de Service unter anderem Herr über 350 Flaschen. Von edlen Tropfen, versteht sich, die im hauseigenen Weinkeller lagern, und nur darauf warten, geöffnet zu werden. Den Schwerpunkt legt Alois Matscher auf Südtiroler Weine, aber auch eine große Auswahl an Weinen aus den restlichen Regionen Italiens sowie aus Frankreich, Deutschland oder Österreich warten auf Abnehmer. Weine sind seine Passion!

Gaumenfreuden

Anna und Alois Matscher.

Anna und Alois Matscher.

Wer es so gar nicht hat mit Innereien, der kommt anderweitig natürlich auch voll auf seine Kosten. Zum Beispiel mit einem einheimischen Kitz mit Olivenöl und Rosmarin gebraten und grünem Spargel, oder Roastbeef in der Meerrettichkruste mit Rotweinsoße, Petersilien- und Topinamburpüree. Fischliebhaber „ergötzen“ sich an Rotbarbe mit Zucchini, Schmortomaten und Taggiasche-Oliven, oder einem Kabeljaufilet im eigenen Sud mit getrockneten Auberginen und Basilikum. Auch die Dessertkreationen sind himmlisch.

Schnörkellose Küche

Anna Matscher, eine Pustertalerin (geboren 1961 in Innichen), hat den „Löwen“ in einen der kulinarischen Glanzpunkte Südtirols verwandelt, und in einer Männerdomäne ein gewaltiges Zeichen gesetzt. Schnörkellos, mit viel Liebe zum Produkt, schafft die Autodidaktin lukullische Leckerbissen, die den Gast mit der Zunge schnalzen lassen. Regionale Produkte stehen im Vordergrund, in ihrer Freizeit tauscht sie sich mit den Bauern und Produzenten in ihrer Umgebung aus und pflegt ihren eigenen Kräuter- und Gemüsegarten. Oder sie liest. „Ausschließlich Kochbücher“, sagt sie lapidar. Und so zaubert sie immer weiter, bis überraschende Kreationen die Küche verlassen.

Nicht immer reibungslos

Unter Beibehaltung alter Strukturen wurde ein geräumiges Restaurant gestaltet.

Unter Beibehaltung alter Strukturen wurde ein geräumiges Restaurant gestaltet.

Aber es ging nicht immer alles so reibungslos. „Mein erster Stern kam viel zu früh“, verrät Anna Matscher, die sich immer noch als Hobbyköchin bezeichnet, „nach zehn Jahren schon.“ Vier Jahre später stand sie jedoch plötzlich wieder „ohne“ da, ohne zu wissen, warum. Aber weil in der sternelosen Zeit andere Restaurantführer auf den „Löwen“ aufmerksam wurden und sie mit Lob überschütteten, war im Jahr 2005 der begehrte Michelin-Stern wieder zurück.

Ein geräumiges Restaruant

Zwei Jahre später verwirklichte die Familie ihre Pläne, Ambiente, Service und Küche in Einklang zu bringen. Das Restaurant wurde in den alten Innenhof zwischen Gasthof und Stall verlegt und unter Beibehaltung der alten Strukturen nach Plänen des Architekten Zeno Bampi sorgsam in ein geräumiges Restaurant umgebaut. In den alten Speisesälen wird nun gekocht.

Alt und neu ergänzen sich vorzüglich.

Alt und neu ergänzen sich vorzüglich.

Sich aufs Neue ausleben, ambitioniert, kreativ und experimentierfreudig sein und oft auch intuitiv handeln, dabei die Tradition nicht vernachlässigen – Anna Matscher ist im Genussland Südtirol ein Star. In der Küche geht es völlig unaufgeregt zu, sie und ihr junges Team scheint nichts aus der Ruhe zu bringen. Und Alois hat im Service alles im Griff. Jeder ist gerne willkommen, auch Hobby-Radfahrer, die nach getaner Arbeit im Renntrikot dasitzen und nur genießen.

Kochkurse sind sehr beliebt

In diesem Jahr veranstaltet die Sterneköchin drei jahreszeitenbezogene Kochkurse. Die Kurse richten sich sowohl an Hobbyköche als auch an „Fortgeschrittene“ des Metiers.

Lauschige Plätzchen gibt es auch im Außenbereich.

Lauschige Plätzchen gibt es auch im Außenbereich.

Das erste „Seminar“ findet am 16. April von 14 bis 19 Uhr statt, mit anschließendem Menü im Restaurant. Unter dem Motto „Frühlingsboten“ werden die typischen Lebensmittel dieser Jahreszeit verarbeitet. Der Preis für Kochkurs-Teilnehmer beträgt 180 Euro, rür den Partner 75 Euro (inkl. Rezepte, Wasser und Weinbegleitung).

Am 26. Juli und 23. August heißt es dann von 10 bis 15 Uhr „Sommerzeit“. Mit diesen beiden  Kochkursen werden die Teilnehmer auf die Urlaubszeit mit viel Sonne und guter Laune eingestimmt. Zubereitet werden leicht bekömmliche Speisen; dabei werden unter anderem Tomaten, Basilikum, Pfifferlinge und im Saft stehende Kräuter verarbeitet. Die zubereiteten Gänge werden die Hobby-Köche während des Kurses entweder in der Küche oder im Restaurant verkosten. Der Preis für Kochkurs-Teilnehmer beträgt 120 Euro (inkl. Rezepte, Wasser und „Küchenwein“).

Infos: Restaurant Zum Löwen, Hauptstr. 72, I – 39010 Tisens (Bozen), Tel.: (0039 0473) 92 09 27; info@zumloewen.it

Fotos: Restaurant „Zum Löwen“

Raushier-Reisemagazin