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Auf den Straßen der Stadt

Die gesamte Metropolregion Sydney erstreckt sich auf gut 12.000 Quadratkilometern, das entspricht gut zwei Dritteln des Regierungsbezirkes Oberbayern. Auch wenn wir während der Woche und in unserer Freizeit das Stadtgebiet natürlich nicht in seiner gesamten Ausdehnung durchqueren müssen, dürfte es nicht überraschen, dass in einer Vier-Millionen-Metropole der öffentliche Nahverkehr den Tag für uns autolose Kurzzeit-Sydneysider entscheidend mitprägt.

Sumoringer beim Werbespot-Dreh.

Sumoringer beim Werbespot-Dreh.

Zu Fuß kommt man, wohnt man wie wir nicht mitten in der City und möchte man sich nicht die Füße wund laufen, gerade mal zum Zeitungskiosk oder zum Tante-Emma-Laden an der Ecke. Außerdem haben die Fußgänger-Ampeln eine gefühlte Rotphase von einer halben Ewigkeit und piepsen erbärmlich laut – dafür wird man aber bei jeder Straßenüberquerung von auf den Asphalt gepinselten „Look left“- und „Look right“-Zeichen gewarnt.

Fahrradfahren wäre bei gut fünf Kilometern Luftlinie zu meinem Arbeitsplatz eine Alternative, fällt aber wegen der Helmpflicht, Sydneys vielen Erhebungen und der Konzentration der Straßenplaner auf die motorisierten Verkehrsteilnehmer – ein Zweirad benutzen hier eigentlich nur Fahrradkuriere – aber flach. Da unser Viertel auch nicht vom U- und S-Bahn-Netz abgedeckt wird, bleibt also nur der Bus, um von A nach B zu kommen.

Unzuverlässige Busse

Und damit fangen die Problem schon an! Dass wir während unserer gut viermonatigen Zeit in Sydney dem Nahverkehrsbetreiber State Transit insgesamt zwischen 700 und 800 Euro in den staatlichen Schlund werfen, wäre ja noch zu verkraften. Die Unzuverlässigkeit im Bussystem ist es aber nicht.

Sogar wenn die Busse, trotz eigener Spur, nur zu spät kommen würden, wäre es nur halb so schlimm. Dass hier aber jeden Tag unterschiedliche Busse einfach komplett ausfallen, macht die Planung des Tages nicht einfacher.

Zu spät zur Arbeit

So kam ich – der Zuverlässigkeit von zwei Buslinien ausgesetzt – gleich am ersten Arbeitstag gut zehn Minuten zu spät. Überragender Einstand, dachte ich mir. Gut, dass man hier auch in solchen Dingen alles etwas lockerer sieht. Wenn es gut läuft, brauche ich eine halbe Stunde in die Arbeit. Im Extremfall, sprich wenn auf beiden von mir benötigten Linien Busse ausfallen, lässt sich dies aber gut und gerne auch auf 75 Minuten ausdehnen. So viel zum Thema „Easy going“!

Busse haben zwar eine eigene Spur, kommen aber trotzdem immer zu spät.

Busse haben zwar eine eigene Spur, kommen aber trotzdem immer zu spät.

Beinahe hätte uns der öffentliche Nahverkehr auch schon einen Musical-Besuch gekostet. Nur etwa vier Kilometer vom Theater entfernt wohnend meinten wir, eine gute Stunde vorher aufzubrechen, müsste genügen. Falsch gedacht! Es kamen hintereinander gleich zwei Busse unserer Linie nicht, und wir erreichten die Rocky Horror Show nur über Umwege. Die letzte Etappe – unsere private Horror Show – legten wir im Laufschritt zurück und kamen punktgenau, als sich der Vorhang hob, im Theater an. In dieser Zeit hätten wir die Strecke auch zu Fuß zurückgelegt.

Diese Unzuverlässigkeit im Bussystem erklärt vielleicht auch, warum sich viele Sydneysider, sogar wenn sie den Bus durch die hintere Türe verlassen, mit einem lauten „Thank you!“ beim Fahrer verabschieden. Sie sind einfach froh, dass der Bus überhaupt gekommen ist.

Auf Sydneys Straßen: erste Erfahungen im Linksverkehr.

Auf Sydneys Straßen: erste Erfahungen im Linksverkehr.

Um diesem Chaos zu entgehen und nicht andauernd von anderen abhängig zu sein, haben wir für einen Ausflug in die Blue Mountains, die etwa 100 Kilometer westlich liegen, einen Mietwagen geliehen. Den Part des Fahrers habe ich übernommen.

Erste Erfahrungen im Linksverkehr

Eigentlich kein Problem, allerdings gehört auch Australien zu diesen unseligen Ländern mit Linksverkehr. Zusätzlich hatte der Wagen noch ein Automatikgetriebe, was für mich ebenso eine Terra incognita darstellte. Bis auf einen nur schwer in den Griff zu bekommenden Linksdrall und die bedrohlichen Annäherung an zwei „gegnerische“ Außenspiegel lief aber alles prima. Dass ich immer mit dem Scheibenwischer blinkte, weil beide Hebel im Vergleich zu deutschen Fahrzeugen vertauscht sind, belustigte meine Mitfahrer sogar mehr als es sie beunruhigte.

Die Monorail fährt durch Sydney CBD - den Central Business District.

Die Monorail fährt durch Sydney CBD – den Central Business District.

Mit dem Mietwagen in die Natur zu fahren, war eine willkommene Abwechslung. Insgesamt bereitet einem die tägliche Fortbewegung in der Millionenmetropole aber mehr Stress als Freude. Sydney hat auch noch eine Monorail, die auf einem Rundkurs durch die Innenstadt verkehrt. Die haben wir bisher noch nicht benutzt. Vielleicht wäre das nach einem Tag mit vielen verpassten Bussen eine Alternative: Eine Runde mit der Einschienenbahn – einfach nur so im Kreis, zur Entspannung!

Fotos: Kathrin Schierl

Raushier-Reisemagazin

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