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Zwickau: Die Stadt von Trabi und Schumann

Zwei der größten Genies der Musikgeschichte, verbunden durch eine einzigartige und einzigartig traurige Liebe: Beim Blick in ihre Gesichtszüge offenbart sich schon das schwere Schicksal, welches beiden bevorstehen wird.

Zwickau - Hauptmarkt mit Gewandhaus und Rathaus. Foto: (c) KULTOUR Z.

Zwickau - Hauptmarkt mit Gewandhaus und Rathaus. Foto: (c) KULTOUR Z.

Seine Künstlerkarriere, durch einen immer stärker umnachteten Verstand unterbrochen auf der Höhe des Ruhmes. Und ihr Weltruhm, den, Ironie des Schicksals, erst sein Siechtum und Tod nötig und möglich machte. Robert Schumann, der 1810 in Zwickau geborene Komponist, und seine Clara aus Leipzig, gebürtige Wieck, die gefeierte Interpretin seiner Werke.

Seit Mitte der 1990er-Jahre liebevoll restauriert wurde das Geburtshaus des Meisters am Hauptmarkt 5. Im Obergeschoss beherbergen acht Zimmer eine Dauerausstellung, darunter ein Gedenkzimmer zum Musikhören. Bei einem Teil der Möbel handelt es sich um Originale, welche die Familie Schumann in den 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts benutzte. Das Erdgeschoss dagegen ist regelmäßiger Austragungsort verschiedenster musikalischer Leistungsvergleiche. Dazu gehört der Kleine-Schumann-Wettbewerb für junge Pianisten. Getreu dem Motto des Meisters „Ehre das Alte hoch, aber bringe dem Neuen ein warmes Herz entgegen“, bekommen hier Sechsjährige die Chance, ihr Talent zu präsentieren.

Musik prägt die Stadtgeschichte

Robert-Schumann-Denkmal am Hauptmarkt. Foto: (c) KULTOUR Z.

Robert-Schumann-Denkmal am Hauptmarkt. Foto: (c) KULTOUR Z.

Der Hauptmarkt befindet sich im Zentrum von Zwickau, und beim Gang durch die Innenstadt wird deutlich, dass Musik und Musikgeschichte einen interessanten Aspekt der Stadtgeschichte bilden – aber nicht das prägende Element der westlichsten sächsischen Großstadt darstellen. Nein, der 100 000 Einwohner zählende Ort am Rand des Erzgebirges ist ein Produkt der Industrialisierung, rußgeschwärzte Gründerzeittage löste der bauliche Verfall im Sozialismus ab, nach 1990 folgte eine für die Neuen Länder beispielhafte Intensität bei der Restaurierung.

Unverwüstlich

Das Robert-Schumann-Haus Zwickau beherbergt die weltweit größte Schumann Sammlung  (im Bild: Clara Wieck-Flügel im historischen Zimmer). Foto: (c) KULTOUR Z.

Das Robert-Schumann-Haus Zwickau beherbergt die weltweit größte Schumann Sammlung (im Bild: Clara Wieck-Flügel im historischen Zimmer). Foto: (c) KULTOUR Z.

Wenn es einen Begriff gibt, der die Mentalität der Zwickauer am besten umschreibt, dann dieser: Unverwüstlichkeit. Ganz anders als etwa in der benachbarten, historisch, architektonisch und kulturell innig verwandten westsächsischen Provinzhauptstadt Chemnitz, der in 40 Jahren DDR ein nachhaltiger Stempel sozialistischer Gigantomanie aufgedrückt wurde, erhielt sich Zwickau geschickt seine spezielle Form kleinbürgerlichen Charmes. Jahrelang sparten die Stadtväter fleißig für den schrittweisen Wiederaufbau. Kein Renommee-Projekt à la Frauenkirche stand im Mittelpunkt, sondern die Rückkehr zur eigenen Identität und den kleinen Besonderheiten. Dazu zählen etwa die aus dem Spätmittelalter stammenden Priesterhäuser, ihres Zeichens die ältesten Wohnbauten Ostdeutschlands. Seit einigen Jahren stehen die einstigen Appartements lokaler Geistlichkeit den Besuchern offen.

August-Horch-Museum Zwickau - Eröffnung September 2004: (c) KULTOUR Z.

August-Horch-Museum Zwickau - Eröffnung September 2004. Foto: (c) KULTOUR Z.

Ein über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekanntes Symbol Zwickauer Hartnäckigkeit klapperte und tuckerte sich einst zu einem Symbol des politischen Umbruchs: der Trabant. Obwohl die rollende Pappschachtel weder in Technik noch in Komfort auch nur den elementarsten Anforderungen modernen Automobilbaus entsprach, so liebten, pflegten und hegten doch die Eigner ihren „Begleiter“ nach 15 bis 20 Jahren Wartezeit wie ein Familienmitglied.

Mühsamer Neubeginn

Drei Millionen Exemplare rollten bis 1991 vom Band. Auch wenn der Trabant eher einer Karikatur eines Autos glich, so knüpfte man doch mit dem Produktionsbeginn ab 1958 an eine lange Tradition an. Bereits 1904 begann August Horch mit dem Fahrzeugbau. 1932 schlossen sich DKW, Horch, Audi und die Fahrzeugabteilung von Wanderer zur Auto Union zusammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die Fertigungshallen bombardiert worden waren, startete die Fahrzeugproduktion erst 1947 wieder. Der Lkw Horch H3 und der Traktor „Pionier“ stehen für den mühsamen Neubeginn, dem 1949 die ersten Pkw folgten. Heute ist VW im Stadtteil Mosel der größte Arbeitgeber der Region, 5800 Beschäftigte produzieren jährlich etwa 1100 Fahrzeuge.

Höhepunkte automobiler Geschichte im August-Horch-Museum. Foto: (c) KULTOUR Z.

Die Chance erkannt

Erst nach der Wende erkannten die Zwickauer ihre eigentliche Chance: kein Erholungsort – dafür ist das Erzgebirge viel besser geeignet – nein, Zwickaus touristischer Reiz liegt in einer Art lebendiger Kulisse zur Erinnerung an das Industriezeitalter. Ein erster Schritt war bereits im Mai 1990 die Eröffnung des Automobilmuseums. Auf 1000 Quadratmetern glänzen 46 Modelle von der Droschkenzeit 1916 bis zum Ende der Trabantproduktion 1991.

Raushier-Reisemagazin

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