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Gelebte Pfingstbräuche im Bayerischen Wald

Pfingstvogelsingen, Englmari-Suchen, Pfingstkerzenwallfahrt und eine der größten berittenen Bittprozessionen Europas, der Kötztinger Pfingstritt – am 19. und 20. Mai erleben wieder Zehntausende die religiös-historischen Bräuche und die Jahrhunderte alten Wallfahrten des Bayerischen Waldes zum Pfingstfest.

Der über 600 Jahre alte Kötztinger Pfingstritt gehört zu den ältesten Wallfahrten in Bayern und beginnt traditionsgemäß am Pfingstmontag um acht Uhr. Die reine Männerwallfahrt, eine „Eucharistische Prozession zu Pferde“, an der sich alljährlich rund 900 Reiter in den überlieferten Trachten und auf prächtig geschmückten Pferden beteiligen, führt zu der sieben Kilometer entfernten Nikolauskirche nach Steinbühl. Ein Pferdemarkt am Pfingstsamstag, die Zugleistungsprüfungen für Haflinger- und Kaltblutpferde am Pfingstsonntag sowie ein vielseitiges Kultur- und Volksfestprogramm umrahmen die Festtage in Bad Kötzting.

Der Kötztinger Pfingstritt gehört zu den ältesten Wallfahrten in Bayern. - Foto: TV Ostbayern

Der Kötztinger Pfingstritt gehört zu den ältesten Wallfahrten in Bayern. – Foto: TV Ostbayern

Seit über 500 Jahren tragen Wallfahrer am Pfingstwochenende einen mit Wachs umwickelten rund 13 Meter langen und etwa 50 Kilogramm schweren Fichtenstamm von Holzkirchen im Landkreis Passau auf den Bogenberg bei Straubing zur ältesten Marienwallfahrtskirche Bayerns. Als Dank für die Rettung ihrer Wälder vor dem Borkenkäfer formen sie jährlich gemäß alten Überlieferungen und mit teilweise noch historischem Werkzeug einen Stamm zu einer Pfingstkerze. In einer zweitägigen Prozession bringen sie die Wallfahrer geschultert oder streckenweise von einem Einzelnen stehend getragen von Holzkirchen über Deggendorf in das 75 Kilometer entfernte Bogen.

Mit einem farbenprächtigen Umzug ziehen am Pfingstmontag die Einwohner und Reiter Sankt Englmars beim traditionellen Englmari-Suchen hinauf zum Kapellenberg. In Gedenken an ihrem Ortspatron Englmar stellen sie in einem religiös-historischem Schauspiel seine Auffindung und Beerdigung symbolisch nach.

Einer der ältesten Kultbräuche der heimischen Bevölkerung im Bayerischen Wald ist das Pfingstvogelsingen im Passauer Raum. Am Sonntagabend ziehen die sogenannten „Wasservögel“ bei Einbruch der Dunkelheit singend mit neckischen Reimen von Haus zu Haus. Als Dank begießen die Bewohner sie vom Balkon oder aus dem Fenster mit Wasser. Früher gab es neben der nassen Erfrischung noch Eier geschenkt, die anschließend meist verkauft wurden. Heute erhalten die Sänger auch Geldgeschenke. Den Erlös teilen sie untereinander auf oder geben ihn gemeinsam für Speis und Trank aus.

Raushier-Reisemagazin