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Sterzing: Das Tor zu Südtirol ist ein Juwel

Jetzt schlägts zwölf. Es ist nicht zu überhören. Die Glockenklänge ertönen pünktlich. Aber woher kommt das Läuten? Vom Zwölferturm schallts herunter. Natürlich. Die Einheimischen nennen ihn zärtlich Zwölferturm, weil täglich um 12 Uhr die Glocke geläutet wird. Offiziell heißt er Stadtturm und ist das unverwechselbare Wahrzeichen von Sterzing in Südtirol.

In der Stadtgasse (im Hintergrund der Zwölferturm)  ist immer etwas los. - Foto: Tourismusverein Sterzing

In der Stadtgasse (im Hintergrund der Zwölferturm) ist immer etwas los. – Foto: Tourismusverein Sterzing

Der 46 Meter hohe „Schlaks“ trennt die Altstadt von der Neustadt, und wurde 1470 erbaut. Der ursprünglich rote Spitzhelm wurde 1867 ein Raub der Flammen und durch einen steinernen Treppengiebel ersetzt. Eine Besteigung des Turms ist ein besonderes Erlebnis, denn man blickt nicht nur hinunter auf die prächtigen Giebel, die mächtigen Bürgerhäuser, die bezaubernden Gassen, die malerischen Einkaufsstraßen und die mittelalterlichen Plätze des 6900-Einwohner-Städtchens, sondern auch weit darüber hinaus. Unerwartete Ausblicke auf die Bergkulisse lassen einem das Herz höher schlagen.

Der Hauptort des Wipptals

Prächtige Häuderfassaden in der Neustadt. - Foto: Tourismusverein Sterzing

Prächtige Häuderfassaden in der Neustadt. – Foto: Tourismusverein Sterzing

Sterzing, 948 Meter hoch gelegen, ist nicht nur der Hauptort des Wipptals, nein, Sterzing ist die nördlichste Stadt Südtirols, ja sogar die nördlichste Stadt Italiens. Und was für eine. Reich an Geschichte, hatte Sterzing schon zur Römerzeit strategische Bedeutung, weil der Alpenübergang über den Brenner kontrolliert werden konnte. 15 vor Christus entstand unter dem römischen Heeresführer Drusus, dem Stiefsohn von Kaiser Augustus, die Siedlung Vipitenum. Noch heute heißt Sterzing auf italienisch Vipiteno. Erst sehr viel später, 1180, wird der Name Sterzing das erste Mal urkundlich erwähnt, und genau 100 Jahre danach wird Sterzing durch Meinhard II., den bekanntesten Fürsten des 13. Jahrhunderts, der übrigens auch der Initiator war, dass Tirol ein eigenständiges Land wurde, das Stadtrecht verliehen.

Vom Auf- und Ab der Stadt

Viele Läden in der Altstadt laden zum Bummeln und Einkaufen. - Foto: Tourismusverein Sterzing

Viele Läden in der Altstadt laden zum Bummeln und Einkaufen. – Foto: Tourismusverein Sterzing

Von 1400 bis 1600 erlebt Sterzing seine Blütezeit, weil im Wipptal und den nahen Tälern Pflersch und Ridnaun Erz und Silber abgebaut werden. Der Wohlstand lockt nicht nur Handwerker an, sondern auch reiche Familien zieht es in die Stadt. Unter anderem die Fuggers aus Augsburg. Und just in dieser Zeit wird der Zwölferturm (1468 bis ‘72) erbaut, der die Stadt noch heute in Alt- und Neustadt teilt. Als um das Jahr 1600 herum die Silbervorkommen zur Neige gehen, bedeutet dies gleichzeitig den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt. Erst vermehrte Handelstätigkeiten Ende des 19. Jahrhunderts – und – durch das Einsetzen des Fremdenverkehrs, kommt die Wende zum Besseren.

Eine der schönsten Straßen Südtirols

Auch für seinen Blumenschmuck ist Sterzing berühmt. - Foto: Tourismusverein Sterzing

Auch für seinen Blumenschmuck ist Sterzing berühmt. – Foto: Tourismusverein Sterzing

Bis zum heutigen Tag hat die Stadt ihr Flair aus der Zeit des größten Wohlstands fast bis ins kleinste Detail erhalten. Der Name Neustadt rührt daher, weil ein Brand im Jahr 1443 einen Großteil von Sterzing zerstörte, und der neu aufgebaute Stadtteil eben diesen Namen erhielt. Und es entstehen die Laubengänge. Diese kennzeichnen, wie auch die in Bozen, Meran oder Brixen, jede Handelsstraße in Tirol. Die Laubengänge waren und sind nicht nur schön anzusehen, in erster Linie schützten sie früher die Ware vor Hitze und Nässe. Nicht wenige behaupten, dass die Neustadt von Sterzing die schönste Straße Südtirols ist. Eine Flaniermeile par excellence! Das auf jeden Fall.

Sterzing, das Tor zu Südtirol, ist ein Juwel mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Und die mittelalterliche Kulisse, die schmucken Häuser und die mit Blumen geschmückten Fassaden tun ihr Übriges, um einzutauchen in längst vergessene Zeiten.

Der gotische Ratssaal ist eine Augenweide

Der heilige Nepomuk "bewacht" den Zwölferturm. Foto: Tourismusverein Sterzing

Der heilige Nepomuk „bewacht“ den Zwölferturm. Foto: Tourismusverein Sterzing

Da ist zum Beispiel das stattliche Rathaus, das in den Jahren 1468 bis ’73 erbaut und 1524 um einen Prunkerker bereichert wurde. Der gotische Ratssaal gilt als der schönste in ganz Tirol, auch wegen seiner Wandtafeln und seiner Balkendecke. Im Lichthof des Rathauses kann eine Kopie des Mithrasteins mit der Darstellung des persischen Lichtgottes Mithra besichtigt werden. Das Original wurde 1589 in der Nähe der Ortschaft Mauls unweit von Sterzing gefunden, und befindet sich im Archäologiemuseum zu Bozen. Im Lichthof zu sehen ist ebenso ein römischer Meilenstein des Septimius Servius, eines von 146 bis 211 lebenden Kaisers; der Stein wurde 1979 in Sterzing ausgegraben.

Einen Besuch wert ist auch das Deutschhaus, in dem sich das Multscher- und das Stadtmuseum befindet. Das Multschermuseum zeigt Teile eines Altars, den der Ulmer Hans Multscher Mitte des 15. Jahrhunderts für die Pfarrkirche von Sterzing geschaffen hat. Seine vier Altartafeln sind bis weit über die Grenzen Südtirols hinaus berühmt. Im Stadtmuseum sind auf verschiedenen Wandgemälden die Stadt, die Umgebung und Ausschnitte aus der Geschichte des Deutschen Ordens zu sehen.

Eine gewaltige Pfarrkirche

In den Sommermonaten kan es in Sterzing richtig heiß werden. Dann heißt es: Schotten dicht. - Foto: Tourismusverein Sterzing

In den Sommermonaten kan es in Sterzing richtig heiß werden. Dann heißt es: Schotten dicht. – Foto: Tourismusverein Sterzing

Ebenfalls außergewöhnlich sind die Heilig-Geist-Kirche/Spitalkirche mit Fresken des Südtiroler Malers Hans von Bruneck, die Kapuzinerkirche zur Heiligen Magdalena, und die gerade erwähnte Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau im Moos am südlichen Stadtrand. Diese zählt zu den größten Kirchen Tirols und gilt als höchster sakraler Bau zwischen München und Verona. Die Höhe an der Außenfassade beträgt etwas mehr als 32 Meter, im Inneren ist das Kirchenschiff 38 Meter lang, 23 Meter breit und 22 Meter hoch.

Hoch hinauf geht es auch auf den Rosskopf, den Hausberg der Sterzinger. Genau 2189 Meter sind es. Die Umlaufbahn bringt den Freizeithungrigen auf 1800 Meter. Dann stehen Wanderungen für alle Altersgruppen und Schwierigkeitsgrade offen. Auch Mountainbiker finden hier die richtigen Ansprüche. Im Winter steht für die Skifahrer ein kleines Gebiet zur Verfügung. Es sind zwar nur 13 Pistenkilometer, dafür aber gilt das Gelände als abwechslungsreich. Nicht unbedingt viel kürzer ist die Rodelbahn mit 9,6 Kilometern. Sie ist die längste beschneite in Italiens.

Ursprünglich und naturbelassen

Wanderungen zu den umliegenden Dörfern, oder auch dort erst beginnend, haben ihren speziellen Reiz. Ob in Thuins, Wiesen, Ried, Gossensass oder Saun – Sterzing ist immer in Reichweite. Ratsam sind auch Abstecher zum Wallfahrtsort Maria Trens, zum Schloss Wolfsthurn in Mareit, zur Burg Reifenstein. Nicht zu vergessen: die nahe gelegenen Täler Pfitsch, Ratschings und Ridnaun. Ursprünglich und naturbelassen geht es dort zu. Es öffnet sich eine idyllische Bergwelt mit überwältigenden Panoramablicken – es gibt also viel zu entdecken.

Informationen: Tourismusgenossenschaft Sterzing Pfitsch Freienfeld, Stadtplatz 3, I-39049 Sterzing, Tel.: (0039 0472) 76 53 25, info@sterzing.com

Raushier-Reisemagazin

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