Der Weg war lang und steinig – letztlich aber von einem unbeschreiblichen Erfolg und ungekannten Jubelstürmen verbunden – seit 2021 gehört die kleine unterfränkische Kurstadt Bad Kissingen (23 000 Einwohner) zum UNESCO-Welterbe. Zehn Jahre dauerte es zwischen der ersten Bewerbung bis hin zur Entscheidung, die das Welterbekomitee in Fuzhou/China getroffen hat.
Elf Bäder in sieben Ländern
Elf bedeutende Kurstädte aus sieben europäischen Ländern wurden in die Liste „Great Spas of Europe“ (die bedeutendsten Kurbäder Europas) aufgenommen. Neben Bad Kissingen sind dies:
- Baden-Baden (Baden-Württemberg, 55 500 Einwohner)
- Bad Ems (Rheinland-Pfalz, 9800 Einwohner)
- Bath (Südwestengland, 86 000 Einwohner)
- Vichy (Region Auvergne-Rhône-Alpes/Frankreich, 25 000 Einwohner)
- Spa (Provinz Lüttich/Belgien, 10 000 Einwohner)
- Montecatini (Toskana/Italien, 21 000 Einwohner)
- Baden bei Wien (Österreich, 26 000 Einwohner)
- Karlsbad (Tschechien, 49 000 Einwohner)
- Franzensbad (Tschechien, 5500 Einwohner)
- Marienbad (Tschechien, 13 000 Einwohner)
Geschlossene Ensembles
Allen elf Bädern ist eines gemeinsam: Architektonische Meisterwerke, die in sich geschlossene Ensembles darstellen, und die noch heute von der Bäderkultur der zurückliegenden Jahrhunderte zeugen.
Um von der UNESCO als Welterbe aufgenommen zu werden, werden bis ins kleinste Detail alle Dinge gewürdigt, die ein Kurbad und die damit verbundene Bäderkultur auszeichnen. Zum Beispiel, dass rund um die Heilquellen die Tradition der Kur erhalten und gepflegt wird, dass viele der Örtlichkeiten feudal und großzügig, edel und elegant, exquisit und aufwendig sind. Dass Gebäude mit Stuckwänden, Marmortreppen und Samtbehang an den Wänden zum Stadtbild gehören, ebenso wie Rundbögen, Säulenhallen, Springbrunnen und Denkmale, dass die Parkanlagen und Kurgärten schlossähnliche Ausmaße haben, und vieles mehr – im Klartext: alles sollte königlich, pompös, prachtvoll, imposant, geschichtsträchtig und kunstvoll sein. UNESCO-Welterbestätten sind Orte von besonderer Bedeutung – Bad Kissingen erfüllt alle Kriterien!
Das Phänomen des Kurens
Zwischen 1700 und unmittelbar vor Beginn des Zweiten Weltkriegs verkörperten die bedeutenden Kurstädte Europas, zu denen natürlich auch Kissingen gehört, auf herausragende Weise das Phänomen des Kurens. Dazu gehört€ nicht nur der Umgang mit diversen Trink- und Badekuren und Soleanwendungen, sondern, wie oben beschrieben, auch architektonische und städtebauliche Besonderheiten, gesellschaftliche Großereignisse oder kulturelle Geschehnisse – nicht zu vergessen Geselligkeit, Gesundheit, Bewegung an der frischen Luft – und eine große Portion Muße.
Diese bemerkenswerten Orte bildeten sich um die Heilquellen herum aus und trugen maßgeblich zur Entwicklung eines neuen Stadttypus bei, nämlich der europäischen Kurstadt, die medizinische Anwendungen und die Bäderheilkunde verband.
Innerhalb der Welterbestätten steht Bad Kissingen beispielhaft für die Einbeziehung der Sole in den Kurbetrieb. So entstand 1562 das erste Strohgradierwerk Europas.
Erste Erwähnung im Jahr 801
In einer Schenkungsurkunde für das Kloster Fulda aus dem Jahr 801 wurde Kissingen unter „Chizzicha“ erstmals erwähnt. 823 gab es einen ersten Nachweis von Salzquellen im Raum Bad Kissingen. 1286 wurde Kissingen erstmals als Stadt genannt.
Der erste namentlich nachweisbare Kurgast war Dietrich Freiherr von Thüngen (1476 – 1540), der spätere Würzburger Domdekan – er weilte 1520 in Kissingen. 1589 erschien die erste Kurschrift, in der Fragen zu den Heilquellen und zu einem Kuraufenthalt beantwortet wurden (im Klartext: es wurden darin Kurregeln aufgestellt), aber erst fast 200 Jahre später (1745) wurde eine Bad- Trink- und Heilbrunnenverordnung herausgegeben. Den Status als Bad erhielt Kissingen im Jahr 1883 von König Ludwig II. verliehen – der Ort war spätestens jetzt zum Modebad der europäischen Aristokratie und des Großbürgertums geworden. Seinen internationalen Aufschwung erlebte Kissingen allerdings schon 100 Jahre zuvor.
Informationen: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH, Im Luitpoldpark 1, 97688 Bad Kissingen; Tel.: (0971) 80 48 444; Internet: www.badkissingen.de; E-Mail: tourismus@badkissingen.de