Aus dem Wald heraus schlängelt sich der weiche Pfad über die Wacholderheide, zwischen säulenartigen Büschen und hellen Kalkfelsen hindurch. Hier eröffnet sich ein weiter Blick über das Tal: Zwischen Feldern und Wiesen windet sich das glitzernde Band der Altmühl auf die Türme und Dächer des historischen Barock-Städtchens Eichstätt zu. Von der Anhöhe gegenüber grüßt eine mächtige Burg und eine Sitzbank lädt dazu ein, das Panorama bei einer Pause zu genießen.

Wer den Altmühltal-Panoramaweg in Angriff nimmt, der darf sich auf einen herrlichen Blick auf die alte Bischofsstadt Eichstätt freuen. – Foto: Dietmar Denger
Das Beispiel Eichstätt steht sinnbildlich für die weiten Aussichten, die das Markenzeichen des Altmühltal-Panoramawegs sind. Quer durch den Naturpark Altmühltal führt der zertifizierte „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ von Gunzenhausen bis Kelheim zu Traumblicken über das Altmühltal – und das seit mittlerweile 20 Jahren. Das Jubiläum ist ein idealer Anlass, die Strecke neu oder wieder zu entdecken, auf eigene Faust oder bei geführten Wanderungen.
Beliebt bei Urlaubern und Tagesgästen

Die Arnsberger Leite gehört nicht nur zu den landschaftlich schönsten Partien des Altmühltales, auch botanisch und zoologisch ist sie von besonderer Bedeutung. Seit 1986 ist der Jurasteilhang mit seinen Dolomitfelsen ein Naturschutzgebiet. – Foto: Dietmar Denger
Im Jahr 2005 wurde die 200 Kilometer lange Paradestrecke eröffnet. Sie sollte ein Aushängeschild für den Naturpark Altmühltal als Wanderregion werden, die Neugier der Gäste wecken und ein Qualitätsvorbild für weitere regionale Routen sein. All das hat sich rundum erfüllt. Heute ist der Altmühltal-Panoramaweg weithin bekannt und bei Wanderurlaubern sowie Tagesausflüglern beliebt.

Der Willibaldsbrunnen mit Statue des Missionars und Bischofs Willibald am Marktplatz in Eichstätt. – Foto: Dieter Warnick
Letzteres ist einerseits der guten Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu verdanken und andererseits den Schlaufenwegen: Diese Rundtouren wurden in vielen Orten entlang der Route ausgeschildert. Sie stehen der Hauptstrecke in Sachen Wanderqualität in nichts nach und verlaufen meist auch ein Stück gemeinsam mit dieser. Wer eine Mehrtagestour auf dem Altmühltal-Panoramaweg unternehmen möchte, hat praktische Arrangements zur Auswahl, bei denen Unterkünfte, Karten und Gepäcktransport inklusive sind.
Zwischen Meeresriffen und Barockbauten

Die Kipfenberger Burg ist eine der eindrucksvollsten des Landkreises Eichstätt. Den ursprünglichen Baubestand stellen der Bergfried (romanisch), die Kapelle (spätgotisch), der Hexenturm (12./13. Jahrhundert), der Zwingerturm (gotisch), Teile des Berings (romanisch) und die Vorburg (hier ist das Römer- und Bajuwaren- Museum untergebracht) dar; die übrigen Teile wurden im 20. Jahrhundert erneuert. Heute ist die Burg in Privatbesitz. – Foto: Dieter Warnick
Neben traumhaften Aussichten bietet der Altmühltal-Panoramaweg jede Menge Abwechslung – landschaftlich, kulturell und auch kulinarisch.
In Gunzenhausen, wo die Tour beginnt, steht typisch Fränkisches auf den Speisekarten, etwa Bratwürste mit Kraut, Schäufele mit Kloß oder eine knusprig gebratene Schweineschulter. Im Naturpark Altmühltal ist aber immer auch Regionalität Trumpf, deshalb warten je nach Saison von frischem Spargel bis zu aromatischen Pilzen unterschiedliche Genüsse.

Man könnte meinen, hier schlängelt sich ein Drache von einem zum anderen Ufer hinüber. Aber weit gefehlt, es ist kein Wesen, das einem Fantasieroman entsprungen ist, sondern eine hölzerne Fußgängerbrücke, die die beiden Flussufer des Main-Donau-Kanals verbindet. Mit ihren 193 Metern Länge kann der „Tatzelwurm“ mit Stolz von sich behaupten, eine der längsten Holzbrücken in Europa zu sein. Von der Brücke sind schöne Ausblicke auf den Markt Essing, die Burgruine Randeck und auf die Flusslandschaft garantiert. – Foto: Dietmar Denger
Gut gestärkt geht es dann los: Sanfte Hügel, Felder, Streuobstwiesen und Wälder, in denen sich bei Wolfsbronn eine „Steinerne Rinne“ verbirgt, prägen die ersten Kilometer. Die Eisenbahnerstadt Treuchtlingen empfängt die Wanderer mit Wellness-Welten in der Altmühltherme. Nach einem waldreichen Abschnitt bietet sich ein Panoramablick auf das Städtchen Pappenheim, das sich, gekrönt von der eindrucksvollen Burg, an eine Flussschleife der Altmühl schmiegt. In Pappenheim steht im Übrigen mit der Galluskirche die älteste romanische Kirche Mittelfrankens.
Südländisch anmutende Wacholderheiden
Der Pfad quert nun immer wieder typische, südländisch anmutende Wacholderheiden. In den Steinbrüchen für Hobbysammler und den Fossilienmuseen in Solnhofen und Eichstätt taucht man bei Zwischenstopps ein ins Jurameer, dessen faszinierende Bewohner als Fossilien die Jahrmillionen überdauert haben. Die zerklüfteten Felstürme, die an den Hängen des nun deutlich engeren Tales aufragen, entstanden in der Jurazeit als Riffe und wurden später von urzeitlichen Strömen in Form geschliffen. Besonders beeindrucken die „Zwölf Apostel“ bei Solnhofen und der Burgsteinfelsen bei Dollnstein.
Eichstätt punktet mit prächtigen Bauwerken

Schloss Hirschberg in Beilngries ist ein Ort mit einer langen wechselhaften Geschichte, die bis in das 12. Jahrhundert zurückreicht. Hoch über dem Altmühltal gelegen, schenkt es den Besucherinnen und Besuchern einen weiten Ausblick in eine herrliche Landschaft. Die Lage und die kunstvolle Ausstattung des Hauses laden ein zu körperlicher und seelischer Erneuerung und Ruhe. – Foto: Dietmar Denger
Aber nicht nur die Natur hat hier prächtige „Bauwerke“ geschaffen, sondern auch die Menschen: In barockem Glanz präsentiert sich die Bischofsstadt Eichstätt. Durch den lichten Buchenwald führt der Weg „über den Dächern“ der Stadt am Hang entlang. Im Anschluss entspannt man sich zwischen den prunkvollen Fassaden aus der Zeit der Fürstbischöfe, den stolzen Kirchen und Kopfsteinpflastergassen auf einer Café- oder Restaurant-Terrasse.

Die Himmelsschaukel am Schellenberg bei Enkering verspricht ein kleines Abenteuer hoch über dem Anlautertal. – Foto: Dietmar Denger
Das teilrekonstruierte Kastell Vetoniana bei Pfünz, die Burg Kipfenberg mit dem Römer- und Bajuwaren-Museum oder die Kindinger Kirchenburg zeugen auf dem Weiterweg von der bewegten Geschichte der Region. Der Naturgenuss kommt ebenfalls nicht zu kurz: Bei Walting und Kipfenberg zeigt sich die Wacholderheidelandschaft mit den Naturschutzgebieten Gungoldinger Wacholderheide und der Arnsberger Leite noch einmal von ihrer schönsten Seite.
Beilngries, Dietfurt, Riedenburg

Die Ruinenkirche Spindeltal in der Nähe der Ortschaft Konstein ist eine wiederbelebte, mittelalterliche Marienwallfahrtsstätte. Ziemlich im Verborgenen kann das unscheinbare Kirchlein mit einer wechselvollen Geschichte aufwarten. – Foto: Dieter Warnick
Auf den folgenden Etappen sind immer wieder Burgen und Schlösser markante Wegmarken:
Schloss Hirschberg kündigt das gastfreundliche Städtchen Beilngries an, altmühlabwärts geht es an Dietfurt und Schloss Eggersberg vorbei Richtung Riedenburg mit der beeindruckenden Rosenburg, die einen Falkenhof beherbergt.
Nächstes Ziel ist die Ritterburg Prunn; zuvor verläuft der Weg durch die Klamm bei Riedenburg: Moosbewachsene Felsen und schmale Durchgänge verleihen dem Wald hier eine märchenhafte Atmosphäre.
Eine ganz besondere Holzbrücke

Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim (* 29. Mai 1594 in Treuchtlingen; † 17. November 1632 in Leipzig) steht stolz und selbstbewusst am Marktplatz von Pappenheim. Er war ein General im Dreißigjährigen Krieg, zuletzt im Range eines Feldmarschalls. – Foto: Dieter Warnick
Bei Essing, das sich zu Füßen der Ruine Randeck malerisch an eine steile Felswand schmiegt, überquert man den Main-Donau-Kanal auf einer der längsten Holzbrücken Europas. Dann führt der Pfad noch einmal steil bergauf, bevor man zum Donauufer absteigt. Mit einer Zille, dem traditionellen Boot der Donaufischer, setzen die Wanderer zum Kloster Weltenburg über, wo sie ihre Tour gern bei einer Einkehr im Klosterbiergarten und einer deftigen Brotzeit Revue passieren lassen.
Zum Abschluss wartet noch ein besonderes Highlight: die Fahrt mit dem Ausflugsschiff durch den Donaudurchbruch mit seinen bis zu 70 Meter hohen, fast senkrechten Felswänden. In der Herzogstadt Kelheim klingt der Tag dann zu Füßen der Befreiungshalle entspannt aus.
Mit dem Ranger unterwegs

Bald ist Kloster Weltenburg erreicht. Wer die Möglichkeit hat, mit einer Zille dorthin zu gelangen, sollte dies auf jeden Fall tun. – Foto: Dieter Warnick
Wer den Altmühltal-Panoramaweg gemeinsam mit anderen entdecken und dabei noch Interessantes über Natur und Geschichte am Wegesrand erfahren möchte, ist bei den geführten Wanderungen im Jubiläumsjahr richtig. Termine sind auf der Website der Region unter www.naturpark-altmuehltal.de/20-jahre-panoramaweg zu finden.

Das Kloster Weltenburg ist eine Benediktinerabtei in Weltenburg, einem Ortsteil von Kelheim an der Donau in Niederbayern. Es liegt oberhalb des Donaudurchbruchs in einer Donau-Schlinge. – Foto: Dieter Warnick
Ganz nah an der Natur erkundet Gästeführerin Susanne Höltken den Altmühltal-Panoramaweg: Sie hat sich vorgenommen, die gesamte Route in mehreren Abschnitten als Backpacker-Tour zu erwandern. Begleitung ist dabei willkommen, für einzelne Etappen ebenso wie für längere Abschnitte. Nähere Informationen über Etappen und Streckenlänge gibt es online.
Informationen: Informationszentrum Naturpark Altmühltal, Notre Dame 1, D-85072 Eichstätt, Tel.: (08421) 98 76 0; info@naturpark-altmuehltal.de, www.altmuehltal-panoramaweg.de; www.naturpark-altmuehltal.de/wandern; www.naturpark-altmuehltal.de/20-jahre-panoramaweg; www.naturpark-altmuehltal.de/wandern/angebote