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Grödnertal: Das Herz der Dolomiten

Der Blick zurück ist kein Blick zurück im Zorn. Der Blick zurück in diesem Fall ist ein wehmütiger. Denn wenn man das Grödnertal verlässt in Richtung Kastelruth, dann kann man einen letzten Blick erhaschen, der einzigartig ist. Unweit des Panider Sattels (1437 Meter) – die unscheinbare Straße verbindet die Orte Kastelruth und St. Ulrich – breitet sich das Tal mit seinen Ortschaften Wolkenstein, St. Christina und St. Ulrich noch einmal vor einem aus, ehe man schweren Herzens Abschied nimmt. Aber ein Wiedersehen ist ja nicht ausgeschlossen…

Die Grödner Berge bilden ein Massiv, wie es schöner fast nicht sein kann. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Die Grödner Berge bilden ein Massiv, wie es schöner fast nicht sein kann. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Was kommt einem alles in den Sinn, wenn man mit dem Grödnertal, dem wohl international bekanntesten Urlaubstal Südtirols, konfrontiert wird?

Luis Trenker (1892 – 1990) fällt einem da sofort ein, die Holzschnitzkunst, ein tolles Ski- und Wandergebiet, Langkofel, Plattkofel, die Weltcuprennen jedes Jahr kurz vor Weihnachten – und die schönsten Berge der Welt, wie viele behaupten. Und eventuell auch die eigentümliche Sprache, die die Einheimischen hier sprechen – ladinisch.

Die Menschen pflegen die ladinische Sprache

Bergsteiger finden herrliche Routen vor; im Hintergrund der Langkofel. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Bergsteiger finden herrliche Routen vor; im Hintergrund der Langkofel. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Gröden, oder das Grödnertal (itatlienisch: Val Gardena), ist ein 25 Kilometer langes Seitental des Eisacktals. Es besteht aus den drei Gemeinden Wolkenstein, St. Christina und St. Ulrich, und zieht sich von Waidbruck hinauf bis zu den Passübergängen Sellajoch und Grödnerjoch. Zusammen mit dem Gader- und dem Fassatal, Buchenstein und Cortina d’Ampezzo wird hier der ladinischen Sprache noch sehr viel Bedeutung beigemessen. Das Ladinische ist hier sogar als Schulsprache anerkannt.

Überhaupt legen die Grödner sehr viel Wert auf Tradition und Brauchtum. Die Holzschnitzkunst entstand im beginnenden 17. Jahrhundert zur Überbrückung der langen Winterzeit. Im Sommer wurden die Figuren dann verkauft. So wurde aus der Not der armen Bauersleut’ ein Kunsthandwerk.

Schon im 18. Jahrhundert waren in ganz Gröden über 40 Holzschnitzer tätig, und so wurde das Tal mit der Zeit ein wichtiges Zentrum der Skulptur und kunstgewerblichen Holzgegenstände. Bis heute hat sich daraus eine wahre Holzschnitzindustrie entwickelt.

Winterfreuden in einer Traumlandschaft

Weltbekannt ist die Holzschnitzkunst. - Foto: E. Albrecht

Weltbekannt ist die Holzschnitzkunst. – Foto: E. Albrecht

Im Winter verzaubert die weiße Traumlandschaft das verschneite Grödnertal, das ganz eng mit dem alpinen Skisport verbunden ist. Mit über 175 Pistenkilometern, mehr als 80 Liftanlagen und durch die berühmte Sellaronda gilt Gröden als eines der Top-Skigebiete im gesamten Alpenraum.

Mit seiner Anbindung an DolomitiSuperski, dem weltweit größten Skikarussell – mit 500 Kilometer verbundenen Pisten rund um das gewaltige Massiv des Sellastocks und insgesamt fast 1250 Pistenkilometern in zwölf Regionen – und der nahen Seiseralm ist es ein Eldorado für alle Wintersportler. Insgesamt werden auch 115 Langlauf-Kilometer angeboten. Im Grödnertal hat man es nicht umsonst mit einem Premium-Skigebiet zu tun.

Die Sellaronda – Skifahren und genießen

Luis Trenker ist seiner Heimat immer treu geblieben. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Luis Trenker ist seiner Heimat immer treu geblieben. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Skifahren und Genießen. Das ist die Sellaronda, die weltberühmte, 26 Kilometer lange Runde rund um den Sellastock. Es ist ein Skitag mit tollen Abfahrten, atemberaubenden Ausblicken auf die Dolomiten, romantischen Hütten und grandiosen Aussichtspunkten – aber auch vielen Menschen, die hier unterwegs sind. Wartezeiten an den Liften sind da teilweise unvermeidbar, aber die Kapazität der Aufstiegshilfen ist so groß, dass es nur sehr selten zu langen Staus kommt. In die Sellaronda direkt einsteigen kann man von Wolkenstein und St. Christina aus – Grödnerjoch, Sellajoch oder Langkofel sind nur einige der spektakulären Höhepunkte dieser Tour.

St. Ulrich ist der Hauptort des Grödnertals; in der Fußgängerzone rund um das Cafè Corso lässt es sich vorzüglich verweilen. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

St. Ulrich ist der Hauptort des Grödnertals; in der Fußgängerzone rund um das Cafè Corso lässt es sich vorzüglich verweilen. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Der Aussichtsberg im Grödnertal ist der Col Raiser (2016 Meter). Von St. Ulrich oder St. Christina schwebt man mit der Seilbahn hinauf zu den herrlich breiten Südhängen. Genuss-Skifahren ist hier angesagt. Der Panoramablick auf die Sella, Ciampinoi, Plattkofel, Langkofel und Seiseralm ist mit Worten schwer zu beschreiben. Einen ebenso traumhaften Blick genießt man vom Grödnerjoch aus. Mit der Dantercepies-Bahn geht es von Wolkenstein aus in steile Höhen. Eingebettet zwischen dem Sellastock im Süden und den Cirspitzen im Norden liegt das Grödnertal zu unseren Füßen und von gegenüber grüßt der Langkofel. Die Abfahrt zurück nach Wolkenstein hat historische Bedeutung, denn hier fand im Jahr 1908 das erste offizielle Skirennen im Grödnertal statt.

Saslong – eine berühmt-berüchtige Skipiste

St. Christina erstreckt sich über die Talhänge beiderseits des Grödner Baches und wird von der Geisler-Gruppe im Norden und der Langkofelgruppe im Süden begrenzt. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

St. Christina erstreckt sich über die Talhänge beiderseits des Grödner Baches und wird von der Geisler-Gruppe im Norden und der Langkofelgruppe im Süden begrenzt. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

1970 war Gröden Austragungsort der alpinen Ski-Weltmeisterschaft. Die Abfahrt wurde auf der Piste Saslong (von Saslonch, dem ladinischen Namen des Langkofels) ausgetragen, und diese berühmt-berüchtigte Strecke – wer kennt nicht die Kamelbuckel und die Ciaslat-Wiesen aus unzähligen Fernseh-Übertragungen – steht noch heute im Kalender des alpinen Weltcups.

Neben Kitzbühel und Wengen/Schweiz zählt Gröden zu den klassischen Abfahrten und den großen Legenden im Weltcup. Mit 3446 Metern ist die Strecke nach der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen (4435 Meter) noch vor der “Streif” in Kitzbühel (3312 Meter) die zweitlängste im alpinen Weltcupgeschehen.

Sommerfrische und Beschaulichkeit

Musikanten in ihrer landestypischen Tracht sorgen dafür, dass die Tradition im Grödnertal nicht zu kurz kommt. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Musikanten in ihrer landestypischen Tracht sorgen dafür, dass die Tradition im Grödnertal nicht zu kurz kommt. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Im Sommer ist es in Gröden wesentlich ruhiger, um das Tal und die Berge zu erkunden. Die drei Orte Wolkenstein, St. Christina und St. Ulrich sind nur acht Kilometer voneinander entfernt und immer wieder einen Besuch wert.

Am Ende des Tals liegt Wolkenstein auf 1567 Metern Höhe, zu Füßen der Sella (mit seinen drei Hauptgipfeln Piz Boe/3151 Meter, Cima Pisciado/2985 und Boeseekofel/2910) und der Puezgruppe (Puezspitze/2918 Meter, Puezkofel/2723 und Sassongher/2665). Von Wolkenstein aus geht es ins Hochgebirge. Unzählige Serpentinen führen hinauf auf das Sellajoch (2240 Meter), das Pordoijoch (2239 Meter) oder das Grödnerjoch 2121 (Meter). Wandern auf den hochalpinen Almen mit seinen unendlichen Wegen ist ein Hochgenuss, und hoch oben thront das Wahrzeichen des Tals, der 3181 Meter hohe Langkofel.

Wolkenstein befindet sich im Talschluss von Gröden und ist ringsum von Gebirgsstöcken der Dolomiten umgeben. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Wolkenstein befindet sich im Talschluss von Gröden und ist ringsum von Gebirgsstöcken der Dolomiten umgeben. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Wolkenstein ist also eingebettet in eine traumhafte Landschaft. Es stehen etwa 8000 Gästebetten zur Verfügung, und der Ort mit seinen gut 2500 Einwohnern bringt es auf eine Million Nächtigungen im Jahr – in Zeiten ohne Corona-Virus versteht sich.

Skifahrer vor der Secada: einem sonnigen Skitag steht nichts im Wege. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Skifahrer vor der Secada: einem sonnigen Skitag steht nichts im Wege. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Zwischen Wolkenstein und St. Ulrich liegt St. Christina. Die 2000-Seelen-Gemeinde liegt auf 1428 Metern. Urige Bergbauernhöfe und der historische Ortskern zeugen von einer gewachsenen Tradition; dank der neuen Umgehungsstraße verfügt der Ort über eine verkehrsberuhigte Fußgängerzone.

Hauptort des Grödnertals ist St. Ulrich (1236 Meter). Kennzeichen der Marktgemeinde ist seine weitläufige Besiedelung, die sich harmonisch in das Landschaftsbild einfügt. Die belebte Fußgängerzone im Ortskern ist Treffpunkt der Einheimischen und der Touristen, und ein idealer Platz zum Einkaufen.

Luis Trenker und Giorgio Moroder

Silvesterfeuerwerk über St. Ulrich. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Silvesterfeuerwerk über St. Ulrich. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

In St. Ulrich wurde am 4. Oktober 1892 einer der berühmtesten Südtiroler überhaupt, nämlich Luis Trenker, geboren. Sein Leben gehörte den Bergen seiner Heimat; er war allerdings nicht nur Bergsteiger, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller, nein, er war auch ein grandioser Erzähler. Seine Geschichten, die er im Fernsehen lebhaft wie kein anderer schilderte, zu einer Zeit, als die Bilder noch schwarz-weiß waren, sind legendär. Trenker verstarb 97-jährig am 12. April 1990 in Bozen; er fand in seinem Heimatort seine letzte Ruhestätte.

Auch Tourengeher finden im Grödnertal beste Voraussetzungen. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Auch Tourengeher finden im Grödnertal beste Voraussetzungen. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Und noch eine Berühmtheit wurde in St. Ulrich geboren: der Komponist und Produzent Giorgio Moroder, ein Neffe von Luis Trenker, erblickte hier am 26. April 1940 das Licht der Welt; unlängst feierte er also seinen 80. Geburtstag. Er bekam über 150 goldene Schallplatten, komponierte für Größen wie Blondie, David Bowie, Cher, Elton John, Janet Jackson, Freddie Mercury, Gianna Nannini, Donna Summer oder Bonnie Tyler; er erhielt 1979 den Oscar für die beste Filmmusik (seine erste Filmmusik im Übrigen) für Midnight Express (Zwölf Uhr nachts) und gewann 1998 den Grammy Award, die höchste Auszeichnung für Künstler und Aufnahmeteams.

Informationen: Tourismusverband Gröden, Str. Dursan 80/, I-39047 St. Christina, Tel.: (0039 0471) 77 77 77; E-Mail: info@valgardena.it

Gastro-Tipp

Ein beliebter Treff ist die Comici Hütte. Sie befindet sich auf 2154 m am Fuße des Langkofels im Skigebiet Plan de Gralba. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Ein beliebter Treff ist die Comici Hütte. Sie befindet sich auf 2154 m am Fuße des Langkofels im Skigebiet Plan de Gralba. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Fisch auf dem Berg – eine Delikatesse auf über 2100 Metern: Es ist ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Während sich „Otto Normalverbraucher“ auf das Abendessen in einem der zahlreichen Hotels oder Gaststätten vorbereitet, steigen wir in unsere Skisachen und fahren – die Nacht ist längst hereingebrochen – auf den Berg.

Los geht unsere Tour bei der Skistation Plan de Gralba (1800 Meter) in der Nähe von Wolkenstein. Dort wartet schon die Goldel (Großraumkabine) auf uns. Mit dieser gelangen wir in wenigen Minuten auf den Piz Sella. Eine kurze Abfahrt mit den Skiern (auch mit dem Rodel ist das möglich), und unser Ziel, die 2154 Meter hoch gelegene Emilio-Comici-Hütte, ist erreicht. Hier wartet ein Fischmenü vom Feinsten auf uns. Zu Beginn werden wir mit einem Aperitif am offenem Feuer mit gegrillten Fischköstlichkeiten (unter anderem gebackene Sardinen, Babylangusten, Tintenfisch, Jakobsmuscheln, Garnelen und Scamis) auf einen unvergesslichen Abend eingestimmt. Und als Hauptgang: Köstlicher Steinbutt.

Wohl bekomm's. - Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Wohl bekomm’s. – Foto: Val Gardena-Gröden Marketing

Der Gedanke, ein Gourmet-Fischrestaurant im Hochgebirge einzurichten, ist ebenso verwegen wie – für den Initiator – simpel. Die Idee hatte der im Jahr 2002 verstorbene, frühere Präsident von DolomitiSuperski, Gianni Marzola. In Grado, einem der berühmten Badeorte der Adria unweit von Triest, war Marzola Besitzer einiger gastronomischer Betriebe. Und was lag da für ihn näher, als frisch gefangenes Meeresgetier in die Berge zu „exportieren“ und in seiner Hütte den Gästen anzubieten. Natürlich gibt es auch andere Leckereien, aber die Idee „Fisch auf dem Berg“ hat sich durchgesetzt.

Was würde wohl Emilio Comici, im Jahr 1952 beim Bergsteigen abgestürzter Alpinist und damals Bürgermeister von Wolkenstein, nach dem die Hütte benannt ist, dazu sagen? Wohl dieses, als er 1933 erstmals die Nordwand der Großen Zinne bezwungen hatte. „Wer dieses Leben voll ausschöpfen will, muss etwas wagen.“

Rifugio E. Comici, Plan de Gralba 24, I-39048 Wolkenstein, Tel.: (0039 0471) 1 93 03 88; E-Mail: info@rifugiocomici.com; Internet: www.rifugiocomici.com

 

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