Einer der bekanntesten Küstenabschnitte Deutschlands befindet sich am südwestlichsten Strand der Ostsee, an einer der lieblichsten Gestaden der Lübecker Bucht, ist sieben Kilometer lang, erstreckt sich von der Ortschaft Niendorf bis vor die Tore der Gemeinde Scharbeutz, ist „übersät“ von feinstem Sand und unzähligen Strandkörben und ein Dorado für alle Wasserratten und Sonnenanbeter – die Rede ist von Timmendorfer Strand, einem Touristen-Hotspot, der diesen Namen wahrlich verdient.
Hinter dem Strand liegt der umtriebige Ort selbigen Namens (knapp 9000 Einwohner) und bietet für jeden auch dort das Passende. Von Luxusunterkünften bis zu erschwinglichen Ferienwohnungen, von hübschen und extravaganten Villen bis zu urtümlichen, reetgedeckten, einfachen Seemannshäuschen (alte Bäderarchitektur trifft die Moderne), von Lokalen mit Gourmetküche bis zur einfachen Fischbude, von Lifestyle und Shopping-Vielfalt bis zu „Kunst am Wegesrand“. Sehen und gesehen werden könnte das Motto von Timmendorfer Strand lauten. Hier pulsiert das Leben. Doch Corona mahnt zur Vorsicht. Ohne Maske geht auch hier nichts!
Zwei Hotels, die nicht zu übersehen sind
Ins Auge stechen beim ersten Kontakt mit „Tido“ die beiden wuchtigen Maritim-Hotels Seehotel und Clubhotel (Eröffnung 1974). Das Seehotel, direkt am Strand, bietet ein stilvolles Ambiente mit Meerblick und verfügt über 241 Zimmer und Suiten. Das Penthouse im zehnten Stock mit seinem großen Balkon ist die nobelste Unterkunft des Hauses. 1969 wurde das Hotel eröffnet, als erstes Maritim-Hotel überhaupt.
Das Clubhotel, ein paar Hundert Meter weiter westlich in Richtung Scharbeutz, ist mit einer Höhe von 101 Metern das zweithöchste Hochhaus in Schleswig-Holstein und eines der höchsten Hotels in Deutschland.
Vom äußeren Erscheinungsbild gänzlich anders daher kommt das Hotel Villa Gropius. Architektonisch verspielt und verschnörkelt, sogar mit Türmchen, diente das Haus, das 1888 entworfen wurde, bis in die zweite Hälfte der 30er-Jahre unter anderem als Sommerresidenz von Walter Gropius (1883-1969), dem Gründer des Staatlichen Bauhauses in Weimar. Gropius empfing dort unter anderem Wassily Kandinsky (1866 – 1944) und Lyonel Feininger (1871 – 1956) zum Gedankenaustausch und anderen feinsinnigen Unternehmungen.
Ostseeheilbad seit 1951
Timmendorfer Strand entwickelte sich um 1880 aus einzelnen am Strand gelegenen Ansiedlungen zu einem reinen Seebad. Die unterschiedlichen Entwicklungen der Orte prägten verschiedene Mentalitäten, das Dörfliche in Niendorf und das Städtische in Timmendorfer Strand. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 schlossen sich fünf Gemeinden (Timmendorfer Strand, Klein Timmendorf, Groß Timmendorf, Niendorf und Hemmelsdorf) zusammen und gründeten Timmendorfer Strand. Eine erfolgversprechende Zukunft war endgültig geebnet; erst recht, als 1951 die Gemeinde als Ostseeheilbad zertifiziert wurde, und 1963 die Strandallee zur Kurpromenade wurde. Heute freut sich Timmendorfer Strand auf jährlich zirka 1,7 Millionen Übernachtungen (entspricht 350 000 Gästen) und gilt als eines der mondänsten Ostseebäder, auch dank des riesigen touristischen Angebots.
Urgemütlich: der Niendorfer Hafen
Einen eigenen Hafen hat „Tido“ allerdings nicht, er befindet sich im Gemeindeteil Niendorf, etwa eine Stunde zu Fuß entlang der Promenade. Der kleine Kommunalhafen direkt im Zentrum des Ortes ist zugleich Yacht- und Fischereihafen; er gilt als einer der kleinsten und beschaulichsten Häfen an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste und überzeugt durch sein besonderes Flair.
Rund zehn Kutter fahren täglich hinaus, um dann am frühen Morgen ihren Fang direkt auf der Kaimauer zu filetieren und an die nahe gelegenen Restaurants und Fischbuden zu liefern. Es macht großen Spaß, das gemütliche Treiben zu beobachten. Im Gegensatz zum lebendigen Trubel in Timmendorfer Strand lässt sich in Niendorf niemand aus der Ruhe bringen – Hast und Eile sind hier Fremdworte.
„Café Wichtig“ macht seinem Namen alle Ehre
Zentrale „Anlaufstelle“ im Ort Timmendorfer Strand ist der Timmendorfer Platz mit seinem großen blumengeschmückten Brunnen. Dort und entlang von Strandallee und Kurpromenade oder in den benachbarten Straßen finden sich zahlreiche Gaststätten, Cafés, Eisdielen, Bekleidungs- und Modegeschäfte, Boutiquen, Stores, Shops und Läden für den täglichen Gebrauch. Wer gerne schlendert und Fünfe gerade sein lassen will, der ist hier richtig.
Diejenigen, die „gesehen“ werden wollen, drehen mit ihren PS-starken SUV`s oder im offenen Cabrio die eine oder andere Runde. Das Verkehrsaufkommen hält sich jedoch in Grenzen. Im Gegensatz zu den 1950er-Jahren, als der Platz so stark befahren war, dass die Bewegungen von vier- und zweirädrigen Fortbewegungsmitteln an den Wochenenden geregelt werden mussten. Die Mehrheit aber schaut dem munteren Treiben bei einem Einkehr-Stopp im wohl berühmtesten Café des Nordens, im Café Engels Eck, zu.
Unter diesem Namen kennen jedoch nur die wenigsten diese Lokalität, denn der Name „Café Wichtig“ prägt sich in den Köpfen der Kundschaft natürlich wesentlich besser ein als Café Engels Eck. Promis und solche, die es gerne sein wollen, gehen hier ein und aus, schlürfen gemütlich an ihrem Schampus oder schmauchen genüsslich eine handgedrehte Havanna. Im Übrigen hat den Namen eine große Boulevardzeitung kreiert; dadurch wurde das „Café Wichtig“ bundesweit bekannt und berühmt.
Neue Seebrücke geplant
Ganz groß rauskommen will die Ostseegemeinde mit einem „Meisterwerk der Architektur“, wie Bürgermeister Robert Wagner verriet. Die Maritim-Seebrücke soll nämlich abgerissen und durch einen extravaganten Neubau ersetzt werden – ein Prestigeobjekt, das mehr als sieben Millionen Euro verschlingen wird. Dafür wird es dann möglich sein, auf einem Art Rundlauf der Ostsee noch intensiver gewahr zu werden.
2012 neu erbaut werden musste die Seeschlösschenbrücke, die etwa 1500 Meter östlich der Maritim-Seebrücke 100 Meter weit in die Ostsee hineinragt. Zweimal (1989 und 2011) musste sie sich der Naturgewalt geschlagen geben, ehe sie eben vor einigen Jahren neu konzipiert wurde. Am Ende der Brücke begeistert ein japanisches Teehaus Jung und Alt mit einer Vielfalt an kulinarischen Genüssen. Und bei einem Blick durch den eingelassenen Glasboden können die Gäste die mal ruhige, mal raue See beobachten.
Kunst am Strand
Scheinbar hat die Gemeinde ein Faible für asiatische Traditionen. Denn an der Strandpromenade wurde eine ehemalige Lesehalle restauriert und zum „Mikado Garden“ umgestaltet, einer neuartigen Kombination von Buchhandlung, Galerie und Lesehalle. Im Garten findet sich eine stattliche Auswahl an Steinskulpturen (von Buddha bis Shiva) sowie ein Glas-Pavillon, in dem alte und neue asiatische Kunstobjekte gezeigt werden.
Weitere besondere Kunstobjekte und Plastiken kann der Gast, ebenfalls an der Strandpromenade, bei einem Spaziergang bestaunen. Zwischen Strand, Küstenschutzwall und hübschen, noblen Villen haben Künstler wie Sven Backstein, Johannes Trieb, Peter Schmitz, Alfred Bradler oder Heike Cybulksi ihrer Kreativität freien Lauf gelassen.
Informationen: Timmendorfer Strand Niendorf Tourismus GmbH, Timmendorfer Platz 10, 23669 Timmendorfer Strand, Tel.: (04503) 3 57 70; E-Mail: info@timmendorfer-strand.de
Gastrotipps
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Hotel & Restaurant Holsteiner Hof: Strandallee 92, 23669 Timmendorfer Strand, Tel.: (04503) 3 57 40; E-Mail: info@holsteiner-hof.de
- Oswalds alte Liebe: Kurpromenade 2, 23669 Timmendorfer Strand, Tel.: (04503) 89 88 99
- Restaurant Seelord: Timmendorfer Platz 7, 23669 Timmendorfer Strand, Tel.: (04503) 1368
- Ristorante da Paolo: Timmendorfer Platz 2, 23669 Timmendorfer Strand, Tel.: (04503) 3 16 21