Über 500 Jahre ist es mittlerweile her, seit Kissingen ein Kurort ist. Der Weg zum Weltbad führte über mehrere Stufen und endete 2021 in der Ernennung zum UNESCO-Welterbe.
Viele Persönlichkeiten, von Königen und Fürstbischöfen, von Hofbaumeistern und namhaften Architekten, von Landschaftsgärtnern bis hin zu örtlichen Initiatoren, trugen in den vergangenen Jahrhunderten wesentlich mit dazu bei, dass Bad Kissingen das ist, was es ist – ein leuchtender Stern am Bäderhimmel. Die Blütezeit der Kur war das 19. Jahrhundert. Zwar gab es in Europa eine Vielzahl an Kurplätzen, aber nur wenige gelangten wie Bad Kissingen zu Weltruhm. Hier stehen ein gesunder Lebensstil und seelisch-mentale Gesundheit im Fokus der Medizin.
Sieben wohltuende Heilquellen
Trinkkuren, Sole- und Thermalbäder, Inhalationen – in Bad Kissingen gibt es nichts, was es diesbezüglich nicht gibt. Wohltuende Heilwasser gibt es hier, diverse Trinkquellen (in der Brunnenhalle werden der Rakoczy- und der Pandur-Brunnen, der Maxbrunnen, das Kissinger Bitterwasser und der Luitpoldsprudel „alt“ verabreicht) und drei Badequellen. In der Brunnenhalle, einem Teil der mächtigen Wandelhalle (mit einer Länge von 90 Metern und einer Fläche von 2640 Quadratmetern die größte ihrer Art in Europa), sprudeln also aus blankgeputzten Bronzehähnen diese heilenden Wässerchen. „Vor allem der Rakoczy- und der Pandur-Brunnen“, so ein Insider, „haben maßgeblich zum Weltruhm Bad Kissingens beigetragen“. Brunnenfrauen erklären, welches Wasser welche Beschwerden lindert, und welche Rituale dabei helfen.
Die Heilquellen
* Rakoczy-Brunnen: Diese Quelle wurde 1737 bei der Saale-Verlegung im alten Flussbett wiederentdeckt und für Kurzwecke als Brunnen erschlossen. Benannt ist dieser Brunnen nach dem damals ungemein populären, ungarischen Freiheitskämpfer Fürst Ferenc II. Rakoczyi, dessen wildes, übersprudelndes Wesen schon zu seinen Lebzeiten legendär war. Die Wesensverwandtschaft zwischen dem Charakter des Fürsten und der unregelmäßig, manchmal auch sehr heftig sprudelnden Quelle inspirierte also die ungewöhnliche Namensgebung. Rakoczy war nie in Bad Kissingen.
* Pandur-Brunnen: Früher auch der „scharfe Brunnen“ oder „Badbrunnen“ genannt, ist seit 1616 als Kurbrunnen bekannt. Seinen heutigen Namen erhielt er im 18. Jahrhundert. Er geht auf das berüchtigte Panduren-Korps zurück, das unter den Kurgästen für Gesprächsstoff sorgte.
* Maxbrunnen: Auch als „Sauerbrunnen“ bekannt, ist er der älteste der Bad Kissinger Brunnen. Er sprudelt im Kurgarten und wurde 1520 erstmals erwähnt. Im 16. Jahrhundert wurde sein Quellwasser sowohl für Trink-, als auch für Badekuren genutzt. Er war kohlensäurehaltig und wegen seiner erfrischenden Wirkung als Trinkwasserquelle beliebt.
* Kissinger Bitterwasser ist kein eigener Brunnen, sondern wird auf Basis des Rakoczy-Wassers unter Zusatz von Magnesium- und Natriumsulfat hergestellt. Unter König Maximilian II. von Bayern eingeführt, wird es seit 1856 für Trinkkuren genutzt.
* Luitpoldsprudel „alt“: Dieser Sprudel wurde auf der Suche nach Kalisalzen von 1906 bis 1908 im nördlichen Saaletal erbohrt und fünf Jahre später dem Kurbetrieb übergeben. Sein Name würdigt den Prinzregenten Luitpold von Bayern.
* Luitpoldsprudel „neu“: Kommt momentan nicht zum Einsatz.
* Schönbornsprudel: Die Thermalquelle wurde 1764 im Stadtteil Hausen zur Salzgewinnung erschlossen, als Badequelle jedoch erst gut 100 Jahre später genutzt.
Von St. Petersburg bis Rio
Das Kissinger Heilwasser wurde in der ganzen Welt getrunken. Der Versand der Steinzeugflaschen erfolgte seit dem 16. Jahrhundert. Adelige, reiche Bürger und Kaufleute beauftragten die Lieferung von Sauerbrunnenwasser. Ab 1825 waren die Brüder Ferdinand (1800 – 1838) und Peter Bolzano (1794 -1839) für die Verschickung und die Vermarktung verantwortlich; sie richteten in aller Welt Verkaufsstellen ein – von St. Petersburg bis Rio de Janeiro.
Informationen: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH, Im Luitpoldpark 1, 97688 Bad Kissingen; Tel.: (0971) 80 48 444; Internet: www.badkissingen.de; E-Mail: tourismus@badkissingen.de