Wer nach großen und mittelgroßen deutschen Städten mit barockem Häuser-Ensemble, Kirchen, Plätzen und Gartenanlagen sucht, kommt nicht umhin, den Barock-Hochburgen München, Dresden, Würzburg und Bamberg einen Besuch abzustatten. Kleiner, aber durchaus attraktiv, kommt Eichstätt in Oberbayern daher. Die 14 000-Einwohner-Stadt ist unter anderem Bischofssitz des Bistums Eichstätt und Hauptsitz der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Noch kleiner ist Greding (7000 Einwohner), aber ebenso reizend und fesch, auch wenn die Stadt ganz im Süden Mittelfrankens und in unmittelbarer Nähe von Eichstätt (beide Städte trennen nur knapp 30 Kilometer) nicht ganz so viel zu bieten hat. Dennoch ist eine gewisse feudele Pracht durchaus zu erkennen – ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Barockes Häuserensemble

Viel Fachwerk, viel Barock – Greding hat viel zu bieten. – Foto: Naturpark Altmühltal / Dietmar Denger
Barock pur herrscht rund um den Marktplatz, der eingerahmt wird vom Fürstbischöflichen Jagdschloss (1696), dem Jägerhaus (1741) und dem Rathaus (1699). Der Marktplatz ist das Herz der Stadt. Die ehemals fürstbischöflichen Gebäude erinnern an die Bedeutung Gredings als Jahrhunderte alte Amtsstadt, und der Platz hat sein Aussehen, verglichen mit der Zeit des Spätmittelalters, nicht großartig verändert. So steht es jedenfalls geschrieben. Er war das Zentrum, kulturell, wirtschaftlich und wenn die Gerichtsbarkeit Urteile zu vollstrecken hatte.
Dominiert wird der Platz vom ehemaligen Fürstbischöflichen Schloss. Erbaut in den Jahren 1685 bis 1697 diente es als bischöfliche Sommerresidenz. Heute befindet sich das Gebäude in Privatbesitz und enthält eine Antiquitätenhandlung. In unmittelbarer Nähe befindet sich das fürstbischöfliche Forsthaus, im Volksmund „Jägerhaus“ genannt. Und ebenfalls nur einen Steinwurf weiter steht das alte Gredinger Rathaus; seit 1969 ziert den „Vorplatz“ der Sebastiansbrunnen.
18 Türme – und alle sind bewohnt
Was dem Besucher sofort ins Auge sticht, sind die zahlreichen Wehrtürme der Stadt, stattliche 18 an der Zahl. Diese wuchtigen Gebäude gehörten zur mittelalterlichen Stadtbefestigung und sind Bestandteil der Stadtmauer, die bis heute zum größten Teil noch erhalten ist und das Zentrum auf eine Länge von 1250 Metern fast vollständig umgibt. Heute sind sie alle bewohnt! Gebaut worden sind die Türme um das Jahr 1400 herum, Hinweistafeln geben genaue Auskunft darüber.
Einlass fanden und finden die Menschen über drei hoch aufragende Stadttore: das Hausener Tor (Nürnberger Tor), das Fürstentor (Beilngrieser Tor) und das Eichstätter Tor.
Lange Geschichte

Die Basilika St. Martin thront als beeindruckendes Wahrzeichen hoch über der Stadt. – Foto: Naturpark Altmühltal / Dietmar Denger
Greding kann auf einen lange Geschichte zurückblicken. Schon im 8. Jahrhundert n. Chr. soll es hier eine Siedlung gegeben haben. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1091 in einer Urkunde Kaiser Heinrichs IV., der den Ort den Bischöfen von Eichstätt übergab. Bedeutende Handelsrouten führten durch die Stadt oder knapp an ihr vorbei.

Neben der Martinsbasilika sind im Karner die Gebeine und Schädel von zirka 2500 Menschen aufbewahrt. – Foto: Naturpark Altmühltal / Dietmar Denger
Im 12. Jahrhundert waren wohl schon städtische Strukturen erkennbar; zwei Jahrhunderte später entwickelte sich der Ort zu einem regional bedeutenden fürstbischöflichen Amts-, Gerichts- und Verwaltungssitz. Das „gemeine Volk“ lebte jedoch hauptsächlich von Landwirtschaft und Handwerk.
Mit dem Aufschwung war es erst einmal vorbei, als im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) die Schweden das Rathaus, mehrere Bürgerhäuser und Mühlen brandschatzten. Die Pest und hohe Kriegskosten brachten Greding den wirtschaftlichen Ruin. Große Bevölkerungsverluste konnten erst viele Jahrzehnte später aufgefangen werden.
Mitten im Naturpark Altmühltal

Eine Oase der Ruhe, über den Dächern der Altstadt gelegen, ist der Park des Lichts. – Foto: Dieter Warnick
Bis 1936 war die ländlich geprägte Ortschaft ziemlich von der Außenwelt abgeschnitten. Eine Eisenbahnlinie nach Nürnberg war nicht der Rede wert. Erst mit dem Bau der Autobahn (A9) mit eigener Ausfahrt und der verkehrsgünstigen Lage mitten in Bayern kam Leben in die Stadt. Der Tourismus ist mittlerweile zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden, vor allem auch, weil Greding und Umgebung mitten im Naturpark Altmühltal (1969 ins Leben gerufen) liegen.
Michaelskapelle mit Beinhaus
Ein ganz besonderes Kleinod ist die eher unscheinbare Michaelskapelle neben der Basilika St. Martin mit einem Beinhaus, einem sogenannten Karner, das die Knochen und Schädel von etwa 2500 Menschen enthält (der Begriff Karner bezeichnet eine auch als Beinhaus genutzte Kapelle). In ganz Bayern gibt es nur drei romanische Karner: in Iphofen im Landkreis Kitzingen in Unterfranken, in Chammünster bei Cham im Bayerischen Wald und eben in Greding. Dieser „Seelenkeller“ ist der zweitgrößte seiner Art in Bayern. Er wurde wahrscheinlich aus Platzmangel innerhalb des ummauerten Friedhofs im 14. Jahrhundert dort eingerichtet.

Das Archäologie-Museum zeigt spektakuläre Funde archäologischer Grabungen. – Foto: Naturpark Altmühltal / Dietmar Denger
Das größte Beinhaus Europas, vielleicht auch das der Welt, findet sich in Paris. Dort sind die Gebeine von mehr als sechs Millionen Menschen gestapelt. Das bekannteste und damit wohl am häufigsten besuchte Beinhaus ist das von Hallstatt im österreichischen Salzkammergut. Dort kann man eine außergewöhnliche Sammlung von über 600 kunstvoll bemalten Schädeln bewundern. Einige wurden schon Ende des 18. Jahrhunderts bemalt, manche stammen aber auch noch aus dem 20. Jahrhundert.
Die Martinskirche ist das Wahrzeichen

Sage und schreibe 21 Türme und Tore begrüßen den Greding-Besucher. Hier der Thalmaierturm. – Foto: Dieter Warnick
Die weiter oben schon erwähnte Martinskirche ist das Wahrzeichen Gredings: Sie ist die größte romanische Basilika im Bistum Eichstätt und stellt das kunsthistorisch bedeutendste Gebäude der Stadt dar. Die ältesten Gebäudeteile, die fünf unteren Turmgeschosse, stammen aus dem späten 11. Jahrhundert. Die heutige Basilika wurde Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut. Die eindrucksvolle Bemalung in der Hauptapsis und ein Fresko im Mittelschiff sowie ein spätgotischer Hochaltar und ein romanischer Taufstein sind überaus sehenswerte Teile eines großartigen Gesamtkunstwerks.
Informationen: Tourist-Information Greding, Marktplatz 8, D-91171 Greding, Tel.: (08463) 9 04 20; Internet: www.greding.de; E-Mail: tourist-info@greding.de
Tipps und Empfehlungen
* Archäologie Museum Greding – Fürsten und Kriegern auf der Spur, Marktplatz 8, D-91171 Greding, Tel.: (08463) 9 04 60
* Weingut Bleimer Schloss, Bleimerschloss 3-4, D-91171 Greding-Kraftsbuch; Anfragen zur Gastronomie im Weinstadl, Events & Weinbergführungen unter Tel.: (08463) 7 67 41 32 und E-Mail: events@bleimer-schloss.de; Anfragen zum Thema Wein, Weineinkauf, Vertrieb & Verwaltung unter Tel.: (08463) 7 67 41 31 und E-Mail: office@bleimer-schloss.de




