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Kobolde und Hexen in den Legenden Friaul Julisch Venetiens

Ein Besuch Friaul Julisch Venetiens auf der Suche nach einem Gnom oder einer Fee? Das ist durchaus möglich: In dieser Region werden seit Generationen Geschichten und Legenden über fantastische Figuren und Persönlichkeiten jeder Art überliefert, von deren Existenz die Einheimischen überzeugt sind. Gewiss, sie sind schwer zu sehen, aber auch zu Kontaktmöglichkeiten geben die volkstümlichen Erzählungen wertvolle Ratschläge.

und Hexen treiben in den Legenden Friaul Julisch Venetiens ihr Unwesen, auch am und im Lago Monta Paularo. Foto: Friuli Venezia Giulia

und Hexen treiben in den Legenden Friaul Julisch Venetiens ihr Unwesen, auch am und im Lago Monta Paularo. Foto: Friuli Venezia Giulia

Es handelt sich oft um Figuren aus einer bestimmten Gegend oder einem bestimmten Lebensraum, wie die Agane, Kreaturen des Süßwassers, die in Karsthöhlen leben können, aber auch auf den Bergen Karniens oder an den Schichtquellen der friaulischen Tiefebene. Je nach der Gegend können die agane hässliche, grausame Hexen und Kinderräuberinnen sein oder schöne und freundliche Feen. Außerdem können sie sich in Salamander verwandeln oder einen Teil des Körpers nach Art einer Ziege haben und nach hinten gedrehte Füße. Ähnlich den Agane sind die Krivapete der Valli del Natisone, Frauen mit großer und unerträglicher Selbständigkeit, besonderen Fähigkeiten und Kenntnissen, unangepasst und wild; sie wissen alles über die Heilwirkungen der Kräuter.

Besonders fantasievoll ist die Welt der karnischen Sbilfs, Kobolde der Wälder, die nur von Menschen mit reinem Herzen gesehen werden können. Es gibt davon viele Arten, alle mehr oder weniger boshaft. Der Mazzarot lebt und tarnt sich zwischen den Buchen, er hat ein höhnisches Lachen und ist schrecklich niederträchtig: man muss gut aufpassen, nicht in seine Fußstapfen zu treten, denn wer das tut, kann die Orientierung verlieren. In den Wäldern rund um Forni di Sopra dagegen kann man auf den Massaroul treffen, der aus dem Cadore nach Karnien kam, um Madame Ridusuela zu heiraten. Beide Ehegatten lieben es, einsamen Campern Streiche zu spielen. Der Gan dagegen ist immer hilfsbereit, wenn jemand in Schwierigkeiten ist; schade, dass er immer seltener wird. Er hat einen gedrungenen und robusten Körperbau und verfügt über herkulische Kräfte. Schließlich gibt es den Bergul, der sehr schwer zu sehen ist, weil er sich gern mit Blättern und Zweigen schmückt, so dass er mit seiner Umgebung verschmilzt.

Für alle, die sich in Karnien befinden, ist der Cjalcjut ein richtiger nächtlicher Alptraum, ein Teufel oder Hexer, der sich auf den Magen der Schlafenden setzt und sie am Atmen hindert. Vielleicht entstand diese Legende durch ein Abendessen, das besonders schwer im Magen lag? Das ist möglich, und man sollte aufpassen: die einheimische Gastronomie ist wirklich außergewöhnlich.

Aus der vorchristlichen Zeit stammen eine Reihe von mehr oder weniger „wilden“ Männern, wie die Salvàns und die Pagans des Gebirges, oder Riesen wie die Ajdi des slowenischen Karsts, frühere Bewohner des Landes und Erbauer vieler vorgeschichtlicher oder römischer Anlagen. Der Reichtum an Legenden und Figuren, die die Volksliteratur Friaul Julisch Venetiens mit Leben füllen, entstand auch durch das Aufeinandertreffen von Völkern vieler Sprachen und Kulturen, dank der geografischen Lage dieser Gegend. Auch in den Legenden taucht der Wille auf, gute Beziehungen zu den „Nachbarn“ beizubehalten: am Fuße des Monte Tenchia zum Beispiel, an einer Stelle, die seit undenklichen Zeiten Pian delle Streghe (Hexenebene) genannt wird, treffen sich die Hexen Karniens mit den blonden Hexen aus dem Norden, um zusammen zu tanzen.

Raushier-Reisemagazin