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Skifahren am Dachstein: Gondel-Gaudi und Hütten-Hallo

Was war doch das Skifahren dereinst eine Hetz! Meist romantisch verklärt denkt man gerne zurück an manche Skihütte, in der dieselben Schneebegeisterten sich Jahr für Jahr unter großem Hallo wiedersahen.

Das Dachsteingebiet hat für jeden etwas zu bieten.

Das Dachsteingebiet hat für jeden etwas zu bieten.

An urige Jogltische (ein Jogltisch ist eine besondere alte Tischform, bei der nicht die Tischlade, sondern die Tischplatte bewegt wird um an den Inhalt in der Lade zu kommen), wo man deftig aß und heftig trank. Wo man gemeinsam Hüttenspiele erfand und fröhliche Lieder mit leicht schlüpfrigen Strophen zur improvisierten Klampfenbegleitung sang. Die Gaudi war gratis und hausgemacht.

Keilhosen und Langriemenbindung

Weniger vergnüglich waren die ewig schmerzenden, doppelt geschnürten Skischuhe, die nassen, dicken Socken, die durchnässten Anoraks und steifgefrorenen Keilhosen, das schweißtreibende Hangtreten im Tiefschnee und die vereisten Buckelpisten. Und, wenn es überhaupt schon einen Lift gab, die einsame Einzelfahrt auf dem Holzsessel oder die nicht enden wollenden Schlepplifte, deren Bügel an die Hose anfroren, während man sich gegen den eisigen Wind stemmte. Keine Helme, sauschwere Ski (je länger, desto toller) und womöglich Langriemenbindung, die nicht nur für stundenlanges Anschnallen sorgte, sondern auch für so manchen Knöchelbruch. Aber das vergisst man gerne.

Die gute alte Zeit ist passé und doch nicht

Die beiden Pistenclowns bringen große und kleine Gäste zum Lachen.

Die beiden Pistenclowns bringen große und kleine Gäste zum Lachen.

Doch sich gemeinsam mit nichts eine Hetz machen, das hätten viele doch noch gerne. Oder wieder gerne. Aber das findet heute höchst selten statt. Man skischaukelt durch riesige Gebiete, die Hüttenabende laufen oft als Chillen, Fünfgang-Menü und Weinverkostungen ab, das coole Design erstickt jede improvisierte Belustigung im Keim, Kontakte zum Nebentisch finden höchst selten statt. Man nickt höchstens dem Mitschwitzer aus der Sauna zu und bleibt sonst unter sich. Sollte man doch irgendeine urige Hütte finden, wird möglichst schnell gegessen, um die (teure) Liftkarte „auszufahren“ – Stress pur und keine Zeit für zwischenmenschliche Lächler und Bemerkungen. Selbst zusammengedrängt in Gondeln schaut man gerne aneinander vorbei.

Nach einer Schneeschuhtour im Tennengau hat mach sich einen heißen Tee verdient.

Nach einer Schneeschuhtour im Tennengau hat mach sich einen heißen Tee verdient.

In der Dachsteinregion West, zu der Gosau, Russbach, Lungötz, St. Martin und Abtenau gehören, und die Hausberge Zwieselalm und Annaberg mit 140 Kilometer Piste, hat man da genau hingehört und beschlossen, wieder ein bisschen Gaudi in den Skiurlaub der Gäste zu bringen. Mit eigenen Gaudipisten, die Buckelpisten sein können, Freestyle Parks, Rennstrecken (natürlich dem einheimischen Weltcupsieger Marcel Hirscher gewidmet), extrem schwarze Pisten oder Snowcross-Strecken, mit Namen wie „Wilde Hilde“, „Donnergroll“, „Rodeo“, „Rock’n Roll“ oder „Freier Fall“. Auch Gaudi-Rodeln auf einer neuen, drei km langen Rodelpiste wird gepflegt, und natürlich Schneeschuhwandern zu netten Wirtshäusern, wo man zum Beispiel einen sehr kommunikativen, weil gemeinsam am Tisch zuzubereitenden „Tatarenhut“ serviert bekommt.

Auch als Security geben die beiden „Aushängeschilder“ der Gaudi-Wochen eine gute Figur ab.

Auch als Security geben die beiden „Aushängeschilder“ der Gaudi-Wochen eine gute Figur ab.

Außerdem hat man bei den Hüttenwirten angeregt, doch wieder mehr auf heimische Gerichte zu setzen, und sogar Haubenköche, deren prominente Namen sonst die Via Culinaria quer durch das Salzburger Land schmücken, dazu gebracht, extra für die Hütten Schlichtes wie Kasknödel zu überdenken und neu zuzubereiten (die auf der Rottenhofhütte sind zum Beispiel grandios gelungen). Aber auch den altbekannten Jagatee gibt es ganz persönlich und wirklich besonders gut gemischt (Vorsicht!) bei der Resi Harreit in der gleichnamigen Jausenstation.

Eine Rodelpartie ist immer ein riesiges Vergnügen.

Eine Rodelpartie ist immer ein riesiges Vergnügen.

Zwei Pistenclowns als „Eisbrecher“

Dort trifft man dann vielleicht auch die zwei „Aushängeschilder“ der Gaudi-Wochen, die von Skihütte zu Skihütte und über die Hänge ziehen, in Gondeln Stimmung bringen und vielleicht schon in der Talstation erstaunte Blicke auf sich ziehen: zwei Pistenclowns, die einmal als Riesenhase, dann wieder als Alm-Öhi oder Security auftauchen, Zaubertricks zeigen, viele witzige Sprüche parat haben und schlagfertig die Gäste zum Lachen – und miteinander reden – bringen. Keine „Animateure“, die zu irgend etwas auffordern wollen, sondern einfach „Eisbrecher“: Eine neue Idee, die man einmal beobachten will. Und der man viel Erfolg wünschen möchte.

Wer halt doch wieder einmal sein gewohntes Haubenambiente braucht, der sollte das „Winterstellgut“ besuchen, ein „Hobby“ von Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz, der diesen alten Hof perfekt renoviert und teilweise neu gestaltet hat:

Pures Schneevergnügen gibt es am Karkogel in Abtenau.

Pures Schneevergnügen gibt es am Karkogel in Abtenau.

Küchengerüche werden unterirdisch abgeleitet, eine hauseigene Schnapsbrennerei mit dazugehörigem, exquisitem Gewölbe und ein kleiner Marktplatz, umgeben von hübschen Holzhäusern, die man mieten kann, wurden angefügt, Stallungen verwöhnen das Gestüt. Und die Küche ihre Gäste in Haubenqualität.

Ganz anders verwöhnt wird man im Gasthof „Zur Sonnleit’n“, von einem begeisterten Aussteiger geführt, der selbst käst, wo man wunderbare Kaminwurzn, Speck, Holzofenbrot und auch die verschiedenen selbstgemachten Schnäpse probieren kann. Begleitet von einer Aussicht über das ganze Tal, das abends bis zum Horizont funkelt.

Ein Lawinenkurs kann nicht schaden

Ein Hochgenuss sind die Langlaufloipen im Lammertal.Ein Hochgenuss sind die Langlaufloipen im Lammertal.

Ein Hochgenuss sind die Langlaufloipen im Lammertal.

Wer in der ganzen Gaudi auch ein bisserl ernsthaft sein möchte, sollte einen Lawinenkurs besuchen: Eigentlich jeder, der auch hie und da, wie es jetzt immer beliebter wird, neben den Pisten fahren will. Schaden tut es auch Pistenflitzern nicht, denn man lernt unglaublich viel über die verschiedenen Schneezustände und begreift, welche Mühen und Gefahren die Bergretter auf sich nehmen müssen, um unvorsichtige Tourengeher, die oft ohne Führer unterwegs sind, aus Lawinen zu bergen. Wobei selbst erfahrene Einheimische die Natur nicht kommandieren können und Unfälle immer möglich sind. Eine höchst interessante Erfahrung, bei der man selbst das Stochern nach Verschütteten und die Suche mithilfe von Suchgeräten üben kann. Besonders Familien mit heranwachsenden Jugendlichen, die ja gerne übermütig und sorglos neue Herausforderungen ausprobieren wollen, ist ein solcher Kurs zu empfehlen.

Die Gaudi-Wochen finden heuer vom 8. bis 15. März statt.

Fotos: Tourismusverband Dachstein West

Raushier-Reisemagazin