Salzburg: das ist Mozarts Geburtshaus, eine Burg und eine liebenswerte Altstadt. Die meisten Besucher bleiben daher nur einen einzigen Tag, um diese Top-Highlights abzuklappern. Ein großer Fehler.
Der Blick über die Salzach, die sich lieblich durch die Stadt schlängelt, das mit Kirchtürmen gespickte historische Zentrum und darüber thronend die Festung Hohensalzburg: Man kann kaum anders, als sich in Salzburg auf den ersten Blick zu verlieben. Umso verwunderlicher, dass die 154.000-Einwohnerstadt ein typisches Tagesausflugsziel ist – sowohl für die asiatischen und amerikanischen Bustouristen als auch für etliche Deutsche, die „mal kurz hinter die Grenze“ fahren. Doch zwei, besser drei Tage braucht man mindestens, um die ganze Faszination der Stadt zu erfahren.
Blumenmeer im Mirabellgarten
Die Versuchung ist groß, sich nach der Ankunft am Hauptbahnhof sofort in die quirlige Altstadt am anderen Ufer der Salzach zu begeben. Doch wenn man schon diesseits des Flusses ist, ist die erste Attraktion eine andere: der Mirabellgarten. Der barocke Park des Schlosses Mirabell (heute von der Stadtverwaltung sowie für Hochzeitszeremonien genutzt) lädt zu einer ausführlichen Besichtigung ein. Brunnen und von der Antike inspirierte Statuen sowie kunstvoll angelegte und akkurat gepflegte Blumenbeete schmücken die Anlage, die zudem mit einem Heckentheater (wo bis heute Aufführungen stattfinden) und einem skurrilen „Zwergelgarten“ ein paar Kuriositäten zu bieten hat.
Hotspot Getreidegasse
Nun aber auf dem schwer mit Liebesschlössern behangenen Makartsteg über die Salzach und eintauchen in die Altstadt. Unweigerlich landet man in Salzburgs meistbesuchter Straße, der Getreidegasse. Unentschieden zwischen Mittelalter und Massentourismus, reihen sich hier traditionelle Betriebe an Modeläden internationaler Ketten. Wer den Zauber der Gasse ungestört erleben will, kommt am besten früh am Morgen. In der Hausnummer 9 wurde 1756 Salzburgs berühmtester Sohn geboren, Wolfgang Amadeus Mozart. Sein Geburtshaus ist selbstredend eine der Top-Attraktionen der Stadt und zeigt unter anderem Mobiliar, Alltagsgegenstände, Briefe und natürlich Instrumente aus dem Besitz der Familie, unter anderem eine Kindergeige und ein Clavichord.
Die einzig echten Mozartkugeln
Apropos Mozart: Überall lachen den Besucher aus den Schaufenstern die roten Packungen der Mozartkugeln an. Kenner können über diese billige Fälschung nur die Nase rümpfen, denn die originalen Mozartkugeln gibt es ausschließlich beim „Fürst“ (Café und Konditorei u. a. am Alten Markt und in der Getreidegasse 47) – und die sind silber-blau eingepackt.
Das älteste Café und das kleinste Haus
Wer jetzt schon eine erste Kaffeepause nötig hat, tut dies entweder gleich in der Konditorei Fürst – oder im ältesten noch betriebenen Kaffeehaus Österreichs, dem Tomaselli (laut Fassade seit 1703) am Alten Markt Nr. 9. Ebenfalls am Alten Markt (Hausnummer 10a): das kleinste Haus der Stadt, eingequetscht zwischen den anderen Bauten und scheinbar nur aus einem Eingang und einem halben Dach bestehend.
Virtual Reality anno 1829
Die Altstadt hat noch viele weitere Highlights zu bieten: den prunkvoll barocken Dom, das umfangreiche Salzburg-Museum (Mozartplatz 1), das Salzburgs Geschichte erzählt und noch bis 31. Oktober 2021 die der famosen Festspiele, welche gerade ihr 100-jähriges Jubiläum feiern. Zu den interessantesten Museen gehört außerdem das Panoramamuseum (Residenzplatz 9): Es stellt ein riesiges Rundpanorama aus, das 1829 von Johann Michael Sattler gemalt wurde und den herrlichen Blick auf Salzburg von der Festung aus detailgetreu wiedergibt – und das war damals eine Sensation. Sattler tourte mit seinem Gemälde durch ganz Europa, wo die Bürger anderer Städte in einem Pavillon das schöne Salzburger Panorama fast wie in echt genießen konnten.
Auf Hügeln um die Stadt
Wenn das mal keine Lust macht, das tatsächlich echte Panorama zu erleben! Dazu gilt es, den Hügel der Festung Hohensalzburg zu erklimmen. Das geht am schnellsten und bequemsten mit der Seilbahn oder – etwas anstrengender, aber idyllischer – zu Fuß. Oder man entscheidet sich für die umständlichste, aber schönste Variante: Mit dem Aufzug auf den benachbarten Mönchsberg, und von da aus wandernd zum Festungsberg. Denn oben auf den Stadtbergen genießt man bei jedem Schritt sagenhafte Ausblicke, kommt an weiteren Sehenswürdigkeiten wie der Bürgerwehr vorbei und bewegt sich in einem perfekten Natur-Idyll, wie man es sonst nur aus Heimatfilmen kennt.
Höhepunkt Hohensalzburg
Oben auf der Festung angekommen, darf man sich gut und gerne einen halben Tag zur Besichtigung Zeit nehmen. Schließlich ist Hohensalzburg mit mehr als 7.000 Quadratmetern eine der größten Burgen Europas.
Zu sehen gibt es unter anderem das Salzmagazin, die Zisterne, das Zeughaus (mit den Waffen) das Fürstenzimmer, den Goldenen Saal – und nicht zuletzt eben jenes fantastische Panorama, das schon vor 200 Jahren den Maler Sattler inspirierte.
Schelmische Wasserspiele in Hellbrunn
Ein Stückchen südlich der Altstadt, beim Stadtteil Morzg, liegt eine nicht weniger imposante Anlage: Schloss Hellbrunn. Es war das ehrgeizige Projekt von Markus Sittikus, ab 1612 Salzburger Fürsterzbischof. Nach italienischem Vorbild ließ er sich ein manieristisches Lustschloss erbauen mit prächtig freskierten Sälen und weitläufigen, geradezu märchenhaften Gartenanlagen. Das Highlight des Schlosses sind jedoch seine Wasserspiele, die damals als technische Meisterleistung galten und bis heute die schelmische Ader des Fürsterzbischofs zeigen: Dieser lud seine Gäste auf einen Rundgang durch den Schlosspark ein, wo es allerlei Statuen, Grotten und andere Kunstwerke zu bestaunen galt. Und während die Gäste so staunten, wurden sie immer wieder von versteckten Wasserdüsen nassgespritzt – eine Erfahrung, die man beim Besuch des Schlosses bis heute machen kann. Besonders witzig: der sogenannte Fürstentisch, bei dem aus den Sitzflächen der Stühle Wasser spritzte und nur der Platz des sich köstlich amüsierenden Fürsterzbischofs trocken blieb.
Ausgehen rechts der Salzach
Leicht vergisst man als Tourist, dass Salzburg eine bedeutende Universitäts- und Hochschulstadt ist. Und wie es sich für eine solche gehört, ist das Nachtleben äußerst lebendig. Eine Tour durch die Lokale startet zum Beispiel in der Linzer Gasse östlich der Salzach. Die rechte Altstadt gehört ohnehin zu den Ausgeh-Hotspots Salzburgs. Da wären des Weiteren etwa der Giselakai mit mondänen Bars sowie die Steingasse mit urigen Kneipen. Und wer einfach nur entspannt ein gutes Glas Wein trinken will, begibt sich in die Pianobar des Sheraton Grand Hotels (Auerspergstraße 4) direkt beim Mirabellgarten. Das Hotel ist ganz nebenbei eine der besten Übernachtungsadressen der Stadt.
Max Fleschhut schreibt als Reiseautor für mehrere Verlage, Magazine, Websites sowie für seinen Blog Maremma Geheimtipp
Fotos: Max Fleschhut