Wer hat den Spruch „Neapel – sehen und sterben” nicht schon einmal gehört, die meisten vermutlich. Napoli, die drittgrößte Stadt Italiens, ist eine Mischung aus verschiedenen Elementen: Gastronomie, Kultur, Geschichte, Kunst, Folklore und Volkstraditionen. Jedes Jahr besuchen viele Touristen diese Stadt und verlieben sich rasend schnell in sie.
Ein Schmelztiegel architektonischer Stilepochen
Mit Bozen, der größten Stadt in Südtirol, ist das nicht viel anders: sie ist ein Mix zweier Kulturen, ein Schmelztiegel verschiedenster architektonischer Stilepochen, legt viel Wert auf Kunsthandwerk, kombiniert stylische In-Lokale mit gutbürgerlicher Südtiroler Küche (mit mediterranen Aromen), hat erdige und fruchtige Weine zu bieten – 28 Kellereien untermauern dies – und gibt den Weg frei zu namhaften Berggipfeln. Kein Wunder, dass Bozen das „Tor zu den Dolomiten“ genannt wird. Seit Jahrhunderten ist Südtirols Metropole ein Angelpunkt und Schauplatz des Austausches zwischen Italien und Europa.
Hohe Lebensqualität
Auch ist Bozen eine der italienischen Städte mit der höchsten Lebensqualität. De facto gilt sie ferner als eine der drei Nachhaltigsten. Und als eine der Teuersten. Und eine der Wärmsten (wenn sich die Hitze im Talkessel staut, ist es kaum erträglich) und Kältesten.
Ein Rundgang durch das Zentrum verdeutlicht unter anderem, warum die Landeshauptstadt der autonomen Provinz Südtirol von ihren Besuchern so geschätzt wird.
„Gute Stube“ Waltherplatz
Zentralster Ort, quasi die „gute Stube“ der Stadt, ist der Waltherplatz mit dem Denkmal des Minnesängers Walther von der Vogelweide (* um 1170, † um 1230) und die in unmittelbarer Nähe aufragende Dompfarrkirche Maria Himmelfahrt. Weitere bedeutende Bauwerke, die den Platz umrahmen, sind das Palais Menz, das Palais Campofranco sowie das Stadthotel Citta und das Hotel Greif.
Walther von der Vogelweide gilt als der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Mittelaters; sein Denkmal wurde 1889 von Heinrich Natter aus weißem Marmor aus Laas (im Vinschgau) gemeißelt.
Der Bozner Dom im spätgotischen Stil ist die Kathedrale der Diözese Bozen-Brixen, sein Turm ragt 65 Meter in die Höhe. Zwei Orgeln, eine Pieta aus der Zeit um 1400, verschiedene spätgotische Fresken und neugotische Seitenaltäre sowie der monumentale Hochaltar aus Marmor versetzen den Besucher in Erstaunen. Die Stadtpfarrkirche gehört zu den Gotteshäusern mit den meisten Sitzplätzen im Alpenraum. Unvergleichlich ist das Kirchenschiff aus buntglasierten Dachziegeln.
Drei sehenswerte Plätze
Östlich des Doms, nur wenige Schritte entfernt, befindet sich mit dem Dominikanerplatz und der Dominikanerkirche ein weiterer ganz wichtiger Ort der Stadt. Die Mönche des Dominikanerordens ließen sich Ende des 13. Jahrhunderts hier nieder und errichteten die gleichnamige Kirche mit weitläufiger Klosteranlage und Kreuzgang. Die gotischen Wandmalereien in Kirche und Kreuzgang sind die bedeutendsten ihrer Art in Bozen. Selbiges gilt auch für die Franziskanerkirche und das Franziskanerkloster. Zahlreich sind die Fresken aus verschiedenen Epochen.
Weitere sehenswerte Plätze in unmittelbarer Nähe des Waltherplatzes sind der Kornplatz und der Musterplatz.
Der Kornplatz gehört zu den ältesten Örtlichkeiten Bozens; er war im späten 12. Jahrhundert zentraler Bestandteil der Bürger, die sich dort ansiedelten. Die Aufmerksamkeit der Besucher gilt zahlreichen alten Baudenkmälern und Wohnhäusern. Nicht minder sehenswert ist der Musterplatz, der sich ebenfalls mitten im Altstadtbereich befindet. Der Platz wird umrahmt vom klassizistischen Palais Pock, in dem sich unter anderen das Restaurant „Zur Kaiserkron“ befindet. In der Mustergasse wohnten einst angesehene reiche Bürgerfamilien.
Herzstück sind die Lauben
Laubengassen, also offene Bogengänge an Gebäuden, sind in Südtiroler Städten sehr oft anzutreffen. Diese „Arkaden“ sind, weil überdacht, wettergeschützte öffentliche Verkehrsräume. Sie befinden sich meist inmitten der mittelalterlichen Altstädte und geben diesen den besonderen Charakter. Sie bestehen nicht selten aus einer zweireihigen Häuserflucht; die Fassaden, häufig aus verschiedenen Stilepochen, sind mit zierlichen Erkern und zahlreichen Torbögen geschmückt.
Ob beispielsweise in Meran oder Neumarkt (südlich von Bozen), ob in Brixen oder Sterzing – die Lauben gelten, wie auch in Bozen – als Keimzellen mittelalterlicher Stadtanlagen. Stattliche Gebäude mit Innenhöfen, deren Existenz dort oft nicht vermutet wird, bizarren Hauseingängen oder versteckten Werkstätten verströmen eine zauberhafte Atmosphäre. Adjektive wie idyllisch, pittoresk, malerisch stimmen immer.
Die wichtigste Straße der Stadt
In Bozen ist die Laubengasse die wichtigste Straße der Altstadt; sie durchschneidet diese von Osten nach Westen, vom Rathausplatz bis zum Obstmarkt. Lebhaft geht es dort zu, im kaufmännischen Zentrum der Stadt. Zahlreiche Geschäfte jeglicher Art, exklusive Boutiquen, Delikatessenläden, Cafés und Restaurants lassen Besucher und Einheimische, die dort ihre Einkäufe tätigen, sich mit Bekannten und Freunden treffen und/oder auf die Schnelle einen Espresso oder ein Achtel Magdalener oder Chardonnay genießen, nicht unberührt.
Interessant sind die schmalen Durchgänge zu den Parallelgassen, die dann wieder zu anderen Gassen und Sträßchen führen. Genannt seien an dieser Stelle nur die Goethestraße mit dem Neptunbrunnen (nahe dem Obstmarkt), die Dr.-Joseph-Streiter-Gasse, an der das Südtioler Original Cobo die Straßenkneipe „Fischbänke“ betreibt, die Bindergasse mit vielen Wirtshäusern und die Silbergasse, an der sich das Merkantilmuseum befindet.
Gehobene Gastronomie hat ihren Preis
Wer sich für stylische Lokale mit gehobener Gastronomie und hervorragender Küche begeistern kann und eine geschätzte Weinkultur bevorzugt, die in wohlgestalteten Önotheken oder verlockenden Vinotheken anzutreffen ist, um dort das eine oder andere Gläschen zu verkosten, für den ist Bozen auch der richtige Ort. Einige Beispiele:
* Restaurant Löwengrube, Zollstange, Tel.: (0039 0471) 97 00 32; E-Mail: info@loewengrube.it. – Aus der Speisenkarte: Rosa gebratener Kalbsrücken in der Kräuterkruste, Polentasoufflé, Brokkoli, Kürbiscreme & Kalbsjus; Umberfischfilet mediterraner Art Kartoffelstampf, Tomaten, Taggiascha Oliven, Kapern & Zitonengras-Espuma.
* Restaurant Zur Kaiserkron, Musterplatz 1, Tel.: (0039 0471) 02 80 00; E-Mail: info@ristorantezurkaiserkron.it. – Aus der Speisenkarte: Frisches vom Fischmarkt (beispiesweise Zackenbarsch) mit Tagesbeilage; Gegrilltes Brillenschaf-Lamm, salzige Zitrone, Mangold und Schwarzwurzel, Lamm-Crépinette .
* Restaurant 37, Silbergasse 4, Tel.: (0039 0471 97 96 54); E-Mail: info@restaurant37.com. – Aus der Speisenkarte: Medium gegrilltes Filet vom Argentinischen Angus, Portweinreduktion, Schwarzes Lava-Salz, cremige Pastinake und Radicchio aus Treviso; Vorgekochter und übergrillter Oktopus an Tomaten-Bulgur.
* Restaurant Italia&Amore: Silbergasse 3, Tel.: (0039 0471 196 3400); E-Mail: ciao@italiaamore.it. – Aus der Speisenkarte: Paccero mit Neapolitanischem Ragourt; Tintenfisch-Risottata.
Preislich überschaubare Wirtschaften mit gut bürgerlich-mediterraner Küche sind natürlich nicht verschwunden. Im Gegenteil – Bozen ist gastronomisch sehr traditionell orientiert. Nicht jeder kann sich Hauptgerichte zwischen 30 und 40 Euro, Dolci ab 12 Euro oder Menüs um die 90 Euro leisten.
Informationen: Verkehrsamt der Stadt Bozen, Südtiroler Straße 60, I-39100 Bozen, Tel.: (0039 0471) 30 70 00; Internet: www.bolzano-bozen.it; E-Mail: info@bolzano-bozen.it
Weitere Gastrotipps
* Parkhotel Laurin: Laurinstr. 1, Tel.: (0039 0471) 31 10 00; Internet: www.laurin.it; E-Mail: info@laurin.it
* Wirtshaus Vögele: Goethestr. 3, Tel.: (0039 0471) 97 38 39; E-Mail: info@voegele.it
* Gasthaus Fink: Mustergasse 9a, Tel.: (0039 0471) 97 50 47; E-Mail: info@gasthausfink.it
* Wirtshaus Batzenhäusl: Andreas-Hofer-Str. 30, Tel.: (0039 0471) 05 09 50; E-Mail: info@batzen.it
Vielen Dank für den tollen Artikel über Bozen. Wir waren schon einige Male hier und nehmen die Anregungen und Informationen, vor allem kulinarisch, gerne für unseren nächsten Besuch auf.
Walter