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In der Klosterbrauerei Ettal wird ur-bayerisches Bier gebraut 

Unweit von Garmisch-Partenkirchen ist das im Jahr 1330 von Ludwig dem Bayern gegründete Kloster Ettal ein beliebter Anziehungspunkt für Jung und Alt. Neben landwirtschaftlichen Betrieben, mehreren Gasthöfen und einem Hotel beherbergt die Abtei ein Gymnasium mit angeschlossenem Internat sowie eine Brauerei und eine Destillerie.

Braukunst seit 1609

Das Ettaler Klosterbier genießt einen ausgezeichneten Ruf; die Brauerei kann auf eine über 400 Jahre ununterbrochene Braugeschichte zurückblicken. - Foto: Dieter Warnick

Das Ettaler Klosterbier genießt einen ausgezeichneten Ruf; die Brauerei kann auf eine über 400 Jahre ununterbrochene Braugeschichte zurückblicken. – Foto: Dieter Warnick

Seit 1609 wird hier ununterbrochen Bier gebraut, und wie in allen Klosterbrauereien des Freistaates, ein äußerst Süffiges. Dafür sorgt schon Braumeister Florian Huber, dem ein Geselle und ein Lehrling bei der Zubereitung des Gebräus zur Seite stehen. Ohne die geistliche Abgeschiedenheit ist die Entwicklung des Bierbrauens nur schwer vorstellbar.

Auf geht`s: Der erste Sud verlässt das Fass. - Foto: Matthias Fend

Auf geht`s: Der erste Sud verlässt das Fass. – Foto: Matthias Fend

Klöster waren quasi die Mütter aller Biere. Denn hinter Klostermauern entwickelte sich allmählich der Übergang vom Hausbrauen zur gewerblichen Brauhandwerkskunst; vom Eigenbedarf ging die Entwicklung hin zum Verkauf an Pilger und den Vertrieb an Fremde.

Die Brauerei in Ettal zu finden, ist gar nicht so leicht. Das Kloster muss nämlich erst einmal umrundet werden, ehe man den Betrieb, eingebettet in das Gesamtensemble der Gebäude, findet.

„Wir sind eine kleine Brauerei“

Wer sich von Brauereiführer Hannes Benkert das Bierbrauen erklären lässt, erfährt zum Beispiel, dass Menschen vor etwa 10 000 Jahren begannen, Getreide zu sammeln und zufällig entdeckten, dass Getreidebrei, den man einige Tage stehen ließ, zu gären begann. - Foto: Dieter WarnickWer sich von Brauereiführer Hannes Benkert das Bierbrauen erklären lässt, erfährt zum Beispiel, dass Menschen vor etwa 10 000 Jahren begannen, Getreide zu sammeln und zufällig entdeckten, dass Getreidebrei, den man einige Tage stehen ließ, zu gären begann. - Foto: Dieter Warnick

Wer sich von Brauereiführer Hannes Benkert das Bierbrauen erklären lässt, erfährt zum Beispiel, dass Menschen vor etwa 10 000 Jahren begannen, Getreide zu sammeln und zufällig entdeckten, dass Getreidebrei, den man einige Tage stehen ließ, zu gären begann. – Foto: Dieter Warnick

„Mit 8000 Hektolitern im Jahr“, so berichtet Brauereiführer Hannes Benkert, „sind wir eine kleine Brauerei.“ Da hat er durchaus recht, wenn man bedenkt, dass der Erdinger Weißbräu tagtäglich annähend eine Million (!) Flaschen Bier ausliefert. Gebraut werden Helles, Dunkles und ein Bockbier, der Curator.

Eine Auswahl der im Kloster gebrauten Biere. Süffig ist jedes von ihnen. - Foto: Dieter Warnick

Eine Auswahl der im Kloster gebrauten Biere. Süffig ist jedes von ihnen. – Foto: Dieter Warnick

Mit seiner feinen Kohlensäure und der hohen Stammwürze ist der dunkle Doppelbock ein fast schon cremiges Geschmacks-Erlebnis. Ein Starkbier von satter Farbe und vollmundig-samtigem Aroma. Nicht mehr gebraut werden Weizen und Pils. Die Produktion dafür wurde im Jahr 2011 eingestellt.

Trotzdem gibt es ein vollmundiges Weizen, das unter dem Namen Benediktiner Weißbier feilgeboten wird. Benkert erklärt: „Das Weizen wird bei unserem Premium-Partner, der Bitburger Braugruppe, nach Originalrezeptur gebraut.“ Und warum brodelt der Sud gerade bei Bitburger? Die Lösung ist ganz einfach – die Braugruppe hatte bis dato keine eigene Weißbiermarke.

Traditionelle Handarbeit

Dieses Gemälde zeigt, dass früher die Holzfässer von dicken Eisblöcken gekühlt wurden. - Foto: Dieter Warnick

Dieses Gemälde zeigt, dass früher die Holzfässer von dicken Eisblöcken gekühlt wurden. – Foto: Dieter Warnick

In Ettal wird kein vollautomatisiertes Bier gebraut, so wie es bei den ganz großen Brauereien dieser Welt mittlerweile Standart ist – nein, das wäre den Kloster-Verantwortlichen zuwider. Sie sind, wie es früher der Fall war, bestrebt, dass der Gerstensaft durch traditionelle Handarbeit hergestellt wird, jedoch unter Zuhilfenahme modernster Gerätschaften und der Technik der Zeit.

Sudhaus und Füllerei – am Bierbrauen hat sich im Laufe der Jahrhunderte einiges geändert. - Foto: Dieter Warnick

Sudhaus und Füllerei – am Bierbrauen hat sich im Laufe der Jahrhunderte einiges geändert. – Foto: Dieter Warnick

Das Wasser dafür – immerhin besteht Bier aus über 90 Prozent davon – kommt aus den Quellen der Ammergauer Alpen und besitzt eine hohe Reinheit, der Hopfen aus der Holledau und die Braugerste gedeiht prächtig in der Münchner Schotterebene, dem Fürstenfeldbrucker- und Dachauer Land und auf dem Lechfeld südlich von Augsburg. Ein ur-bayerisches Bier also!

Aber nicht nur Bier wird gebraut, sondern auch geistreiche Getränke. Dabei stand die ehemalige Klosterapotheke Pate bei der Herstellung der legendären Ettaler Liköre (Liqueure). Die Komposition aus natürlichen und aromatischen Kräutern sowie die einzigartige Barockflasche, die die Besonderheit der Klosterliqueure hervorhebt, machen diese so einmalig. Es handelt sich dabei um reine Naturprodukte, denn der Extrakt beinhaltet ausschließlich natürliche Kräuter und Gewürze.

Ein Frater ist der der Herr der Destille

Ein eingespieltes Team: Braumeister Florian Huber und Geschäftsführer Pater Johannes Bauer. - Foto: Matthias Fend

Ein eingespieltes Team: Braumeister Florian Huber und Geschäftsführer Pater Johannes Bauer. – Foto: Matthias Fend

Herr der Kloster-Destille und damit von 50 verschiedenen Kräutern ist Frater Vitalis Sittenauer, ausgebildeter Apotheker und Naturheilkundler. Gebrannt wird in Ettal seit 1558.

Für seinen Heuliqueur verwendet der Frater das Heu und die Kräuter von den Bergwiesen der Ammergauer Alpen, der sogenannten „Ammergauer Wiesmahd“. Und der grüne Klosterlikör wird mit Kräutern aus dem Klostergarten angesetzt. Es gibt auch einen gelben Klosterliqueur, der seine auffallend gelbe Farbe von der Zugabe von Safranfäden hat.

Gewürze dürfen nicht fehlen

Biertragerl vor der Klosterkirche – in Ettal irgendwie passend. - Foto: Dieter Warnick

Biertragerl vor der Klosterkirche – in Ettal irgendwie passend. – Foto: Dieter Warnick

Als Ingredienzien dürfen natürlich auch diverse Gewürze nicht fehlen, wie zum Beispiel (um nur einige zu nennen) Anis, Bockshornklee, Iriswurzel Johannisbrotkörner, Kümmel, Lavendel, Nelke, Orangen- und Zitronenschale, Rhabarberwurzel, Sternanis, Süßholzwurzel und oder eben Safranfäden.

Neueste Errungenschaft von Frater Vitalis ist ein Gin, an dessen Rezeptur er lange Monate hinweg gefeilt hat. In Anlehnung an das Gründungsjahr der Ettaler Klosterdestillerie heißt dieses bayerische Edel-Destillat Dry Gin „1596“.

Weitere Informationen unter tourismus@bayern.info

Benediktinerabtei Ettal, Kaiser-Ludwig-Platz 1, 82488 Ettal, Tel.: (08822) 740; Internet: www.kloster-ettal.de

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