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Bad Steben: Nicht nur durch die Hölle gehen

Ganz im Norden Bayerns, dort, wo der Freistaat endet und Thüringen nur einen Katzensprung entfernt ist, liegt das beschauliche Bad Steben, eines von fünf bayerischen Staatsbädern (neben Bad Steben sind dies Bad Brückenau, Bad Kissingen, Bad Bocklet und Bad Reichenhall). Die oberfränkische Marktgemeinde mit ihren 3500 Einwohnern hat jede Menge zu bieten. 368 000 Übernachtungen im Jahr, davon 47 000 von Kurgästen, sprechen eine deutliche Sprache. Die Gegend ist mal lieblich, mal wild. Franken pur eben!

Höchstgelegenstes Staatsbad Bayerns

Brunnen vor den Arkaden im Kurgarten von Bad Steben. – Foto: Reinhard Feldrapp

Brunnen vor den Arkaden im Kurgarten von Bad Steben. – Foto: Reinhard Feldrapp

Der Ort im Landkreis Hof liegt 578 Meter über dem Meeresspiegel und ist damit das höchstgelegenste Staatsbad Bayerns; 1925 erhielt Steben das Prädikat „Bad“. Das Gesundheitsangebot ist riesig, der 40 Hektar große, denkmalgeschützte Kurpark überaus gepflegt, seine Gebäude geschichtsträchtig – Leo von Klenze, der Hofbaumeister König Ludwigs I., hat sich dort im Jahr 1838 mit dem Bau des eleganten Badehauses verewigt – das frühere Bergbaudorf wird seinem Ruf als Wohlfühl- und Gesundheitszentrum in all seinen Facetten jederzeit gerecht.

Die Geschichte der heilkräftigen Quellen von Bad Steben reicht weit in die Vergangenheit zurück. Erste Berichte über das Stebener Quellwasser stammen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Eine wichtige Entscheidung brachte das Jahr 1832: Denn damals, vor 187 Jahren, erwarb das Königreich Bayern von der oberfränkischen Gemeinde Steben die Heilquellen samt dem dazugehörigen Grund.

Die drei Quellen

An einigen markanten Stellen des Kurparks findet der Gast sogenannte Kraftorte. – Foto: Bad Steben

An einigen markanten Stellen des Kurparks findet der Gast sogenannte Kraftorte. – Foto: Bad Steben

Die Tempel-Quelle ist eine der wenigen Quellen in Deutschland, die radonhaltiges Wasser spendet. Das radioaktive Erdgas regt mit seinem milden Strahlungseffekt das Immunsystem und die Selbstheilungskräfte des Körpers an, wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend. Aus der Wiesen-Quelle sprudelt ein Calcium-Magnesium-Hydrogencarbonat-Säuerling. Die enthaltenen Mineralien Magnesium, Kalium und Calzium sind wertvoll für den Nerven- und Muskelstoffwechsel, die Kohlensäure weitet die Blutgefäße, senkt den Blutdruck und fördert den Kreislauf.

In Bad Steben hat Leo von Klenze seine Spuren hinterlassen. – Foto: Reinhard Feldrapp

In Bad Steben hat Leo von Klenze seine Spuren hinterlassen. – Foto: Reinhard Feldrapp

Und die Max-Marien-Quelle liefert ein Calcium-Hydrogencarbonat-Säuerling. Das an Calcium reiche Wasser regt die Nierenfunktion an und wird bei Gicht- und Harnwegserkrankungen empfohlen. Naturmoor-Anwendungen wirken zusätzlich schmerzlindernd bei Fibromyalgie (chronische, lebenslange Schmerzerkrankung des Bewegungsapparates) und Weichteilrheumatismus (Sehnen, Sehnenscheiden, Ansätze der Sehnen und Bänder, Schleimbeutel, Muskeln).

Für sein bewährtes und erfolgreiches Präventionskonzept darf das Bayerische Staatsbad das Prädikat „Vorbildliche Gesundheitsförderung am Kurort“ führen.

„Waldbaden“ im Kurpark

Ob mit dem Tourenrad, E-Bike oder Mountainbike: Die Strecken rund um Bad Steben sind für jung und alt, sportliche oder weniger fitte Naturfreunde, bestens geeignet. – Foto: Bad Steben

Ob mit dem Tourenrad, E-Bike oder Mountainbike: Die Strecken rund um Bad Steben sind für jung und alt, sportliche oder weniger fitte Naturfreunde, bestens geeignet. – Foto: Bad Steben

Im Kurpark finden sich auch einige Kraftplätze. Dort kann man unter Anleitung von Naturtrainer Holger Schramm einen meditativen Spaziergang in die Stille und Ruhe unternehmen, zum Entspannen und zum täglichen Stress „Aufwiedersehn“ sagen. „Waldbaden“ nennt sich diese Methode des „Zusichkommens“ – mit der heilenden Kraft der Natur sich selbst neu entdecken. „Wir müssen wieder zu schätzen lernen, dass die Natur unser Anker ist,“ sagt Schramm, und erläutert weiter: „Je mehr wir uns von der Natur entfernen, desto schlechter geht es uns.“

Japanische Wissenschaftler haben anhand verschiedener Studien entdeckt, dass der Aufenthalt im Wald wie eine Art Aromatherapie wirkt, die für die Gesundheit förderlich ist. Durch das Einatmen der ätherischen Öle, die die Bäume in die Luft abgeben, wird unser Immunsystem gestärkt. Angstzustände, Depressionen und Wut werden verringert, Stresshormone abgebaut und die Vitalität steigt.

Ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal

Eine besonders reizvolle Wandertour führt durch das Höllental. Der Teufelssteg überquert das Flüsschen Selbitz. – Foto: Frankenwald Tourismus & Andreas Hub

Eine besonders reizvolle Wandertour führt durch das Höllental. Der Teufelssteg überquert das Flüsschen Selbitz. – Foto: Frankenwald Tourismus & Andreas Hub

Besonders stolz ist Bad Steben auf sein Alleinstellungsmerkmal, nämlich den Patienten und Kurgästen die Heilmittelkombination aus Radon, Kohlensäure und Naturmoor anbieten zu können – im Übrigen als einziger Kurort in Westeuropa. Bad Stebener Radon- und Radon-Kohlensäure-Mischbäder wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend und machen Bad Steben zu einem bedeutenden Kurort. „Ein halbes Jahr lang schmerzfrei ohne Medikamente, das ist in Bad Steben möglich durch die einzigartige Heilmittelkombination mit wissenschaftlich fundierter Wirkung,“ so Dr. Gerhart Klein, Vorsitzender des Kurortforschungsvereins.

In den fünf Fachkliniken werden behandelt: Rheumatische Erkrankungen, Herz- und Gefäßkrankheiten, Frauenleiden, degenerative Erkrankungen der Gelenke und der Wirbelsäule, Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates sowie nervöse Erschöpfungszustände.

Live-Musik in der Therme

Kurhaus mit Arkadengang. – Foto: Reinhard Feldrapp

Kurhaus mit Arkadengang. – Foto: Reinhard Feldrapp

Das Rundum-Angebot des Staatsbades wird durch die Therme abgerundet, die 2004 eröffnet wurde; seitdem ist sie schon zweimal erweitert worden.

Mit einzigartigen Klang- und Lichterlebnissen in ihren Wasserwelten und im Saunaland hebt sich die Therme in der Bäderlandschaft Deutschlands hervor. Hin und wieder wird im Barbereich der Sauna sogar Live-Musik geboten.

Abwechslungsreiches Mittelgebirge

Pavillon am Rosengarten im Kurpark. – Foto: Reinhard Feldrapp

Pavillon am Rosengarten im Kurpark. – Foto: Reinhard Feldrapp

Zur Körperertüchtigung ist der Frankenwald (zwischen dem Thüringer Wald und dem Fichtelgebirge gelegen) sowohl für Wanderer als auch für Radfahrer ein abwechslungsreiches Mittelgebirgsgebiet der Extraklasse. Üppige Wälder und fruchtbare Wiesen prägen die wildromantische Landschaft mit ihren teils spektakulären Felsformationen und jahrtausendealten Gesteinsbrocken. Der Frankenwald trägt seit vier Jahren das Siegel „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ des Deutschen Wanderverbandes und nicht umsonst heißt es: Frankenwald – Wanderwald!

Immer der Selbitz entlang

Die Therme von Bad Steben ist ein Anziehungspunkt aus nah und fern. Hier Sauna und Badeteich. – Foto: Bad Steben

Die Therme von Bad Steben ist ein Anziehungspunkt aus nah und fern. Hier Sauna und Badeteich. – Foto: Bad Steben

Unmittelbar an der Landesgrenze von Bayern zu Thüringen, an der vier Jahrzehnte lang der Eiserne Vorhang mit Stacheldraht, Metallzäunen und Betonmauern Deutschland von Deutschland trennte, führt zum Beispiel ein knapp vier Kilometer langer Wanderweg durch das Höllental (seit 1997 Naturschutzgebiet), immer entlang der Selbitz. Das Flüsschen hat sich in das vulkanisch und daher sehr harte Diabasgestein regelrecht durchgefräst und dabei eine 170 Meter hohe Schlucht geschaffen. Zahlreiche markierte Wege – in der Gesamtlänge mehr als 30 Kilometer – erschließen das Wanderparadies zwischen Hölle und Blechschmidtenhammer. Wer die 170 Höhenmeter auf sich nehmen will, benötigt gutes Schuhwerk und durchaus eine Portion Kondition.

Beim Aussichtspunkt „König David“ angekommen, haben sich alle Mühen gelohnt. Fast das gesamte Höllental kann von dort überblickt werden, und die Weite in Richtung Thüringen ist grenzenlos. Das Wahrzeichen des Höllentals (der Sage nach rührt der Name aus der Begegnung eines Köhlers mit dem Teufel) ist der Hirschsprung – die aus Holz geschnitzte Darstellung eines springenden Hirschen.

Mit dem Rad zur Schiefergrube

Ronald Vogel spaltet mit einer riesigen Maschine große Schieferplatten. – Foto: Dieter Warnick

Ronald Vogel spaltet mit einer riesigen Maschine große Schieferplatten. – Foto: Dieter Warnick

Im Rad-Netz Bad Steben sind fünf Rundtouren und eine Stichtour (Nebenstrecke) vereint. Eine dieser Touren beginnt im Kurpark und führt, mit einigen Umwegen, so man will, durch kupiertes Gelände, (E-Bike wäre sinnvoll!) nach Geroldsgrün. Der Seifengrund mit seiner überbordenden Natur ist dabei ein Höhepunkt in Bad Stebens Umgebung. In Geroldsgrün eine Pause einlegen und die Schiefergrube „Lotharheil“ besichtigen, ist in jedem Fall nicht die schlechteste Idee.

Blick von der Ortschaft Lichtenberg aus auf die geschwungene Mittelgebirgslandschaft in Thüringen. – Foto: Dieter Warnick

Blick von der Ortschaft Lichtenberg aus auf die geschwungene Mittelgebirgslandschaft in Thüringen. – Foto: Dieter Warnick

Der Tagebau dort ist zirka 300 Jahre alt; die Halde oberhalb des Stollenmundlochs stammt aus dieser Zeit. Es ist eines der letzten Bergwerke im fränkischen Schieferrevier. Freiherr Lothar von Faber, Gründer des heutigen Unternehmens Faber-Castell, nutzte den Schiefer für die Herstellung von Schiefertafeln und Bleistiften.

Wohin man schaut, ob im Ort Bad Steben selbst, wo Dächer schimmern und Hausfassaden glänzen, in der Therme oder in der 2001 eröffneten Spielbank – das dunkelgraublaue Gestein ist in der gesamten Gegend präsent, auch in Thüringen. Schiefer ist im Jahr 2019 zum Gestein des Jahres gewählt worden.

Im Friedrich-Wilhelm-Stollen

Der von Alexander von Humboldt gegründete Friedrich-Wilhelm-Stollen reicht 1000 Meter in den Berg hinein. – Foto: Dieter Warnick

Der von Alexander von Humboldt gegründete Friedrich-Wilhelm-Stollen reicht 1000 Meter in den Berg hinein. – Foto: Dieter Warnick

Einen Besuch abstatten sollte man auf jeden Fall auch dem Friedrich-Wilhelm-Stollen im nahegelegenen Lichtenberg. Namensgeber war der bei Baubeginn regierende preußische König Friedrich Wilhelm. Gegründet wurde das Bergwerk 1793 von Alexander von Humboldt (1769-1859), dem großen Naturforscher und Humanisten. Geschlagene 38 Jahre vergingen bis zur Fertigstellung.

Die „Biedermeier Bad Steben“ sind eine Gruppe von Menschen aus Bad Steben und Umgebung, die die Biedermeier-Zeit wieder lebendig werden lassen. Beim monatlichen Flanieren an jedem letzten Sonntag im Monat durch den Kurpark sieht man auch diese beiden Damen in ihren eleganten Kleidern. – Foto: Dieter Warnick

Die „Biedermeier Bad Steben“ sind eine Gruppe von Menschen aus Bad Steben und Umgebung, die die Biedermeier-Zeit wieder lebendig werden lassen. Beim monatlichen Flanieren an jedem letzten Sonntag im Monat durch den Kurpark sieht man auch diese beiden Damen in ihren eleganten Kleidern. – Foto: Dieter Warnick

Der Stollen, der dazu diente, andere Bergwerke in der Nähe zu entwässern und die Gruben wasserfrei zu bekommen, ist fast 1000 Meter lang; 200 Meter davon sind für Besucher zugänglich. Noch heute fließen pro Sekunde acht bis 16 Liter Wasser aus dem Berg oberhalb des Stollens. Eva Spörl, Vorstand des Fördervereins Friedrich-Wilhelm-Stollen, erklärt: „Wasser ist immer ein Problem im Berg. Vereinfacht gesagt funktioniert diese Art der Entwässerung wie ein Abflussrohr.“

Von Humboldt lebte von 1792 bis 1795 in Bad Steben, ehe er nach dem Tod seiner Mutter zum vermögenden Erben geworden war und fortan als Naturforscher und Wissenschaftler eine Forschungsreise nach der anderen unternahm. Über Bad Steben schrieb er: „Diesseits des Meeres finde ich wohl nie so einen Ort wieder.“

Informationen: Tourist-Information Bad Steben, Badstr. 31, 95138 Bad Steben, Tel.: (09288) 7470; dort auch E-Bike-Verleih; Internet: www.bad-steben.de; E-Mail: info@bad-steben.de

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