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Italien: Das „Anti-Panino“-Dekret und andere seltsame Strafen

„Wasch mir den Pelz, aber mach’ mich bitte nicht nass“ – nach dieser Devise geht derzeit die Stadt Rom gegen ihre Touristen vor. Wer etwa auf der Spanischen Treppe ein Sandwich isst, muss neuerdings mit einem Bußgeld von bis zu 500 Euro rechnen. Die Zeitung „La Republica“ spricht bereits vom „Krieg gegen den Panino“.

Das „Anti-Panino-Dekret“ erließ Roms Bürgermeister Giovanni Alemanno zum Schutz der Einrichtungen von „herausragender historischer, artistischer, architektonischer und kutureller Bedeutung“, wie es offiziell heißt.  Er hat genug von „beschädigten Denkmälern und künstlerisch wertvollen Brunnen (…) durch gefährlich tropfende Flüssigkeiten“. Deshalb ist auch Trinken vor Touristenmagneten wie dem Pantheon, dem Colosseum oder dem Trevi-Brunnen ebenfalls verboten.  Ausnahme: Im historischen Stadtzentrum gibt es kein Verbot, Sandwiches zu essen oder Getränken zu konsumieren – solange sich die Betroffenen bewegen oder eben nicht vor historischen Monumenten sitzen.

Trillerpfeifen gegen Touristenhorden

Wer derzeit durch Rom schlendert,  trifft immer wieder auf strenge Polizisten, die essende Touristenhorden wild gestikulierend und mit der Triller-Pfeife von Ortn wie der Spanischen Treppe verscheuchen. Allerdings dürfte die Aufgabe die Ordnungshüter auf Dauer überfordern: Die 2,7 Millionen Einwohner zählende Stadt Rom besuchten im Jahr 2011 rund elf Millionen Touristen. 5,3 Millionen Menschen schauten alleine das Colosseum an. Der Tourismus ernährt die Stadt zu einem großen Teil – die Touristen zahlen hohe Preise für Hotelzimmer, Essen und Bus-Touren – sowie für Imbisse und Getränke.

Die neue Verordnung ist nicht die erste, die respektlose Touristen zu mehr Achtung vor den Kulturschätzen Italiens anhalten soll. Rom und andere Städte wie Venedig, Mailand, Bologna oder Florenz  versuchten es schon mit Ordonnanzen gegen Obdachlose, Prostituierte oder Sonnenbadende mit freiem Oberkörper – zumeist mit zweifelhaftem Erfolg. Aktivisten unter den Bewohnern Roms wollen als nächstes gegen die kurzen „Capri-Hosen“ vorgehen.

Eraclea verbietet Muschelsammeln am Strand

Im Jahr 2010 etwa wurden Touristen bei Mailand mit einer Strafe von 350 Euro für das Sitzen auf den Stufen eines Denkmals in Vigevano verurteilt. Eraclea, eine Küstenstadt in der Nähe von Venedig, hat  das Bauen von Sandburgen an den Stränden sowie Ballspiele und das Sammeln von Muscheln verboten. Weiter südlich in Cesena, können Urlaubsgäste mit 500 Euro Strafe belegt werden, wenn Sie mit Katzen unterwegs sind. Und schon seit 1960 sind Holzschuhe auf der malerischen Insel Capri verboten. Man darf gespannt sein, wie lange die Römer ihren Besuchern das Essen und Trinken untersagen wollen. Das „Anti-Panino“-Dekret ist vorerst bis Ende Dezember gültig.

Raushier-Reisemagazin