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Passionsspiele und Postkartenidylle

In Thiersee in Tirol wird Tradition großgeschrieben. Hier trifft Kultur auf Zeitgeist und Geselligkeit. Manche kommen zur Selbstfindung und entdecken in der kraftvollen Umgebung eine Alternative zum Jakobsweg. Nach sechs Jahren Pause wurden die Passionsspiele an diesem magischen Ort wieder zum Leben erweckt.

Die Thierseer Passionsspiele: Die Geschichte vom Leben und Leiden Christi fasziniert auch noch nach 2000 Jahren.

Die Thierseer Passionsspiele: Die Geschichte vom Leben und Leiden Christi fasziniert auch noch nach 2000 Jahren.

In knisternder Atmosphäre wird die Leidenschaft der Laiendarsteller spürbar, die  die Geschichte vom Leben und Leiden Christi mit Herzblut erlebbar machen. Die viel zitierte „gelebte Geschichte“ wird in den Passionsspielzeiten zu einem Live-Event der menschlichen Begegnung.

Seit mehr als 200 Jahren nehmen Thierseer einen Verzicht auf Freizeit und Urlaub in den Sommermonaten im Kauf um zu proben und an das Gelöbnis aus 1799 zu erinnern, das sie vor drohender Kriegsnot schützen sollte.  Ursprünglich wurde der Text der Passionsspiele einem Oberaudorfer Bauern abgekauft, der Thierseer Theologe  Josef Mayrhofer vervollständigte ihn in Prosa.

Die Passionsspiele sind ein Klassiker, der auch heute noch Gültigkeit hat. Die Rolle des Judas wurde überarbeitet und in ein neues Licht gestellt. Nach heutiger Sicht könnte Judas ebenso ein Politiker sein, der eine Revolution auslösen will.

Aufruf zu mehr Menschlichkeit, Nächstenliebe und Gleichberechtigung

Das von Selbsterkenntnis geprägte Mysterienspiel spiegelt die konträren Persönlichkeiten, die in jedem Menschen innewohnen. Gut und Böse wohnt nahe beieinander. Glauben ist nicht Sehen, sondern Fühlen – diese Message hat die engagierte Darstellergruppe dieses Jahr für das Publikum. Aus diesem Grund wurde auf die visuelle Auferstehung Jesu verzichtet. Regie führt Dietmar Strasser, dessen Absicht es ist, die Unantastbarkeit der Würde des Menschen in den Fokus zu stellen neben der Schulung zur friedlichen Konfliktfähigkeit. Gleichzeitig ist das gelungene Mysterienschauspiel auch ein Aufruf zu mehr Menschlichkeit, Nächstenliebe und Gleichberechtigung.

Das Letzte Abendmahl.

Das Letzte Abendmahl.

Die Thierseer sind eine eingeschworene, zusammengewachsene Gemeinschaft, und dieser Funken springt über. Das merkt man an der Nachhaltigkeit, die dem belebenden Stück innewohnt und dem eigenen Hunger nach Esprit nach der Aufführung.

Natürlich begegnet man Spirituellem auch in der überwältigend schönen Natur rund um Thiersee. Wer in dem malerischen Grün, das von farbenfrohen Blüten und schroffen Bergen wie sanften Hügeln umgeben ist einige Zeit verbringt, wird zum Poeten.

Bekanntlich kann der Glaube Berge versetzen – diese hier sollten jedoch genau dort bleiben wo sie sind und zum Erklimmen anspornen. Bei einem solch fantastischen Panorama bekommen auch Probleme und Sorgen eine ganz andere Perspektive!

Weitere Informationen: www.passionsspiele-thiersee.at

Fotos: ofp-kommunikation.at

 

Raushier-Reisemagazin

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