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Berghotel Ladinia in Corvara: Klein, gemütlich, ursprünglich

Inmitten eines imponierenden Mikrokosmos‘, den Dolomiten nämlich, den 2665 Meter hohen Sassongher direkt vor der Nase, den Wanderweg zum Aussichtsgipfel Col Alt (2000 Meter) unmittelbar hinter der Haustür und die Skipiste davor – idyllischer könnte das Berghotel Ladinia in Corvara nicht liegen. Dort sind Erinnerungen an die Vergangenheit auf Schritt und Tritt zu spüren, was durchaus so gewollt ist. Denn Pächter Michil Costa und seine Familie, die das Haus im Jahr 2013 übernommen hat, setzen auf alt statt auf neu, auf schlicht und einfach statt prunkvoll und abgehoben.

Klein aber fein kommt das Berghotel Ladinia daher; Corvaras Hausberg, der Sassongher, scheint das gemütliche Drei-Sterne-Haus gut zu bewachen.

Klein aber fein kommt das Berghotel Ladinia daher; Corvaras Hausberg, der Sassongher, scheint das gemütliche Drei-Sterne-Haus gut zu bewachen.

Das Berghotel befindet sich direkt gegenüber dem Vier-Sterne-Hotel La Perla, das ebenfalls von der Familie Costa betrieben wird. Dies hat im Gadertal, in dem die fünf ladinischen Gemeinden Corvara, St. Martin in Thurn, Abtei, Wengen und Enneberg liegen, einen ausgezeichneten Ruf. Das Gourmet-Restaurant La Stüa De Michil um Chefkoch Arturo Spicocchi wurde im Jahr 2002 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Wer irgendwelche Annehmlichkeiten im Berghotel vermisst, der braucht nur über die Straße gehen und im La Perla einkehren. Davon später mehr.

Der erste Beherbergungsbetrieb in Corvara

Ein kleines unscheinbares Schild mit der Nummer „1“ weist darauf hin, dass das Gebäude in der Pedecorvara-Straße der erste Beherbergungsbetrieb in Corvara war.

Ein kleines unscheinbares Schild mit der Nummer „1“ weist darauf hin, dass das Gebäude in der Pedecorvara-Straße der erste Beherbergungsbetrieb in Corvara war.

Das „Ladinia“ war natürlich nicht immer ein Hotel. Als das Haus 1930 von Cesco Kostner eröffnet wurde, erinnerte es eher an eine Hütte oder an eine einfache Pension, die Bergsteigern, aber auch den wenigen Skifahrern, die es gab, Schutz bot. Viele Touristen verirrten sich damals nämlich noch nicht ins Gadertal. Auf jeden Fall war das Haus der erste Beherbergungsbetrieb in Corvara, worauf auch ein unscheinbares Schild mit der Nummer „1“ hinweist (Lizenz Nummer eins). In späteren Jahren machte Kostner aus der Hütte ein Gasthaus mit Fremdenzimmern.

Kostner führte das Haus bis 1959. Danach verkaufte er es an die Familie Frigerio aus Mailand; er selbst zog nach Bruneck, wo er das Hotel Corso kaufte. Seine Frau Pia wollte nicht in Corvara leben. Und jetzt eben hat es Michil Costa gepachtet.

Die Holzböden knarzen

Eine Türöffnungskarte, wie mittlerweile in vielen Hotels üblich, wird der Gast vergeblich suchen. Hier werden die Türen noch wie früher auf- und zugesperrt.

Eine Türöffnungskarte, wie mittlerweile in vielen Hotels üblich, wird der Gast vergeblich suchen. Hier werden die Türen noch wie früher auf- und zugesperrt.

Das Ladinia befindet sich im alten Ortskern von Corvara. Das Gebäude erinnert von außen nach wie vor an eine Pension aus den 1950er Jahren, und im Innenbereich ist die Welt ebenso stehen geblieben. Ein Stück Historie, die immer noch lebendig ist. Die Holzböden knarzen, als ob sie alte Geschichten erzählen wollten, das Mobiliar wie Schränke, Truhen, Tische hat viele Jahrzehnte auf dem Buckel, die Türen der Zimmer werden auf- und zugesperrt wie anno dazumal. Alle Räume sind nicht allzu groß, aber fein – gemütlich. Nur der eine oder andere weitere Lichtspender würde dem Ambiente gut tun, auch wenn eine gewisse Düsternis in den Zimmern gewollt ist. Die Bäder sind klein und mit dem Nötigsten versehen. Dafür läuft aus den Wasserhähnen reinstes Dolomitenwasser.

Das Ambiente des Berghotels soll so bleiben wie es war, der „Chic“ vergangener Jahrzehnte wurde erhalten.

Das Ambiente des Berghotels soll so bleiben wie es war, der „Chic“ vergangener Jahrzehnte wurde erhalten.

„Viel wurde nicht renoviert“, sagt Pio Planatscher, zuständig für die Pressearbeit von La Perla und Berghotel, „neue Fenster wurden eingebaut, Teppichböden erneuert, Kleinigkeiten modernisiert. Die Grundsubstanz des Hauses soll ja so erhalten bleiben, wie sie früher war. Es soll urig sein und bodenständig bleiben. Man soll sich wie zu Hause fühlen. Der Familie Costa war es wichtig, das Haus authentisch zu belassen und in seine Schlichtheit neue Energie einzuhauchen.“

Einen SPA-Bereich gibt es nicht, es gehört nicht zum Konzept des Berghotels; gegen einen Aufpreis kann man diesen im Hotel La Perla nutzen.

Es gibt nichts Überflüssiges

Gemütlich geht es zu in den nicht allzu großen Zimmern.

Gemütlich geht es zu in den nicht allzu großen Zimmern.

Behaglich und familiär sind die Gaststuben eingerichtet; Holz, wohin man schaut. In den einfachen Dekoren, Tischdecken und Stoffen werden schmackhafte Speisen aufgetragen, ausgesuchte Weine kredenzt und ein feines Bier ausgeschenkt. In dieser Atmosphäre einer Berghütte gibt es nichts Überflüssiges, sondern nur die Harmonie mit dem Geist der Berge. Und der Gast wird als Freund behandelt.

Das Frühstück ist einfach. Es fehlt an nichts, auch wenn die Auswahl begrenzt ist.

Wohin man schaut: Holz, Holz, Holz. In so einer lauschigen Ecke freut man sich auf ein deftiges Mahl und ein Gläschen Rotwein.

Wohin man schaut: Holz, Holz, Holz. In so einer lauschigen Ecke freut man sich auf ein deftiges Mahl und ein Gläschen Rotwein.

Das Abendessen bietet eine kleine Auswahl an Traditionsgerichten mit Produkten aus der Region und dem Alpenraum. Es ist deftig, einfach und gut zubereitet. Eierkuchen mit Kräutern von unseren Bergwiesen wird für 13 Euro angeboten, weiche Polenta mit Käsesoße und Blutwurst (12 Euro), Zwiebelsuppe mit Graukäse oder eine sämige Graupensuppe mit dicken Bohnen (10 Euro), Tagliatelle mit Hirschragout (14 Euro) und Saiblingsfilet auf Mangold (18 Euro); für alle „Fleischvernichter“ gibt es eine Spanferkelhaxe mit Sauerkraut oder ein Rindersteak.

Drei Euro an die Ssezibwa Demonstration Farm

Auch die Teller von anno dazumal kommen noch hin und wieder zum Einsatz.Auch die Teller von anno dazumal kommen noch hin und wieder zum Einsatz.

Auch die Teller von anno dazumal kommen noch hin und wieder zum Einsatz.

Was wir bei unserem Aufenthalt auf der Speisekarte vermisst haben: ladinische oder Südtiroler Gerichte wie die typischen gefüllten Fladen Turtres, Cajinci (Ravioli), Schlutzkrapfen, Knödel oder Furtaies (spiralförmige Süßwaren). Dafür gibt es ein selbstgemachtes Eis mit Vanille aus Uganda. Auch nicht schlecht. Die Preise für ein Stück Linzertorte (6 Euro), Topfenmousse mit Fruchtkompott (7 Euro) oder Buchteln mit Eis (8 Euro) erscheinen auf den ersten Blick sehr teuer. Relativiert wird der Preis aber dadurch, dass von jeder dieser drei Süßspeisen jeweils drei Euro an die Ssezibwa Demonstration Farm in Uganda gehen, die von der Costa Family Foundation unterstützt wird, und von wo die Vanille für die beiden gastronomischen Betriebe der Costas importiert wird.

Die Weinkarte bietet eine sorgfältige Auswahl. Vorwiegend kleine, örtliche Winzer mit kleinen Produktionen. Der Rebensaft stammt zum Teil aus Südtirol (Alois Lageder/Margreid, Weingut Garlider/Feldthurns, Donà Hartmann/Tscherms, Weingut Manincor/Kaltern, Weingut Pranzegg/Bozen,Weingut Abraham/Eppan)), und zum Teil aus anderen Regionen Italiens (Eugenio Rosi/Trient, Il Pendio/Lombardei). Auch Sekt oder Champagner (Sektkellerei Martini/ Girlan oder von Pascal Doquet aus Vertus in der Champagne) fehlt nicht.

Ein schmackhaftes Bier aus Völs am Schlern

Nobel ging es auch früher schon zu – die Gravouren beweisen es.

Nobel ging es auch früher schon zu – die Gravouren beweisen es.

Und das Bier (Helles und Weizen), das von der Privatbrauerei Antonius aus Völs am Schlern gebraut und im Ladinia ausgeschenkt wird, ist sehr süffig und schmackhaft. Im März 2012 gründeten Daniel Anrather (28) und Karin Obrist (31) diese Privatbrauerei, und können sich vor Aufträgen kaum retten. Der Braumeister kommt im Übrigen aus dem Allgäu. Ein 0,3-Liter-Glas kostet 3,50 Euro, ein nicht ganz preiswertes Vergnügen. Umgerechnet würde der Liter 11,60 Euro kosten – mehr als eine Oktoberfest-Maß in München.

Ideen muss man haben: aus einer alten Truhe wurde ohne viel Aufwand eine kleine Bar gezaubert.

Ideen muss man haben: aus einer alten Truhe wurde ohne viel Aufwand eine kleine Bar gezaubert.

Apropos Getränke: Cola oder Limonade der großen Anbieter wird der Gast gänzlich vermissen. Dafür gibt es Fruchtsäfte und Limonaden kleinerer, heimischer Anbieter und aus Österreich, sowie eine Ingwer-Limonade. Und als Cola-Ersatz wird Chinotto angeboten, ein Erfrischungsgetränk aus dem Saft der Chinottofrucht und anderen aromatischen Pflanzenextrakten. Das dunkle Getränk erinnert optisch sehr an eine Cola, schmeckt aber weniger süß und deutlich bitter.

Geöffnet hat das Ladinia nicht das ganze Jahr; im Sommer zirka drei Monate, im Herbst nur an drei Tagen in der Woche, und in der Wintersaison durchgehend.

Keine Halbpension

Die Piste ins Tal führt direkt am Berghotel vorbei.

Die Piste ins Tal führt direkt am Berghotel vorbei.

Die in der Folge aufgeführten Preise für die bevorstehende Wintersaison verstehen sich im Doppelzimmer mit Frühstück; Halbpension wird nicht angeboten. Dafür bekommt jeder Gast pro Tag ein Guthaben von bis zu 40 Euro gutgeschrieben, das er während des ganzen Tages im Berghotel oder in einem der vier Restaurants im Hotel La Perla einlösen kann. Pio Planatscher: „Der Gast soll flexibel bleiben und dort speisen, wo er will. Allerdings muss er uns rechtzeitig mitteilen, wo er den Abend verbringen will.“ Wird das Guthaben nicht eingelöst, verfällt es.

Preise, ab 4. Dezember 2014: 360 Euro (von Sonntag bis Donnerstag), 318 Euro (von Donnerstag bis Sonntag), 678 Euro (eine Woche), 112 Euro (Tagespreis); ab 18. Dezember: 520/465/985/165; ab 11. Januar 2015: 360/318/678/112; ab 29. Januar: 440/390/830/137; ab 12. Februar: 520/465/985/165; ab 22. Februar: 440/390/830/137; ab 8. März: 360/318/678/112; ab 6. April hat das Haus geschlossen.

Informationen: Berghotel Ladinia, Fam. Costa, Pedecorvara 10, I-39033 Corvara in Badia, Tel.: (0039 0471) 83 60 10; E-Mail: info@berghotelladinia.it; Internet: www.berghotelladinia.it.

Fotos: Berghotel Ladinia

Raushier-Reisemagazin

Ein Gedanke zu „Berghotel Ladinia in Corvara: Klein, gemütlich, ursprünglich

  1. wir haben letzten winter ein paar tage im ladinia verbracht. es war wirklich traumhaft. besonders die wundervollen zimmer mit der urigen einrichtung, den holzböden, den holztüren,… allein der duft von holz verströmte eine absolute wohligkeit. wir hatten sogar überlegt, ob wir bei renovierung unserer wohnung auch holzboden (eiche oder esche) verlegen lassen. es war einfach einer der schönsten urlaube!

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