Große Freude in Norwegen: Die Industrieregion Notodden-Rjukan im südnorwegischen Bezirk Telemark ist neues Kulturerbe der Welt. Die zuständige UNESCO-Kommission hat die beiden Industriestandorte für ihre Pionierarbeit bei der Entwicklung der elektrochemischen Industrie zum Weltkulturerbe erhoben. Das industriegeschichtliche Kulturdenkmal reiht sich damit in nun acht Welterbe-Stätten Norwegens ein, darunter die Stabkirche von Urnes, der Geirangerfjord und das Hanseviertel Bryggen in Bergen.
In Rjukan wurde 1905 das Unternehmen Norsk Hydro gegründet. Sowohl in der Stadt Rjukan als auch in Notodden produzierte der spätere Konzern mit Hilfe von Wasserkraft elektrische Energie. Als Wasserreservoir diente die Hardangervidda, die mit 7500 Quadratkilometern Fläche größte Hochebene Europas. Der Strom aus Wasserkraft wurde für die Herstellung von Kunstdünger benötigt, dessen Produktion besonders energieintensiv ist. Schon fünf Jahre nach Inbetriebnahme des damals größten Wasserkraftwerks der Welt in Vemork/Rjukan hatte sich Norwegen zum weltweit größten Produzenten von Kunstdünger entwickelt.
Nach Ansicht der UNESCO stehen die beiden neuen norwegischen Welterbe-Standorte symbolisch für die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts, als die zweite industrielle Revolution die Grundlage für Wachstum und Wohlstand der modernen westlichen Welt schuf. Nachvollziehbar wird diese Entwicklung heute im Industriearbeitermuseum des Vemork Kraftwerks. Dem industriellen Werdegang Notoddens widmet sich das „Lysbuen“-Museum. Der dort ausgestellte Lichtbogen-Ofen zur Gewinnung von Kunstdünger war die wichtigste norwegische Erfindung ihrer Zeit.
Weltweit berühmt wurden Rjukan und das Kraftwerk Vemork jedoch vor allem durch einen spektakulären Sabotageakt während des Zweiten Weltkrieges, den die Filmstudios von Hollywood sogar mit Kirk Douglas in der Hauptrolle verfilmten. Norwegischen Partisanen war es gelungen, die Produktionsanlagen von Schwerem Wasser zu zerstören, welches die deutsche Besatzungsmacht zum Bau von Atombomben benötigt hätte.