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Reisen zu den Sternen

Ein glanzvoller Sternenhimmel gehörte bis etwa zum Beginn des vorigen Jahrhunderts  noch zum Alltag, oder besser gesagt zur  Allnacht der Menschen. Nach dem Ende der Abenddämmerung wölbte sich  über den Dörfern, und selbst über den Städten prächtig das Sternenzelt- sofern keine Wolken oder Nebel die Sicht beeinträchtigten. Heute dagegen überstrahlen Strassenlaternen und grelle Leuchtreklamen sogar das Licht der hellsten Sterne. Smog und Abgase schwächen das Sternenlicht und werden überdies von unten künstlich beleuchtet, so dass der Nachthimmel über den menschlichen Siedlungen nie mehr richtig dunkel wird. Für einen beachtlichen Anteil der Menschen ist die Milchstraße heute nur noch ein abstrakter Begriff aus Kreuzworträtseln. Sie haben das silbrige Band noch nie in natura erblickt. Nicht nur deshalb wird der Astronomie-Tourismus immer beliebter.

Nur an wenigen ausgewählten Orten in Deutschland kann heutzutage ein natürlicher Nachthimmel erlebt werden.Vor allem in den Alpen, besonders im Herbst wenn Nebel das Licht aus den Tälern abdeckt. Beachtlich gute Sichtbedingungen finden sich auch im nördlichen Brandenburg zwischen Berlin und Rostock. In guten Lagen ist der Himmelshintergrund rund hundert mal dunkler wie in einer Großstadt.

Astrotourismus

Europa bei Nacht. Foto: NASA

Europa bei Nacht. Foto: NASA

Licht-und Luftverschmutzung und die obendrein häufig wochenlang eisern geschlossene Wolkendecke machen Europa heute zum Kontinent mit den schlechtesten Bedingungen für astronomische Beobachtungen. Ein guter Grund für begeisterte Sterngucker in ferne Länder zu fahren.

Amateurastronomen sind seit jeher mobil um den Optiken ihrer portablen Linsen- oder Spiegelteleskope ihre maximaler Leistungskraft zu entlocken. Waren die weitesten Ziele vor wenigen Jahrzehnten noch die Provence oder  Andalusien, so geht es heute in Regionen, die auch Berufsastronomen für ihre modernen Großsternwarten bevorzugen.

Das Very Large Telescope in Chile mit Sternenhimmel. Foto: Christian Wolter

Das Very Large Telescope in Chile mit Sternenhimmel. Foto: Christian Wolter

Zahlreiche Reisebüros in In- und Ausland haben sich inzwischen auf die Beobachtungsbedürfnisse von Sternfreunden spezialisiert. Hierzu zählen auch Himmelsereignisse,die nur an bestimmten Orten sichtbar sind, vor allem sind das totale und ringförmige Sonnenfinsternisse. Auch wer das Wahrzeichen des Südhimmels, das in Deutschland nicht sichtbare Sternbild „Kreuz des Südens“, hoch über dem Kopf erleben will, dem bleibt nichts anderes übrig als eine Fahrt über den Äquator.

Vorzugsweise ist der Reiseleiter bei astronomischen Expeditionen ein langjährig erfahrener Amateurastronom oder gar Berufsastronom. Die Chancen auf wolkenfreie Sicht verbessern sich sich dann deutlich. Ein gewisser Riecher des Reiseleiters oder astronomischen Beraters für die lokalen meterologischen Verhältnisse und des richtigen Beobachtungsortes spielen ganz besonders bei totalen Sonnenfinsternisssen eine entscheidende Rolle zwischen sehen und nicht sehen.  Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen und den Gedankenaustausch pflegen zu können sind ein weiterer Pluspunkt von organisierten Reisen.

Sonnenfinsternisreisen

Totale Sonnenfinsternis 11. Juli 1991 Hawaii. Foto: Christian Wolter

Totale Sonnenfinsternis 11. Juli 1991 Hawaii. Foto: Christian Wolter

Totale Sonnenfinsternisse gehören zu den faszinierendsten Naturerlebnissen überhaupt, sie zählen zu den ganz besonderen Attraktionen für Sternfreunde. „Eclipse-Chaser“, Sonnenfinsternisjäger, sind eine besondere Spezie Menschen, die dem Schatten des Mondes weltweit hinterherreisen.

Wer sich einer Finsternisexpedition mit Glenn Schneider aus Maryland USA anschließt hat fast einen Schönwettergarantie. Mit über 30 bei zumindst einigermassen klarem Himmel erlebten Totalen Sonnenfinsternissen ist Glenn Schneider zusammen mit zwei anderen Amerikanern derzeit Weltrekordhalter. Er wird mit den Worten zitiert : “Wie viele Minuten Totalität du auch beobachtest hast, es ist nicht genug. Nikotin, Alkohol, Glücksspiel, Rauschgift, du kannst noch so viele Laster aufzählen – vom Schatten des Mondes abhängig sein, ist viel schlimmer.“

Eine Totale Sonnenfinsternis tritt ein, wenn sich der Mond exakt zwischen Sonne und Erde schiebt. Aufgrund eines besonderen Zufalls hat der Mond fast den gleichen Winkeldurchmesser wie die Sonne, so daß während einer Totalität die Sonne geradeso vom Mond bedeckt wird; lichtschwache Phänomene dicht oberhalb der Sonnenoberfläche, wie die Protuberanzen und die Korona, treten daher während einer totalen Sonnenfinsternis eindrucksvoll um die dunkle Mondscheibe in Erscheinung.

Das Very Large Telescope in Chile in der Abenddämmerung. Foto: Christian Wolter

Das Very Large Telescope in Chile in der Abenddämmerung. Foto: Christian Wolter

Adalbert Stifter, der große österreichische Erzähler und Maler, der die totale Sonnenfinsternis vom 8 Juli 1842 in Wien miterlebt hat, überliefert uns diesen Abschnitt mit bewegenden Worten: „….aber auch außerdem war dieses Dämmern ein ganz anderes, es war ein lastend unheimliches Entfremden unserer Natur; gegen Südosten lag eine fremde, gelbrote Finsternis, und die Berge und selbst das Belvedere wurden von ihr eingetrunken – die Stadt sank zu unseren Füßen immer tiefer, wie ein wesenloses Schattenspiel hinab, das Fahren und Gehen und Reiten über die Brücke geschah, als sähe man es in einem schwarzen Spiegel – die Spannung stieg aufs höchste – einen Blick tat ich noch durch das Sternrohr, er war der letzte; so schmal wie mit der Schneide eines Federmessers in das Dunkel geritzt, stand nur mehr die glühende Sichel da, jeden Augenblick zum Erlöschen…“

 Palast der Winde in Jaipur/Indien. Foto: Christian Wolter

Palast der Winde in Jaipur/Indien. Foto: Christian Wolter

Bei unseren Vorfahren erzeugten totale Sonnenfinsternisse Angst und Schrecken. Aber auch heutzutage werden die Menschen jäh aus ihrem Alltag gerissen. Bei vielen unbedarften Beobachtern rührt das Ereignis an das Grundverständnis der Existenz. Am hellichten Tag bricht die Nacht herein und neben der vom Mond verdunkelten Sonne erscheinen die Sterne. Um die schwarze Sonne zeigt sich wie ein weißer Heiligenschein die Sonnenkorona. Als pinkfarbene Flecken erscheinen Protuberanzen an den Mondrand geheftet.  An einen bestimmten Ort auf der Erde gibt es nur alle paar Jahrhunderte eine Totalität zu bewundern. Doch weltweit wird das kosmische Schattenspiel etwa alle ein bis zwei Jahre zu aufgeführt.

 Palast der Winde in Jaipur/Indien. Foto: Christian Wolter

Palast der Winde in Jaipur/Indien. Foto: Christian Wolter

Wer auf einer Anhöhe steht und in der Minute vor der Totalität den Blick nach Westen richtet, sieht  eine graue Wand emporwachsen und bald darauf die Landschaft in der Ferne in Dunkelheit verschwinden; der Schatten des Mondes naht mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit. Erst nun verabschiedet sich der Tag rapide. Befindet man sich unter einer größeren Zahl von Mitbeobachtern ist ein sich steigerndes Raunen zu vernehmen, vereinzelte Schreie ertönen. Dann bricht Jubel aus. Für einen Atemzug funkelt ein gleißender Diamantring im Himmel, der sich bald in eine Kette greller Lichtkleckse auflöst. Letztes Sonnenlicht zwängt sich noch durch tiefe Mondtäler. Adalbert Stifter: „Denn nicht anders als wie der letzte Funke eines erlöschenden Dochtes schmolz eben auch der letzte Sonnenfunken weg“. Die Lichterkette wird als „Perlenschnurphänomen“ bezeichnet; als erstem ist die Erscheinung Sir Francis Bailey bei der ringförmigen Sonnenfinsternis vom 15.Mai 1836  aufgefallen, im englischen Sprachraum wird das Perlenschnurphänomen daher auch als „Baily’s Beads“ bezeichnet.

Das Very Large Telescope in Chile in der Abenddämmerung. Foto: Christian Wolter

Das Very Large Telescope in Chile in der Abenddämmerung. Foto: Christian Wolter

Nur für einen Moment leuchtet über dem halben Mondumfang als hellroter Bogen die Chromosphäre auf, die nur 2000 Kilometer hohe Gasschicht, die unmittelbar über der grellen Photospähre liegt. Eine totale Sonnenfinsternis ist die einzige Gelegenheit ein Spektrum der Chromosspäre zu gewinnen; es wird „Flash-Spektrum“ genannt.

Nachdem man beim „zweiten Kontakt“ völlig in den Kernschschatten des Mondes eingetaucht ist, bricht die wundersame Nacht einer totalen Sonnenfinsternis an. Im tief dunkelblauen Himmel steht erhaben die schwarze Scheibe des Mondes, umgeben mit einem  „Heiligenschein“; nicht wie in der Abend- oder Morgendämmerung nur im Westen oder Osten, sondern ringsum in alle Himmelsrichtungen zeigen sich die Farben der späten Dämmerung.

Es ist jetzt so dunkel, wie eine gute halbe Stunde nach Sonnenuntergang, entsprechend einem Sonnenstand von fünf  Grad unter dem Horizont. Hellere Gestirne können bei diesen Verhältnissen schon gut gesehen werden, die verdunkelte Sonne wird von Planeten  und prominenten Fixsternen eingerahmt. Wäre genügend Zeit um konzentriert zu suchen, könnten sogar Sterne zweiter bis dritter Größenklasse entdeckt werden; die meisten Sterne des Großen Wagens wären also erkennbar.

Mauna Kea Observatorium Hawaii. Foto: Wikimedia

Mauna Kea Observatorium Hawaii. Foto: Wikimedia

Bei dem „Heiligenschein“ um die abgedeckte Sonnenscheibe handelt es sich um die Korona,  ein Plasmagas, das in bizarren schneeweißen Strahlen meist mehrere Sonnendurchmesser weit in den Raum hinaus verfolgt werden kann. Die Koronastruktur ist, gleich Eisenfeilspänen, ein Abbild solarer Magnetfelder.

Naturgemäß ereignet sich eine totale Sonnenfinsternis bei Neumond. Das bedeutet aber auch, daß  automatisch kein heller Mondschein die Beobachtung des Nachthimmels stört. Die Tage vor und nach dem himmlischen Spektakel sind also immer ideal um den Sternenhimmel ferner Länder in voller in voller Pracht genießen zu können. Grundsätzlich müssen bei jeder Astroreise die Mondphasen im Blick gehalten werden. Eine Vollmondnacht mag romantisch sein, doch der Amateurastronom kann sein Fernrohr eingepackt lassen. Die Beobachtung lichtschwacher Objekte ist dann so gut wie unmöglich.

Feriensternwarten

Das Very Large Telescope in Chile, geöffnete Teleskopkuppel. Foto: Christian Wolter

Das Very Large Telescope in Chile, geöffnete Teleskopkuppel. Foto: Christian Wolter

Um den Bedürfnissen mobiler Sternfreunde entgegen zu kommen, wurden an vielen Orten mit herausragenden Sichtbedingungen inzwischen Feriensternwarten errichtet. Auch einige Hotels bieten Gästen Teleskope zur Benutzung an. Flugreisen wurden in den letzen Jahren zwar immer preisgünstiger, doch stiegen im Gegenzug die Kosten für Gepäck jenseits der Freigrenzen steil an. Zudem erzeugt Fernrohrequipment bei Zoll und Security Neugier. Wer eigene Optiken hat, kann also die empfindlichen Geräte  zu Hause schonen.

Der dunkelste und klarste Nachthimmel der Welt findet sich in Namibia. Das Ziel auf ähnlicher geographischer Länge wie Europa erspart dem Fernreisenden zudem den Jetlag. Das machen sich z.B. die Farmen Hakos, Kiripotib, Rooisand oder Tivoli zu Nutze indem sie sich auf die Unterbringung astronomiebegeisteter Gäste spezialisiert haben. Zu Unterkunft und Logis, die dem Tagesrhytmus der nachtaktiver Gäste gerecht werden,  sind leistungsstarke Mietteleskope im Angebot, oder es kann Beobachtungszeit an der hauseigenen komplett ausgerüsteten Sternwarte gebucht werden.

Das Very Large Telescope in Chile - Kommunikationsantenne zur ESO Zentrale in Garching. Foto: Christian Wolter

Das Very Large Telescope in Chile – Kommunikationsantenne zur ESO Zentrale in Garching. Foto: Christian Wolter

Der 2347 m hohe Gamsberg wird weltweit als der der ideale Ort für Großsternwarten angesehen. Aufgrund der  politischen Verhältnisse in Südafrika fiel seinerzeit die Entscheidung, die moderen Observatorien zur Erforschung des Südhimmels, wie das Very Large Telescope der ESO mit seinen vier 8 Meter Spiegeln, in der sichtmäßig fast gleichwertigen Wüste Nordchiles zu erbauen. Aufgrund einer Anomalie im Erdmagnetfeld ist der Nachthimmel dort allerdings eine Spur heller wie in Namibia. Auch in Chile finden sich  Ferienobservatorien, wie das Atacama Astro-Lodge auf einer Höhe von 2400 Metern mit herrlicher Aussicht auf fast 6000 Meter hohe Andenvulkane.

Anfahrt zum Very Large Telescope in Chile. Foto: Christian Wolter

Anfahrt zum Very Large Telescope in Chile. Foto: Christian Wolter

Feriensternwarten stehen natürlich auch auf der nördlichen Hemissphäre. Auf Teneriffa findet sich innerhalb der über 2000 Meter hohen Caldera des Vulkans Teide das Hotel „Parador de Canas del Teide“. Wer dort gebucht hat kann zwei Telskope kostenlos benutzen.Auf La Palma liegt in 765 Meter Höhe auf einem Lavafeld die Amateursternwarte „Tacande“. In einem kleinen Appartement nebenan kann der Beobachter ausschlafen. Typischerweise schattet eine Wolkendecke das Licht der Touristenhochburgen an der Küste ab, so daß der Sternenhimmel in den Höhenlagen der Kanaren von Horizont zu Horizont häufig sehr passabel dunkel ist. Die Kanarischen Inseln liegen mit 28 Grad nördlicher Breite südlich genug um schon große Teile des herrlichen Südhimmels einsehen zu können. Im April steigt das „Kreuz des Südens“ sogar knapp über den Horizont.

Komet Hale-Bopp 1995. Foto: Wikipedia

Komet Hale-Bopp 1995. Foto: Wikipedia

In Marrokko kann jenseits des hohen Atlas das „Kasbah Hotel SaharaSky“ mit einer ganzen Flotte von Mietteleskopen gebucht werden

Um ganz in der Nähe zu bleiben. Sattleggers Alpenhof auf der Elmberger Alm in Kärtnen, Österreich auf 1800 Meter Höhe bietet mit seiner angeschlossener Feriensternwarte einen idealen Platz für einen Astro-Urlaub.

Die gut mit dem Auto erreichbare Elmberger Alm  ist auch bekannt als Mekka für Teleskopfreaks die sich dort jährlich mit zum Teil riesigen Spiegel- und Linsenteleskopen zum  „Internationalen Teleskoptreff (ITT) versammeln um lichtschwache Sternhaufen und Galaxien zu studieren.

Kometen jagen

Im Jahr 1986 reisten Freunde des gestirnten Himmels in Scharen u.a. auf die Kanaren um den berühmtesten aller Kometen, den  Komet Halley zu Gesicht zu bekommen, der alle 76 Jahre erscheint. Von Europa aus war der seit Generation bekannte Schweifstern damals bestenfalls als extrem horizontnahes Objekt mühsam auswendig zu machen. Wirkliche helle Kometen, die mit langem Schweif deutlich mit blossem Auge sichtbar sind, erscheinen vielleicht alle zehn Jahre.  Manche sind nur am Südhimmel sichtbar oder gut zu sehen und bewegen dann regelmässig Astronomiebegeisterte dazu einen Fernflug nach Süden zu buchen.

Polarlichter

Polarlichter bekommt in Süddeutschland selbst ein sehr aktiver Sterngucker nur alle paar Jahrzehnte, wenn überhaupt je im Leben, zu Gesicht. Das Himmelsspektakel macht daher in der Regel eine Beobachtungsreise  nötig.

Polarlicht. Foto: free-download.comfree

Polarlicht. Foto: free-download.comfree

Das letzte beeindruckende Polarlicht über Deutschland erschien in der Nacht vom 30. auf den 31.Oktober 2003. Stundenlang zuckten und waberten beachtliche helle rote Lichtvorhänge über das ganze Firmament. Merkwürdig grün glimmte es am nördlichen Horizont. In höheren Breiten wie Norwegen oder Schweden flackern die diese Lichtvorhänge dagegen fast jede Winternacht wie „Gardinen im Wind“ mit oft schnellen Farbwechseln über den Himmel.  Polarlichter werden durch den Sonnewind erzeugt, der überwiegend aus Protonen und Elektronen besteht, die die Sonne mit einigen 100 Km/s aussendet. Sie werden vom irdischen Magnetfeld zu den Erdpolen hin gelenkt. Dort dringen die schnellen Teilchen in die Erdatmosphäre, stoßen in Höhen zwischen 90 Km  und 500 km mit deren Molekülen zusammen und bringen sie durch  Ionisationsprozeße zum leuchten. Atomarer Sauerstoff strahlt rot und grün, atomarer Stickstoff ebenfalls rot. Polarlichter zeigen sich nicht direkt am Pol sondern erscheinen in einem Oval um die magnetischen Pole, das typischerweise zwischen dem 67. und 75. Breitengrad liegt, denn die Fußpunkte der irdischen Magnetfeldlinien liegen in einem Gebiet rund um die magnetischen Pole. Bei maximaler Sonnenaktiviät können heftige Eruptionen auch magnetische Stürme auslösen die bis in mittlere Breiten Polarlicher hervorruft. Besonders starke Magnetstürme haben schon durch die in Überlandleitungen induzierten Ströme die Elektrizitätsversorgung in nördlichen Ländern, wie Kanada, zusammenbrechen lassen.

Das Very Large Telescope in Chile - Autor vor dem 8,2 Meter Spiegelteleskop Kuyen. Foto: Christian Wolter

Das Very Large Telescope in Chile – Autor vor dem 8,2 Meter Spiegelteleskop Kuyen. Foto: Christian Wolter

Da Polarlichter nur bei dunklen Himmel sichtbar sind, scheiden die Sommermonate in den Sichtbarkeitsländern aus.  Als Reiseziele kommen vor allem Grönland das nördliche Schweden und Norwegen sowie Spitzbergen in Betracht. Beliebt bei Astronomieinteressierten sind speziell angebotene Polarlichtkreuzfahrten auf der Hurtigroute. Längs der norwegischen Küste fahren das ganze Jahr diese kombinierten Fracht-Kreuzfahrschiffe. Günstigste Reisezeit sind Novemeber und Dezember, sowie Februar und März. Tagsüber ist es schon lange genug hell um etwas von der herrlichen Fjordküste mitzubekommen, und die Temeperaturen sind nicht allzu eisig.

Die großen Observatorien

Das Very-Large-Telescope. Foto: Wikipedia

Das Very-Large-Telescope. Foto: Wikipedia

Nicht nur Beobachtungsmotive am Himmelszelt locken Astrotouristen in die große weite Welt. Auch die Riesensternwarten sind beliebte Attraktionen.

Die weltweit größte optische Sammelfläche für Sternenlicht findet sich in der knochentrocken Atacamwüste in Nordchile. Hier stehen 10 der weltweit größten 25 Teleskope. Dort betreibt vor allem die ESO (für European Southern Observatory) mehrere Großforschungseinrichtungen. In den 1960er Jahren wurde als erstes Observatorium die La Silla Sternwarte, 600 Km nördlich von Santigo de Chile, in Betrieb genommen. Hauptinstrument ist ein 3,60 Meter-Teleskop. Der bislang scharfsichtigste Nachfahre jenes zweifingerstarken Holztubus, den Galileo Galilei in einer Julinacht 1609 erstmals gen Himmel richtete ist das VLT, das Very Large Telescope, auf dem 2636 m hohen Cerro Paranal 120 Km südlich der Stadt Antofagasta und 1300 Km nördlich von Santiago . Es handelt sich um vier Gigateleskope mit 8.2 Metern Spiegeldurchmesser. Die optische Kraft der vier Riesenspiegel kann vereint zum stärksten Fernrohr der Welt.  Kein Teleskop der Welt kann soviel Licht in einem so engbegrenzten Brennpunkt konzentrieren.Mit dem VLT wurde erstmals die hunderjährige Vorherrschaft der USA in der Astronomie gebrochen. Und Europa wird vorne bleiben. In der gleichen Region wird mit dem Bau des „European Extremely Large Telescope (E-ELT) noch gewaltig eins draufgesetzt. Der Hauptspiegel mit 39 Metern Durchmesser wird aus 798 sechseckigen Spiegelelementen zusammengesetzt sein.

Das Very-Large-Telescope. Foto: Wikipedia

Das Very-Large-Telescope. Foto: Wikipedia

Ebenfalls in der Nordchile, in 5000 Meter Meereshöhe,unweit der Wüstenoase San Pedro de Atacama, berühmt u.a.durch die Mumie „Miss Chile“ aus dem Jahr 5000 v.Chr.,wird seit 2011 das „Atacama Large Millimeter/submillimeter Array“ (ALMA) betrieben, das größte Radiotelskop der Welt,   ein Gemeinschaftsprojekt von Europa, den USA, Kanada, Ostasien und der Republik. Es besteht aus 66 Radio-Parabolantennen von 7 bis 12 Meter Durchmesser die flexibel in Abständen von 150 M bis 16 Km positioniert werden können. Die Signale der einzelnen  Radioschüsseln werden zusammengeführt und dabei ein Rieseninstrument simuliert, dessen virtueller Antennendurchmesser dem maximalen Abstand der Antennen entspricht. Millimeterwellen, bzw. Mikrowellen werden bereits von kleinen Mengen Wasserdampf absorbiert, weshalb man für diese Frequenzbereiche des elektromagnetischen Spektrums dünne trockene Höhenluft benötigt um ungestörten Blick ins All zu haben.

Samarkand Observatotrium des Ulugh Beg. Foto: Wikipedia

Samarkand Observatotrium des Ulugh Beg. Foto: Wikipedia

Die US-amerikanische Konkurrenz zu den Großteleskopen der Europäer hat sich den 4200 m hohen Gipfel des Hawaiivulkans Mauna Kea auf der Nordhalbkugel der Erde als Zentrale ausgesucht. Die leistungsstärksten Instrumente der Kleinstadt aus Sternwartengebäuden auf derVulkanspitze sind die zwei 10 Meter Spiegel des W.M. Keck Doppelteleskopes,das 8,3 Meter Subaru-Teleskop das von Japan aufgebaut wurde und das Gemini-Nord Teleskop mit 8,1 Meter Spiegeldurchmesser. Das identische Gemini Süd Teleskop befindet sich ebenfalls in Nordchile.

Der nordamerikanische Kontinent bietet seit jeher reichlich Sternwartenkultur. Der  5 Meter Hale Spiegel in seiner gewaltigen 42 Meter Kuppel  auf dem Mount Palomar in Californien war über Jahrzehnte als das größte Spiegelteleskop der Welt berühmt. Weitere lohnende Destinationen sind das Kitt Peak National Observatorium in Arizona , u.a. ein Mekka für Sonnenforscher oder das Lick Observatorium in Kalifornien dessen weisse Kuppel das mit 91 Zentimeter Objektivdurchmesser  bis heute zweitgrößte Linsenteleskop beherbergt das je gebaut wurde. Übertroffen wird es nur vom Objektiv des 102 Zentimeter des Yerkes Refraktors in der Nähe von Chicago. Bis heute das größte Linsenfernrohr der Welt.

Historische Beobachtungsstätten

Jantar-Mantar Observatotrium in Jaipur. Foto: Christian Wolter

Jantar-Mantar Observatotrium in Jaipur. Foto: Christian Wolter

Ganz unabhängig von der Qualität des Nachthimmels locken die historischen Stätten der Astronomie, die frühen Sternwarten oder Kultstätten sternenkundiger Priester. Weltberühmt das ca. 3000 Jahre v.Chr. errichtetete südenglische Stonehenge.

So kann im mexikanischen Chichen Itza das Caracol Observatorium der frühen Mayas bewundert werden. Auch die Sternwarte des Ulugh Beg in Samarkand, im heutigen Usbekistan, ist eine Reise wert.

Die letzten großen steinernen Sternwarten, die statt Teleskopen mit Peilinstrumenten für das bloße Auge ausgerüstet wurden, sind die fünf „Jantar Mantar“-Beobachtungsstationen des astronomiebegeisterten Maharaja Jai Singh II in Nordindien. Die größte der fünf Anlage findet der Astrotourist in Jaipur, der „Pink City “, unweit des berühmten „Palace of Winds“.

Die Sterne sind seit Jahrtausenden vertraute Begleiter des Menschen und noch nie in der Geschichte wussten wir mehr über ferne Planeten, Sterne und Galaxien. Gleichzeitig hat uns die moderne Zivilisation dem Sternenhimmel entfremdet. Durch Astroreisen kommen wir den Sternen wieder näher.

Raushier-Reisemagazin

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