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Einmal um die Welt in 117 Tagen: Über Asien zurück nach Europa

Nach den Tieren Australiens begegneten wir auf Komodo, Indonesien, einer weiteren seltenen und gefährlichen Spezies: Den Waranen, urzeitlichen Echsen, die mehr als drei Meter lang werden und die es nur auf Komodo und zwei umliegenden Inseln gibt. Ihr Lebensraum ist als Weltnaturerbe geschützt. Unbehaglich war es schon, selbst wenn man die Echsen mit gebührenden Abstand beobachtete. Indes näherten sich die Fotografen den Tieren bis auf wenige Meter, beschützt von zwei Wildhütern mit Astgabeln. Doch selbst sie erspähten ein Tier, das unvermittelt aus dem Regenwald am Wasserloch erschien, erst im letzten Augenblick. Die einheimische Jugend schien an den Umgang mit den Tieren gewöhnt. Als sich ein Waran dem Strand näherte, vertrieben sie ihn locker durch Steinwürfe. Eine zweite Attraktion Komodos ist der Pink Beach, der nicht rosa war, aber sauberes Wasser, Korallen und viele bunte Fische bot. Da machte schnorcheln Freude!

Komodo, eine der Kleinen Sundainseln, ist vor allem bekannt wegen seiner Warane, den größten lebenden Echsen.

Komodo, eine der Kleinen Sundainseln, ist vor allem bekannt wegen seiner Warane, den größten lebenden Echsen.

Die kam hingegen an Lomboks Stränden nicht auf. Sie waren verschmutzt – freundlich formuliert. Arg sah es an den Straßenrändern außerhalb und innerhalb der Siedlungen aus. Vom Motorroller, den wir leichtsinnig und ohne jede Formalität gemietet hatten, sahen wir Unrat überall, sofern Rauch der brennenden Müllhalden nicht die Sicht trübte. Unbedarft waren wir losgefahren, hatten nicht an den Linksverkehr gedacht und die fehlende Beschilderung bemerkt. Solange es mehr oder weniger geradeaus und in Küstennähe ging, kein Problem.

Komodo, eine der Kleinen Sundainseln, ist vor allem bekannt wegen seiner Warane, den größten lebenden Echsen. Die Tiere beobachten darf man nur in Begleitung und unter Aufsicht von örtlichen Führern der Naturschutzbehörde.

 Die Tiere beobachten darf man nur in Begleitung und unter Aufsicht von örtlichen Führern der Naturschutzbehörde.

Wir sahen unzählige Moscheen, mindestens alle 500 Meter eine, mal mit einer blauen, mal mit einer grünen und am häufigsten mit einer goldenen Kuppel. Zurück zum Hafen halfen die Kuppeln jedoch nicht. An jeder Kreuzung fragten wir nach dem Weg. Manchmal erhielten wir eine Antwort, manchmal zwei sich widersprechende, meistens ein Lächeln. Dazu stoppten uns kräftige Regengüsse, während die Einheimischen mit unverminderter Geschwindigkeit weiter brausten. Letztlich mussten auch wir durch den Monsun, erreichten mit viel Glück und völlig durchnässt den letzten Tender. Eine warme Dusche weckte wieder unsere Lebensgeister.

Nichts als Stau auf Bali

Reis ist das Hauptnahrungsmittel und wichtigstes Anbauprodukt Balis. Im Nass-Anbau werden pro Kilogramm Reis zwischen 3000 und 5000 Liter fließendes Wasser benötigt. Fließt das Wasser zu schnell, werden Bodenbestandteile und Nährstoffe abgeschwemmt; fließt das Wasser zu langsam, bilden sich Algen

Reis ist das Hauptnahrungsmittel und wichtigstes Anbauprodukt Balis. Im Nass-Anbau werden pro Kilogramm Reis zwischen 3000 und 5000 Liter fließendes Wasser benötigt. Fließt das Wasser zu schnell, werden Bodenbestandteile und Nährstoffe abgeschwemmt; fließt das Wasser zu langsam, bilden sich Algen

Auf Bali sah man den Abfall kaum und gar nicht in den zum Weltnaturerbe gehörenden Reisterrassen. Stattdessen war Bali ein einziger Stau. Im Schritttempo ging es voran, während die Polizei mit Blaulicht andere Busse durch den Verkehr lotste. Ohne Eskorte schafften wir es nach Tana Lot, einem Tempel, ähnlich gelegen wie Mont Saint Michel in Frankreich. Bei Ebbe zu Fuß erreichbar, bei Flut nur zu sehen.

Empfang auf Lombok, auf welcher der Reisanbau weit weniger erfolgreich ist als auf der Nachbarinsel Bali. Das liegt an der sogenannten Wallace-Linie, einer biogeografischen Trennlinie zwischen asiatischer und australischer Flora und Fauna. Diese Meeresstraße ist sehr tief und besteht seit langer Zeit, so dass sich Flora und Fauna der beiden benachbarten Inseln stark unterscheiden.

Empfang auf Lombok, auf welcher der Reisanbau weit weniger erfolgreich ist als auf der Nachbarinsel Bali. Das liegt an der sogenannten Wallace-Linie, einer biogeografischen Trennlinie zwischen asiatischer und australischer Flora und Fauna. Diese Meeresstraße ist sehr tief und besteht seit langer Zeit, so dass sich Flora und Fauna der beiden benachbarten Inseln stark unterscheiden.

Danach ging es in die hoch gelegenen Reisterrassen, deren sattes Grün nach dem Gewimmel und Gewusel beruhigend wirkte. Jahrhunderte brauchten die Balinesen für die Anlage der Felder und um das Wasser von den Bergen gleichmäßig auf die Felder zu verteilen, sodass genügend Nass für alle Pflanzen vorhanden ist. Die Reisterrassen sind vielleicht der einzige Ort, an dem ursprüngliches Bali zu spüren ist. Am Strand von Kuta, den viele Prominente frequentierten, fand sich nichts Balinesisches. Stattdessen international bekannte Betten-Burgen, dazwischen die Geschäfte der Burger-Brater und andere Ess- oder Café-Ketten. So könnte Kuta überall auf der Welt liegen – Balinesisches war hier abwesend.

Singapurs letzter Urwald

Am Singapore River vor den drei 55-stöckigen Hoteltürmen von Marina Bay Sands, die einen 340 Meter langen Dachgarten samt Pool tragen. Daneben befindet sich das Art-Science Museum in Form einer Lotusblüte.

Am Singapore River vor den drei 55-stöckigen Hoteltürmen von Marina Bay Sands, die einen 340 Meter langen Dachgarten samt Pool tragen. Daneben befindet sich das Art-Science Museum in Form einer Lotusblüte.

Die Gardens by the Bay oder der Afternoon Tea im Raffles standen nicht auf dem Programm, stattdessen eine Wanderung durch Singapurs letzten Urwald. Tatsächlich hat ihn der Bauboom noch verschont. Aber wilde Tieren gibt es darin nicht mehr und unberührt von Menschenhand ist er überhaupt nicht. Am Sonntag diente er als anspruchsvolle Jogging-Strecke oder für einen Spaziergang der Familien, mit denen man an den Rastplätzen schnell ins Gespräch kam. „Where are you from?“ „Muss ich bei euch in die Schule“, löcherten uns die Kinder. Durch ihre Fragen und Antworten erfuhren wir selbst viel über das Leben in dem Stadtstaat. So wurde aus einer kleinen Wanderung ein informativer Ausflug, dem andere Besichtigungsziele zum Opfer fielen. Nur das indische und chinesische Viertel verblieben – vor allem weil sie mit der U-Bahn gut zu erreichen waren.

Little India ist eines der lebhaftesten Vierteln Singapurs mit einer Mischung aus Hindu- und chinesischen Tempeln, mit Moscheen und Kirchen, mit Tandoori-Restaurants, Goldschmieden und Sari-Geschäften.

Little India ist eines der lebhaftesten Vierteln Singapurs mit einer Mischung aus Hindu- und chinesischen Tempeln, mit Moscheen und Kirchen, mit Tandoori-Restaurants, Goldschmieden und Sari-Geschäften.

Von Sonntagsruhe war in den Vierteln nichts zu spüren. Das Gedrängel war groß und es gab immer etwas zu sehen. Mitten im chinesischen Viertel ein hinduistischer Tempel, der durch seine Farbigkeit und den unzähligen Figuren herausfällt. Götter wie Shiva und Ganeesha, Kühe und Elefanten zierten das Tempeltor und die Außenmauern, während Drumherum Schneider maßgefertigte Kleider und Anzüge innerhalb von 24 Stunden und Apotheken Medikamente der chinesischen Medizin wohlfeil anboten. Eine Straße weiter quetschte man sich vorbei an den Garküchen mit Gerichten aus verschiedenen Regionen Chinas. Nicht anders im indischen Viertel. Hier überwogen Gemüse- und Schmuckhändler. Gold und nochmals Gold. Im indischen Viertel schienen die Goldreserven der Welt zu liegen.

Weiter nach Malaysia

Kuala Lumpur ist Malaysias administratives, kulturelles und ökonomisches Zentrum. Dort liegt auch der Bahnhof im viktorianischen Stil und wird von Minaretten, Kirchtürmen, Pagoden, Tempeln, Hochhäusern und nicht zuletzt den Petronas Towers (im Hintergrund Mitte) überragt.

Kuala Lumpur ist Malaysias administratives, kulturelles und ökonomisches Zentrum. Dort liegt auch der Bahnhof im viktorianischen Stil und wird von Minaretten, Kirchtürmen, Pagoden, Tempeln, Hochhäusern und nicht zuletzt den Petronas Towers (im Hintergrund Mitte) überragt.

Nicht golden, sondern silbern glitzerten die Petronas TwinTowers. Ihre Edelstahlhaut glänzte in der Sonne und überstrahlte den Smog, der über Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, lag. Viel mehr als in Indonesien und Singapur sah man in den Straßen verschleierte Frauen und neue Moscheen im arabischen Stil mit farbigen Kuppeln und Minaretten. Dagegen fällt die Nationalmoschee im Stadtzentrum baulich durch ihr gefaltetes Dach und einem einzigen Turm heraus. Die Vielzahl der Moscheen und der verschleierten Frauen verdeutlichen den Einfluss des Islams, der Staatsreligion ist. Die Hinduisten, Minderheit in Malaysia, verehren in den Höhlen von Batu ihren Gott Murugan, einem Sohn Shivas. Fast dreihundert Stufen kraxelten wir zum Schrein hinauf und mussten aufpassen, dass die heiligen Affen einem keine Kokosnuss auf den Kopf warfen oder etwas aus den Taschen stibitzten.

„Malaysia produziert eigene Autos“, sagte unser Taxifahrer stolz und steuerte seinen Proton von den Höhlen zum ehemaligen britischen Verwaltungssitz und zum früheren Hauptbahnhof, die im maurischen Stil erbaut sind. In Größe und Stil fallen die Kolonialbauten eindeutig heraus gegenüber den umliegenden Wolkenkratzern. Vermutlich zeigt Malaysia auf diese Weise, dass die Kolonialzeit überwunden ist. Überhaupt scheint in Singapur, Malaysia und auch Australien die Tendenz zu herrschen, Größe und Macht durch monumentale Bauten zu unterstreichen, um mit Europa und Nordamerika auf gleichen Niveau zu stehen.

Dem Übermaß an Beton und Stahl folgte ein Abstecher in die Natur: Nach Langkawi, einer Insel an der Nordwestküste Malaysias und unweit der thailändischen Grenze. Statt mit dem Roller oder Bus über die Insel zu brausen, wollten wir uns Erholung am Strand gönnen. Wenn der Monsun nicht geschüttet hätte. So wichen wir in ein Spa aus und ließen unsere Körper verwöhnen. Entschädigung für den Strand und Dschungel Langkawis.

Angriff auf die Geschmacksnerven auf Sri Lanka

Außerhalb des historischen Stadtzentrums zeigt das multiethnische und multikulturelle Colombo eine andere Seite. Inmitten der Hütten fällt der gekreuzigte Christus auf.

Außerhalb des historischen Stadtzentrums zeigt das multiethnische und multikulturelle Colombo eine andere Seite. Inmitten der Hütten fällt der gekreuzigte Christus auf.

Nach Colombo war eine längere Schiffspassage nötig, auf der die Fotografen ihre Aufnahmen ordneten und andere Passagiere sich auf Sri Lankas Hauptstadt vorbereiteten. So wussten sie wenigstens, was sie hätten sehen können. Denn wegen des Verkehrs waren viele Ziele unerreichbar, selbst mit den Tuc Tucs nicht. Diese kleinen Zweisitzer mit Minimotor beherrschen den öffentlichen Verkehr und wuseln ohne Regeln durch eine Stadt, die anscheinend nirgends anfängt oder endet. Vom Hafen bis zu einem etwa 50 Kilometer südlich gelegenen Strand reihen sich Haus an Haus und einem Geschäft folgt das nächste. Aber der Strand war so, wie man sich ihn vorstellt: Weißer Sand, sauberes Wasser und ein schattiges Plätzchen unter Palmen. Fische allerdings waren nicht zu entdecken. Sie gab es zu Mittag. Wegen der Schärfe der Gewürze schmeckte man sie kaum. Dieser Angriff auf die Geschmacksnerven ließ sich allerdings im Gegensatz zum Verkehr aushalten. Darin kam man nur voran, wenn eine Ampel auf grün sprang und eine kurze Strecke frei gab. Ansonsten Schneckentempo.

Nichts als weißer Sand auf den Malediven

Zügiger als auf Colombos Straßen ging die Fahrt mit dem Schiff in d a s Paradies deutscher Urlaubsträume, zu den Malediven, einer Kette kleinster Inseln, die sich über 870 Kilometer hinziehen. Die Wenigsten sind bewohnt oder durch ein Hotel erschlossen. Unsere Insel bestand aus nichts als weißem Sand. Steigt die Flut, liegt sie unter Wasser. Ihr Platz reichte, um ein Sonnensegel aufzurichten sowie Flossen und Schnorchel abzuladen. Schließlich wollten wir nicht sonnen, sondern Fische beobachten. Einige haben welche gesehen. Wesentlich mehr Exemplare sollten in der Nähe eines Schiffswracks schwimmen, von Korallen und Fischen besonders geschätzt. Aber hoher Seegang behinderte dort das Schnorcheln, sodass es an der Insel der Müllverbrennung vorbei zurück nach Malé ging.

Die Hauptstadt der Malediven ist vor allem ein Parkplatz für Motorroller. Durch die muss man sich zwängen, um die andere Straßenseite zu erreichen, die ebenfalls mit Rollern voll gestellt ist. Auf der Straße musste man höllisch aufpassen und den Fahrzeugen geschickt ausweichen. Vollgestopft mit Rollern und erfüllt von Abgasen ist bestimmt kein Paradies. Obendrein schreibt Malé seinen Besuchern die Kleidung vor: Knie bedeckende Hosen für Männer und für Frauen keine transparenten, aber die Schultern verhüllende Blusen sind Pflicht. Denn die Malediven sind ein islamischer Staat, in dem die einheimischen Frauen von Kopf bis Fuß gekleidet ins Wasser gehen und baden. Dieser Anblick ist gewöhnungsbedürftig.

Auf in die Arabische Welt

Die weite, leer geräumte Fläche nutzen Kinder zum Spielen mit einem Kamel.

Die weite, leer geräumte Fläche nutzen Kinder zum Spielen mit einem Kamel.

Obwohl auch islamisch waren die Frauen in Salalah, Oman, weniger verhüllt, wenn welche zu sehen waren. Ein Kopftuch war an diesem Ort bitter nötig, um sich vor Staub und Sand zu schützen. Am Liegeplatz des Schiffes erhielten wir einen Vorgeschmack. Das Schiff lag in unmittelbarer Nähe und in Windrichtung eines großen Kies- und Baustoff-Lagers. Diese Materialien werden in Salalah gebraucht, weil Wohnviertel entlang des Meeres abgerissen wurden, um Platz für Hotels zu schaffen und für die Neubauten der Zwangsumgesiedelten. In der Nähe des freigeschaufelten historischen Ortes Al-Baleed steht ein Weihrauchmuseum, um an die Tradition der Gewinnung und des Handels mit getrockneten Gummiharz zu erinnern. Indes nimmt der Weihrauch den geringsten Platz im Museum ein. Stattdessen werden die Erfolge des absolutistischen Herrschers präsentiert. Sein Sultanspalast und die Siedlung seiner Bediensteten, die alle Einrichtungen einer modernen Stadt enthalten soll, liegt neben dem Museum, ist aber durch eine hohe Mauer abgeriegelt. Verlässt man Salalah und fährt zum Grab des moslemischen Hiob, sieht man die Weihrauchbäume, terrassenförmig an den Hängen gepflanzt. An Hiobs Grab wird ein Abdruck seines Fußes gezeigt, der menschliches Maß übertrifft und den der Heilige vor über 2000 Jahren in frischen Beton gedrückt hat. Das können nur Heilige!

Das Museum des Weihrauchlands bietet einen kurzen Überblick über die Geschichte Omans und des Weihrauchhandels; zum anderen jedoch dient es dem Lob und Preis des Sultans. In Museums Nähe befindet sich die Ausgrabungsstätte des antiken Weihrauchhafens Al-Baleed, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Das Museum des Weihrauchlands bietet einen kurzen Überblick über die Geschichte Omans und des Weihrauchhandels; zum anderen jedoch dient es dem Lob und Preis des Sultans. In Museums Nähe befindet sich die Ausgrabungsstätte des antiken Weihrauchhafens Al-Baleed, der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Weniger Allah, sondern die Gefahr vor Piraten bestimmte den Kurs des Schiffes durch den Golf von Aden. Wasserschläuche mit Spritzen wurden an Bord installiert, mehr Wachen auf die Brücke beordert und der Kapitän informierte über die Maßnahmen gegen mögliche Freibeuter und welche Hilfen ein internationales Sicherheitssystem bietet.

Nichts von alldem wurde gebraucht. Allerdings musste das Schiff auf halber Strecke Saudi Arabien anlaufen, um einen Passagier ins Krankenhaus zu bringen. Die Zeit des Umweges fehlte in Aqaba, Jordaniens einziger Hafenstadt, sodass wir nach dem Einlaufen nur noch durch den Souk streifen und an der Promenade spazieren konnten. Dafür bot der nächste Tag umso mehr: Zuerst Petra, dann reichlich Schnee.

Schnee in Petra

 

Am Ausgang der Schlucht steht das berühmteste Bauwerk Petras, das fast 40 Meter hohe und 25 Meter breite „Schatzhaus des Pharao“, das in Wirklichkeit eines der zahlreichen Felsgräbern ist.

Am Ausgang der Schlucht steht das berühmteste Bauwerk Petras, das fast 40 Meter hohe und 25 Meter breite „Schatzhaus des Pharao“, das in Wirklichkeit eines der zahlreichen Felsgräbern ist.

Petra, von Archäologen das achte Weltwunder der Antike genannt, eine Stadt, abgeschottet in einem Labyrinth tiefer Täler und Schluchten, errichteten die Nabatäer weit vor Christi Geburt und schmückten sie prächtig mit Grabmälern und Fassaden, Theatern und Treppen, die aus den Felsenwänden heraus gehauen sind. Wir durchquerten eine 1200 Meter lange, tiefe und enge Schlucht mit in den Felsen gemeißelten Kultnischen und Wasserkanälen. Eine mit Wasser zum Waschen, die andere für Trinkwasser. Wir passierten eine Gerichtsstätte, aus den Felsen geschlagen, die je einen Platz für die Parteien und zwischen ihnen für den Richter bot. Während der Verhandlung fiel der Blick der Beteiligten auf ein Relief ihrer Gottheit, die für Gerechtigkeit sorgen sollte. Unvermittelt standen wir vor der 43 Meter hohen Front des Schatzhauses, der schönsten Fassade Petras. Schatzhaus deshalb, weil im 19. Jahrhundert Beduinen annahmen, dass Gold in einer Urne verborgen sei. Sie feuerten darauf, aber statt Gold bröckelten nur Steinchen herab. Die Einschüsse sind bis heute zu sehen. Dass die Fassade auch ein Kalender ist, erkannte man erst spät. Ignoriert man die Stufen, die seitlich des Schatzhauses in die Höhe führen, und folgt dem Hauptweg, weitet sich das Tal und weitere reich verzierte Königsgräber werden sichtbar. Das Größte wurde in byzantinischer Zeit zu einer Kirche umgewandelt.

Entlang der einstigen Hauptverkehrsachse Petras haben die in den Fels gehauenen Grabtempel die Jahrtausende überdauert haben, während die Wohnhäuser der Nabatäer längst zerfallen sind.

Entlang der einstigen Hauptverkehrsachse Petras haben die in den Fels gehauenen Grabtempel die Jahrtausende überdauert haben, während die Wohnhäuser der Nabatäer längst zerfallen sind.

Zwischen den Gräbern steht ein Theater, deren ansteigende Ränge aus dem Felsen heraus geschlagen sind. Durch das Zentrum Petras führt eine Säulenstraße, von wo der einzige gemauerte Bau, der Haupttempel der Nabatäer, zu sehen ist. Zur Kreuzritterburg und 800 Stufen zum Kloster verhinderte erst Nieselregen, dann ein  kräftiger Schauer. Und dann geschah etwas, was wir für unmöglich hielten: Es schneite. Nach kurzer Zeit war alles mit Schnee bedeckt. Als wir die Höhen Petras verließen und uns Aqaba näherten, wurde aus Schnee Regen und vor dem Hafen endete der Niederschlag. Kalt und ungemütlich blieb es dennoch. Mit einem Getränk zum Aufwärmen verließen wir Aqaba in Richtung Suez-Kanal.

Für die Passage durch den Kanal benötigte man mehr als zehn Stunden, in denen man vom oberen Deck weit in das umliegende Land blicken konnte. Auffällig waren die hohen Mauern und Zäune sowie unzählige Wachtürme, Kasernen und Soldaten. Es schien, als müssten sich die Herrschenden gegen die ägyptische Bevölkerung schützen, um sich den Kanal als Einnahmequelle zu sichern. Als wir das Mittelmeer erreichten, lag Asien hinter uns und damit der Sonnenschein. Europas Winterwetter erwartete uns.

Zurück in Europa

Vom Orient zum Okzident. Geographisch gehört Zypern zwar zu Asien, aber politisch und kulturell zu Europa. Der christliche Heilige aus byzantinischer Zeit dokumentiert die Zugehörigkeit Zyperns und Limassols zur abendländischen Kultur.

Vom Orient zum Okzident. Geographisch gehört Zypern zwar zu Asien, aber politisch und kulturell zu Europa. Der christliche Heilige aus byzantinischer Zeit dokumentiert die Zugehörigkeit Zyperns und Limassols zur abendländischen Kultur.

Überraschung: Aphrodite empfing uns auf ihrer Insel Zypern mit Sonnenschein – allerdings weniger warm als in den Wochen zuvor. Schal und Pelz brauchte man jedenfalls noch nicht. Nach zahlreichen Ausflügen mit dem Bus waren wir fit und froh, endlich wieder in die Pedale zu treten. Auf dieser Radtour waren Steigungen nicht zu überwinden, sodass jeder locker die Kilometer vorbei an Orangenplantagen, Olivenhainen und Erdbeerfeldern schaffte. Unterwegs probierten wir eine Orange, sie war schrecklich sauer. Im Gegensatz zu einem frisch gepressten O-Saft, der an einer ehemaligen Kreuzfahrerburg angeboten wurde.

Regenfälle sind eher selten in Limassol, sodass die vielen Schirme eigentlich nicht notwendig sind.

Regenfälle sind eher selten in Limassol, sodass die vielen Schirme eigentlich nicht notwendig sind.

Unweit dieser Festung befinden sich die Anlagen der modernen Kreuzzügler: Ein Militärflugplatz für Einsätze in Syrien und gewaltige Antennen zum Aushorchen des Nahen Ostens. Auf der Straße durch das Sperrgebiet darf weder gehalten, geparkt und schon gar nicht fotografiert werden. Zum Glück hatte niemand eine Panne. Wer weiß, was geschehen wäre. Wahrscheinlich hätten wir das Kloster des Heiligen Nikolaus und der Katzen nicht anfahren dürfen. Über einen Salzsee ohne Salz und Wasser ging es ins Zentrum Limassols, wo die Burg, in der einst Richard Löwenherz weilte, und die meisten Läden geschlossen waren. Offen waren die Restaurants, die mit einem Plätzchen in der Frühlingssonne lockten.

Europas Kulturhauptstadt

Mdina liegt im Zentrum der Insel Malta auf einem 185 Meter hohen Plateaus, dessen Hänge steil aufragen. Wegen dieser günstigen Lage bauten die Phönizier und die Römer den Ort als Festung aus. Nach der Eroberung im 9. Jahrhundert nannten die Araber den Ort: die von Mauern umgebene Stadt, Mdina.

Mdina liegt im Zentrum der Insel Malta auf einem 185 Meter hohen Plateaus, dessen Hänge steil aufragen. Wegen dieser günstigen Lage bauten die Phönizier und die Römer den Ort als Festung aus. Nach der Eroberung im 9. Jahrhundert nannten die Araber den Ort: die von Mauern umgebene Stadt, Mdina.

Über Valletta, Europas Kulturhauptstadt 2018, ging bei der Einfahrt die Sonne auf, sodass der helle Kalkstein, Baustoff der Stadt, strahlte. Die beiden Häfen, von den Befestigungsanlagen der Kreuzritter und Briten eingefasst, schienen zu klein für ein größeres Schiff.

In Mdina scheint die Zeit still zu stehen. Tagsüber gibt es einige Besucher, die durch das Stadttor schlängeln; ansonsten präsentiert sich der Ort mit seinen schmalen Gassen und den aus dem typischen sandfarbenen Kalkstein errichteten Palästen und Kirchen nahezu menschenleer.

In Mdina scheint die Zeit still zu stehen. Tagsüber gibt es einige Besucher, die durch das Stadttor schlängeln; ansonsten präsentiert sich der Ort mit seinen schmalen Gassen und den aus dem typischen sandfarbenen Kalkstein errichteten Palästen und Kirchen nahezu menschenleer.

Dass sogar Platz für ein zweites mit 6.000 Passagieren war, nahmen wir erst wahr im Hinterland Vallettas, in Mdina, wo wir die Hauptkathedrale Maltas besuchten und einen herrlichen Ausblick über die Insel genossen. Mit einmal waren wir umzingelt von unzähligen Gruppen, die auf Amerikanisch, Chinesisch, Französisch und anderen Sprachen durch die Gassen geschleust wurden. Gleiche Situation in Valletta. Vor dem Eingang der „Nebenkathedrale“, diesen Status hatte die Kirche St. John 1816 erhalten, stauten sich die Besucher und auch sämtliche Sitzplätze vor dem Jugendstil-Café Cordino waren belegt.

Gähnende Leere hingegen in der Nationalbibliothek, in die man ohne Eintritt und gegen Vorlage des Ausweises gelangte. Ein gewaltiges Tonnengewölbe überspannt einen Lesesaal, an dessen Seiten Bücher in bis an die Decke reichende Regale stehen, geordnet von A bis Z. Außer den Lesepulten gibt es in dem Raum Schaukästen mit wertvollen Drucken. Ein Augenschmaus für jeden Bibliophilen – diesmal allein für uns. Im Freien hingegen drängten sich weiter Besucher vor den Kirchen und Palästen. Merklich weniger wurden es, als das Mammutschiff auslief. Bald allerdings mussten auch wir Abschied nehmen von Europas Kulturhauptstadt: Auf Wiedersehen Valletta!

Picasso und Flamenco in Malaga

Das Museo Pompidou an der Costa del Sol kann man besuchen kann, wenn man das Centro de Arte Contemporáneo de Málaga (CAC), ein Museum für zeitgenössische Kunst, das Museo Picasso, welches 204 Werke des Künstlers aus einer Erbenschenkung besitzt, und das Museo Carmen Thyssen mit dem Schwerpunkt auf der Kunst des 19. Jahrhunderts gesehen hat.

Das Museo Pompidou an der Costa del Sol kann man besuchen kann, wenn man das Centro de Arte Contemporáneo de Málaga (CAC), ein Museum für zeitgenössische Kunst, das Museo Picasso, welches 204 Werke des Künstlers aus einer Erbenschenkung besitzt, und das Museo Carmen Thyssen mit dem Schwerpunkt auf der Kunst des 19. Jahrhunderts gesehen hat.

Picasso und Flamenco bestimmten den Besuch in Malaga. Außer bei denjenigen, die von Übelkeit geplagt waren wegen des Seegangs. Die großbürgerliche Wohnung, in der Picasso geboren wurde, verfügt zwar nur über wenige Originalzeugnisse, vermittelt jedoch einen Einblick in die Welt seiner Familie, besonders in die des als Kunsterzieher tätigen Vaters. Auf dessen Nachname Ruiz verzichtete der junge Pablo in Paris zugunsten des Nachnamens der Mutter. Die Kinderfotos Picassos zeigen, dass sich sein Aussehen im Laufe der Jahrzehnte nur wenig geändert hat – ganz im Gegensatz zu seiner Malerei. Die unterschiedlichen Schaffensperioden dokumentiert das Museo Picasso, wunderschön untergebracht in einem ehemaligen Adelspalais und mit Werken aus dem Erbe der Enkel bedacht. An einer großen weißen Wand hängt der Kopf eines Stieres, gestaltet aus einem Fahrradsattel und einem Fahrradlenker. Einfach genial!

Folkloretänze und Volksmusik zum Empfang und zur Begrüßung in Porto. Die zum Tanz getragene Tracht unterscheidet sich durch Schmuck, den verwendeten Stoffen und Kopfbedeckungen von der Alltagskleidung.

Folkloretänze und Volksmusik zum Empfang und zur Begrüßung in Porto. Die zum Tanz getragene Tracht unterscheidet sich durch Schmuck, den verwendeten Stoffen und Kopfbedeckungen von der Alltagskleidung.

In einem umgebauten Renaissance-Palast zeigt das Museo Carmen Thyssen spanische Künstler der vergangenen Jahrhunderte. Die Sammlung interessierte uns, weil sie mit Geld zusammen getragen ist, das die Thyssens im Ruhrgebiet erwirtschaftet haben. Dem Vormittag mit der Malerei folgte die Flamenco-Show einer Tänzerin, einer Sängerin und einem Gitarristen im Museo Interactivo de la Musica. Die Bewegungen der Tänzerin waren derart rasant – beeindruckend wie viele Schritte innerhalb von Sekunden möglich sind – dass man sie nur mit Mühe verfolgen konnte. Wie den Gesangstext, der sich wohl um Liebe oder Sehnsucht drehte und der in Tonhöhe und Tonfolge der arabischen Musik ähnelte. Für mehr Besichtigungen blieb keine Zeit, obwohl Malaga so vielversprechende Museen wie das „Museum des Vereins der Hoffnung“ oder das „Museum des Vereins des Untergangs“ beherbergt. Lediglich zum Verzehr leckerer Tapas reichte es noch.

Porto ist mit dem Südufer über sechs Brücken verbunden. Bedeutsam ist die Bogenbrücke Ponte Dom Luis I im historischen Zentrum und die Ponte Maria Pia, die von Gustave Eiffel mit entworfen wurde.

Porto ist mit dem Südufer über sechs Brücken verbunden. Bedeutsam ist die Bogenbrücke Ponte Dom Luis I im historischen Zentrum und die Ponte Maria Pia, die von Gustave Eiffel mit entworfen wurde.

Durch die Säulen des Herakles ging es vom Mittelmeer in den raueren Atlantik, wo das Schiff schaukelte und noch mehr Reisende seekrank wurden. In Leixoes, dem Hafen von Porto, strahlte indes die Sonne und manche Leiden schienen wie weggeblasen. Eines blieb: Wir verpassten die Portweinkeller. Sie liegen der Altstadt Portos gegenüber auf der anderen Seite des Rio Duoro. Statt des Portweins probierten wir Pastéis de Nata, leckeres Gebäck, von dem man zwei, drei Stücke nacheinander genießen kann. Wir bewunderten die Azulejos, die viele Gebäude zieren. Eindrucksvoll sind diese Fliesen im Bahnhof Sao Bento, wo sie Szenen aus der Geschichte Portugals und des Landlebens darstellen. Wegen der Fliesen hielten sich augenscheinlich mehr Menschen in der Bahnhofshalle auf als wegen der Züge. Ähnlich der Eindruck vor einer Buchhandlung. Die Livraria Lello sucht man nicht zum Kauf eines Buches auf, sondern um zu erkunden, ob sich Joanne K. Rowling hier Inspirationen für Harry Potter geholt hat. Weil so kein Umsatz zu erzielen ist, nimmt die Buchhandlung vier Euro Eintritt, die beim Kauf eines Buches verrechnet werden. Obwohl sich im Bahnhof Sao Bento und vor der Livraria selbst im Winter Touristen stauten, war Porto angenehm gelassen.

Über die Normandie zurück nach Hamburg

Der Bahnhof São Bento wurde 1930 mit außergewöhnlichen Azulejo-Bildern gestaltet, die historische Szenen und das Alltagsleben auf dem Land oder die Geschichte des Transportwesens darstellen.

Der Bahnhof São Bento wurde 1930 mit außergewöhnlichen Azulejo-Bildern gestaltet, die historische Szenen und das Alltagsleben auf dem Land oder die Geschichte des Transportwesens darstellen.

Geruhsamkeit war dahin, als ein Sturm mit meterhohen Wellen im Golf von Biskaya drohte. Um dem zu entkommen, wurde nicht der spanische Hafen Ferrol, sondern Honfleur in der Normandie angelaufen. Mit beißender Kälte und geschlossenen Häusern wie das des Komponisten und Pianisten Erich Satie (1866–1925) und das des Malers und Vorläufer des Impressionismus Eugène Boudin (1824-1898) empfing uns die reizvolle Hafenstadt. Statt der Bilder von Claude Monet oder Auguste Renoir bot uns Honfleur einen anderen Leckerbissen: Haifischflosse. Haie hatten wir auf der gesamten langen Reise nicht gesehen, aber nun verspeisten wir im letzten Hafen vor Hamburg genussvoll dessen Flossen.

Wie Honfleur schätzten die impressionistischen Maler auch das nahe gelegene Deauville, eines der elegantesten normannischen Badeorte mit prächtigen Villen, einem breiten Sandstrand und einer hübschen Promenade, an der berühmte Filmschaffende verewigt sind. Während wir beim Spaziergang vor Kälte froren, dampften die Pferde, die am Strand trainiert wurden. Unter Heizstrahlern und einem heißen Kakao bestaunten wir die kostbaren Pelze, die am Café de Paris vorbei flanierten. Auf dem Schiff galt es Abschied zu nehmen von den Freunden, mit denen wir 117 Tage geteilt hatten, und von den Personen, die uns 117 Tage an Bord versorgt und betreut hatten.

Frühmorgens fuhren wir an den Hamburger Landungsbrücken vorbei, wendeten an der Elbphilharmonie und wie bei der Abfahrt krachte und böllerte es: Ein Feuerwerk zum Willkommen! Wehmütig verließen wir die AidaCara, die 117 Tage unser Zuhause war. Mit dem Stau auf der Autobahn hatte uns die Heimat wieder und die Weltreise war Erinnerung.

Raushier-Reisemagazin

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