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Azoreninsel São Miguel: Von Ananasplantagen und heißen Badebecken

Ana Arruda blickt nachdenklich in die Ferne. Sie sitzt im weitläufigen Garten ihrer Ananasplantage auf der Azoreninsel São Miguel. Vor 17 Jahren ist sie aus Lissabon auf die Plantage ihres Großvaters zurückgekehrt, die davor von ihrer Mutter betrieben wurde. Jetzt ist es an der Zeit, einen Nachfolger zu finden, denn der Besitz soll auf jeden Fall in der Familie bleiben. Ihre Tochter hat sich beruflich ganz anders orientiert. Als Diplomatin reist sie um die Welt. Doch ihr Sohn und Schwiegersohn zeigen Interesse und vielleicht wird eines Tages eines ihrer Enkelkinder die Plantage leiten.

Die Familie Arruda ist seit 300 Jahren auf São Miguel vertreten. Zunächst besaßen sie eine Orangenplantage, doch dann fielen die Orangenbäume auf der ganzen Insel einem Schädling zum Opfer und auch die Arrudas mussten schleunigst umdenken. Die Ananaspflanze wurde ursprünglich als Ziergehölz auf den Azoren eingeführt, erst spät entdeckte man ihr Potential.

Schließlich experimentierten die Plantagenbesitzer mit dem kommerziellen Ananasanbau auf São Miguel, bauten Gewächshäuser aus Glas und hatten Erfolg. Die Azoren-Ananas ist etwas ganz Besonderes, die Arrudas sind sehr stolz auf „ihre“ Früchte. Viele leckere Produkte werden auf der Insel aus Ananas hergestellt, etwa Likör und Marmelade.

Auf den Azoren befindet sich der Tourismus noch in den Kinderschuhen. Zwischen dem portugiesischen Festland und Amerika gelegen, sind sie ein noch fast unentdecktes Juwel. Das haben die Azoren nicht zuletzt ihrem etwas launischen Wetter zu verdanken, denn für einen reinen Badeurlaub sind sie nur bedingt geeignet. Hier folgen auf Sonnenschein oft Regen, Nebel oder Wolken.

Die meisten Touristen, die die Azoreninseln besuchen, sind Festlandportugiesen oder nach USA oder Kanada ausgewanderte Azorianer, die im Sommer ihre alte Heimat besuchen. Denn die früher bitterarme Bevölkerung war in der Vergangenheit auf der Suche nach Arbeit oft gezwungen, ihre geliebten Inseln zu verlassen.

Saubere Luft, breite Strände und zahllose Naturschönheiten

Doch immer mehr Mitteleuropäer verfallen dem Reiz der Azoren, auf denen es mehr Kühe als Einwohner gibt: Saubere Luft, breite Strände und zahllose Naturschönheiten machen die von Wanderwegen durchzogene Hauptinsel des Archipels, São Miguel, zum perfekten Urlaubsziel.

Auch die Enkelkinder von Ana Arruda verbringen hier gerne ihre Ferien. Sie lieben die Gegend um Sete Cidades im Westen der Insel. Die schmalen Wanderwege sind gesäumt von leuchtend blau blühenden Hortensienhecken, saftig grünen Wiesen, auf denen schwarz-weiße Kühe grasen und hin und wieder erhascht man einen Blick auf den tiefblauen Atlantik. Vom „Vista do Rei“ aus hat man eine atemberaubende Aussicht auf die beiden direkt hintereinander liegenden Kraterseen Lagoa Azul und Lagoa Verde, um die sich viele Legenden ranken.

Nach Caldeira Velha wird von den Arrudas ebenfalls immer ein Besuch eingeplant. Dort steht dann ein Bad in den heißen Quellen mitten im Wald auf dem Programm, das wunderbar entspannend wirkt. Und von dem kleinen Wasserfall im hintersten Becken erhält man gleich noch eine kostenfreie Dusche. Der romantische Weg vom Parkplatz durch den Wald, gesäumt von hohen Baumfarnen, führt direkt zu den heißen Badebecken, die von großen Lavasteinen eingefasst sind. Zu verdanken hat São Miguel die vielen heißen und warmen Badebecken 26 ruhenden Vulkanen, ebenso ihre zahlreichen schwarzen Sandstrände.

Der geheimnisvolle Feuersee

Nicht weit weg von Caldeira Velha liegt der geheimnisvolle Lagoa do Fogo (Feuersee), der sich oft in Nebel hüllt, in einem Vulkankrater. Der Abstieg zum schneeweißen Sandstrand (zerriebener Bimsstein) erfolgt durch einen schmalen Pfad durch niedriges Buschwerk und wohlduftende Kräuter, der steil nach unten führt. Am Seeufer angekommen, findet man immer einen ruhigen Platz für ein Picknick und eine frische Ananas darf als Nachspeise natürlich nicht fehlen. Dazu gibt es eine Tasse Azorentee, denn hier, auf São Miguel, wächst echter Biotee in Europas einzigen Teegärten.

Ein vom Vulkan gekochtes Mittagessen steht auch auf dem Programm von Anas Enkelkindern, wenn sie ihre Großmutter besuchen. Bei Furnas im Osten von São Miguel kann man den mitgebrachten Eintopf einfach mit Hilfe der Ranger in einem gusseisernen Topf in der Erde eingraben und nach einigen Stunden kann das fertige Mahl wieder ausgegraben und an einem der vielen Picknickplätze rund um den See verzehrt werden. Ein Spaß für die ganze Familie!

Infos über São Miguel:

Anreise: Es gibt Direktflüge nach São Miguel von Deutschland aus, außerdem ist die Anreise über Lissabon jederzeit möglich. Flugzeit nonstop zwischen vier und fünf Stunden.

São Miguel ist die größte Insel der Azoren, die aus neun bewohnten Inseln bestehen. Die Inselgruppe gehört politisch zu Portugal. Sie zählt zur Ostgruppe des Archipels und hat eine Fläche von 746,8 Quadratkilometern. Die Insel ist 63,7 km breit und 16,1 km lang. Auf São Miguel leben gut 140.000 Menschen, davon etwa 65.000 im Hauptort Ponta Delgada.

Lage der Azoren: Im nördlichen Atlantik, etwa 1.500 km von der portugiesischen Küste entfernt. Die kürzeste Entfernung (Insel Flores) zum nordamerikanischen Festland (Neufundland in Kanada) beträgt 2342 km.

Klima: Aufgrund der Lage mitten im Atlantik ist das Klima auf den Azoren sehr mild und es gibt keinen großen Unterschied zwischen Sommer und Winter. Die Durchschnittstemperatur tagsüber liegt im Winter bei ungefähr 17 Grad, im Sommer bei 25 Grad. Ebenfalls aufgrund des Atlantiks ist die Luft auf den Azoren relativ feucht, man kann auch sagen, dass es in den Sommermonaten tropisch feucht ist.

Wetter: Das Azorenwetter ist launisch. An einem Tag ist oft alles dabei: strahlender Sonnenschein, Nieselregen, Wolken, Nebel und ein heftiger Regenschauer.

Reisezeit: Beste Reisezeit ist von Juli bis September. Die Azoren sind ein Ganzjahresziel. In den Wintermonaten kann es allerdings sehr kühl und feucht werden. Viele Hotels sind das ganze Jahr über geöffnet und verfügen über Heizung in den Zimmern.

Zeitzone: Zwei Stunden Zeitverschiebung, von der mitteleuropäischen Zeit müssen zwei Stunden abgezogen werden.

Unterkunft: Es empfiehlt sich ein Hotel in der Mitte der Insel zu buchen (z. B. bei Ribeira Grande/Nordküste oder Caloura/Südküste), damit man mit dem Mietwagen bequem die westliche und dann die östliche Inselhälfte abfahren kann. Eine sehr gute Adresse ist ist Caloura Hotel Resort.

Mietwagen: Es gibt mehrere große Mietwagenanbieter, allerdings sollte man in der Hauptsaision das Mietauto schon von zu Hause aus buchen.

Das sollte man sich auf São Miguel nicht entgehen lassen:

 

 

Raushier-Reisemagazin

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